Wie stand Jesus zu den Sadduzäern?

6 Antworten

Hallo WildChildK,

zusätzlich zu den bereits hier genannten Punkten (Oberschicht, Auferstehungsglaube...) eine Ergänzung: Es gab theologische Ausrichtungen der Pharisäer und der Sadduzäer, die sich auf die Bibel bezogen. Für die Pharisäer galten die Teile Tora („Weisung“), Nevi’im („Propheten“) und Ketuvim (andere Bücher), während die Saduzzäer nur die Tora anerkannten.

Als Jesus nach dem Hauptgebot gefragt wurde und er das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe nannte, schloss er (Mt 22,40): An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

Damit zeigt er, dass er eine größere Nähe zu den Pharisäern als zu den Sadduzäern hatte.

Die Sadduzäer waren die eigentlichen Gegenspieler von Jesus (zu seiner Lebenszeit), und nicht die Phärisäer, wie die Evangelisten uns Glauben machen wollen.

Die Sadduzäer waren keine Angehörigen einer anderen Religion, sondern natürlich ebenfalls Angehörige der jüdischen Religion. Sie entstammten aus den 30 reichsten Familien in Jerusalem und profitierten vom Tempelkult als eine bedeutende Einnahmequelle. Da sie mit der römischen Besatzungsmacht kooperierten, galten sie den Zeloten als Kolaborateure und stießen bei Jesus und seinen Anhängern auf die gleiche Ablehnung wie die römische Besatzungsmacht selbst.

Nach der Zerstörung des Tempels spielten die Sadduzäer keine Rolle mehr und die Pharisäer übernahmen die Rolle der Bewahrer des jüdischen Glaubens. Da sie verständlicherweise die posthume Vergottung des Wanderpredigers ablehnten, "rächten" sich die Evangelisten, indem sie die Verantwortung am Tod von Jesus den Juden in die Schuhe schoben. Und den Konflikt mit den Pharisäern projizierten sie in die Lebenszeit Jesu zurück. So entsteht beim unbedarften Bibelleser der Eindruck, Jesus und die Pharisäer hätten über Kreuz gelegen. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Jesus hatte viele Gemeinsamkeiten mit den Pharisäern, war teilweise mit ihnen befreundet. Die Pharisäer waren auch sehr beliebt im Volk, da sie keine Opfergaben verlangten.

Mt 3,7
7 Als er nun viele Pharisäer und Sadduzäer sah zu seiner Taufe kommen, sprach er zu ihnen: [a ] Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiß gemacht, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?
a) Kap 23,33
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Mt 16,6
6 Jesus aber sprach zu ihnen: [a ] Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!
a) Lk 12,1
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Apg 5,17
17 Die Apostel vor dem Hohen Rat
Es erhoben sich aber [a ] der Hohepriester und alle, die mit ihm waren, nämlich die Partei der Sadduzäer, von Eifersucht erfüllt,
a) Kap 4,1; 4,6
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Die Sadduzäer waren eine Sekte. Sie sagen es gebe keine Auferstehung. (Apostelgeschichte 5,17 u.23,8)

Jesus sagte seinen Jüngern, sie sollten sich davor hüten, sich mit dieser Lehre zu verunreinigen. (Matthäus 16,6 u.f.)

Die Sadduzäer glaubten weder an die Auferstehung, noch an Engel oder Geister. Sie glaubten, dass die Seele mit dem Körper starb. Als sie Jesus mit dieser Frage konfrontierten, belehrte Jesus sie, dass es ein Leben nach dem Tod gibt (Matthäus 22,23-33).

Die Sadduzäer hielten sich strikt an das Gesetz des Moses. Sie glaubten, dass Gott die Sünden eines Menschen während seines Lebens bestrafte und dass der Mensch einen freien Willen hätte und zudem die Kraft, um seine Leidenschaften zu unterdrücken. Infolge dieser Einstellung waren sie strenge Richter.

Der Herr Jesus warnte seine Jünger vor ihren Lehren und brandmarkte sie als „Otternbrut" (Matthäus 3,7).


Kuppelwieser  16.02.2016, 22:51

Da waren ja die Sadduzäer verhältnismäßig vernünftige Leute, wen sie nicht an eine "Auferstehung" glaubten. Und wenn Jesus das "Ottergezücht" wirklich gebrauchte, dann hieße das ja, dass er die Schöpfung Gottes missachtete! Auch wieder so ein Paradoxon in der Bibel!

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chrisbyrd  17.02.2016, 14:48
@Kuppelwieser

Jesus belehrte die Sadduzäer, dass bereits in den Büchern des Mose von der Auferstehung und dem ewigen Leben die Rede ist. Deshalb erstaunten sich die Zuhörer über seine Rede.

Jesus widerlegte also die falschen Ansichten der Sadduzäer. Deshalb konnte er sie auch "Ottergezücht" nennen, da sie die Menschen auf den falschen Weg führten. Anstatt das Volk zu Gott zu führen (was sie als Schriftgelehrte hätten tun sollen), brachten ihre Irrlehren die Menschen von Gott weg. Deshalb tadelt Jesus sie völlig zu recht.

Warum sollte es eine Missachtung der Schöpfung sein, wenn Jesus, der selbst die Welt erschaffen hat (vgl. Johannes 1), die Sadduzäer zurechtweist?

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stine2412  20.10.2021, 11:02
@Anastasia65

Den gleichen Gedanken hatte ich auch, als ich chrisbyrds Worte las!😁

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chrisbyrd  20.10.2021, 16:12
@Anastasia65

Es wäre schön, wenn Jesus mit den modernen (leider häufig liberalen und bibelkritischen) Theologen mal Klartext reden würde... ;-)

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