Wie schwer sind die Physik-Klausuren?

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Hallo, die Leute denken immer, nur weil es in Physik keinen NC gibt, wäre das ein einfacher Studiengang. Dem ist aber nicht so! Schon in den ersten Wochen ist die Abbrecherquote sehr groß. Und zwar schon vor den ersten Klausuren überhaupt! Warum? Weil die meisten überhaupt nichts kapieren? Nicht, weil sie blöd sind, sondern weil sie die Voraussetzungen einfach nicht mitbringen. Absolute Vorraussetzung sind demnach sehr gute Leistungen in den Naturwissenschaften. In erster Linie natürlich Physik. Ebenso ist Mathematik von entscheidener Bedeutung. Ohne Mathe funktioniert Physik nicht! Ideal wäre ein sehr erfolgreich besucherter Leistungskurs in erster Linie in Mathematik! Leider bringen diese Voraussetzungen viele Studienbewerber nicht mit, weshalb diverse Vorkurse an den Universitäten angeboten werden. Aber die paar Wochen können natürlich nicht aubügeln, was jahrlang vorher nicht gelernt wurde. Wenn Du Dich für diesen Studiengang interessierst, dann solltest Du Deine Leistungen realistisch einschätzen. Und ja, die Klausuren sind schwer! Zumindest für den, der den Stoff nicht beherrrscht. Denn auch im Studium selbst muss man viel lernen. Sonst wird das nichts!

Die Frage darf man so nicht stellen. Für Studenten, die den Stoff gelernt und verstanden haben, sind Klausuren leicht. Für andere, die nicht den nötigen Geist dafür haben oder lieber ihre Zeit mit Dingen außerhalb der Physik verbringen, sind sie unüberwindlich schwer.

In den Anfangssemestern sind die Durchfallraten selten kleiner als 30 %, oft eher bei 50 %.Ein wesentlicher Grund für die hohen Durchfallraten ist auch, dass die Studenten allen Schulstoff vergessen haben, in der Schule sich nur von Klassenarbeit zu Klassenarbeit durchgehangelt haben. Fragt man in den Klausuren nach Stoff der Oberstufe, dann findet man leider kein gespeichertes Wissen. Diese Lücke erschwert natürlich den Einstieg.

Bedauern muss man die Leute, die übere andere Wege als die Schule zum Physikstudium kommen. Denen fehlen die Grundlagen der Gymnasialmathematik und -Physik, die sie mühsam aufarbeiten müssen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – ca. 40 Jahre Arbeit als Leiter eines Applikationslabors

IchWissen  15.06.2011, 20:35

Ergänzung: Studenten können leider nichts dafür, wenn der Stundenausfall an den Schulen dermaßen hoch war, dass der lehrplanmäßige Unterrichtsstoff überhaupt nicht durchgenommen wurde. Dass die Schüler sich von Klausur zu Klausur hangeln müssen, ist leider auch oft unserem unzureichendem Schulsystem zu verdanken. Dummerweise wird den Studieninteressierten bei der Studienberatung auch noch erzählt, dass das Schulwissen nicht so wichtig sei, da im Studium sowieso alles wiederholt würde. Bestenfalls die ersten Wochen wären noch Schulstoff. Danach nicht mehr. Und ja, die Absolventen des zweiten Bildungsweges haben es wirklich besonders schwer. Es sei denn, sie haben wenigstens eine zum Studiengang passende Ausbildung absolviert. Als wäre das nicht genug. Den Rest erledigt das Turboabi und die Bachelorstudiengänge.

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jorgang  16.06.2011, 11:26
@IchWissen

Auch dazu eine Anmerkung: Meiner Meinung wäre es erheblich sinnvoller, den Schulstoff dramatisch zusammen zu streichen. Man sollte sich auf das Basiswissen und die Methodik konzentrieren. Was nützen Unmengen von Fakten, die niemand auf Dauer im Kopf behält. Das gilt aber nicht nur für Physik, Chemie, Mathe.Es gibt nichts Schrecklicheres als einen Hochschulabsolventen zu erleben, der in einer fachlichen Präsentation vor großem Auditorium Unmengen von Rechtschreibfehlern hat. Der mag perfekt die deutsche Literatur kennen, Latein und Griechisch gelernt haben, aber zum Repräsentanten seines Faches für die Öffentlichkeit taugt er nichts. Den kann man dann nur in ein Labor stecken, seine Berichte liest man mit Unmut.

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Lass es mich mal so ausdrücken:

Heutige Universitäten sehen sich gezwungen für Erstsemester in Naturwissenschaften einen Grundkurs Rechnen anzubieten.

Jammern dann solche Menschen mit Abitur über schwere Klausuren relativiert sich das von alleine.


jorgang  16.06.2011, 11:30

Ja, das Angebot steht, aber keiner geht hin. Weniger als 10% der Studienanfänger gehen bei uns in den (kostenpflichtigen) Grundkurs. Die Abiturienten meinen, die Berechtigung zum Studium liefert Ihnen auch gleich das Wissen mit. Der Schock kommt dann in den ersten Wochen. Meist totale Selbstüberschätzung in der Euphorie des bestandenen Abis.

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In erster Linie musst du Spaß an Physik haben. Deine bisherigen Noten in Physik zeigen dir, ob du eine Affinität zu Physik hast oder nicht.


peterundderwolf  15.06.2011, 12:45

Naja, ich kenn auch Leute, die hatten in der Schule schlechte Noten in Physik und die haben auch Physik studiert. Und an der Uni gute Noten und Freude am Fach gehabt, bloß an der Schule nicht: Das hängt ganz von den Lehrern ab!

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IchWissen  15.06.2011, 12:57
@peterundderwolf

@ inforfrog! Spaß alleine reicht leider nicht aus!

@peterundderwolf! So kann es natürlich auch gehen. Hierzu muss ich aber sagen, dass es mit zu geringen Vorkenntnissen nur mit hohem Einsatz im Studium selbst oder mit einer sehr langen Verweildauer (in Semestern) an der Uni zu schaffen ist. Auch sind die heutigen Bachelorstudiengänge sehr straff. Das kommt noch erschwerend hinzu!

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Naja schwierig bzw. anspruchsvoll kann man wohl schon sagen.

Es gibt immer solche und solche Klausuren. Das wichtigste ist, dass Du das ganze verstehst, und das geht nur, wenn Du in der Vorlesung bei den Seminaren bzw. Übungen anwesend bist. Bei letzteren kannst Du immer Fragen stellen. Und was am wichtigsten ist: Zuhause heißt es Üben, Üben, Üben bis Dir der Schei...aus den Ohren rausquillt. ;-)

Nach der Klausur...bzw. nach dem Abschluss darfst Du aber auch gerne wieder die Hälfte vergessen. ;-)


jorgang  15.06.2011, 14:01

Widerspruch: Das Erste, was ich in der Mathevorlesung vor zig Jahren von unserem Professor gehört habe war: Ihr braucht nicht in die Vorlesung zu kommen. Wenn Ihr mit der Literatur zu Hause besser lernen könnt, dann lernt dort. Wichtig ist der Abschluss - nämlich die Prüfung. Trotzdem bin ich in die Vorlesung gegangen, denn sie war didaktisch perfekt, und man lernte wirklich was.Heute, als Lehrer an der Hochschule, fiel mir bei den Klausuren des letzten Semesters eine Studentin auf. Sie hatte die beste Physik-Klausur des Semesters geschrieben und ich hatte sie nie in der Vorlesung gesehen. Ich habe sie befragt und sie sagte, sie hätte anhand des Skriptums den Stoff gelernt.

Weiterer Widerspruch: Nach der Klausur darf man nichts vergessen. Den Stoff wirst Du immer wieder brauchen. Vergiss mal die Differential/Integralrechnung, die Funktionentheorie, die Kinematik und Elektrodynamik. Wenn Dir diese und andere Grundlagen in den höheren Semestern fehlen, dann hättest Du lieber vorher Dein Studium abbrechen sollen. Du wirst nie zum Physiker, wenn Du meinst, dass Du nach den Klausuren was vergessen solltest. Als Physiker brauchst Du ein Basiswissen, auf dem Deine ganze Gedankenwelt aufgebaut wird. Ohne Grundlagen kein physikalisches Denken. Prüfungen in den hohen Semestern sind oft so strukturiert, dass kein Wissen sondern Methodik abgefragt wird. Ohne Grundlagen - Bauchlandung.

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ChemAndy  15.06.2011, 15:02
@jorgang

Ich gebe Dir natürlich Recht, dass es erstmal grundsätzlich abhängig vom Lerntyp ist, ob eine Vorlesung sinnvoll ist oder nicht. Ich gebe Dir auch Recht, dass es viel mit den didaktischen Fähigkeiten des Profs zu tun hat. Einigen wir uns darauf, dass die Seminare und Übungen somit das wichtigste für das Lernen sind, insbesondere um auch Rückmeldungen zu erhalten bzw. Fragen stellen zu können.

Das man nach der Klausur nichts vergessen darf...naja es ist das eine. Nun ich komme nicht aus der Physik, sondern aus der Chemie. Und natürlich darf man nie was vergessen, aber trotzdem brauchst Du bei uns nen Dozenten in der Organischen Chemie nicht mit theoretischer Chemie kommen, obwohl die das auch mal irgendwann mal hatten.

Wichtig ist, dass Du weißt wo es steht. Das Du Strukturen erkennen kannst und das Du Lösungen finden kannst. Im wissenschaftlichen Leben hindert Dich niemand daran einen Lösungsweg, den Du vor X Jahren mal gelernt hast, einfach nochmal zu recherchieren.

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jorgang  16.06.2011, 14:53
@ChemAndy

Das kann ich nur unterstreichen. Man soll Handwerkszeug lernen, Methodik zum Lösen von Problemen. Fakten auswenig lernen ist wenig sinnvoll. Die findet man immer wieder in der Literatur. Aber allein das Suchen in der Literatur können viele nicht.

Oft werden in Klausuren unsinnige Fakten abgefragt. Es gibt aber auch einige clevere Lehrkräfte, die in mündlichen Prüfungen den Prüfling an seine Grenzen bringen und er dann zeigen muss, wie er ein Problem angehen würde. Diese Prüfer sind bei den meisten Studenten sehr unbeliebt. Das trennt Spreu von Weizen.

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