Wie rechtfertigen Sie die Umverteilung von vielen armen Menschen auf einen reichen Menschen moral?
Wir leben in einer Gesellschaft, in der sich das Vermögen der Menschen Jahr für Jahr ungleicher verteit. Natürlich ist Lottospielen nicht die Ursache für das Problem und die meisten Multimilliardäre nicht durch Lotto so reich geworden, aber dennoch ist es das, was Lotto macht: Sie nehmen Geld von vielen und konzentrieren es auf weniger Menschen, insbesondere auf sehr wenigen Hauptgewinnern, die dann auf Kosten aller anderen sehr reich werden.
Das ist insbesondere dadurch problematisch, dass gerade arme Menschen besonders häufig Lotto spielen.
Ich weiß, Sie sind Gewinnberaterin und nicht die Person, die die Gewinnspiele selbst organisiert, aber dennoch arbeiten Sie für ein (staatliches) Unternehmen, das die Umverteilung in die falsche Richtung vorantreibt.
Ich weiß, es wird argumentiert, dass das Glücksspielmonopol beim Staat das kleinere Übel ist im Vergleich zu privaten Glücksspielen, aber ist die Sache nicht immer noch moralisch fragwürdig?
MIch würde interessieren wie Sie sich die Arbeit für einen solchen Arbeitgeber moralisch begründen oder ob sie sich die Frage bezüglich der Moral überhaupt schon mal gestellt haben?
Das ist nicht vorwurfsvoll gemeint, aber mich interessiert, wie sehr Lotto-Mitarbeiter wie Sie, aber nicht nur spezifisch Sie, sich mit solchen Themen auseinandersetzen und ob solche kritischen Gedanken bei Ihnen und anderen Beschäftigten überhaupt vorhanden sind und eventuell auch unter Kollegen diskutiert werden.
2 Antworten
Mir ist schon öfter die Frage gestellt worden, warum ich bei einem Glücksspielanbieter arbeite und ob ich das verantworten kann. Darauf kann ich mit einem eindeutigen „Ja“ antworten. Warum? Es gibt seit Urzeiten einen natürlichen Spieltrieb, der viele Menschen in den verschiedensten Spielformen zum Glücksspiel bewegt. Ein komplettes Verbot jeglicher Form des Glückspiels gibt es in Deutschland nicht. Daher kann man an einer Vielzahl von Angeboten teilnehmen. Diese sind aber leider nicht immer legal.
Mein Arbeitgeber ist die Staatliche Lotterie- und Spielbankverwaltung. Wir gehören als Mittelbehörde zum Freistaat Bayern und sind staatlich (wie man am Namen schon erkennen kann). Als Staatsbehörde haben wir den ordnungsrechtlichen Auftrag, diesen Spieltrieb in geordnete Bahnen zu lenken. So steht es in den deutschen Regelungen zum Glücksspiel und das ist unsere DNA. Bei uns kommt es nicht auf Gewinnmaxime an, sondern unsere oberste Prämisse ist, dass das Spiel beim Spaß und Unterhaltung bleibt. Spieler- und Jugendschutz ist uns sehr wichtig und unser Angebot basiert darauf. Das ist bei illegalen Angeboten nicht der Fall. Somit hat der Spielinteressierte bei uns eine legale und dem Spieler- und Jugendschutz gerecht werdende Möglichkeit, Glücksspiel wahrzunehmen. Was viele auch nicht wissen: alle Spieleinsätze, die nicht als Gewinne an Spielteilnehmer ausgeschüttet werden, fließen in Bayern, abzüglich der Betriebskosten, für gemeinnützige Zwecke in den Bayerischen Staatshaushalt. Allein in 2023 waren das in Bayern rund 493 Millionen Euro. Diese Mittel ermöglichen zusätzliche Leistungen insbesondere im Bereich Sportförderung, Kulturförderung, Denkmalpflege und sonstiger öffentlicher Bereiche, die sonst nicht oder nur schwierig realisierbar wären, und kommen damit allen Bürgerinnen und Bürgern im Freistaat zu Gute. Daher arbeite ich gerne bei meinem Arbeitgeber.
Wen es interessiert: wir haben einige Projekte, die aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale und der Sieger-Chance unterstützt werden, gefilmt, damit man mal sieht, wo unsere Gelder hinfließen. Hier der Link zu den Filmen:
Vielen Dank für die ausführliche und ehrliche Antwort und die Einblicke in deine Arbeit und deinen Gedanken dazu.
Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen? Ich, der HERR, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, um jedem Einzelnen zu vergelten entsprechend seinen Wegen, entsprechend der Frucht seiner Taten. Wie ein Rebhuhn, das Eier brütet, die es nicht gelegt hat, so ist, wer ein Vermögen erwirbt, aber nicht auf rechtmäßige Weise; in der Mitte seiner Tage muss er es verlassen, und an seinem Ende ist er ein Narr!