Wie Namen finden für Transmödchen?
Hallo,
ich bin Mutter eines 6jährigen Transmädchens und wir möchten ihren Namen ändern lassen. Der Geburtsname ist Charlie - und damit unisex. Sie wünscht sich aber einen „echten“ Mädchennamen. Naheliegend wäre ja Charlotte, so dass man die Abkürzung Charlie weiter verwenden kann. Mir persönlich gefällt der Name Charlotte nicht so sehr, aber das ist zweitrangig. An alle mit Erfahrung: ist es sinnvoll einen komplett neuen Namen zu wählen oder besser eng am alten Namen zu bleiben?
Wir haben uns diesen Schritt sehr gut überlegt und gehen ihn weil es das Beste für unsere Tochter ist. Bitte daher keine Ratschläge ob man mit 6 schon den Namrn ändern lassen sollte.
2 Antworten
Guten Abend,
Ich möchte mich nicht als Übermutter aufspielen oder ähnliches. Vielmehr möchte ich euch dafür loben, dass ihr eure Tochter so unterstützt. Normalerweise markiert das Leben als ein anderes Geschlecht einen neuen Lebensabschnitt, und deshalb würde ich persönlich zu einem Namen raten, der nicht mit "Charlie" verwandt ist. Solltet ihr jedoch schöne Erinnerungen an "Charlie" haben, könnt ihr auch einen ähnlichen Namen wählen, um diese Erinnerungen zu bewahren. (2. Namen)
Beispiele für solche Namen sind: Charlene, Charles, Charlize, Caroline, Cara, Clara, Clarissa, etc.
Ihr könnt aber auch gerne einen völlig anderen Vornamen als ersten Namen wählen. Einen zweiten Namen müsst ihr nicht zwingend vergeben.(Nur wenn sehr schöne Erlebnisse Vorlagen).
Ich wünsche euch weiterhin alles Gute.
Solltest du weitere Unsicherheiten haben, oder Hilfe/Ratschläge brauchen, kannst du mir gerne privat schreiben;)
Das muss deine Tochter entscheiden. Lass sie Namen ausprobieren. Woher soll sie denn sonst wissen, welchen sie mögen könnte?
Geht zum Beispiel auf Websites mit Listen an Namen, such mit ihr Namen heraus, die sie mag und probiert die nacheinander aus. Wenn ihr einen dann gefunden hat, könnt ihr den dann in eurem Umfeld komplett integrieren, dh. Grundschule etc.
Ich (transmale) bin gar nicht an meinen Geburtsnamen geblieben. Mein neuer Name hat aber ohnehin für mich Bedeutung, er ist russisch und ich habe russische Wurzeln.
Dankeschön! Wir hatten gar keinen Kontakt zu Transpersonen und waren auch am Anfang ganz schön überfordert. Es ist hilfreich, dass unsere Tochter ihre Wünsche so klar benennt. Und wir auch sehen, wie glücklich sie ist. Das macht es für uns leicht ihren Weg mit ihr zu gehen. Bislang hatten wir ein sehr verständnisvolles Umfeld. Vielleicht weil unsere Tochter noch klein ist. Aber ich bin froh, dass sie sich so früh so klar outet. Wir können ihr helfen ihr Leben als Mädchen und später als Frau bestmöglich aufzubauen. Letztendlich wünscht man sich als Eltern ja vor allen Dingen, dass das Kind glücklich wird.
Ich bin mir sicher, dass auch Deine Eltern sich das tief im Herzen wünschen.
Ihr macht das auf jeden Fall schon sehr gut. Transgender ist einfach komplex und man kann nicht alles perfekt machen. Sicher werden euch auch Fehler passieren. Aber das ist okay, weil es eine komplett neue Erfahrung ist und ihr mit eurer Tochter jetzt daran zusammen wachsen und davon lernen müsst.
Denkt daran, dass ihr euch nie alleine fühlen müsst mit eurer Situation! Ihr könnt euch immer Hilfe holen, in Zukunft vielleicht auch Ärzte/Therapeuten, die euch und eure Tochter sicher begleiten könnt. Und ihr könnt auch von mir aus mich im Privaten Chat anschreiben und weitere Fragen stellen, zum Beispiel bezüglich Pubertät, Akzeptanz allgemein in der Gesellschaft, etc. Klar, empfinden Transpersonen ihre Situationen immer individuell, aber falls euch Kontakt zu anderen Transpersonen und deren Erfahrungen helfen könnten, euch sicherer zu fühlen, dann steh ich gerne bereit :)
Ich bin sicher in Zukunft wird Charlie ganz stolz sein so tolerante und liebende Eltern wie euch zu haben :)
Meine Tochter ist erst 6 Jahre alt und ich finde, dass wir ihr Vorschläge unterbreiten sollten. Natürlich muss sie den neuen Namen mögen - das ist klar.
Aber ich würde mich über Deine Einschätzung freuen: für das Umfeld wäre es wahrscheinlich leichter Charlies Namen weiter zu nutzen. Sie trägt schon 3 Jahre Kleider - es würde sich nicht viel ändern.
Oder ist es besser auch dem Umfeld zu signalisieren: ab jetzt bin ich anders? Und das mit einem
komplett neuen Namen zu unterstreichen? Wird es später schlimm sein für sie weiter mit Charlie angesprochen zu werden?
Das sind Fragen, die man schwer für andere beantworten kann: Folgendes ist nur meine potentielle Einschätzung.
Wenn sie Charlie jetzt nicht allzu sehr mit einem aufgedrängtem Männerbild verbindet, denke ich, dass sie potentiell später keine Probleme damit haben wird. Und da sie sich ausleben darf, zum Beispiel seit geraumer Zeit schon Kleider trägt, dann denke ich, dass sie auch keine/kaum Verknüpfung zwischen ‚Charlie‘ und ‚Männerbilder‘ haben wird.
Bei mir war es nämlich genau anders herum: Ich wurde konservativ groß gezogen und hatte immer das Gefühl, dass ich ein Mädchen sein muss. Die Möglichkeit als Junge zu leben habe ich erst mit 14 kennengelernt. 16 Jahre meines Lebens habe ich mich also unter meinen alten Namen als Mädchen durch das Leben ‚geprügelt‘. Das verbinde ich unterbewusst miteinander, weswegen ich unbedingt einen ganz anderen Namen wollte. Deswegen denke ich, dass es bei Charlie anders herum sein könnte. Wenn sie jetzt 6 ist, hat sie ja ca. mit 3 angefangen sichtbar femininer zu leben. Später wird sie sich auch nur an die Zeit gut erinnern können. Ich denke daher, dass es plausibel ist, dass Charlie sich immer als „Charlie, das Mädchen mit tollen bunten Kleidern“ erinnern wird und es daher weniger ein Problem wird.
Ach ja und kleines P.S.: Ich finde es sehr schön, wie ihr auf eure Tochter eingeht und versucht zu ihrem Wohl zu entscheiden und sie dem entsprechend zu begleiten. Ich hätte das auch gebraucht. Das ist Gold wert, allein das macht euch schon zu tollen Eltern! <3