Wie lange dauert es, bis man mit dem Leben im Rollstuhl klar kommt - zumindest ungefähr?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Loumelai,

die vielen Fragen die Dich Quälen hatte jeder von uns Rollifahrern am Anfang auch. Es ist gut das Du sie aussprichst und nicht aussitzt. Wenn Du versuchst Deinen Rollstuhl immer selber zu zu fahren und im Alltag von Anfang so gut wie alles ohne Hilfe erledigst, egal ob wie lange es dauert, dann bist Du schon auf dem besten Weg relativ schnell eine hohe Alltagselbständigkeit zu haben. Manche Rollifahrer brauchen dafür zwei Jahre, andere nur ein Jahr und wieder andere sind schon nach einem 1/2 Jahre so selbständig als würden sie schon mehrere Jahre im Rollstuhl verbringen. Ein guter Katalysator für ein schnelles Zurechtkommen im Rollifahrerleben ist der Sport. Es gibt sehr viele Rollstuhlsportarten. Nicht nur Basketball. Am besten erkundigst Du Dich beim DRS (www.drs.org).

Sich draußen mit dem Rollstuhl und in der Geselllschaft sicher zu fühlen erlernt man genauso wenig durch Vermeidung, sondern nur wenn man es immer wieder versucht. Je mehr Du Dich ins richtige Leben und unter ganz normale Menschen wagst, desto mehr schwindet Deine Unsicherheit. Auch Deine Geschicklichkeit verbessert sich von Monat zu Monat wenn Du versuchst Dich genuso selbstverständlich wie jeder andere in Geschäftsräumen und Restaurants auf zu halten. Irgend wann wirst Du gar nicht mehr darüber nachdenken ob Du ungeschickt wirkst oder irgend wo gegen fährst. Irgend wann gehört Dein Rollstuhl genauso zu Dir wie Deine Schuhe oder Deine Brille.

Das einzige was Du kaum beeinflussen kannst ist das Du mit Deinem Rollstuhl auffällst. Selbst nach 3 Jahren Rollstuhl habe ich mich nicht daran gewöhnen können wünsche mir an manchen Tagen immer noch unsichtbar zu sein. Nur wenn ich Schwimmen gehe oder mit dem Liegehandbike fahre werde ich nicht sofort alls Rollifahrer erkannt. Die Menschen begegnen mir dann auf "Augenhöhe" und gehen ganz anders mit mir um. Ich suche diese Rückzugsorte inmitten von Nichtrolllifahrern regelmäßig ganz gezielt auf und tanke dabei regelrecht auf. Auch Du solltest Dir einen Rückzugsort suchen in dem Deine Behinderung nicht im Mittelpunkt steht, sondern nur Du, damit Du ab und zu Du selbst sein kannst.

Was die Berufswahl angeht hast Du viele Möglichkeiten. Welchen Weg Du einschlägst hängt nicht so sehr von Deiner Behinderung ab, sondern vielmehr von Deinem Durchsetzungsvernögen. Ich kenne Rollifahrer die arbeiten als Chirurg, als Koch, als Erzieher, als Automechaniker und einer hat sogar Sport studiert. Die Menschen mit denen Du bei der Berufswahl zu tun hast wissen nicht was Rollifahrern alles können. Ihr Wissen und Denken ist geprägt von dem was uns in der Gesellschaft über Rollifahrer beigebracht wird. Um Deinen Traumberuf erlernen zu dürfen mußt Du sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Doch wenn Du den Mut nicht verlierst Deinen und nicht den Weg der anderen zu gehen, dann wirst Du Deine Ziele ereichen.

Wenn eine Rehaklinik sehr gut ist, wird sie nicht nur mit Dir, sondern auch mit Deinen Eltern üben in Deinem neuen Leben zurecht zu kommen. Sollten Deine Eltern Dich zu sehr bemuttern, dann rede mit dem Klinikpersonal. Genauso wie Du müssen auch Deine Eltern lernen über ihren Schatten zu springen. Nicht nur für Dich, auch für Deine Eltern ist es verdammt schwer Dein neues Leben als Rollifahrer als Chance und nicht als Einschränkung und Belastung zu sehen. Wenn Du Deine Unabhängigkeit nicht einforderst, werden sie Dich bis ins hohe Alter bemuttern. Das Disneyland Paris ist der einzige Vergnügungspark in Europa, der so angelegt wurde das Rollifahrer sich dort völlig autarg fortbewegen können ohne sich umsetzten zu müssen oder von einer Begleitperson begleitet zu werden. Der Park ist sehr barrierefrei und das Personal gut geschult. Eigentlich der perfekte Ort um mit Deinen Eltern das loslassen und selbständig werden gemeinsam zu üben.

Der Rollitrekker

Es kommt auf den Menschen an. Ein Mensch kann die Situation schnell verdauen und sich daran schnell gewöhnen, ein anderer verkraftet das bis an sein Lebensende nicht. Das sich deine Eltern sorgen machen, wird wahrscheinlich lang anhalten, deshalb hilft nur auf das zu warten, was die Zeit einem bringt.....

Das mit der Angewohnheit ist denke ich mal ne schwere Frage, ich denke das kommt je nach Person drauf an - wie schnell orientiert sie sich im beschränkten Zustand etc... Und Eltern machen sich nun einmal immer Sorgen... Ich denke diese Sorge wird sich auch mit der Zeit lindern, wenn sie sehen, dass du mit dem Rolli besser zu recht kommst als jetzt.

also einen wirklichen ratschlag kann ich dir natürlich ncicht geben, weil ich nicht in der gleichen situation bin und mir bestimmt auch garnicht wirklich vorstellen kann wie das wäre...aber mein bester freund sitzt jetzt seit seinem schlimmen unfall vor drei jahren im rollstuhl und er ist eigentlich psychisch relativ schnell darüber hinweg gekommen (insofern man das jemals wirklich kann)...ich glaube das hängt auch ganz vom menschen ab, wie schnell man sich mit der neuen situation abfindet und versucht sich an sein neues leben weitesgehend zu gewöhnen...dadurch, dass ich natürlich relativ viel mit meinem besten freund mache, weiß ich, wie umständlich das oft ist sachen zu machen, die für mich zum beispiel vorher ganz normal waren...aber ich glaube, man muss einfach versuchen, dass beste draus zu machen und sich nicht psychisch zu zerrütten...denn trotzdem stehen dir noch viele möglichkeiten in deinem leben offen und du kannst immer noch viele tolle sachen erleben...ich würd versuchen positiv zu bleiben und neue erfahrungen zu sammeln, was das leben mit rolli angeht...das mit dem basketball hört sich meiner meinung nach, nach gar keiner schlechten idee an, denn da sind lauter leute, die vielleicht ähnliche sachen wie du erlebt haben und mit denen du sich austauschen kannst, außerdem zeigt das vielleicht was für ein angebot auch für rollstuhlfahrer zum teil besteht und es hilft dir glaube ich bestimmt, dich ein wenig an die veränderte situation zu gewöhnen und du lernst zusätzlich noch neue nette leute kennen...ich glaube, was deine eltern angeht, ist es für sie fast genauso ungewohnt und schwierig wie für dich und sie müssen sich genau wie du erst "eingewöhnen", aber ich bin mir sicher, dass ihr das packt und ich hoffe, dass du trotzdem weiterhin dein leben genießt und all die möglichkeiten wahrnimmst die dir trotzdem noch offen stehen... (ach ja, was mein bester freund noch gemacht hat...er hat sich vorgenommen jura zu studieren und hat angefangen sich sehr intensiv mit gesetzen usw zu beschäftigen...aber eigentlich vor allem um seinen geist zu beschäftigen und nach dem unfall etwas zu tun haben wobei er das gefühl hat auf was wichtiges hinzuarbeiten...das hat ihm glaube ich auch sehr geholfen)und auf jeden fall solltest du dir die unterstützung von familie und freunde geben lassen, die du jetzt brauchst....ich wünsche dir von ganzem herzen alles alles gute und hoffe, dass du eine möglichkeit findest, dich psychisch auf die neue situation umzustellen!!! lieben gruß!

Mein Bruder sitzt auch erst seit einem Jahr im Rollstuhl (Unfall) und er war anfangs Tage lang nicht mal ansprchbar ( ich bin durch die Hölle gegangen ) aber irgendwann hab ich gesagt halt stopp Ende so kann das nicht weiter gehen. Wir haben angefangen all das zu tun das wir sonst auch taten. Heute ein jahr später macht er sogar Witze. Er kann fast alles was er vorher konnte: spielt Basketball geht mit mir ausreiten ( spezielles therapie Pferd ) und manchmal gehen wir sogar schwimmen . Was ich sagen will ist, egal wie lang das dauert irgendwann bist du ganz der alte

lG