Wie läuft es beim Hörakustiker ab?

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Hallo Laika23082012,

zuerst einmal muss ich sagen, dass es mich sehr wundert, dass Du 7 Monate auf einen Termin beim HNO-Arzt warten musstest. In meiner Gegend bekommt man diesen, je nach Praxis, innerhalb weniger Tage bis Wochen. Aber das nur am Rande.

Mit der Verordnung, die Du voraussichtlich beim HNO-Arzt erhältst, gehst Du zu einem Akustiker Deiner Wahl und vereinbarst einen "Ersttermin". Sollte der Akustiker zufällig gerade anderthalb bis zwei Stunden Zeit haben, kann es auch passieren, dass Du gleich dran kommst.

Der folgende Weg ist eine Möglichkeit. Leichte Abwandlungen sind selbstverständlich möglich ;-)

Während des Ersttermines sollte eine ausführliche Bedarfsanalyse stattfinden, weil nicht jedes Hörsystem für jeden Menschen geeignet ist. Und - nicht immer ist das teuerste auch das bestgeeignete Hörsystem. ;-) Dann kommt noch eine ausführliche Messung mit Tönen und Sprache dazu und dann sollte der Akustiker auch schon eine klare Empfehlung aussprechen.

Ist es von der Messung her sinnvoll und hat der Akustiker ein passendes System da, könnte er Dir direkt eines mitgeben, damit Du die "neuen" Höreindrücke kennen lernen kannst. Es kann aber auch sein, dass es vom Ergebnis der Messung her sinnvoll ist zuerst noch Abformungen von den Ohren zu nehmen um die Hörgeräte von der Form her anpassen zu lassen.

Auf jeden Fall bekommst Du entweder beim Ersttermin oder dem darauf folgenden ein Hörsystem angepasst und mit nach Hause um Dich damit vertraut machen zu können.

Danach erfolgt in der Regel eine Feinanpassung. Das bedeutet, dass die Systeme basierend auf den Erfahrungen noch einmal nachjustiert werden.

Daran schließen noch eine vergleichende Anpassung (Anpassung eines anderen Hörsystems zum Vergleich) und ein Abschlusstermin an.

Wichtig ist, dass Du Dich gut beraten fühlst und Vertrauen zu dem Akustiker hast. Ein Vergleich lohnt sich in vielen Fällen. Nicht (nur) wegen dem Geld, sondern wegen der gesamten Betreuung. Es sollte bedacht werden, dass einige Termine stattfinden bis die Hörsysteme fertig angepasst sind und dann eine ganze Weile getragen werden und während dessen regelmäßig gewartet werden sollten. Daher sollte man sich bei seinem Akustiker gut aufgehoben fühlen.

Ich hoffe, dass ich die Frage ausführlich beantworten konnte. Sollte noch etwas unklar sein - bitte einfach einen Kommentar hinterlassen.

Viele Grüße

TobiasTM

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

TobiasTM  28.04.2021, 02:27

Hier noch ein paar grundsätzliche Infos:

Es steht jeder gesetzlich versicherten Person in Deutschland nach der Verordnung durch einen HNO-Arzt eine qualitativ hochwertige Versorgung zum "Nulltarif" zu.

Das bedeutet, dass die gesetzlichen Krankenversicherungen für eine beidohrige Versorgung einen festen Betrag (je nach Kasse zwischen 1.400,- € und 1.650,- € (gerundet)) zahlen. Für diesen Betrag muss der Akustiker Hörsysteme zur Verfügung stellen, die bestimmte technische Merkmale aufweisen. Dazu gehört z. B. eine (einfache) Störgeräuschreduzierung, ein (manuell) zuschaltbares Richtmikrofon, mehrere (manuell abrufbare) Programme, usw.

In jedem Fall muss aber eine gesetzliche Zuzahlung geleistet werden. Diese beträgt 10% des Preises, den das Hilfsmittel (in diesem Fall das Hörgerät) kostet. Jedoch mindestens fünf und höchstens zehn Euro. Auf deutsch: Pro Hörgerät müssen 10,- € "Rezeptgebühr" bezahlt werden. Bei einer beidohrigen Versorgung also 20,- €.

Wird während der Anpassung ein Hörsystem ausgewählt, das mehr Funktionen bietet (z. B. ein automatisches Richtmikrofon, Bluetooth-Verbindungen zu Smartphone oder Fernseher, Hallreduzierung für den Kirchenbesuch, etc... ) oder einfach nur ein ganz spezielles Design, muss der Betrag den es mehr kostet aus der eigenen Tasche bezahlt werden.

Das kann sich auch auf spätere Reparaturen und die Kosten dabei auswirken. Einfach den Akustiker fragen ;-)

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