Wie künftigen Treffen aus dem Weg gehen?

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Wenn Du von anderen gefragt wirst, die Dich treffen wollen, kannst Du unverbindlich bleiben. Du sagst zwar nicht jemandem ein "nein" direkt ins Gesicht, aber zwischen den Zeilen signalisierst Du kein grosses Interesse. Das spürt natürlich auch das Gegenüber ein wenig, dennoch ist es nicht das selbe, wie "nein" zu sagen.

Was ist unverbindlich?

Wenn jemand fragt "wollen wir nicht mal abmachen?", antwortest Du Dinge wie:

  • "ja, vielleicht mal..." (jetzt geht's aber grade nicht)
  • oder wenn es gerade Monat Juni ist: "vielleicht mal im Winter" (unrealistisch weit nach hinten verschieben)
  • "im Moment habe ich sehr viel zu tun, vielleicht später mal"... (abwimmeln)

Falls das Gegenüber hartnäckig bleibt und immer wieder anruft, kommt einfach jedes Mal dummerweise ein wichtiger Termin dazwischen oder Du bist grad krank gemeldet usw. so dass es nie geht. Irgendwann wird's jedem zu blöd.

Du schreibst von "kurzem Texten" mit alten Freunden aus Schule und Beruf. Das heisst, wenn Du eine Message bekommst, antwortest Du drauf, und das vermutlich auch noch unverzüglich. Das ergibt eine Ping-Pong Konversation. Damit signalisierst Du aber Interesse, und genau dieses willst Du eigentlich nicht. Daher lass die SMS von Leuten, auf die Du keinen Bock hast, einfach unbeantwortet, oder antworte unverhältnismässig viel später und äusserst spärlich drauf. Ja kein grosses Gerede starten. Wenn also jemand mit der Allgemeinfrage kommt: "Hallo, lang nichts mehr von Dir gehört, wie geht's, was machst so?", dann bleibst Du kurz angebunden, und schreibst, wenn überhaupt, zurück: Danke uns geht es gut". Wenn dann gleich eine zweite Frage kommt, nicht mehr antworten.

Was ich davon halte?

Es kann ja mal lustig sein, mit jemanden, den man 20 Jahre seit der Schule nicht mehr gesehen hat, sich kurz in einem Café zu unterhalten. Aber ich müsste jetzt auch nicht die ganzen alten Beziehungen etc. wieder auftauen. D.h. bei *einem* Treffen bleibt es. Was Dir wichtig ist, musst Du selbst entscheiden. Jetzt hast Du viel mit der Familie zu tun, und nicht noch gross Zeit für andere Dinge. Dann ist das der Weg, den Du eingeschlagen hast - und ganz offen gesagt, andere Mütter haben auch nicht gross Zeit, irgendwelchen alten Bekanntschaften hinterherzurennen.

Eher fand ich es schade, dass Du mit der langjährigen Freundin nicht mehr auskommst. Wobei ich natürlich nicht weiss, wie lange Du diese Freundin schon kennst. Aber wenn Du sie z.B. seit Kindheit schon kennst, dann würde ich mir das schon nochmals gut überlegen. Auch wenn Dir die Familie viel Halt gibt und Dein Lebensmittelpunkt zu sein scheint, musst Du immer daran denken, die Zeiten können sich ändern, und im schlimmsten Fall stehst Du irgendwann vielleicht ziemlich alleine da. Man sollte nie alles auf eine Karte setzen, man weiss nie was das Leben alles für Überraschungen mit sich bringt. Eine Freundschaft neben der Familie, die Bestand hat, auch wenn ihr jetzt nicht viel Zeit für Euch habt, kann da sehr viel wert sein. Das Leben ist in dauernder Veränderung, sowohl Deines als auch jenes Deiner Freundin. Deshalb musst Du akzeptieren, dass sie anders ist als früher, aber umgekehrt fällt es Deiner Freundin vielleicht auch schwer, dass Du Dich verändert hast. Für mich jedenfalls wäre das kein Grund, einer langjährigen Freundschaft den Schuh zu geben, weil es im Moment gerade nicht so harmoniert. Irgendwo gibt es bestimmt noch gemeinsame Anknüpfungspunkte und interessen.

Ich sage mir jeweils: Lieber ein einziger guter Freund nebenbei, als gar niemanden. Der Freund ist aber nicht diejenige Person, mit der Du im Alltag zusammenlebst. Die alten Geschichten aus der Schule hingegen würde ich fallen lassen. Du hast schlicht nicht die Zeit dazu.


Grinsekatze8 
Beitragsersteller
 12.11.2021, 21:10

Du verstehst mich eindeutig, ich danke dir vielmals für deine ausführliche und aufrichtige Antwort! Das sind gute Ansätze wie man etwas diesbezüglich formulieren kann, den meisten Menschen wird es dann ja bewusst. Das mit dem "durch die Blume reden" und "zwischen den Zeilen lesen", fällt mir eigentlich immer leicht, aber in dieser Angelegenheit hat mir irgendwie das Gespür dafür gefehlt. Dennoch habe ich immer die "Zweifel" im Hinterkopf, dass es mir übel genommen wird, ich weiß...mir kann egal sein was andere von mir denken.

Auf die meisten hat man keinen Bock, vereinzelt sind aber welche dazwischen, bei denen ich wirklich Interesse an einem Wiedersehen hätte. Ich denke immer, es würde mir vielleicht gut tun. Jedoch kann ich mich dazu meist nicht 'überwinden', gerade weil ich auf der anderen Seite keine Lust habe, schon garnicht wenn verlangt wird sich zeitnah wieder zu Treffen...nach dem Motto "1 mal im Jahr reicht".
Aber wie du sagst, das muss man wohl mit sich selbst ausmachen...

Mit der langjährigen Freundin komm ich schon noch aus, aber auch in Freundschaften kann irgendwie die Luft raus sein. Ich würde ihr auch nie die kalte Schulter zeigen, sowas mach ich nicht. Sie hat sich eben charakterlich gewandelt und man merkt ihr den Neid auf alle Menschen die sie um sich hat an, sowas empfinde ich als Gift für die eigene Seele und die der Mitmenschen, man spürt es einfach enorm, sodass es schon unangenehm wird.
Ich fahre meinen Lebensweg auch gut allein, ich kann eine 'Einzelkämpferin' durch und durch sein, ich finde es eben nur nicht nötig, denn soziale Kontakte tun eben irgendwo gut, jedem. Vor ein paar Jahren war ich noch viel unter Menschen.
Ehrlich gesagt, ich habe mich nicht geändert in dem Sinne, nur meine Normen und Werte haben sich mehr gefestigt, genauer möchte ich darauf nicht eingehen, das kannte sie allerdings auch vorher schon. Ich bin eine ziemlich reflektierende Person, manchmal ist es aber nun so, das alles, zumindest das meiste, von einer einzigen Person ausgeht, ohne es jemanden jetzt in die Schuhe zu schieben, die Person wäre in jedem Falle sie. Die Bestätigung bekomm ich aus dem gemeinsamen Bekanntenkreis mit, wie sie inzwischen wahrgenommen wird, aber dazu äußere ich mich nie, ich rede nicht über die schlechten Eigenschaften eines Menschen vor anderen. Hier tauscht man sich anonym aus, das sehe nicht als lästern oder ähnliches. Gut, um sie geht es aber im Prinzip auch gar nicht.

Was du zum Schluss geschrieben hast ist schön und ja, es stimmt.

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davegarten  12.11.2021, 23:12
@Grinsekatze8

Die Zweifel, die Du hegst, dass es Dir übel genommen werden könnte, wenn Du jemandem direkt oder indirekt Dein Desinteresse signalisierst, sind nicht grundsätzlich falsch. Wenn Du so viele Leute um Dich herum hast, die potenziell etwas von Dir wollen, dann musst Du auf irgendeine Art und Weise "nein" sagen können. Du kannst es nicht jedem recht machen. Dass auch nach längerer Zeit sich immer wieder diverse Leute bei Dir melden (auch solche, die für Dich ziemlich unwichtig sind), hat vermutlich und auch irgend etwas mit Dir selbst zu tun - was genau weiss ich nicht. Vielleicht liegt es einfach daran, dass Du gerne auf die anderen eingehst, ihnen antwortest, Dich vielleicht aus Sicht der anderen interessiert zeigst usw. Das funktioniert nach dem Prinzip von Actio und Reactio.

Du schreibst unter anderem: [..] vereinzelt sind aber welche dazwischen, bei denen ich wirklich Interesse an einem Wiedersehen hätte. Ich denke immer, es würde mir vielleicht gut tun. Jedoch kann ich mich dazu meist nicht 'überwinden' [..].

Das ist die Quadratur des Kreises. Du willst die Kontakte, aber sie kosten Dich Überwindung, weil Du es doch nicht unbedingt möchtest. Zwei Ziele, die in entgegengesetzter Richtung liegen. Interessant ist die Bemerkung, dass Du glaubst, es würde Dir gut tun. Vielleicht denkst Du, vor lauter Familienleben, obwohl es für Dich erfüllend ist, irgend etwas zu verpassen. Ich bin der Meinung, Du verpasst nichts, wenn Du jetzt den Fokus auf die Familie legst. Du machst Dir unnötigen Stress, wenn Du auch noch an allen anderen Orten gleichzeitig sein willst. Wenn Dich die aktuelle Lebenssituation mit der Familie erfüllt, hast Du alles richtig gemacht. Für später: Deine Kinder werden auch irgendwann einmal älter und selbständiger. Du wirst dann wieder mehr Zeit haben und vielleicht auch vermehrt ein Bedürfnis nach Erlebnissen ausserhalb der Familie spüren. Dem würde ich aber Zeit lassen. Verpassen tust Du im Leben nur dann wirklich etwas, wenn Du aus dem Leben nicht glücklich wirst. Und das ist nicht der Fall.

Es ist schon so: Auch in langjährigen Freundschaften kann mal die Luft raus sein. Meine Erfahrung ist aber, dass eine solche Freundschaft plötzlich wieder aufleben kann. Wenn man sich schon sehr lange kennt, wechseln sich Phasen (können auch mehrere Jahre dauern), in denen man wenig zusammen unternimmt und "Hochphasen" ab. In einer Beziehung ist es nicht unbedingt anders. Bei der Beziehung ist es aber zumeist so, dass man in belastenden Phasen nicht viele Möglichkeiten hat, der Beziehung auszuweichen und sie mal etwas ruhen zu lasssen. Bei einer Freundschaft ist das weniger ein Problem. Man sollte lediglich darauf achten, dass man eine Freundschaft nie ganz erkalten lässt. Zumindest auf tiefer Flamme sollte sie auch in schwierigen Zeiten gepflegt werden. Sei es einfach, in dem mal sich alle paar Monate mal anruft, einen Brief schreibt, einen Ausflug macht oder z.B. sich zusammen für gemeinsam ausgeübten Sport/ Hobbies trifft. Neuen Inputs sollte man offen gegenüber stehen, auch wenn man zunächst Bedenken hat. Ich beobachte das bei mir oft selbst, dass ich zunächst skeptisch bin, wenn ein Freund mit einer abgefahrenen Idee daherkommt. Aber ich rede es ihm nicht aus und mache wenigstens einmal mit. Es ist durchaus schon vorgekommen, dass ich überrascht war, wie etwas vermeintlich Langweiliges/ Ätzendes ganz schön Spass machen kann. Neue Dinge können auch einer alten Freundschaft immer wieder neue Frische und Leben einhauchen.

Dass Deine Freundin neidisch auf andere wirkt, hat vermutlich damit zu tun, dass sie selbst unglücklich mit ihrem Leben ist, und vielleicht Schwierigkeiten hat, es sich besser einzurichten. Aber Du kennst sie vermutlich sehr gut, also könntest Du sie unterstützen, zu diesem Ziel zu gelangen. Vielleicht wünscht sie sich selbst nichts mehr als eine Familie, und es will einfach nicht klappen. Ich finde, sich bei solchen Dingen zu unterstützen, macht einen wichtigen Teil einer Freundschaft aus. Ich würde eher Zeit aufwenden, einer Freundin beiseite zu stehen, als mit wenig bedeutsamen Bekanntschaften aus der Vergangenheit Zeit für Kaffeekränzchen aufzuwenden. Man muss aber sehr vorsichtig sein, wie man der Freundin gewisse heikle Dinge sagt. Es braucht eine Balance zwischen ausreichend Direktheit, dass verstanden wird, worum es geht, und sorgfältig gewählter Wörter, um nicht zu verletzen.

Am Schluss musst Du es aber immer noch selber wissen, wo Du die Prioritäten setzen willst. Ich kenne die Umstände viel zu wenig gut, um nur näherungsweise einen passenden Tip geben zu können, da es immer auch Dinge gibt, die man nicht weiss - und wenn man es wüsste, würde man vielleicht ganz anders argumentieren.

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Grinsekatze8 
Beitragsersteller
 13.11.2021, 19:10
@davegarten

Man hatte mit all den Leuten eben eine schöne Zeit. Mir wurde schon von jeher gesagt, dass ich jemand bin, der anderen im Kopf bleibt (im positiven Sinne, nehm ich an :p). War immer sehr engagiert, offen etc. Für das Interesse anderer uvm bin ich dennoch sehr dankbar.

Das mit dem verpassen trifft es ganz gut... man denkt teilweise sei es schädlich, nur zu Hause mit der eigenen Familie und der Arbeit. Für anderes ist eben momentan kein Platz, nicht weil es nicht geht, sondern weil man nicht möchte.
Du hast recht, es erfüllt mich einfach.

Ja das ist wohl so, die Freundschaft wird auch wieder mal aufleben.
Kenn ich, dieses "das wird kein Spaß" und am Ende ist man überrascht wie schön es doch war.

Naja, mit ihrem Leben ist sie nicht unglücklich, sondern eher mit sich selbst. Sie ist selbst Mutter und Ehefrau, hat Haus und Arbeit. Bei ihr greift der Neid nur, weil andere eine "bessere" Figur haben, "schöner" sind, jemand mehr Erfolg hat, die Kinder anderer umgänglicher sind, sogar wenn jemand sich besser ausdrücken kann oder gar nur fröhlicher ist als sie.
Ich bin in der Hinsicht nur der Meinung, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Du kannst gut mit den Gedanken und Gefühlen anderer umgehen, daher glaube ich, dass du dir vorstellen kannst was in ihr vorgeht bzw. was los ist, wenn man ihr sachlich und gefühlvoll mitteilt, dass sie gut ist, wie sie ist und abschalten soll, was andere Leute betrifft, macht alles im Nachhinein schlimmer.
Sie wohnt inzwischen ziemlich weit weg, daher bekomm ich davon nicht mehr allzu viel mit. Ich finde aber, dass man sich das in einer so langjährigen Freundschaft direkt oder auch vorsichtig sagen kann, damit muss man auch umgehen können, sonst kann man nie etwas an sich ändern. Wiederum braucht man dafür ein gewisses Rückgrat, das hat eben nicht jeder, also ist es wie es ist.
Allein deswegen ist sie für mich nun aber kein schlechte Mensch oder Umgang an sich. Man bleibt sich dennoch gegenüber loyal.

Das ist richtig, aber das meiste ist schon sehr passend argumentiert. :)

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davegarten  13.11.2021, 21:56
@Grinsekatze8

Ich zitiere:

"Naja, mit ihrem Leben ist sie nicht unglücklich, sondern eher mit sich selbst. Sie ist selbst Mutter und Ehefrau, hat Haus und Arbeit. Bei ihr greift der Neid nur, weil andere eine "bessere" Figur haben, "schöner" sind, jemand mehr Erfolg hat, die Kinder anderer umgänglicher sind, sogar wenn jemand sich besser ausdrücken kann oder gar nur fröhlicher ist als sie. "

Zuerst musste ich, die Stirn runzelnd, tief durchatmen, als ich das gelesen hatte. Uns geht es einfach zu gut. Die Extrapfunde auf der Waage sind für sich alleine schon ein Symbol für die Luxusprobleme in unserer Gesellschaft. Was will sie denn mehr? Einen Schönheitswettbewerb gewinnen? Eine Familie hat sie offenbar auch. Vielleicht sind es die Auswirkungen einer Mid-Life-Krise, die ihr Umfeld zu spüren bekommt (Unzufriedenheit mit sich selbst, jammern auf hohem Niveau). Solche Dinge sind meist vorübergehender Natur. Irgendwann wird sie sich von alleine mit dem abfinden, was sie hat. Dann wird sie feststellen, dass sie eigentlich ein komfortables Leben führt und die wichtigsten Ziele wie z.B. Familiengründung/ Heirat/ Einfamilienhaus erreicht hat, und ein Milliardärs-Jetset-Leben vermutlich nie Realität werden wird. Nach dieser Erkenntnis wird sie wohl für andere auch wieder geniessbarer in der Art.

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Am besten die kalte Wahrheit weil wenn man mit jemanden aus Streit gründen aus dem Weg geht ist es was anderes als wenn man direkt hingeht und die Wahrheit sagt ohne böse aufeinander zu sein.

lg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung