Wie konnten Fürsten ihre ganzen Schlösser bewohnen?
Bei der großen Anzahl an Schlössern, die so mancher Fürst hatte, frage ich mich, wie die das denn so alles bewohnen konnten.
5 Antworten
Vom hören/sagen her weiß ich die Infrastruktur in vielen Schlössern ist eine Katastrophe.
Um es auf den Punkt zu bringen das „Wasserklosett“ wurde Jahrhunderte später erfunden, der "Donnerbalken" war oft weit weg irgendwo außerhalb des Schlosses.
Kam man als Gast auf ein Schloss und wer reisen konnte reiste mit Hofstaat, war man also Gast, war das WC nicht das erste was man erfragt hat.
Erinnerst du dich an den Film "Im Namen der Rose"?
Viele verschwanden für das Geschäft hinter einem Vorhang oder in einer Ecke, das Personal benötigte Monate um die Hinterlassenschaften eines Besuchs durch den "Hausherren" zu beseitigen, hat man mir erklärt..
In der Zeit musste der Fürst, Graf, etc ja irgendwo wohnen.
Schlösser und Burgen von z.b. früheren Adeligen wurden von ihnen nur teilsbenutzt und bewohnt.
1908 machte sich Kaiser Franz Joseph I. nach Galizien auf um die russische Grenze zu besuchen. Einquartiert wurde er dort in einem gigantischen Schloss das einen Grafen gehörte, der dafür natürlich zwischenzeitlich umziehen musste.
Der Kaiser nutzte in dieser Zeit etwa 8% vom ganzen Schloss, mehr brauchte man nicht.
Der Rest ist meistens mehr Arbeit-, als Wohngebiet oder große Flächen werden von riesigen Gärten eingenommen.
In Stift Zwettl übernimmt die Gartenfläche etwa 42% des gesamten Schlosses.
Im prächtigen Schloss befanden sich auch sämtliche Bedienstete des Fürsten, wie Diener, Köche und andere Angestellte.
Überdies sind die meisten Räume im Schloss keine Wohnbereiche, sondern sie dienen als Büros, Versammlungsräume, Speisesäle, Werkstätten und ähnliches.
Meist hatten sie nur ein Schloss. Vielleicht Fürsten und Könige hatten zwei oder mehrere bzw. kleine Ausweichmöglichkeiten, wie Sommerschloss oder Jagdschloss für ein paar Wochen im Jahr.
Ein Schloss zu unterhalten war personell und finanziell eine Mammutaufgabe. Unzählige Mägde und Diener, Köchinnen, Gärtner usw. waren nötig. Doch die waren nicht an ein Schloss gebunden, sondern reisten mit dem Herrn herum - man kannte sich so und wusste, was der Andere brauchte.
Und der Herr kam nie allein. Der Hofstaat konnte schon mal (beim Kaiser: mehrere) hundert Leute umfassen: Minister, Beamte, Kabinette für Zivil und Militärangelegenheiten, Adjutanten, Hofchargen, Kämmerer, Marschalle, Schenke, Truchsesse, Jägermeister, Stallmeister, Intendanten, Zeremonienmeister, Schlossleute, Ärzte, Leibgarde - die alle wieder ihre niederen Chargen hatten und alle hatten ihre Diener. Und dann kamen noch die Prinzen und Frauen und ihre Gefolgschaft.
Manchmal gab es eigene Metzger, Bäcker, Brauer, Vorkoster usw.
Einige der großen Pfalzen oder Kaiserburgen, die nur wenige Tage im Jahr (oder alle paar Jahre mal) bewohnt waren, hatten noch nicht mal Mobiliar. Die Nürnberger Kaiserburg lieh sich von reichen Kaufleuten der Stadt das Interieur, wenn der Kaiser kam.
Also bei unserem Fürstabt weiß ich von mindestens 6 Schlössern.
In dem Schloss lebten auch all die Angestellten des Fürsten wie Dienstboten, Köche usw.
Die meisten Räume in einem Schloss sind außerdem gar keine Wohnräume sondern Büros, Versammlungsräume, Speisesääle sowie Werkstätten und so weiter.