Wie könnt ihr trotz aller Erkenntnisse der Bibelforschung weiterhin an Gott glauben?
Im Studium lernen wir ja, dass die Erzählungen aus dem Alten Testament alle ziemlich stark politisch eingefärbt sind und es gab ganz bestimmte Absichten, die Erzählungen so aufzuschreiben, wie sie es heute sind.
So sind z.B. die Propheten im Alten Testament wesentlich älter als die Bücher Mose. Das Buch Josua ist wesentlich älter als die Zehn Gebote. Die Erzählung vom Exodus hat man irgendwann mit der Erzählung vom Sinai verwoben, um den Menschen gottgegebene Regeln aufzuzeigen.
Die Erzählungen von Bileam oder die Erzählung von Josef sind heidnische Erzählungen, die man dann auch irgendwann in die Tora integriert hat.
Und das Alte Testament hatte eben die Absicht, dem Volke Israel sowas wie ein Nationalgefühl zu geben in bedrängten Zeiten. Als Israel stark militärisch bedroht war, hat man dann plötzlich geschrieben, das Volk wäre von Gott auserwählt.
Die Bücher Mose sagen ja nicht einmal, dass Gott der einzige Gott wäre. Im Gegenteil: Es kommen viele andere Götter vor. Jedes Volk hat seinen eigenen Gott und Jahweh ist der Gott des Volkes Israel. "Ich, der Gott Jahweh bin DEIN einziger Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben." Hier wird auch nochmal deutlich, dass die Tora keinesfalls monitheistisch ist.
Das Alte Testament ist jedenfalls in etwa so entstanden wie die Märchensammlung der Gebrüder Grimm. Überlieferungen wurden irgendwann gesammelt, aufgeschrieben und in eine bestimmte Reihenfolge gebracht.
Das alles lässt mich doch leider sehr an Gott zweifeln. Denn, wenn das Alte Testament schon falsch ist, warum sollte dann das Neue stimmen?
Und bitte antwortet mir nicht mit irgendwelchen Bibelstellen, weil die stehen ja eben stark zur Diskussion.
16 Antworten
Wer die Bibel durchgelesen hat und dabei nicht erkennt, dass die Aussagen der Bibel absurd und widersprüchlich sind, muss wohl psychisch beeinträchtigt sein.
Durch das Studium kann man seinen Glauben nur verlieren.
Ich habe mich auf privater Basis über mehrere Jahre mit der historisch-kritischen Methode auseinandergesetzt.
Das, was Du in der Frage antönst, das habe ich alles auch mitbekommen. Ebenfalls, dass sie die Experten auf diesem Gebiet auch uneinig sind.
Wenn ich trotzdem gläubig bin, dann auf Grund der persönlichen Erfahrung nach Gebeten. Auf Grund von zahlreichen Biografien, wo Mitmenschen berichten, was sie mit Gott erlebt haben. Ein paar der Autoren konnte ich persönlich kennenlernen und glaube deshalb, was sie geschrieben haben.
Der Glaube stützt sich im weiteren auf Lebensberichte von Personen auf youtube. Davon, wie Leute radikal durch Gott verändert wurden.
https://www.youtube.com/watch?v=_sLUF_Wy_5w
Daß das Neue Testament im Zuge der Verstaatlichung der in erster Linie unter Sklaven und Plebs verbreiteten jüdischen Sekte durch das Römische Reich in der Zeit zwischen 313 AD und 329 AD sorgfältig "überarbeitet" wurde darf man als gesichert annehmen. Da ist kein Stein auf dem anderen geblieben.
Du nennst ja hier sehr viele Punkte auf einmal, aber ich möchte gerne versuchen dir zu antworten.
1. Ich finde es merkwürdig, dass du es als einen Grund zum Zweifeln nimmst, dass die selben Geschichten, die im alten Testament geschrieben stehen, auch in den verschiedensten Schriften überall auf der Welt zu finden sind.
Nimm Noahs Flut zum Beispiel. Wir finden Flut-Mythen, die von einer Person im Boot berichten, die überlebt, überall auf der Welt.
Die indischen Überlieferungen berichten von Manu, den ein Gott in Fischgestalt vor der Weltenflut gewarnt haben soll. Als Überlebender wurde Manu zum Urvater eines neuen Menschengeschlechts genau wie Noah.
Bei den alten Griechen ist es Deukalion. Zeus ist zornig mit den Menschen und er sendet eine Flut. Doch Deukalion wird gewarnt und baut eine Arche. Er hat drei Söhne und seine Frau betrat die Arche mit ihm.
Aus dem chinesischen Altertum der Zeit Kaiser Yaos gibt es Sagen, dass sich „Fluten bis zum Himmel türmen“, oder von „Überschwemmungen, die mit ihren Fluten den Himmel bedrohen“. Als chinesische Entsprechung der biblischen Sintflutsage mit Noah wird oft Fu Xi gesehen, der als einziger im ganzen Land gerettet wurde und zum Uran der menschen wurde
Das ist nur ein Beispiel.
Warum muss die Tatsache, dass eine Geschichte sich mit Berichten anderer Völker überschneidet denn bedeuten, dass sie ausgedacht oder "zusammengewürfelt" wurde? Warum kann es denn nicht bedeuten, dass etwas Wahres dran ist und es deswegen so viele ähnliche Berichterstattungen und Querverweise gibt?
Ich denke man sollte die Bibel, den Koran, die Bahavad Gita ect als historisches Dokument lesen. Es ist klar, dass es Verfälschungen gab. Doch muss deswegen gleich alles erfunden sein?
2. Politik und Religion waren schon immer verbunden. Wenn es einen Gott gibt, der uns erschaffen hat, dann möchte er auch aktiv in das Leben seiner Geschöpfe involviert sein. Und nicht nur einmal in der Woche im Sonntagsunterricht als Hobby erwähnt werden. Wenn man die Bibel und den Koran ECT liest ist es eindeutig, dass die Geschichte der Religion auch die Geschichte eines Kampfes um Herrschaft oder zumindest um Autonomie ist. So ist es auch im Hinduismus. Die bekannteste Schrift des Hinduisum, die Bahavad Gita, spielt sich auf einem Schlachtfeld ab.
Dass der Papst heute so tut, als hätte Religion nichts mit Politik zu tun, ist weil das so für ihn bequemer ist und er sich nur so in seiner Machtposition mit seinen 2,5 Millionen Vermögenswert halten kann.
Es sollte dich also nicht von der Religion abschrecken, dass das alte Testament politisch ist. Es sollte dir nur Zeigen wie sehr sich die heutige Kirche von ihrem Ursprung entfernt hat.
3. Die Geschichte der Religion ist die Geschichte eines Bündnisses.
Gott schloss den ersten Bund mit Adam, den zweiten mit Noah, den dritten mit Abraham, den vierten mit Moses.
Während Gottes Bund mit Moses sich auf die ganze Menschheit erstreckte, waren Gottes Bund mit Abraham und Mose auf ein bestimmtes Volk beschränkt. Gott schloss ein Bündnis mit den Israeliten und gab ihnen ihre eigenen Gesetze. Die Gesetzte, die auf dem Berg Sinai offenbart wurden, sind eindeutig nur für Moses und sein Volk (die Israeliten) gedacht.
Deswegen sagt er auch "Ich, der Gott Jahweh bin DEIN einziger Gott."
Daraus kann man nun nicht gleich Monotheismus verneinen.
Korrektur: Während Gottes Bund mit Noah sich auf die ganze Menschheit...
Zur Bibelforschung: Es gibt sie bestimmt, aber nach den oben genannten Erklärungen, scheint es eher eine Bibelkritik zu sein. Je mehr man sich auf den Wahrheitsgehalt konzentriert, desto klarer werden die Aussagen der Propheten und Ereignisse, die sich erfüllten - Bis in die heutige Zeit. - Johannes 17:3 und 2.Timotheus 3:16,17