Wie kann man den vollen Lotussitz lernen?

4 Antworten

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im lotussitz zu meditieren ist erst sinnvoll, wenn du ihn ohne jede anstrengung sozusagen spontan einnehmen und mühelos halten kannst, ohne darauf zu achten. sonst lenkt dich die sitzhaltung nur vom wirklichen entspannen und meditieren ab.

viel wichtiger ist es, in einer bequemen sitzhaltung so tief in dich hineinzusinken, dass geist und körper immer entspannter werden, sodass dein körper im laufe der jahre so flexibel wird, dass der lotussitz als angenehme und entspannende körperhaltung empfunden wird, die dir keinerlei beschwerden oder spannungsgefühle verursacht.

bei mir stellte sich der lotussitz etwa zehn jahre, nachdem ich die transzendentale meditation erlernt hatte, von ganz allein als die angenehmste sitzhaltung beim meditieren ein. und einige jahrzehnte später hörte das auch wieder auf, da sich die knie nicht mehr so leicht verrenken ließen, sodass ich heute in jeder art von bequemer sitzhaltung meditiere.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Meditationslehrer seit 1972

Der volle Lotossitz ist, wie purushajan schon schreibt, nur sinnvoll, wenn Du ihn ohne große Anstrengung machen kannst. Es haben sich schon viele Leute die Kniegelenke demoliert, die das mit Anstrengung oder gar gewaltsam einüben wollten. Gelenke haben einfach eine bestimmte Beweglichkeit, die anatomisch gegeben ist und nicht groß verändert werden kann.

Du kannst erstmal versuchen, einen halben Lotossitz zu machen und zwar abwechselnd auf beiden Seiten. Am besten ist es, Deine Sitzposition durch eine dick gefaltete Decke oder ein nicht zu dickes Meditationskissen zu erhöhen. Wenn das leicht und ohne Schmerzen geht, dann kannst Du es mit dem vollen Lotossitz versuchen.

Wenn Du Schmerzen dabei hast, lass es einfach sein und nimm einen anderen Sitz. Es geht bei der Meditation nur um eine anstrengungslose, aufrechte Sitzhaltung. Dafür gibt es genug andere Möglichkeiten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Yogalehrer und -ausbilder im psychol. Bereich

Angulimala1610 
Beitragsersteller
 20.07.2024, 22:06

Warum nimmt man dann nicht gleich einen Sessel und bekommt immer das Meditationskissen mit der Meditationsmatte vorgesetzt?

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TRichter1956  21.07.2024, 20:46
@Angulimala1610

In einem Sessel würde man sich zurücklehnen und hätte keine aufrechte Haltung mehr. Ein Hocker ginge und wird benutzt für Menschen mit Knie- oder Hüftproblemen.

Du kannst auch auf einem Meditationskissen eine andere Haltung als den Lotossitz einnehmen, z.B. den Fersensitz mit dem Kissen zwischen den Beinen oder den "bequemen Sitz" (googel mal)

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Angulimala1610 
Beitragsersteller
 21.07.2024, 21:17
@TRichter1956

Bei einem Sessel muss man sich natürlich nicht zurücklehnen sondern benutzt in wie einen Hocker. Außer du verstehst unter Sessel etwas anderes als ich - So einen Couchsessel vielleicht?

Bequemer Sitz finde ich jetzt grad nicht.

Ich sitze normalerweise im Halben- oder Viertellotus oder Burmesischen Sitz.

Den Fersensitz finde ich gar nicht wahnsinnig angenehm (auch nicht mit Meditationskissen). Außer ich benutze eine Meditationsbank.

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Meditation dient doch primär der Entspannung und Fokussierung. Hinlegen ist vielleicht die falsche Idee, weil man sonst einpennt, aber mir ist nicht ganz klar, was der Sitz damit zu tun haben soll. Aber wenn du dich in einen unbequemen Sitz reinklimmst, wirst du dich doch nie entspannen und fokussieren können.

Also muss der Sitz bequem werden. Die Sache ist halt: Während du im Schneidersitz die Knie auch in der Luft halten kannst, müssen die Beine im Lotussitz perfekt auswärts geklappt sein, sonst kriegst du nicht die Füße auf die Oberschenkel.

Die Sache ist die: Manche können die Beine gar nicht komplett 180° auswärts drehen, da hängt auch viel das Thema Hüftknochen und Oberschenkelknochen dran und wie das Bein in der Hüftpfanne sitzt. Wenn du überhaupt Potenzial für 180° Auswärts hast, was für den Lotussitz entscheidend ist, wären wohl Stretching- und Kraftübungen sinnvoll, die speziell auf Auswärts/Turnout im Ballett abzielen, dafür findest du sicherlich einige Videos auf Youtube.

Aber probiere doch erst mal aus: Lege dich auf den Rücken, Beine und Füße gestreckt, Füße parallel. Ziehe ein Bein ran und lege den Fuß in einem Passé (wie im Ballett, dicker Zeh am inneren Knie) ans Knie an und kippe es nach außen. Mit einem Bein deshalb, weil so eventuell verspannte Bänder nur auf einer Seite behindern und es sehr wahrscheinlich ist, dass du mit einem Bein auch komplett zur Seite kommst, mit beiden Beinen aber noch nicht. Kommst du da überhaupt komplett mit dem Knie vom angewinkelten Bein zum Boden? Wenn nein, deshalb weil es spannt oder deshalb, weil es einfach nicht mehr weiter geht? Wenn es spannt, musst du dehnen. Wenn es nicht mehr weiter geht - Keine Chance, dann stößt in deiner Hüfte Knochen an Knochen. Kommst du runter? Klasse, dann ab zum Dehnen.

Die beste Dehnübung wird wohl der Schmetterlingssitz sein. Und zwar in zwei Varianten.

Variante 1 ist: Füße recht weit weg vom Körper. Wenn du dich setzt und legst deinen Ellbogen gegen die Hüfte und streckst den Arm noch vorne, sind deine Füße an deiner Faust anliegend. Jetzt aktiv die Beine zur Seite öffnen. Sobald es spannt, noch mal die Hände auf die Knie legen und vorsichtig nachdrücken, sodass es so gerade noch angenehm zieht. Jetzt kommt der Teil mit der aktiven Dehnung: Versuche deine Knie hochzudrücken, während die Hände dagegen halten, halte das ca. 30 Sekunden und lasse wieder nach, dann einfach nur wieder 30 Sekunden passive Dehnung. Und das immer wieder und wieder, 3 Minuten lang. Danach lasse deine Beine in der passiven Dehnung und roll dich in einem richtig schönen Rundrücken mit dem Oberkörper nach vorne.

Danach folgt dann Variante 2: Füße maximal an den Körper rangezogen. Hier wieder das gleiche mit dem Wechsel zwischen aktiver und passiver Dehnung. Wenn du das durch hast, kippe noch mal aktiv deine Hüfte nach vorne, mache einen langen Rücken (neutral mit leichtem Hohlkreuz) und neige dich wieder nach vorne soweit es geht.

Wenn du das eine Zeitlang machst, kommen die Knie problemlos zum Boden und dann kannst du anfangen mit dem halben Lotussitz und dann auch mal den ganzen probieren, und dann immer länger darin ausharren, bis er bequem wird.

Aber insgesamt bin ich der Meinung: Früher hat man ja gerne Geist und Körper trainiert und das auch mal parallel. Und der Lotussitz ist ein Merkmal maximaler Geschmeidigkeit der Gelenke. Da hat man wohl eher Stretching mit Meditation verbunden und seitdem glauben heute alle, man müsse unbedingt so meditieren, weil der Sitz eine besondere Funktion hat.


Angulimala1610 
Beitragsersteller
 21.07.2024, 13:58

"man müsse unbedingt so meditieren, weil der Sitz eine besondere Funktion hat."

Im Zen-Buddhismus hat er die!

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Solange probieren bis du ihn hast und dann üben ihn so lange zu halten