wie kann ich diese Karikatur von willy brandt interpretieren?

Karikatur - (Schule, Geschichte, Sozialkunde)

4 Antworten

Wenn es tatsächlich die Ostpolitik von Willi Brandt karikieren soll, dann in dem Sinne, dass der Zeichner die Bemühungen Willi Brandts nicht anerkennt. Er ist der Ansicht, die Ostpolitik erreiche gar nichts, außer ein Scheinbild. Die Mauer, als Symbol der Teilung zwischen Ost und West steht undurchlässig da und sie wird durch die Blümchentapete nur verdeckt, also unsichtbar gemacht.

Zur Geschichte: In der ersten Hälfte der siebziger Jahre war Willi Brandt Bundeskanzler und davor schon mal Regierender Bürgermeister von Westberlin. Die Außenpolitik Westdeutschlands stand unter dem Motto »Wandel durch Annäherung«. Eine bis dahin gewünschte Wiedervereinigung wurde zwar in politischen Sonntagsreden noch propagiert, aber man erkannte an, dass dies kein Ziel für die nahe Zukunft war.

Ich könnte mir also vorstellen, dass der Karikaturist genau das kritisieren wollte. Die Mauer wird auf der westlichen Seite schön gemacht. Das tut man aber nur, wenn man glaubt, sie wird noch eine Weile bestehen bleiben. Man arangiert sich also mit ihr.

Gruß Matti

Hm, die DDR war ja eingemauert, Westberlin ebenso. Willy Brandt war mal Bürgermeister von Berlin. Motto der Ostpolitik insbes. gegenüber der DDR war es, alles zu versuchen um die Lebensbedingungen der Ostdeutschen zu verbessern. Auch wenn man dabei über den eigenen Schatten springen musste und indirekt auch dem DDR Regime half, das ja für die Unterdrückung und bescheidenen Lebensbedingungen der Ostdeutschen verantwortlich war. Und hier wird die Mauer verschönert, was ja auf den ersten Blick nicht viel bringt, außer, dass das Gefängnis schöner aussieht.

Aber vielleicht der erste Schritt zu einer weiteren Verbesserung darstellt. Und am Ende ist der Plan ja auch aufgegangen, in einer friedlichen Revolution 16Mio. Menschen befreit, ohne einen Schuss, wann gab es das in Deutschland oder weltweit sonst noch, wohl eher selten.

Hoffe das hilft etwas, als Denkanstoss.

Diese Karikatur stammt aus der Zeit der Ostpolitik Willy Brandts, in der durch intensive Verhandlungen mit den Ostblockländern, gerade mit der DDR ein Wandel durch Annäherung propagiert wurde.

Diese Politik stieß innenpolitisch auf heftigen bis heftigsten Widerstand vor allem der Unionsparteien oder aus den Vertriebenenverbänden. Deren Politik ging davon aus, dass die Politik Brandts nur Schönfärberei sei und dass alle Verhandlungen nicht darüber hinwegtäuschen sollten, dass sich die unmenschliche Mauer (DDR-Grenze) nach wie vor mitten durch Deutschland zog.

Zur Aussage dieser Karikatur: Mit wohltönenden Worten versucht Brandt die deutsche Teilung schönzureden und über die hässlichen Seiten hinwegzutäuschen. Ins Bild übersetzt: Mit einer geblümten Tapete wird zwar die Mauer optisch verschönert, unter der Tapete bleibt sie aber das, was sie auch vorher war: eine hässliche, stacheldrahtbekrönte und unmenschliche Mauer.

Die Geschichte sollte Willy Brandt und seiner Ostpolitik langfristig recht geben. Die Annäherung glückte, auch die nachfolgenden Regierungen, selbst ab 1982 unter der Kanzlerschaft Kohls (CDU) verfolgten diese Politik weiter und 1989 kam die Mauer zum Einsturz.

Das soll eine Kritik an der Brandt'schen Ostpolitik sein. Statt auf Wiedervereinigung zu beharren, wird die Mauer "wohnlich" gemacht. Man richtet sich in den Verhältnissen ein.