Wie ist es auf einem 10 Meter Segelboot zu leben?

4 Antworten

Als das mit den Weltumsegelungen so in den 70er Jahren los ging waren die Boote meist kleiner als 10 Meter und im Vergleich zu heute spartanisch ausgestattet.

Heutzutage sind 10 Meter eigentlich schon die Untergrenze und die meisten Langzeitsegler sind mit deutlich mehr Boot unterwegs.

Man kann aber durchaus auch auf einem 10 Meter Boot längere Zeit leben, sofern man maximal zu zweit ist. Der Vorbesitzer meines Bootes hat z.B. mehrere Jahre größtenteils ganzjährig auf dem Boot verbracht und auch von dort gearbeitet.

Das Boot ist tatsächlich 10,5 Meter lang, dabei aber 3,8 Meter breit. Es hat zwei getrennte Kabinen mit eigenem Bad und theoretisch könnten im Salon auch noch zwei Personen-, also insgesamt sechs schlafen.

Durch die abgeteilten Kabinen kann man sich aber bei Bedarf gut aus dem Weg gehen und man stört sich auch nicht automatisch immer.

Wenn man das Boot vernünftig ausrüstet braucht man auf Komfort wie zu Hause nicht zu verzichten, allerdings gabs bei uns noch nie Bedarf für einen Fernseher. Und Waschmaschine geht eigentlich auch erst bei Booten die zwei Meter länger sind.

Wenn man nicht segelt gibts eigentlich immer irgendwas zu tun....: Sachen reinigen, reparieren, warten, verbessern usw. Weil je intensiver man so ein Boot nutzt, desto mehr muss man sich auch kümmern.

Und eigentlich ist man ja auch unterwegs, um was vom Land zu sehen in dem man sich rumtreibt, um Leute kennen zu lernen und um eben Sachen zu machen an denen man Spaß hat. Extra deswegen fährt man ja auch dort hin, wo es was interessantes und abwechslungsreiches zu sehen und zu tun gibt und nicht in die eher öden Regionen. Und auch wenn man im Grunde bloß von einem winzigen Fischerhafen zum nächsten segelt und dann ein bisschen Landgang und vielleicht noch eine Räucherfischbude hat reicht das oft schon, um für den Tag ein zufriedenes Gefühl zu haben.


Waldmorti 
Beitragsersteller
 14.06.2023, 23:07

Ja kann ich mir gut vorstellen. Ich träume auch von einem Boot kann mir aber den Unterhalt nicht leisten.

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windydogs  14.06.2023, 23:32
@Waldmorti

Ich hab in den Jahren eine ganze Menge " Lebenskünstler " kennengelernt, die es z.T. über Jahre geschafft haben ein Boot zu unterhalten, damit zu reisen und darauf zu leben ohne überhaupt sowas wie einen festen Job zu haben. Oftmals haben die ein sehr kleines Budget nur für den Kauf des Bootes und das allernötigste an Ausrüstung, danach wird improvisiert.

Und geht oft erstaunlich gut, abhängig davon wie clever und engagiert der jenige ist.

Boote gibts oft für richtig kleines Geld, z.B. findet man in den großen Marinas an der französischen Mittelmeer- und auch Atlantikküste regelmäßig richtige sprichwörtliche " Leichenecken " , wo dutzende Boote die aus unterschiedlichen Gründen aufgegeben wurden vor sich hin dämmern. Oft kann man die für wirklich lächerliche Beträge kaufen und gar nicht wenige von denen sind oft in gar nicht mal so üblem Allgemeinzustand, abgesehen von Dreck und Gammel.

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Waldmorti 
Beitragsersteller
 14.06.2023, 23:39
@windydogs

Ach echt? Ich gucke immer bei Kleinanzeigen aber alles zu teuer. Ich würde maximal 5000€ für ein Boot ausgeben. Ist das realistisch?

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windydogs  15.06.2023, 00:53
@Waldmorti

Zur Zeit ist der Markt an sehr günstigen Gebrauchtbooten quasi leergefegt, weil wegen dem Corona-Irrsinn plötzlich haufenweise Leute auf die Idee gekommen sind, sie hätten gern ein Boot. Das wird sich aber wieder entspannen, allein weil viele feststellen werden, dass da einiges an Arbeit dranhängt und das oft nicht so romantisch und entspannt ist wie man glaubt.

Ein weiterer Punkt ist, vieles was an Booten z.T. schon Jahre an Land rumsteht ( oder auch mal schwimmt ) steht gar nicht offiziell zum Verkauf, weil die Eigentümer das Boot aufgegeben haben, verstorben sind oder sich aus anderen Gründen nicht trennen können / wollen. Da muß man dann selbst aktiv werden und manchmal auch Zeit und Arbeit investieren um den Eigner zu finden.

Ich hab mal ein Boot gekauft, das tatsächlich schon sechs Jahre zum Verkauf stand, im Bootshaus hing eine Anzeige.

Die Witwe des verstorbenen Eigners hatte den Zettel da hingehängt, sich dann aber nicht weiter gekümmert. Über die Jahre ist das Boot komplett zu gewachsen, im Cockpit wuchs schon ein Bäumchen. Der ursprünglich aufgerufene Preis war natürlich in dem Zustand ein Witz, deshalb hat nie jemand angerufen. Und auch bei mir wollte die Frau zuerst den aufgerufenen Preis, erst als sie dann nach langem hin und her mal raus zum Boot gekommen ist um dann festzustellen wie es inzwischen aussah konnte man mit ihr verhandeln.

5000 € sind eigentlich nicht so wirklich viel, aber ich behaupte mal mit einigem suchen findet man da was. Sicher alt, sicher nicht im allerbesten Zustand, aber durchaus geeignet als Basis für ein Refit-Projekt.

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Waldmorti 
Beitragsersteller
 15.06.2023, 17:24
@windydogs

Muss man nicht liegegebühren zahlen? In einer Marina oder Trockenliegeplatz. Wenn son Boot 6 Jhare rumsteht kostet das doch tausende Euro.

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Jemand der die Welt umsegelt könnte das schon.

Ja, es gibt viele Youtubepäärchen die auf 9-10 Meter Schiffen rumdüsen.

Von Mittelmeer bis Weltumrundung.

Fernsehen kann man sich einbauen.

Tauchen

Wassersport

Chillen

Video schneiden

Kochen

TV schauen

Wandern wenn man in Landnähe ist

Rumblödeln

völlig problemlos. die meiste Zeit segelt man nicht, sondern liegt wo vor Anker und hat dort natürlich vollen Medien- udn Telefonempfang - nur auf offenem Meer halt nicht. und Landgänge kann man auch jederzeit machen.

udn in der Realität hat man auf einem Boot immer was zu tun - haufenweise Reparaturen, weil immer was kaputt geht: eine Weltumsegelung ist in Wirklichkeit nichts andres als permanente Bootsreparaturen an den schönsten Ankerplätzen der Welt. udn während amn fährt, ständiges Zittern, ob man es mit den dauernd auftretenden Schäden noch bis zum nächsten Ankerplatz schafft, udn wie man dann die anstehenden Reparaturen wieder finanzieren wird.


Sternenkraft  14.06.2023, 21:48

Nur wenn man auf abgeranzten Booten rumfährt...

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horribiledictu  14.06.2023, 21:50
@Sternenkraft

nein. eben nicht: am wenigsten Reparaturen hast du auf einem 5-15jährigen Boot, denn dann sind alle Macken und Fehler des neuen Bootes behoben, und das Funktionierende ist noch nicht so fertig, das es ersetzt/repariert werden muss.

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Waldmorti 
Beitragsersteller
 14.06.2023, 21:51
@Sternenkraft

Das klingt für mich eher nach nem Holzfloß wo man die durchgeschliffenen Seile immer austauschen muss.

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horribiledictu  14.06.2023, 21:52
@Waldmorti

nein, ist absoluter Segleralltag.

es gibt nicht umsonst den alten Bootsbesitzerspruch in Österreich: wer nie ein Boot besaß, der waaß an Schaas!

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Sternenkraft  14.06.2023, 21:54
@Waldmorti

In der Bootsfahrt heisst es das man mit Neuboot 10 Jahre Ruhe hat und dann 10% vom Neukauf in Upgrade und Verschleiss investieren muss.

Wer weiss was dran ist hat dann wieder 10 Jahre Ruhe.

Aber klar...

Wer gegen eine Mauer segelt oder keine Ahnung vom Segeln hat, macht auch was kaputt.

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horribiledictu  14.06.2023, 21:57
@Waldmorti

ich habe als Student viel auf undum Boote herum gelebt udn gearbeitet (Studenetenjobs), bin seit ca 30 Jahren Mitsegler (Törns, Überstellungen...)

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horribiledictu  14.06.2023, 22:05
@Sternenkraft

10 Jahre Ruhe?! allein das Antifouling gehört alle 2 Jahre neu gemacht (eine Scheißarbeit!), dazwischen der bewuchs immer wieder entfernt (Antifouling heißt ja nicht, das sich gar nix anlegt, nur weniger und langsamer), und die Serviceintervalle von Antrieb und Technik sind auch jährlich, Leinen und Segel halten auch sicher keine 10 Jahre, udn wenn du Holz am Boot hast - und sei es nur ein Teakdeck - bist du auch mindestens jährlich am Sanieren/Pflegen.

klar, wenn du ein Alu-Ruderboot hast, das du nur zum Wochenende zum Fischen wasserst, dann ist das fast wartungsfrei.

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horribiledictu  14.06.2023, 22:16
@Sternenkraft

es ist im Endeffekt recht egal, ob man Tagelang wegen eines Service kopfüber im Motorraum hängt, oder wegen einer Reparatur.

udn Salzwasser und Sonne ist eine Sau-Kombination: die frisst alles!

...und ich red noch längst nicht von einem Supergau wie Osmose oder wenns im Boot von der Decke tropft und du weißt nicht wos herkommt.

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horribiledictu  14.06.2023, 22:20
@Sternenkraft

ja, das schon. aber wo kommts rein? ;)

hast du schon mal ein halbes Boot zerlegt deswegen, oder weil du ein kabel quer durchs Boot legen musstest? 2 Tage abbauen, 1 Std Kabel einziehen, 3 Tage wieder alles einbauen... udn die ganze Zeit lebst du dabei auf einem Boot, das aussieht, als hätt eine Bombe eingeschlagen. lustig!

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Sternenkraft  14.06.2023, 22:22
@horribiledictu

Ja das kommt halt irgendwann dran.

Die aktuellen Neuboote sind sehr resistent gegen Osmose wobei mir die Franzosen etwas zu steif sind.

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horribiledictu  14.06.2023, 22:28
@Sternenkraft

ich hab eher die Erfahrung gemacht, dass die alten, händisch mattengelegten (also nicht gespritzten) Boote sehr osmosresistent sind (kann auch sein, weil die Anfälligen längst verschrottet sind). mir ist zB noch nie eine Hallberg-Rassy oder eine ältere Amel mit Osmose untergekommen, nicht mal aus Erzählungen.

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Sternenkraft  14.06.2023, 22:33
@horribiledictu

Es gibt halt verschiedene Stoffe die verbaut werden.

Aktuell in den Plastikbooten sind es glaube ich 7 verschiedene wobei die Bauer sich für 1 davon entscheiden müssen.

Früher wurde oft Polyester genutzt was nicht so gut geeignet ist.

Hanse Baut das stabilste Plastikboot von den großen.

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horribiledictu  14.06.2023, 22:39
@Sternenkraft

an Osmose leiden mW nur GFK-Boote (evtl Kohlefaserboote auch, weil das Bauprinzip ähnlich ist - aber von denen hab ich keine Ahnung).

Alu ist sehr im Kommen bei Jachten: billiger als gutes GFK, das einzige was man in den Griff kriegen muss, ist Kontaktkorrosion. und du brauchst haufenweise Opferanoden!

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Sternenkraft  14.06.2023, 22:41
@horribiledictu

Es kommen im Moment immer mehr Gesundheitsgutachten raus das der Kontakt zu Alu zu Krebs u.a. führt und allgemein Gesundheitsschädlich toxisch ist.

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horribiledictu  14.06.2023, 22:48
@Sternenkraft

man schleckt das Boot eh nicht ab, und lackiert wirds auch - man kommt also kaum mit dem Alu in Berührung. also das würd mir die geringsten Sorgen machen.

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