Warum können manche Segelboote schneller segeln als der Wind?
Die Wikipediaseite "Schneller als der Wind segeln" (https://de.wikipedia.org/wiki/Schneller_als_der_Wind_segeln ) habe ich bereits gelesen.
Doch ich verstehe nicht, wo die zusätzliche Energie herkommt, um das Boot über die Geschwindigkeit des wahren Windes hinaus zu beschleunigen. Zusätzlich gibt es noch die Reibung des Bootsrumpfs im Wasser, sodass man doch eigentlich nicht mal so schnell wie die Windgeschwindigkeit selbst segeln können sollte.
Kann das jemand erklären? Danke!
9 Antworten
Du musst dich von der Vorstellung lösen, dass das Segel den Wind einfängt, sodass das Boot vom Wind vor sich hergetrieben wird. In dieser Vorstellung wäre segeln schneller als der Wind nicht möglich.
Das Segel ist aber so geschnitten, dass es wie die Tragfläche eines Flugzeuges wirkt. Dadurch entsteht am Segel eine Auftriebskraft, die sehr hoch werden kann und die das Boot so schnell beschleunigt, dass es letztlich schneller als der Wind sein kann. Durch diesen Tragflächeneffekt wird die Geschwindigkeit des Windes und die des Bootes sozusagen entkoppelt.
Am stärksten macht sich diese Entkoppelung der beiden Geschwindigkeiten bemerkbar, wenn der Wind in etwa von quer, also rechtwinklig zum Kurs des Bootes kommt.
Da scheint mir etwas entgangen zu sein. Ich segle schon mein Leben lang, aber wenn ich gegen den Wind segle, hält das Boot an. Nicht umsonst nennt man das "einen Aufstopper machen". Oder meinst du das normale Kreuzen?
Das Boot wird dabei ja nicht einfach vom Wind vor sich her geblasen, sondern durch physikalische Effekte am Segel entstehen zusätzliche Kräfte, die das Boot antreiben.
Vielleicht erklärt es mein Beispiel leicht verständlich:
Nimm eine nasse kleine Kogel - kann auch ein Kirschenkern sein - zwischen Daumen und Zeigfinger. Presse deine Finger zusammen. Was macht der Kirschenkern? Er schießt davon. Seine Fluggeschwindigkeit ist dabei wesentlich höher als die Annäherungsgeschwindigkeit deiner Finger. So weit Nachvollziehbar? Ok.
Jetzt verwandeln wir unsere "Testinstallation" zu einem Segelschiff.
Der Daumen ist der Wind. Der Zeigefinger ist der Kiel bzw. das Schwert des Schiffes. Das Schiff mit den schräg gestelltem Segel ist der Kirschenkern dazwischen. Presst nun der Wind gegen das Segel und Schwert oder Kiel verhindern eine Verschiebung zur Seite, bleibt dem Schiff nur der Ausweg nach vorne.
Ok?
Fragen: www.sailing.czaak.at
Viel Spass bein Segeln.
Rudi
richtig gute boote wie beim americas Cup oder moth haben sogenannte foils oder Tragflächen die befinden sich an ruder und schwert. schon ab geringen Geschwindigkeiten kommt das boot aus dem wasser und der wasserwiderstand ist extrem gering da die segl aber mega groß sind schafft man locker mit den Katamaranen beim ac das2 bis 3 fache der wahren windgeschwindigkeit. es gibt auch boote die semifoiler genannt werdenalso nur halb. dabei wird das boot nur etwas angehoben aber der größte teil bleibt im wasser, so etwas findet man eher bei großen Kielbooten. die ktamarane beim ac sind so schnell, das sie selbst direkt vor dem wind das groß extrem weit angezogen haben weil der scheinbare wind bei extremen Geschwindigkeiten einen immer kleiner werdenden winkel kriegt
Sehr gute Antwort. Es entsteht sogar noch ein weiterer Effekt: Man kann auch auf bestimmten Kursen gegen den Wind segeln.