Wie ist das italienische Volk?

3 Antworten

Italien hat in der jüngsten Vergangenheit eine sehr turbulente Geschichte hinter sich.

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges hat sich Italien zwar offiziell an die Seite der Aliierten gestellt und dem dritten Reich und Benito Mussolini damit den Kampf angesagt, aber ein Teil des Volkes war immer noch für ihren Duce.
Es kam zu bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen mitten im Vormarsch der Briten und Amerikaner. Vieles von dieser inneren Zerrissenheit ist heute noch im Volk spürbar. Ganz abgesehen von den Machenschaften der Mafia-Familien besonders im Süden und den politischen Querschlägen eines Berluisconi, der Verarmung und Nöten in der Finanzkrise und anderen Problemen hat dieses ursprünglch aus Ligurer, Veneter, Etrusker, Picender, Umbrer, Latiner, Osker, Massapier und Griechen bestehende Volk bis heute immer wieder Rückschläge, Eroberungen und Übernahmen ertragen müssen.

Das formt natürlich unterschiedliche Einstellungen und Charakterzüge.

Ich selbst war mit meinen Eltern als kleiner Junge im Wohnmobil im Urlaub in Italien unterwegs. Während man uns am Meer mit Respekt, Freundlichkeit und dem typisch italienischen Hang zum Feiern und Fröhlichsein begegnete, warfen uns Einwohner eines Bergdorfes im nördlichen Bereich des Apennin auf der Heimreise Steine hinterher, wegen unseres "D" auf der Heckstoßstange!

Am nächsten Campingplatz wurden wir dagegen wieder eingeladen an einem nächtlichen Fischerfest teilzunehmen. Das lehnten wir aber ab, da mein Bruder immer noch vor Angst unter dem Tisch im Womo zitterte, mein Vater die Scheibe mit Klebeband sicherte und ich und meine Mutter der Sache nicht trauten.

Im Grunde habe ich später die Italiener als ein sehr freundliches, warmherziges, die Mütter über alles verehrende, die Familie vor alles andere stellende und sehr selbstbewusstes, trinkfestes und fröhliches Volk kennen gelernt. Sie lieben ihre Pizza und Pasta und vor allem den Fussball und die Siesta, sind jedoch auch sehr fleißig und durchaus ehrgeizig. Wehe dem jedoch, der es schafft ihr Temperament zu wecken... dann wird auch der kleinste Italiener zu einer Waffe, der sich besser nichts entgegen stellt. Hierbei sei aber gesagt, das es im Schnitt seeeeehr lange dauert, bis sie sich zu irgendwas hinreissen lassen. Besondere Vorsicht bei verheirateten Frauen, teuren Autos und lokalen Fussball-Vereinen. Letztere pflegen eine strenge Rivalität untereinander, die jedoch meist mit Feuerwerk, Fahnen und Gesängen sowie jeder Menge Wein ausgetragen wird.

Als ehemaliger Soldat muss ich auch hier den Italienern hohen Respekt zollen. Die Armee mag nicht über die finanziellen Mittel anderer NATO-Mitglieder verfügen, doch haben sie immer schon eigene Entwicklungen erfolgreich gegen teure Importe verteidigen und sogar selbst ihre gebauten Kampfhubschrauber, Fregatten und ähnliches exportieren können. Die Soldaten sind hart im Nehmen, gut ausgebildet und sehr diszipliniert. Ihr Nationalstolz ist tief im Herzen jedes/r Italiener/in verwurzelt. Es ist ein tolles Völkchen...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es gibt kein einheitliches italienisches Volk, da die Unterschiede zwischen den einzelnen Volksgruppen in Italien sowohl in kultureller als auch in sprachlicher Hinsicht sehr groß sind. Der große Nord-Süd-Gegensatz geht zum Teil noch auf die mit Gewalt erfolgte Einigung Italiens zurück. "Wenn du nicht brav bis, dann holt die der Piemontese", sagt man noch heute in Süditalien zu unfolgsamen Kindern. Das Königreich beider Sizilien war zwar 1860 von den Freischärlern Garibaldis erobert worden, aber dann griff sofort das Königreich Piemont-Sardinien ein, um Garibaldi den Erolg nicht zu überlassen. Das piemontesiche Militär kämpfte noch rund zehn Jahre gegen süditalienische Gruppen, die zwar als Banditen bezeichnet wurden, gleichzeitig aber Aufständische gegen die Herrschaft der Piemontesen waren. Piemont-Sardinien plünderte das ehemals reiche Königreich beider Sizilien vollkommen aus. Noch heute bezeichnen viele Norditaliener die Süditaliener verächtlich als "Terroni" (Erdfresser). Andererseits werden vor allem in Mittelitalien die Bewohner von Venetien als "Terroni del Nord" oder als "Polentoni" beschimpft, weil sie Venetisch sprechen und Polenta (Maisgriesbrei) essen. Lediglich wenn die Fußball-Nationalmannschaft spielt, sind die Italiener ein einig Volk.

Distanziert? Nö, ich habe Italiener immer als offene und freundliche Leute kennengelernt. Ein italienischer Kollege meinte nur: die Leute in italienischen Behörden sind lustlos und unfreundlich.

Ich habe in Italien nur gute Erfahrungen gemacht. Ok, man fährt etwas chaotisch, aber ansonsten alles prima.