Wie gehe ich mit dem autistischen Sohn meiner Freundin am besten um?

3 Antworten

Das is wirklich ausgesprochen schwierig zu beantworten ohne genauer zu wissen, wo auf dem Spektrum er sich befindet.

Was MICH ein wenig bedenklich stimmt ist seine beinahe ausschließlich vor dem I-Pad/Handy verbrachte Freizeit.

Das ist ja auch für nicht-autistische Kinder/Jugendliche alles andere als gut. Und grade bei Kindern mit einer Form von Autismus kann da sehr leicht eine "Technologie-Sucht" entstehen.

Grundsätzlich würde ich dir empfehlen, ihn jz gar nicht unbedingt so anders zu behandeln als ein nicht-autistisches Kind. Er scheint ja schon zumindest Bedürfnisse äußern zu können, also vertrau darauf dass er das auch dir gegenüber tut, wenn ihm etwas NICHT gefällt. Sei einfach empathisch, freundlich, interessiert, v.a. wenn ER Interaktion mit dir sucht.

Meiner bescheidenen Meinung nach macht seine Mutter eklatante, aber sicher gut gemeinte Fehler mit ihm. Das aber war ja hier nicht die Frage.

Sorry dass ich da nicht wirklich weiterhelfen kann!


wgrstf007 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 15:45

Hey danke für die Antwort! Wie gesagt kann ich es auch nicht wirklich einschätzen. Er ist recht pingelig mit dem Essen und mag nur ein paar wenige Dinge die er isst. Meine Freundin meinte dass die Konsistenz vom Essen stimmen muss. Ansonsten isst er es nicht und will was anderes. Er ist auch dementsprechend dünn und zart. Viele laute Geräusche auf einmal, teilweise Schwierigkeiten mit dem Sprechen und keine Koordination für kleine Dinge sind so ein paar Anzeichen die ich mir für Autismus vorstellen könnte. Eventuell auch noch ein paar andere Dinge. Es macht für mich den Eindruck als ob er in der Entwicklung deutlich ein paar Jahre zurück liegt. Da weiß ich allerdings auch nicht ob das bei Autismus so ist oder er sich durch den massiven iPad Gebrauch einfach nicht entwickeln kann.

Zum Beispiel Treppen steigen, Schuhe anziehen sich selber waschen und solche Dinge kann er zum Beispiel nicht selber bewältigen. Im allgemeinen benötigt er bei relativ vielen normalen alltäglichen Dingen Hilfe und man muss ihn anleiten wie es geht.

Mir ist klar dass meine Freundin nur das Beste für ihn will und ihn beschützen möchte. Vor allem mit dem Autismus ist sie denke ich besonders vorsichtig mit ihm. Zudem fehlt auch meiner Meinung nach die Rolle und Unterstützung des Vaters. Ich versuche schon immer wieder mal altersgerechte "coole Jungs" Sachen mit ihm zu machen. Fußball spielen und so. Es ist nur schwierig ihn für solche Dinge zu begeistern und vom iPad los zu bekommen. Mir wäre es halt persönlich wichtig wenn er langsam anfängt zu lernen bisschen selbstständig zu werden. Meine Freundin und ich können auch nicht wirklich was unternehmen da er keine Lust hat was zu machen und wir ihn nicht wirklich alleine zu Hause lassen können.

Hoffentlich kann ich meine Freundin da ein bisschen unter die Arme greifen und ihm bisschen was beibringen und sie entlasten auch wenn es momentan noch schwierig für mich ist.

Aber auf jeden Fall vielen Dank für die Antwort! :)

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BartLisaMaggie  29.08.2024, 15:47
@wgrstf007

Alleine dass dein Wille da ist, ist für alle Beteiligten optimal!

Ich wünsch euch alles Liebe für eure gemeinsame Zukunft! :)

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kiniro  29.08.2024, 19:25
@wgrstf007

Dein "coole Sachen für Jungs machen", mag gutgemeint sein - aber das ist eben nicht die Steigerungsform von "gut machen".

Kinder mit Autismus können nur selten etwas mit gleichaltrigen Kinder und Mannschaftssport anfangen.
Einige von ihnen sind motorisch ziemlich ungeschickt.
Weswegen für diese Kinder Ergotherapie empfehlenswert wäre.

Ein autistisches Kind ist nun mal anders als ein neurotypisches Kind.

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wgrstf007 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 19:57
@kiniro

Vielleicht habe ich mich da ein bisschen falsch ausgedrückt. Es ist nicht so dass ich mit ihm zu einem Fußballverein gehe und er dann da 90min aufm Rasen stehen muss. Einfach nur bisschen unter uns den Ball hin und her kicken und ihm hier und da bisschen versuchen was neues beizubringen.

Ich schaue schon drauf dass ich nicht zu viel auf einmal mit ihm mache oder ihn zu irgendwas zwinge. Auf keinen Fall. Mir tut es halt in der Seele weh dass er in seiner iPad Welt gefangen ist und die ganzen Möglichkeiten in der realen Welt verpasst und sich somit kaum entwickelt. Deswegen meinte ich dass mit den coolen Sachen machen. Ihm einfach Möglichkeiten versuchen zu zeigen dass man seine Freizeit auch anderes verwenden kann und nicht stundenlang auf den gleichen Bildschirm schaut.

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kiniro  29.08.2024, 20:05
@wgrstf007

Okay - dann habe ich das mit dem Fußball falsch verstanden.

Bedenke, dass der Junge sich auch in der Förderschule über Stunden extrem zusammen reißen (Masking betreiben) muss, um dort halbwegs zurecht zu kommen.

Die ganze soziale Interaktion in der Schule ist für Autisten (egal ob Kind oder Erwachsener) der reinste Stressfaktor.

Das iPad hilft ihm sozusagen runterzukommen.

Seine Reaktionen sind - zumindest teilweise - Meltdowns.

Generell ist noch einiges im argen, was die richtige Aufklärung über Autismus betrifft.

Vielleicht hilft dir dieser Link weiter.

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Rendric  29.08.2024, 20:22
@wgrstf007

Ah, das sind viel mehr Anhaltspunkte und zeigt ein etwas umfassenderes Bild:
1. Ja, Picky Eating ist oft in Kombination mit Autismus. Autisten isnd oftmals sehr sensibel und mögen einige sensorische Reize nicht. Sowhl auf der Haut, als auch und gerade im Mund. In meiner berufslaufbahn in einer stationären Einrichtung für Autisten (natürlich frühkindlicher und atypischer Autismus nach den alten Eingruppierungen) hatten wir zum Beispiel einige "Nudisten". Sie konnten das Gefühl von Kleidung auf der Haut nicht ertragen und wenn sie es nicht mussten, dann waren sie nackt. Oder sie sind halt nur "wählerisch" was an Kleidungsstücken in Frage kommt, wo die Nähte sitzen dürfen usw. Beim Essen ist es auch oft die konsistenz, die stört, seltener der Geschmack. Sie haben eine handvoll an Komfort-Essen und gerade an schlechten, anstrengenden Tagen muss es die auch sien. an guten ist die experimentierbereitschaft größer.

2.Reizüberflutung ist ein gängiges Problem. Gerade was die akkustik betrifft.

3.Es ist ine neurologisxhe Veränderung, betrifft also auch gerade die Gehirnbereiche. Von keiner Sprachfähigkeit über vereinzelte Wörter bis hin zu bloßen Einschränkung im Verstehen von Subtxten und -Ironie ist alles vertreten. Typisch ist, dass sie klare anweiungren im Befehl brauchen. "Könntest du mal bitte.." ist zu unklar und wird nicht angenommen. und ja koordination und motorik ist auch oft betroffen. Gleichgewicht ist immer Schwachstelle. mal mehr mal weniger offensichtlich. sehr offensichtlich wäre es, wenn er zum Zehenspitzengang neigt.

4.heute wird ein Grad auf einem Spektrum sngegeben. Früher hat man in Typrn wie Asperger, hochfunktional (Shelton Cooper), frühkindlich und atypisch unterschieden. Die beiden letzgenannten sind typische Formen mit Intelligenzminderung und Entwicklungsverzögerung. Betroffene bleiben auf einem Stand von 3-12 Jöhruigen stehen.

5.Ja, gerade das ganze pflegerische ist typisch. Und dabei ist weder die Intelligenz, noch das motorische das eigentliche Hindernis, sondern, dass mangelnde Verständnis und Einsicht in die Notwendigkeit.Daher ist die Form der Hilfe auch mit Anleiten und Aufpassen in der Regel getan. Aber die braucht es eigentlich immer. Da halte ich es eher für unrealistisch, dass er hier mehr selbständigkeit entwickelt.

6.Soziale Interaktionen (wie bei Fußball) werden ihn wohl kaum locken. Generell ist das Antriebsproblem oft groß. Da braucht es einfachere Aufgaben mit klarer Anweisung und Begleitung. Es ist leider nach wie vor oft so, dass Eltern mit dieser Diagnose sehr alleine dastehen und sich alles selbst erarbeiten müssen. Sie finden ihre WEge, wie ihr Haushalt funktioneirt. Und das bedeutet oft auch Dinge, die wir etws fachkundigeren fragwürdig finden. Aber sie müssen mit ihren Kindern leben und zurecht kommen und das oftmals wirklich ohne jegliche Hilfe von außen udn daher ist es unangebracht, das zu bewerten. In ihrer Situation würde es dne meisten nicht anders gehen und sie würden aus Verzweiflung ihr Kidn ienfach machen lassen und sich selbst für dieses verändern und anpassen.

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wgrstf007 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 21:03
@kiniro

Ich verstehe schon dass er Pausen und Ruhe benötigt um einfach mal abzuschalten und alleine zu sein. Auf jeden Fall gibt es mir jetzt auch Klarheit warum er nach der Schule sofort zum iPad rennt und sich quasi isoliert, mit Kopfhörern auf. Es ist ihm wahrscheinlich zu viel. In der Schule haben sie zwar extra Räume wo die Kinder auch Pause machen können und sich erholen können, aber ist dann doch nicht das gleiche wie zu Hause.

Ich versteh nur nicht so ganz ob und wo da eine Grenze bezüglich des iPad Konsums gemacht werden kann. In der Schulzeit ist nach der Schule der gesamte restliche Tag für ihn damit gefüllt und in den Sommerferien der ganze Tag. Kann man da immernoch vom herunterkommen reden oder geht das schon in Richtung Sucht?

Wie ich schon in dem Beitrag hier erwähnt habe war die durchschnittliche Bildschirm Zeit diese Sommerferien in 10 Tagen ganze 12 Stunden, pro Tag. Hier und da wahrscheinlich weniger. Aber im großen und ganzen kann man glaub ich verstehen was mich beunruhigt.

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wgrstf007 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 21:11
@Rendric

Vielen lieben Dank für den langen und ausführlichen Kommentar! Viele von den genannten Aspekten helfen mir auf jeden Fall weiter in der Situation. Das meiste davon wusste ich auch noch nicht und werde es auf jeden Fall mir merken. Die Hilfe ist sehr willkommen! :D

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Deine Freundin sollte sich mal richtig über Autismus informieren.

Autismus ist eine Spektrumsstörung, die nicht in leicht / schwer eingeteilt werden kann, weil die Übergänge fließend sind.

Zudem kann - je nach Situation / Verfassung des Kindes - mal etwas an einem Tag oder innerhalb eines Tages schwerer fallen als zu einem anderen Zeitpunkt.

Deine Freundin soll dir sagen, womit ihr Sohn Schwierigkeiten hat und was du am besten vermeidest.
Was nicht heißt, dass du nicht versuchen kannst, deine Grenzen zu benennen.

Also kein "man macht das nicht", sondern begründen, weshalb du es nicht willst.

Was die Sache schwierig macht: Du bist nur manchmal da und der Junge kann sich darauf nicht verlässlich einstellen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

wgrstf007 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 20:40

Es kommt eigentlich nicht so oft vor dass ich mich in die Erziehung vor ihm oder mit ihm einmische. Teilweise nur wenn ich mich selber unwohl oder überfordert fühle. Auch da bin ich immer ruhig und versuche ihn nicht ärgerlich zu machen. Da ich kein Erziehungsberechtigter bin und aus rechtlichen Gründen nicht wirklich was machen darf, lasse ich meine Freundin wissen wenn was gesagt werden sollte oder frage sie hier und da wie ich mich verhalten soll.

Leider kann ich zur Zeit nicht permanent bei ihr wohnen. Ich kann es auch nicht wirklich einschätzen wie er darüber denkt wenn ich mal wieder bei meiner Freundin bin. Auf jeden Fall freut er sich immer wenn ich wieder bei meiner Freundin zu Besuch bin und sie sagt auch dass er er mich mag. Es kann halt auch nur vorgetäuschte Freude sein, das weiß ich nicht und kann ich auch nicht einschätzen.

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Die Situation ist denkbar einfach und dadurch maßlos kompliziert: Die Freundin ist die Erziehungsberechtigte - du nicht. Das Kind muss nur auf sie hören und nicht auf dich. Jeglicher Versuch von dir, positiven Einfluss auf seine Entwicklung zu nehmen wird scheitern. Er wird es nicht annehmen wollen, weil es ungewohnt und unbequem ist und deine Freundin wird sich ganz schnell gegen dich stellen, wenn ihr kleiner Prinz nicht mehr verwöhnt wird. Nicht nur, weil es ihn von seinem Thron hebt, sondern aucg, weil es sie in Frage stellt.

Du hast nur die Wahl ihren Verwöhnstil beizubehalten und sogar mitztragen oder die Beziehung wird scheitern. Es ei denn ihr könnt sie weiter auf distanz hslten und ihr Kibd sonmit außen vor lassen.

_Zur Einschätzung: 12h Ipad wören nur tolerabel, wenn es ein Hilfsmittel ist das er zB zur Kommunikation braucht. Ansonsten: nein. Autisten fallen gerade alltagsaufgaben schwer, weil sie oft die Notwendigkeit nicht sehen. manchmal auch wegen sensorischen Unannehmlichkeiten. daher brauchen sie gerade Hilfe in den pflegerischen Tätigkeiten. Allerdings sollte es sich bei leicht bis mittelschwer auf Anleiten und Aufpassen beschränken können. Ebenso sind sie zu stark routinierten Tätigkeiten, die klat angewiesen und beaufsichtigt wrden, fähig.