Wie findet ihr die Bergpredigt?
Habt ihr die Bergpredigt mal gelesen?
Was empfindet ihr beim Lesen?
6 Antworten
Ich persönlich mag die Bergpredigt überhaupt nicht. Völlig veralteter Kram, der den Menschen dort empfohlen worden ist. Es ist, als wenn der Sieger, den Besiegten erklären würde, wie sie am besten überleben können.
Ich verlasse mich lieber auf unseren heutigen Rechtsstaat, und bin bereit, meinen Feinden auch mal die Kante zu zeigen. Mag sein, das die Bergpredigt damals den Menschen eine Hilfe war, heute ist sie es nur noch bedingt.
Bei ''Liebe deine Feinde‘' geht es ja vor Allem darum, dass man nur so in Gottes Reich kommen kann. Denn jemand der voller Hass ist, kann nicht bei den höchsten Wesen der Liebe sein.
Aber auch wenn es Gott nicht gibt, bösen Menschen fehlt es meistens an Liebe. Also ist ''liebe deine Feinde‘‘ schon zu empfehlen.
Spannend, wenn man sich näher damit beschäftigt...
Beispiel:
Jesus sagt, dass wir die andere Backe hinhalten sollen, wenn uns jemand auf die eine schlägt. Das hört sich erst einmal komisch an, ergibt aber viel Sinn, wenn man versteht, was damit gemeint ist.
Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.
Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.
Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.
Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.
In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt
An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.
Egal zu welcher Zeit, die Bergpredigt hätte, wenn sie von einer Mehrheit der Christen gelebt worden wäre, so viel Leid, Gewalt, Schmerz und Trauer verhindern können.
Die Bergpredigt ist aktueller denn je. Doch leider passt vieles nicht in den heutigen Zeitgeist. Sie hat eine Kraft, vor der sich vor allem die Mächtigen dieser Welt fürchten. Sie zeigt einen Spiegel, in dem sich auch viele Durchschnittsbürgern überhaupt nicht gerne sehen.
Wenn ich sie lese, kann ich schwer mit dem Finger auf Mitmenschen zeigen. Denn auch ich muss mich daran messen lassen.
Wenn ich Matthäus Kapitel 5-7 lese. Und obwohl diese in nur 20 Minuten zu lesen ist, beinhaltet sie so viel Weisheiten, dass andere davon 10 Bände füllen könnten.
Eigentlich sollte man sagen: "Es sind einfache Regeln, wo ein gutes zusammen leben garantieren."
Versucht man sie einzuhalten, funktioniert es nur kurze Zeit, dann muss man bestätigen was Paulus im Römerbrief schreibt:
Römer 7; 18 Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht. 19 Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich. 20 Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. 21 Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt. 22 Denn ich habe Lust an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; 23 ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das gegen das Gesetz meiner Gesinnung streitet und mich gefangen nimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. 24 Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib? 25 Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! So diene ich selbst nun mit der Gesinnung dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.