Wie denkst du über Leo Trotzki?
Das Ergebnis basiert auf 23 Abstimmungen
10 Antworten
Er war einer von Lenins engsten Gefolgsleuten und war maßgeblich für den "Roten Terror" der frühen Sowjetzeit verantwortlich. Insofern fällt es mir schwer, ihn positiv zu sehen.
Dennoch: er vertrat einige interessante Gedankengänge und war zweifellos intellektueller veranlagt als Stalin, der letztlich einfach nur ein an die Macht gekommener Krimineller war.
Wie sich die UdSSR unter Trotzki entwickelt hätte? Schwer zu sagen. Seine Ideen in Bezug auf die "Revolution" wären im Ausland wohl auf wenig Gegenliebe gestoßen. Vielleicht wäre alles sehr schnell zusammengebrochen.
Alles in allem auf jeden Fall eine interessante Figur der Weltgeschichte, wenn auch sicher nicht der "heilige Märtyrer", als der er nach seinem brutalen Ende oft von sowjetkritischen Linken glorifiziert wurde.
Trotzki war die treibende Kraft hinter der Niederschlagung des Aufstands in Kronstadt. Dabei wurden neben Rebellen auch wehrlose, völlig unbeteiligte Zivilisten ermordet.
Auch Jahre später in Mexiko wollte er sich nicht von diesem Verbrechen distanzieren und meinte sinngemäß, dass solche Sachen in Krisensituationen eben passieren.
Du musst dir bewusst werden, in welcher Situation sich die junge Sowjetrepublik befand. Sie war eingekreist von 14 imperialistischen Armeen, die allesamt das Regime stürzen wollten.
Keine Rechfertigung, nur ein Denkanstoß.
Mir war klar, dass du den Matrosenaufstand nennen würdest.
Die Bolschewiki hatten bereits vorher den Kronstädtern einige Zugeständnisse gemacht. Die Einführung der Neuen Ökonomischen Politik sollte vor allem den bäuerlichen Massen wieder die Möglichkeit geben selbst anzubauen. Auch hatten die Bolschewiki immer wieder ihre Verhandlungsbereitschaft gegenüber den Matrosen erklärt. Der Aufstand wurde jedoch nicht von mythologischen Freiheitskämpfern angeführt.
Selbst der frühere Anarchist und Schriftsteller Victor Serge konstatierte:
"Kronstadt war nicht mehr die Heimstatt der politischen Leidenschaften und Ideen von 1917 und 1918. Arbeiter und Matrosen, die treuesten Anhänger, waren verschwunden, über ganz Rußland verstreut, im Kampfeinsatz an verantwortlichen Stellen. […] die, die sich noch in der Festung und bei der Flotte befanden, waren mit wenigen Ausnahmen nicht gerade die Fortschrittlichsten …"
Auf Diskussionen, welche die Rechtfertigung von Verbrechen gegen Zivilisten zum Ziel haben, lasse ich mich nicht ein.
Schönen Abend.
Was sollte über Trotzki gedacht werden, er war ein Bolschewist der innerhalb der Partei seine politische Ambitionen hatte, wie andere auch. Was wir Heute darüber Wissen, wird uns serviert und wir müssen es hinnehmen wie es kommt.
Trotzki war kein Unschuldslamm, er hatte genug Menschenleben auf dem Gewissen. Man hätte ihn deshalb vor Gericht stellen und verurteilen sollen. Aber so ist er seiner gerechten Strafe entkommen. Er wurde umgebracht und das war genau so ein Unrecht, wie er es zuvor selbst angerichtet hat. Sein Tod war nicht wirklich eine Strafe.
Er hielt die internationalistische Linke zusammen. Also doch sein Tod war eine Strafe und auch ein deprimierender Verlust eines der klügsten Köpfe des Marxismus.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte die Linke aufwachen müssen.
Was meinst du mit 'aufwachen', und inwiefern macht das in diesem Kontext Sinn? Aufwachen und zum Revisionisten werden?
Ich meine, sie sollten erkennen, wem sie da in Moskau folgen.
Wenigstens kein Stalinist! Aber genaugenommen sollte das doch eine Selbstverständlichkeit sein!
Neutral, aber der Name sagt mir etwas im Zusammenhang mit Lenin und der Sowjetunion.
Sind beide nicht zu Feinden geworden?
Er war einer von Lenins engsten Gefolgsleuten und war maßgeblich für den "Roten Terror" der frühen Sowjetzeit verantwortlich.
Inwiefern?