wie demokratisch war das Kaiserreich?
Wir haben heute in Geschichte das Kaiserreich durch genommen und wollte wissen ob und wie demokratisch das Kaiserriech von 1971 war.
6 Antworten
Ich verweise hier auf den Aspekt des Wahlrechts.
Das deutsche Kaiserreiche von 1871 war im Vergleich zu vielen damaligen Staaten in Europa und auch zu den meisten Bundesstaaten des Reiches, in denen Formen des Klassenwahlrechtes und/oder indirektes Wahlrecht vorgeschrieben war, sehr demokratisch. Denn alle Männer ab dem 25. Lebensjahr durften in ihrem Wahlkreis einen Abgeordneten in geheimer Wahl wählen, der dann direkt in den Reichstag einzog. In der Reichsverfassung in Art. 20 war dieses Recht garantiert, Zitat:
Der Reichstag geht aus allgemeinen und direkten Wahlen mit geheimer Abstimmung hervor.
Dass nur Männer ab dem 25. Lebensjahr wählen durften, aber nicht Frauen, war bereits im Wahlgesetz für den Reichstag des Norddeutschen Bundes vom 31.05.1869 festgelegt worden. Es galt auch im Kaiserreich weiter.
MfG
Arnold
1. Meinst wahrscheinlich 1871 ;) 2. Zwar hatte Bismarck es geschafft, dass der Kaiser sich nicht Kaiser von Deutschland nennt, sondern Deutscher Kaiser...aber das war's dann auch xd
Kaiserreiche sind wie schon von den anderen Antworten gesagt Monarchien. Die Kaiser hatten nur die Macht und nicht das Volk
Es war ein Kaiserreich => monarchisches Prinzip => Monarchie. Also nein.
Nur weil es eine Monarchie war, muss es aber nicht automatisch undemokratisch gewesen sein. Es gibt auch demokratische Monarchien, in denen der Kaiser/König an ein vom Volk gewähltes Parlament gebunden ist. Nennt sich dann "parlamentarische Monarchie", war im Deutschen Kaiserreich 1918 der Fall und gibts heutzutage z.B. in Großbritannien.
Der Reichstag wurde, wie auch in anderen demokratischen Staaten, wie z.B. Frankreich, in gleichen, geheimen und freien Wahlen von der männlichen Bevölkerung gewählt. Die gewählten Parteien hatten die Macht über den Haushalt und, indirekt, über Krieg und Frieden, da die Kriegserklärung vom Kaiser nicht genügte, um auch einen Krieg zu führen. Das Kaiserreich hatte nur ein einziges Problem: Der Reichskanzler wurde vom Kaiser bestimmt. Die Parteien konnten sich zudem nicht zu einer Mehrheitskoalition einigen und auf diese Weise die Ernennung des Kanzlers durch die demokratische Institution fordern. Das Kaiserreich hatte also eine sehr gute Basis, um eine vollwertig demokratische Monarchie, wie Großbritannien, zu werden, doch wurde diese Chance bis zum Ende nicht von den Parteien wahrgenommen. Darum wird das Kaiserreich heute eher als halbdemokratisch betrachtet. Ohne den Ersten Weltkrieg oder zumindest ohne eine Niederlage im selben wäre das Kaiserreich früher oder später möglicherweise weiter in diese Richtung einer "ganzen" Demokratie geschritten.
@ArnoldBentheim Ich zitiere mich selbst: "Indirekt, über Krieg und Frieden, da die Kriegserklärung vom Kaiser nicht genügte, um auch einen Krieg zu führen." Und so war es auch. Kriege werden nicht mit Erklärungen, sondern mit Geld geführt und der Haushalt war Angelegenheit des Reichstags. Zudem wäre eine Kanzlerernennung durch den Reichstag, wie du schon schreibst, nur durch eine Verfassungsänderung möglich gewesen. Du vergisst dabei aber, dass eine Mehrheitskoalition eine solche Verfassungsänderung durch eine Blockade der Gesetzgebung kurz- bis mittelfristig hätte erzwingen können.
Nein, der Reichtag konnte nicht über Krieg und Frieden entscheiden. Darüber entschieden der Kaiser und der Bundesrat, die Vertretung der Monarchen im Reich!
Die Parteien im Reichstag hatten keine Möglichkeit, direkten Einfluss auf die Regierungsbildung zu nehmen. Die Verfassung gab dieses Recht an den Kaiser! Selbst eine Koalition aller Parteien hätte das nicht durchsetzen können, weil der Reichstag kein Gesetzesinitiativrecht besaß, sondern nur Bundesrat und kaiserliche Regierung. Es hätte einer Verfassungsänderung gebraucht, die von Kaiser und Bundesrat hätten angestoßen werden müssen, um das zu ändern. Diese konnte erst aufgrund der Umstände im Oktober 1918 erreicht werden.