Wie am besten erfolglose Reanimation verkraften?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Den Blickkontakt in den Rea pflichtigen Patienten kannst du auch wenn du es willst nicht vermeiden. Schon alleine nen Güdel Tub reindrehen. Hatte es selber auch bei einem 12 Jährigen. Die Bilder vergisst man nie. Wichtig ist danach REDEN. Mit beteiligten REDEN und dir nicht selber die Schuld geben. Du hast immer dein bestes gegeben und konntest in den Fall auch nicht mehr machen. Du bist im RD sowieso nie allein mit solch einer Situation. Da ist dein Teampartner auch für dich da. Denn er hat das gleiche Problem wie du.

Manchmal kann man auch nicht helfen.


officer1990 
Beitragsersteller
 09.09.2010, 19:38

Vielen Dank für deine Antwort! Ja stimmt schon das sich der Blickkontakt nicht wirklich vermeiden lässt. Aber ich habe Angst das ich das Gef+hl bekomme das mir die Patienten voller erwartungen zusehen (obwohl sie es natürlich nicht können!) und warten das ich sie zurück hole. Eigentlich weiß ich das ich es nicht ändern kann wenn sie sterben aber ich grübel halt immer so viel nach. Hmm... ich denke dir ist es bestimmt auch so ergangen...! Ich glaube/hoffe das ich das gut wegstecken werde wenn ich mit meinen Kollegen darüber reden werde. Irgendwie habe ich auch Angst das sie dann, wenn ich ziemlich fertig bin, sagen das ich mich nicht so anstellen soll oder das der Beruf nicht der richtige für mich ist...

Gruß, Officer1990

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Klingt jetzt hart, aber Du musst das ausblenden, dass das ein Mensch ist. Einfach Deine Arbeit tun. Allerdings, ganz verdrängen kannst Du das nie, es ist immer schwer, wenn man es nicht geschafft hat, aber das darfst Du echt nicht zu dicht an Dich rankommen lassen, sonst hälst Du das nicht lange aus. Viel Erfolg und weisst, Mitleid ist keine schlechte Charaktereigenschaft, aber lass es nicht zu dicht an Dich ran.


officer1990 
Beitragsersteller
 09.09.2010, 19:29

Danke für deine Antwort! Ich kann normalerweise auch ausblenden das es sich um einenen Menschen handelt (musste ich während eines Praktikums im Krankenhaus während einer Notsituation auch), aber manchmal liege ich im Bett und habe das Gefühl das diese Patienten die ganze Zeit erwarten das ich sie erfolgreich reanimiere. Sie gucken mich natürlich nicht an aber ich stell es mir so vor. ich weiß ja das sie nichts mehr mitbekommen werden aber es ist schon hart wenn man weiß das eventuelle Angehörige von einen erwarten das ich ihre Mutter oder im schlimmsten Fall ihr Kind zurückhole. Ich denke aber das ich da durch muss.Ich meine ohne meine Versuche einer REA hätten sie ja eh keine Chance oder? Eigentlich ist es vom Schicksal oder von der Natur ja vorgesehen das reanimationspflichtige Patienten versterben oder? Das sind so Fragen die ich eigentlich mit Ja beantworte, dann aber im selben Moment die Antwort JA wieder in Frage stelle.

Ich hofffe/ denke das ich das schon packen werde!

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TwoDelta  09.09.2010, 19:40
@officer1990

Das packst Du, denk nicht zuviel darüber nach, was irgendwer von Dir erwartet. Du bist gut ausgebildet und wirst alles tun, was nötig ist. Leider kann man nicht jedem helfen, so ist das Leben. Ein gewisse Härte musst Du Dir zulegen. Das schaffst Du, immerhin machst Du Dir ja Gedanken und wirst den Mittelweg finden, nicht zu hart, nicht zu weich.

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Warum bespricht du diese Sorgen und Gedanken nicht mit den Menschen die ja allen selbst mal als Neuen angefangen haben und somit auch viel mehr Erfahrungen damit haben wie wir... Wenn du deinem Beruf ausübst, bist du ja auch nicht alleine...Du versuchst dein bestes zu geben. Danach bekommt ihr ja noch eine psychologische Betreuung. Niemand von euch wird alleine gelassen, ihr habt Supervisionen und Psychologen...


officer1990 
Beitragsersteller
 09.09.2010, 19:31

Danke für deine Antwort...! Ja, es stimmt natürlich das wir unsere erfahrenen Dozenten danach fragen können aber die sind schon sehr lange im Beruf. Mitlerweile reden die über eine REA als ob sie über einen Toilettengang erzählen. Sie sagen einfach: Leute, ihr gewöhnt euch daran! Die reden auch nicht mehr von GESTPRBEN sondern TOT GEHEN. Aber ich denke dieser Sarkasmuss ist nötig in diesem Beruf..!

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Auf jeden Fall solltest du eins nicht tun, deinen Teamführer bzw. NA im Beisein von Angehörigen über den negativen Verlauf ausfragen. Das macht man wenn man unter sich ist. Ich hatte kürzlich den Fall, wo ein junger Anwärter zusammen mit dem Angehörigen den eingetretenen Tod nicht verkraften konnte. Oft ist die Ausicht bei einer Rea nicht erfolgreich und der Patient verstirbt in unserem Beisein obwohl alles erdenkliche getan wurde. Cest la vie!

Ich habe das große Glück, dass ich meine Patienten sehr schnell vergesse. Am Ende einer Schicht weiß ich schon gar nicht mehr genau, welche Einsätze ich in den vergangenen 12 Stunden gefahren bin. Und auch "besondere" Patienten habe ich spätestens am nächsten Tag vergessen. Vielen anderen Kollegen helfen bestimmte Rituale. Sie übergeben den Melder an die nächste Schicht, packen Jacke, Helm und Maskendose vom Fahrzeug in den Spind, machen sich bewusst, dass sie jetzt Feierabend haben und gehen duschen. Dadurch verhindern sie, das Erlebte mit nach Hause zu nehmen. Das Duschen hat auch einen symbolischen Charakter. Auch ich persönlich trenne Dienstliches und Privates. Es kommt höchst selten vor, dass ich zu Hause Erlebnisse aus dem Dienst erzähle. Sobald ich die Wache verlasse, bleibt alles Dienstliche da. Das hilft, zu Hause den Kopf frei zu halten.


Megatronix  09.09.2010, 20:00

Und wie andere hier schon sagten: Mach Dir nichts draus, wenn es mal nicht klappt. Du hast getan, was Du konntest, und wenn der Patient tot bleibt, dann ist es halt so. Hättest Du nichts gemacht, würde es ihm jetzt auch nicht besser gehen. Und komm bloß nicht auf die Idee, nach Fehlern zu suchen, die Du vielleicht gemacht hast. Man könnte zwar immer irgendwas verbessern, aber das heißt noch lange nicht, dass der Patient dann noch leben würde.

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