Wesentliche Unterschiede zwischen einem Kaiser im Mittelalter und einem Kaiser im antiken Rom?
Was ich weiß, ist, dass ein König oder Kaiser im Mittelalter bei weitem nicht die gleiche Stellung und den selben Machtanspruch hatte wie ein Kaiser im antiken Rom (z.B. Nero oder so). Der mittelalterliche König war nicht nur von seinen Landesherren abhängig und musste sich immer wieder behaupten. Warum aber konnte ein antiker Kaiser dagegen die alleinige Macht auf sich vereinigen und quasi fast alles machen, was er wollte? Genauso ein absolutistischer Herrscher (der Sonnenkönig)? Ich verstehe nicht ganz, welche gravierenden Systemunterschiede es gab, die zu solch variablen Herrschaftsansprüchen führten..
5 Antworten
Was ich weiß, ist, dass ein König oder Kaiser im Mittelalter bei weitem nicht die gleiche Stellung und den selben Machtanspruch hatte wie ein Kaiser im antiken Rom
Die "Stellung" des mittelalterlichen Kaisers war von der des römischen Kaisers nicht grundverschieden. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches trat als "Universalkaiser" auf, der zumindest den Ehrenvorrang über alle anderen gekrönten Häupter, auch über den byzantinischen Kaiser, behauptete. Insofern sah sich auch der mittelalterliche Kaiser als höchste weltliche Macht!
Die Kaiser des Mittelalters hatten durchaus denselben "Machtanspruch" wie die römischen Kaiser, denn sie empfanden sich als direkte Nachfolger der Kaiser Roms! Dass zwischen Anspruch und tatsächlicher Ausübung von Macht ein Unterschied bestand, war allerdings signifikant. Aber war es bei den römischen Kaisern wirklich anders?
Der mittelalterliche König war nicht nur von seinen Landesherren abhängig und musste sich immer wieder behaupten. Warum aber konnte ein antiker Kaiser dagegen die alleinige Macht auf sich vereinigen und quasi fast alles machen, was er wollte?
Offenbar gibt es immer noch Menschen, die römische Kaiser für eine Art "Übermenschen" halten. Sie waren es nicht! Wenn man die Größe des römischen Weltreiches betrachtet, dann wird es sofort ersichtlich, dass der Wirkungskreis eines Kaisers immer sehr beschränkt blieb.
Nero wurde als Beispiel eines unbeschränkten Herrschers genannt. Gerade an diesem Beispiel erkennt man aber die Beschräntheit römischer Kaiser. Gewiss, ein Nero konnte privat tun und lassen, was er wollte - jedenfalls für eine gewisse Zeit. Er verärgerte mit seinen künstlerischen Eskapaden und seiner politischen Unfähigkeit aber die politischen Oberschichten, die trotz Monarchie immer noch erheblichen politischen Einfluss ausübten und für die Kaiser unabdingbare Helfer ihrer politischen Geschäftsausübung waren. Ferner waren alle Kaiser immer besonders von ihren Legionen abhängig, denn auf dem Militär beruhte letztlich ihre Macht. Gegen schlechte, unfähige, faule und/oder tyrannische Kaiser gab es bald Verschwörungen in der Hofgesellschaft oder militärische Aufstände in den Provinzen, die von hohen Militärs, die der Oberschicht entstammten, inszeniert wurden. Solche schlechten Kaiser endeten bald ihr Leben und ihre Herrschaft als Opfer von Gewaltakten, so auch Nero.
Kurz: auch ein römischer Kaiser war nur mit beschränkter Macht ausgestattet, weil er von vielen Unterstützern abhängig war und immer in der Gefahr schwebte, getötet zu werden, wenn seine Herrschaftsausübung Unzufriedenheit erregte!
Der mittelalterliche Herrscher war ebenfalls vom Wohlwollen und der Unterstützung der damaligen politischen Oberschichten abhängig: von den weltlichen und geistlichen Fürsten. Aber sie hatten von den spätantiken römischen Herrschern eine besondere Form der Legitimation übernommen: die Herrschaft "von Gottes Gnaden". Einen solchen Herrscher setzte man nicht einfach ab oder brachte ihn um! Als von Gott eingesetzter und von der Kirche gesalbter Herrscher war der mittelalterliche Kaiser in einer besonders respektierten und gesicherten Stellung, sich ihm zu widersetzen gewissermaßen ein Verstoß gegen göttliches Gebot, das auch mit dem Kirchenbann geahndet werden konnte. Seit dem Mittelalter waren gerade die geistlichen Fürsten die festesten Stützen kaiserlicher Herrschaft, der sich meist nur wenige weltliche Fürsten zu widersetzen wagten! Kurz: die "Stellung" eines mittelalterlichen Kaisers war bedeutend sicherer als die eines römischen Kaisers.
Ob ein mittelalterlicher Kaiser Macht ausüben konnte, war auch eine Angelegenheit der Verfügung über Militär. Die Herrschaft der Salier und Staufer war von "Machtausübung" gekennzeichnet, weil nicht nur die meisten geistlichen und weltlichen Fürsten ihre Herrschaft anerkannten und ihren Pflichten gegenüber dem Kaiser nachkamen, sondern weil sich die Kaiser auch eine ergebene Schar tüchtiger Soldaten schufen, die sog. Reichsministerialen, die sowohl in der Reichsverwaltung als auch im Kriegsdienst neben den Kontingenten der Landesfürsten - oder ggf. auch gegen diese - eingesetzt wurden. Salier und Staufer konnten dem Papst Paroli bieten oder auch einen sehr mächtigen Reichsfürsten wie Heinrich den Löwen entmachten!
Es ist natürlich sehr schwer, römische und mittelalterliche Kaiser wirklich zu vergleichen. Aber in ihrer jeweiligen Zeit waren beide, weil sie die zeitgegeben Umstände zu ihren Gunsten ausnutzen konnten, die mächtigsten und von ihrer Stellung her "höchsten" Menschen!
MfG
Arnold
Fontanefan hat das schon recht gut zusammengefasst.
Noch zwei, drei Bemerkungen:
1. Ja, Cäsar ließ sich als Gott verehren, aber in dem (damals noch) demokratischen System ging seine Göttlichkeit mitnichten auf seine Nachfolger über.
Sein Adoptivsohn Augustus gilt als erster römischer Kaiser. Er war es auch de facto, wenn auch nicht dem offiziellen Titel nach (Princeps inter pares und pater patriae, also Erster unter Gleichen und Vater des Vaterlandes). Auch er ließ sich als Gott verehren. Er konsilidierte die Machtverhältnisse so sehr für seine Familie und lähmte den Senat so umfassend in seiner Machtausübung, dass seine Nachfolger sich automatisch in den Rang des Staatsführers gesetzt sahen und das auch noch mit der Berechtigung ihrer göttlichen Abstammung. So wurde das römische Cäsarentum zementiert und unumkehrbar.
2. Deutsche Könige wurden nicht in Regensburg gewählt, sondern in der Regel in Nürnberg, auf dem Reichstag. Aber das war nur ein bevorzugter Brauch, ebenso wie die Kaiserkrönung in Aachen. Es gab mehr als genug Abweichungen davon.
Er hatte seine Wahl niemals seiner Abstammung, sondern der Unterstützung anderer Adelshäuser zu verdanken.
Anders war es im oströmischen/byzantinischen Reich, wo nur ein sogenannter "Purpurgeborener", also ein Mitglied der kaiserlichen Familie, unumstritten Kaiser werden konnte.
3. Im Gegensatz zu einem römischen Kaiser, der sein Recht durch Geburt oder Machtergreifung erlangte und dies tatsächlich bis zu seinem Tod inne hatte, da die Kaiserwürde mit der Vergöttlichung einher ging, war die Königs- und Kaiserwürde im Mittelalter nur theoretisch auf Lebenszeit.
Ein König behielt Macht und Titel nur so lange, wie es die Reichsfürsten gestatteten.
Könige wurden im Lauf der Jahrhunderte mehrfach abgesetzt oder es gab parallel zwei, einmal sogar drei deutsche Könige.
Ansonsten stimmt, was schon gesagt wurde: der römische Kaiser war als Kaiser und Gott Herr über alles Leben und allen Boden im Reich.
Dem mittelalterlichen König und Kaiser gehörten nur die Domänen seiner jeweiligen Familie, er musste sich die reale Macht mit den Fürsten teilen und mit der Kirche. Das ist dem mittelalterlichen Feudal- und Ständesystem geschuldet.
Leider ist nicht alles korrekt, was bisher geschrieben wurde. Andererseits ist eine vollständige Darstellung in aller Kürze nicht möglich. Daher nur so viel:
Cäsar war nicht Kaiser, sondern Diktator auf Lebenszeit. Folgerichtig endete seine Herrschaft mit seiner Ermordung.
Augustus war in der Hinsicht klüger. Er gab offiziell die Rechte wieder an den Senat zurück, sicherte sich aber praktisch alle Macht. Er tat so, als wäre er nur erster unter Gleichen. Nach dem Wort Erster (princeps) nennt man die Herrschaftsform der ersten Zeit Prinzipat.
Seine Nachfolger konnten es sich leisten, immer deutlicher den Herrscher herauszustellen und sich sogar im offiziellen Kaiserkult als Gott verehren zu lassen.
Die wesentlichsten Unterschiede zum mittelalterlichen Kaisertum:
Im römischen Reich gab es schon seit der Republik einen Beamtenapparat.
Der mittelalterliche Kaiser herrschte nur, weil er den Fürsten (seinen Lehnsleuten) Land vergeben hatte und diese ihm deshalb zur Unterstützung verpflichtet waren.
Der römische Kaiser hatte den Oberbefehl über das Heer und war nicht auf die Heerfolge der Fürsten angewiesen.
Der römische Kaiser herrschte über das gesamte Reichsgebiet, der mittelalterliche König nur über die Personen, die ihm verpflichtet waren.
liegt am festgelegten system.
in der antike war es(nach ceasar) üblich, dass ein kaiser alle macht hatte, bzw zusammen mit dem parlament oder wie es damals hieß.
im mittelalter gab es adelsfamilien, die alle ihr stück vom kuchen haben wollten
Der Kaiser in der Antike galt als Gottkönig.
ROM war zwar eine Republik zuerst regiert von Senatoren, aber durch seine militärischen Erfolge wurde der Senator Julis Cäsar zum 1. Kaiser Roms ,er wurde zwar ermordet, aber seine Nachfolger ab Augustus wurden im Gottgleichen stand erhoben. ( daher der Begriff Cäsaren )
Der Kaiser im Mittelalter wurde von den Kurfürsten in der Reichversamlung zu Regensburg gewählt, zwar auf Lebenszeit aber dann wurde nach dem Tod neu gewählt, auch stand der Papst als geistliche Macht über ihm wie der Gang nach Kanosa zeigt.