Wer kann sich noch an die Zeit im Herbst 1989 auf ostdeutscher Seite erinnern?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Aber sicher doch, denn ich stand mitten im Leben und musste eine Euphorie bei manchen Leuten erleben, die sich allerdings spaeter legte.

Mein Wohnsitz befand sich am Wald von Berlin, und kaum zu glauben der Wald füllte sich mit DDR Produkten ueber alte Möbel, Kühlschränke, bis hin zu einem Trabant. Diese Leute gaben ihr erste DM fuer Westprodukte aus, weil ihnen die Reklame sagte, das alles besser sei als der Ost Kram.

Da ich einen Betrieb hatte, wurden Transporter angeschafft, einen geraden gekauften Viertakter Wartburg wollten auch meine Gesellen nicht haben, sie wollten die Ostprodukte lieber gegen alte Westautos austauschen, wegen des Image. So hatte es ausgesehen, die Ernüchterung trat allerdings bei vielen dann ein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

schwarzwaldkarl  18.02.2023, 10:18
Da ich einen Betrieb hatte

Da hattest Du ja richtig Glück...

Am 8. Februar 1972 beschloss das Politbüro der SED die Verstaatlichung aller in der DDR noch existierenden Privatunternehmen. In den kommenden Monaten wurden rund 11.000 Industrie- und Baubetriebe liquidiert.

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Shukow 
Fragesteller
 18.02.2023, 11:31
@schwarzwaldkarl

Kleine Privatbetriebe/Handwerksbetriebe haben überlebt. Aber nur kleine mit ein paar Leuten (vielleicht mit 5 Mann/Frau).

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zetra  18.02.2023, 11:49
@Shukow

10 Beschäftigte wurden erlaubt, dabei wurden Wehrpflichtige mitgerechnet

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guenterhalt  18.02.2023, 17:38
@schwarzwaldkarl
liquidiert

nicht jeder hat getrauert, wenn er danach in einer Genossenschaft arbeiten musste.

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zetra  18.02.2023, 11:50

Danke fuer den Stern, der erhaelt sogar einen besonderen Platz bei mir.

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Ich habe die Wende in der DDR erlebt. Es war eine große Erleichterung mit unvermeidlichen Auswüchsen, vor allem an westlicher Arroganz. Ich habe mich über arrogante Wessis geärgert, die sich überlegen fühlten. Als Ausländer habe ich mich automatisch als Ossi gefühlt und bin auch als solcher akzeptiert worden. Das freut mich heute noch.

Bin zwar Westdeutscher aber ich war im Sommer 89 in Berlin zum Pokalfinale und hab da dann den Vormittag in Ost-Berlin verbracht mit 25DM Eintritt zahlen und dem ganzen Pipapo. Da deute noch nichts darauf hin das kaum ein halbes Jahr später die Mauer fiel.

Ich hatte damals gerade meinen Grundwehrdienst in Berlin, am 9.11. unweit des Brandenburger Tors eingesetzt.

Es war schon ein Glück, dass die Dinge in dieser Nacht so liefen, wie wir es vor Augen haben.

Das Wort Besonnenheit ist für mich das Wichtigste im ganzen damaligen Geschehen.

ich war 22 als die Mauer gefallen ist und kann mich noch gut an diese Zeit erinnern. Als DDR-Bürger war ich Ende November 1989 zum ersten Mal in Lübeck. Ich war total begeistert und überwältigt, von dem riesigen und tollen Warenangebot, aber auch von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen dort. Egal, ob das Verkäufer waren oder ganz normale Kunden, sie haben den Leuten aus der DDR sofort bereitwillig und nett geholfen, wenn die von dem riesigen Warenangebot verwirrt waren und nicht wussten, was sie kaufen sollen.

Im Frühjahr 1990 fing das dann an, dass es die ersten Westwaren in den DDR-Kaufhallen zu kaufen gab. Die waren z.T. noch ziemlich teuer, weil man ja noch mit DDR-Geld bezahlt hat, das konnte sich da noch nicht jeder leisten. Wir konnten dann auch in der DDR endlich die ersten Westzeitungen kaufen und lesen und auch bestellen. Ich weiss noch, dass ich die Fernsehzeitung Hörzu abnonniert habe, die kannte ich von meiner Tante aus West-Berlin, die wir kurz nach Weihnachten 1989 besucht hatten. Bei uns auf der Arbeit wollten meine Kollegen dann, dass ich die Zeitung mitbringe, damit sie sich das auch mal ansehen können.

Ich war auch bei Wahlveranstaltungen vor den ersten freien Wahlen in der DDR am 18. März 1990 dabei, z.B. als Helmut Kohl bei uns in der Stadt aufgetreten ist. Da waren unheimlich viele Menschen da, sehen konnte man ihn nicht, nur seine Stimme über Lautsprecher hören.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.