Wenn man etwas schlimmes über einen Künstler herausfindet darf man seine Kunst trotzdem noch gut finden?
Ich habe letztens herausgefunden, dass der Macher von Alice im Wunderland (Lewis Carroll) wahrscheinlich kleine Mädchen ein bisschen zu gut fand. Aber ich finde seine Bücher immer noch sehr sehr schön, darf ich sie immer noch schön finden oder hat es für euch einen geschmäckle?
8 Antworten
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Ja, darfst Du ... das ist Deine ganz persönliche Entscheidung.
Ich bin da etwas radikaler. Als "Garry Glitter" z.B. des Kindesmissbrauchs schuldig gesprochen wurde, habe ich jedes einzelne Musikstück aus meiner Sammlung, welches von ihm kam, gnadenlos gelöscht.
Aber - das sollte jedem klar sein - ist das noch nicht einmal so viel wie ein Sandkorn in der Wüste: Denn - um beim Beispiel zu bleiben - ist Kindesmissbrauch so weit verbreitet in der Gesellschaft (und vor allem bei Promis), dass man, um konsequent zu bleiben, im Endeffekt die Hälfte seiner Musiksammlung löschen und die Hälfte seiner Bücher wegschmeissen müsste.
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Dass du seine Bücher schön findest, kommt daher, dass, wenn du seine Liebe zu kleinen Mädchen kennen würdest, du diese Liebe nachvollziehen könntest. Zumal seine Liebe zu kleinen Mädchen emotionaler Nährboden als auch Inhalt seiner Werke ist. Alice im Wunderland entspricht Alice Liddel, seiner Partnerin.
Künstler haben immer eine ausgefallene Persönlichkeit und in der logischen Folge auch immer eine ausgefallene Art zu lieben und eine ausgefallene Sexualität. Wenn du damit ein Problem hast, dann kannst du dich gleich von der Kunst verabschieden. Ich meine nicht Menschen, die halt Wörter aneinanderreihen, oder die halt Bilder malen, sondern Menschen, die den Rahmen sprengen, andere inspirieren, etwas neues erschaffen wollen. Richtige Künstler.
Du brauchst dir auch keinen Kopf zu machen. Lewis Carroll hatte kleine Mädchen nicht zu sehr lieb. Mädchenliebe ist nicht gleich Mädchenliebe. Er war Romantiker und hatte Alice Liddel sehr geliebt und respektiert. Für einfach gestrickte, ignorante Menschen, die nach einfachen Schemata denken, ist das trotzdem böse, unchristlich oder komisch. Aber wer ein Normopath ist, der braucht auch keine Kunst.
Das Wesen der Kunst ist es nicht, nach einfachen Schemata zu denken oder nachzuplappern, was im Fernsehen kommt. Das Wesen der Kunst ist es, grundsätzlich erst einmal alles für möglich zu halten. Und eine beiderseits wohltuende Liebe zwischen kleinen Mädchen und Erwachsen ist möglich.
Auch James Matthew Barrie und Michael Jackson lasse ich mir nicht vermiesen. Schon gar nicht von Vorurteilen, die der Wissenschaft nicht standhalten.
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Was du da "rausgefunden" hast, ist nicht mehr als ein Gerücht. Dafür gibt es keinerlei Beweise, zumal es im 19. Jahrhundert auch nicht verpönt war, mit Kindern befreundet zu sein - im Gegenteil.
Aber selbst wenn, ist es natürlich in Ordnung das Werk des Autors zu mögen. Das eine hat ja nichts mit dem anderen zu tun.
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Ja, ich weiß, aber tatsächlich war auch das nichts Ungewöhnliches zu der Zeit.
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Naja, da er mit einigen dieser Kinder noch über Jahrzehnte später freundschaftlichen Kontakt hatte, hat er ihnen wohl nichts Schlimmes angetan 🤷♀️ Aber wie gesagt, selbst wenn er Interesse an Kindern gehabt haben sollte, mindert das ja nicht die Qualität seiner Werke
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Seine Logik finde ich beeindruckend. Wusstest du, dass er Mathematik Professor war? Im zweiten Alice Buch finde ich kann man das auch echt gut rauslesen, also seinen Intellekt meine ich.
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Dass er Mathematiker war, wusste ich. Er hat so eine Art Doppelleben geführt, einmal der Kinderbuchautor und der gefeierte Mathematiker. Und Fotograf war ja auch noch. Aber im Laufe seines Lebens hat er ein Großteil seiner Fotografieren zerstört. Das schürt natürlich auch Spekulationen
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Sicher dass das alle wussten? Also Alice' Familie natürlich, weil das erste Alice Buch ja für sie und ihre Schwestern war lol. Aber sonst? I mean, wenn es alle wissen, braucht man ja kein Pseudonym
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Naja okay für seine Zielgruppe, die Kinder, könnte das schon schwer auszusprechen sein
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Zumindest in diesem speziellen Fall konnte ihm nie etwas nachgewiesen werden. Ich wüsste auch nicht, dass er überhaupt beschuldigt worden wäre. Selbst, wenn er möglicherweise krank im Kopf war, solange er nichts Schlimmes angestellt hat, ist das an sich kein Grund, ihn zu verdammen.
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Die Beschuldigungen kam erst nach seinem Tod. Ist natürlich immer einfach, wenn sich die entsprechende Person nicht mehr wehren kann. Aber die Indizien legen den Verdacht zumindest nahe
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Der Verdacht ist auch durchaus begründet. Aber sieh es mal so: Wenn ein Pedophiler sein Leben lang seine Neigungen nicht ausgelebt hat, als was stirbt er dann? Als latentes Monster oder als Held, der sich zeitlebens selbst bekämpft hat?
Was tatsächlich passiert oder auch nicht passiert ist, weiß niemand. Alleine die Möglichkeit, dass er vielleicht etwas angestellt hätte haben können, ist kein Anlass, davon auszugehen. Im Zweifel für den Angeklagten.
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Sehe ich genauso. Ist natürlich ein bisschen unheimlich, dass die Lieblingsbücher meiner Jugend eventuell von so jemanden geschrieben wurde
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Eventuell könnte wirklich jeder irgendwelche dunklen Geheimnisse haben. Ich habe schon etliche Male irgendwelchen ungeliebten Zeitgenossen die Hände um den Hals legen und zudrücken wollen. Ich wäre sowohl Willens gewesen, als auch körperlich dazu fähig. Aber ich habe es nie getan, weil ich weiß, dass das falsch ist.
Das Bedürfnis als solches ist meiner Ansicht nach nicht nicht verwerflich, solange man es unter Kontrolle hat und Recht von Unrecht unterscheiden kann. Und zumindest im Fall von Lewis Carroll gibt es keinen Anlass, anzunehmen, dass er es nicht konnte.
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Ich betrachte Literatur immer isoliert vom Autor und kann ein Werk auch noch gut finden, selbst wenn ich den Autor als Person verurteile.
Aber er hat natürlich auch überproportional viele Mädchen fotografiert und das auch nicht immer bekleidet