welches Studium ist schwieriger, Chemie oder Chemieingenieurwesen?

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Hallo Kuroineko,

die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten: Leicht ist immer das, was Dir liegt und schwer ist das, das Deinen Stärken nicht so entgegenkommt. Ich denke, Du solltest Dich danach richten, was Dich persönlich am stärksten interessiert. Lass Dich von der Abbruchquote nicht erschrecken: Viele wissen nicht, worauf sie sich einlassen, manche sind enttäuscht und gehen wieder.

In beiden Fächern solltest Du gut in Mathe, Physik und Chemie sein. Wenn Dir diese Fächer keinen Spaß machen, dann lass es bleiben.

Die Unterschiede in Kurzform: In der Chemie liegt der Schwerpunkt darauf, die Eigenschaften von Stoffen wissenschaftlich zu verstehen. Du bist sehr viel im Labor, musst da penibel genau arbeiten, es gibt auch recht viel auswendig zu lernen. Typischerweise arbeitest Du mit geringen Mengen, ein Reagenzglas voll und verwendest Methoden, mit denen Du die gewünschten Stoffe analysieren oder synthetisieren kannst. Materialverbrauch spielt dabei keine große Rolle. Du rechnest zwar Sachen aus, aber die Mathematik bleibt in dieser Wissenschaft eher im Hintergrund. Die wichtigsten Fächer sind Anorganische Chemie, organische Chemie, analytische Chemie, physikalische Chemie.

Als Chemieingenieur beginnst Du mit den Grundlagen der Naturwissenschaften und Mathematik, Du besuchst Vorlesungen und Praktika unter anderem der Physik und Chemie. Dabei bleibt das Niveau aber unter dem der Chemiker. Stattdessen hast Du Ingenieurwissenschaftliche Fächer, z.B. Festigkeitsberechnungen, Konstruktion, Zeichnen, vor allem aber: Jede Menge Mathematik. Während es dem Chemiker egal ist, wie lange er sein Regagenzglas umrührt, berechnet der Ingenieur den Energieeintrag des Rührers und optimiert die Rührerdrehzahl - schließlich betrachtet er keine Reagenzgläser sondern technische Anlagen mit vielen Tonnen Material, da bedeutet der Einsatz von Ressourcen (Energie, Material, Apparatedimensionen) gleich hohe Kosten. Der Ingenieur möchte immer alle Zusammenhänge in Gleichungssysteme fassen, die er lösen kann. um so zu verstehen. Deshalb: Mathe ist das tägliche Brot. Daneben gibts Fächer wie Thermodynamik, Strömungsmechanik, Apparatetechnik, Thermische Verfahren.

Du kannst Dir ja mal die Studienordnungen herunterladen, da bekommst Du einen Überblick, was Dir bevorsteht... Wenn Dir die Fächer nichts sagen, darfst gerne bei mir anfragen.

 


Defaetist  04.04.2011, 22:33

Danke für den Stern, oder wie immer das jetzt in der neuen Umgebung heißt.

Mich würde übrigens interessieren, wie Deine Entscheidung ausgeht!

Noch ein Beispiel: Welche Fragen stellen Chemiker und Ingenieure zum Thema Destillieren zweier Flüssigkeiten mit unterschiedlichem Siedepunkt?

Der Chemiker:

  • Wo liegen die Siedepunkte der reinen Stoffe?
  • Wie kann man die Siedepunkte aus dem Molekülbau ableiten?
  • Wie kann man die Phasengleichgewichte messen?
  • Kann man in einer Labordistille hohe Reinreiten erreichen?

Der Ingenieur:

  • Wieviele Trennstufen braucht der Apparat?
  • An welcher Stelle der Säule gibt man die Mischung auf?
  • Wie hoch ist der Energieverbrauch des Verdampfers?
  • Wieviel Kühlwasser verbraucht der Kondensator?
  • Wie groß sind die Wärmetauscher an Kopf und Sumpf?

Das sind unterschiedliche Herangehensweisen, die ein bisschen die Denkweisen der beiden Berufe widerspiegeln.

 

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Ich glaube nicht, dass man deine Frage objektiv beantworten kann. Zum einen müsstest du jemanden finden, der beide Studiengänge kennt, zB beide studiert hat.

Die Aussagekraft deren/dessen Antwort wäre dann aber aufgrund der Vorbildung, die im anderen Studiengang gewonnen wurde, wiederum nicht objektiv, da zumindest ja ein Teil des Stoffes schon bekannt ist (oder sein sollte ;-D) und der zweite Studiengang daher möglicherweise als einfacher empfunden wird.

Und Aussagen von Dozenten, die möglicherweise beides lehren sind... sagen wir mal mit vorsicht zu genießen...

Die Abbruchquote sagt auch nicht viel. Wenn du wissen willst, was dir mehr liegt, guck dir Vorlesungen  beider Studiengänge an und bild dir selbst ein Urteil .