Welchen Wert hat die Natur für euch?

11 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

für mich ist die Natur das Große Ganze, und ich bin ein winziger Teil davon. Ich finde auch die Unterscheidung zwischen Natur und dem, was wir Menschen geschaffen haben, nicht gerechtfertigt. Auch das ist und bleibt Natur. Vielleicht sind es zwei Gründe, die uns eine imaginäre Trennung wahrnehmen lassen:

  • Wir haben die Natur sehr stark verändert, haben zum Beispiel ganze Landschaften umgeformt und betreiben heute auf ehemaligen Waldflächen Landwirtschaft oder haben dort Siedlungen, Straßen, Fabriken... errrichtet. Aber: Alle Lebewesen stehen in Wechselwirkung mit ihrer Umgebung. Sie verändern sie damit, die Natur ist anders, weil diese oder jene Spezies existiert. Pflanzen haben mit ihrer Existenz die Natur besonders massiv verändert, sie haben überhaupt erst die Grundlage geschaffen, dass tierisches (und damit auch menschliches) Leben existieren kann. Ich meine, zu einer derart weitreichenden Veränderung wären wir Menschen noch lange nicht fähig. Auch jede Tierart verändert ihre Umwelt, sie beeinflusst die Tier- und/oder Pflanzenarten, von denen sie sich ernährt genauso wie die, die sich von ihr ernähren. Manche Arten wie Biber können lokal ihren Lebensraum gewaltig umgestalten. Sicher, die Veränderungen, die wir vorgenommen haben, gehen weit darüber hinaus. Ich sehe aber keine sinnvolle Trennungsline, bei der man sagen könnte: so viel Veränderung, das ist noch Natur, noch mehr dann aber nicht mehr.
  • Viele von uns leben in einer Blase, und sehen in ihrer Stadt, am Arbeitsplatz, in ihrer tagtäglichen Umgebung nichts mehr, was vom Menschen nicht massivst beeinflusst und verändert ist. Dass es noch etwas anderes gibt, ist nur so etwas wie eine Ahnung und dieses unbekannte Andere wird als fremd wahrgenommen. Der Teil der Natur, der nichts mit dem täglichen Erleben zu tun hat, wird als etwas völlig davon getrenntes gesehen. Dabei wird aber übersehen, dass dieser abgetrennte Teil, auch wenn man es nicht unmittelbar erlebt, das eigene Leben doch massiv beeinflusst. Woher kommen die Nahrungsmittel, die Atemluft? Selbst in der grauesten Betonwüste ist es nicht möglich, außerhalb der Natur zu leben.

Wenn ich sage, dass auch die schlimmsten Veränderungen, oder nach unseren eigenen Maßstäben Zerstörungen, die wir vorgenommen haben und vornehmen, letztendlich Teil der Natur sind, dann bedeutet das sebstverständlich nicht, dass ich sie gutheiße. Schon aus rein egoistischen Gründen sollten wir versuchen, die Natur in einem Zustand zu lassen, der unser eigenes Überleben ermöglicht. Das Bewusstsein dafür scheint mir nicht immer gegeben.

Ich persönlich arbeite als Förster noch ziemlich eng mit dem, was auch nach allgemeiner Beurteilung als Natur bezeichnet wird. Mein Ideal ist ein Wald, der, auch wenn er unseren Bedürfnissen dient, er Kohlenstoff speichert und damit Sauerstoff in der Luft hält, uns Rohstoffe und sauberes Trinkwasser liefert und man sich darin erholen kann, doch so nah wie möglich an dem Zustand ist, in dem er ohne unseren Einfluss wäre. Auch wenn er natürlich absolut Menschenwerk ist.


47tropfen 
Beitragsersteller
 21.09.2022, 22:28

Eine interessante Ansichtsweise. Es hört sich einerseits merkwürdig an das Betonwüsten Natur sind aber andererseits sind sie auch aus der Erde entstanden und nicht vom Mars importiert. Das mit der Blase passt gut denke ich 👍🏻

Wie stehst du denn zu unserem berühmtesten Förster Peter Wohlleben? Ich finde es spannend auch mal einen anderen Förster zu hören.

Pomophilus  22.09.2022, 08:35
@47tropfen

Ich muss gestehen, ich habe noch keine einzige Zeile von ihm selbst gelesen. Vielleicht lebe ich diesbezüglich auch in einer Blase, aber wenn Dutzende Wissenschaftler ihm unwissenschaftliches Arbeiten, Verwendung von widerlegten oder halbwahren Behauptungen vorwerfen, dann muss ich nicht noch meine Zeit und Energie dafür aufwenden...

Seiner Medienpräsenz kann man sich natürlich gar nicht entziehen. Er kommt da sehr sympathisch und auch charismatisch rüber. Die in den Medien häufig wiedergegebene Forderung, man solle wegen der momentan laufenden Borkenkäfer- Kalamität gar nichts unternehmen, die Natur würde das am besten alleine regeln, die wirft bei mir aber ziemlich viele Fragen auf:

  • wie kompensieren wir den Wegfall des Rohstoffes Holz, der dann nicht mehr genutzt werden kann? Welche umweltfreundlicheren Alternativen haben wir?
  • Haben wir genügend Zeit? Wenn reine Fichtenbestände, die wir leider mancherorts haben, auf großer Fläche rasch absterben, dann kann dort erst einmal sich fast nichts anderes ansamen als wieder reine Fichte, bis andere Baumarten von weit her zuwandern, das kann eben ein paar Jahrhunderte dauern. Diese Fichten werden dann nach wenigen Jahrzehnten wieder absterben, sich vorher wieder schnell noch verjüngen... Das Problem: Die alten starken abgestorbenen Fichten werden innerhalb von einigen Jahren verrotten. Dabei setzen sie den Kohlenstoff, den sie gespeichert haben, wieder als CO2 frei. Eine nennenswerte Neuspeicherung findet auf diesen Flächen nicht statt, es wachsen ja nur kleine Fichten nach, die bald wieder absterben. Diese Wälder werden also für die nächste Zeit erst einmal von Kohlenstoffspeichern zu CO2- Quellen, und das in einer Zeit, in der wir eigentlich gezwungen sind, den Hebel heftig in die andere Richtung umzulegen...
  • Was ist mit den Waldeigentümern, die ihren Wald nicht mehr nutzen dürfen? Werden die enteignet?
  • ...
47tropfen 
Beitragsersteller
 22.09.2022, 12:19
@Pomophilus

Peter Wohlleben meint, dass die Hälfte der Holzproduktion im Ofen verheizt wird und dies super umweltschädlich sei. Wenn dies nicht mehr der Regelfall wäre, würde weniger Holz benötigt. Es sollen auch mehr Waldflächen wieder entstehen, indem der zu hohe Fleischkonsum reduziert wird und somit Tierfutterflächen frei würden.

Und statt Pelletheizungen zu fördern sollten Waldbesitzer gefördert werden, ihren Teil des Waldes stehen zu lassen. Das sind so grob seine Aussagen dazu.

47tropfen 
Beitragsersteller
 22.09.2022, 12:30
@Pomophilus

Glaubst du, dass auch ein gewisser Grad Lobbyarbeit Einfluss nimmt?

Pomophilus  22.09.2022, 16:16
@47tropfen
Peter Wohlleben meint, dass die Hälfte der Holzproduktion im Ofen verheizt wird und dies super umweltschädlich sei. Wenn dies nicht mehr der Regelfall wäre, würde weniger Holz benötigt. 

Was aus einem zum Verbrauch bestimmten Baumstamm wird, das bestimmt der Preis. Ein Käufer, der etwas hochwertiges herstellen will und daher besondere Anforderungen hat, Holz benötigt, das besonders stark, gerade, astfrei, frei von Farbfehlern,... ist, der muss mehr für solche Stämme bezahlen, sonst bekommt er sie nicht. Eigentlich steht Brennholz hier am Ende der Nahrungskette; die Anforderung "brennbar" erfüllt jeder Stamm. Das Käferholz, das in dem Bereich, den ich überblicken kann, nicht stehengelassen sondern eingeschlagen wird, ist nicht so weit entwertet. Es wird zu rund 80% als Sägeholz verwendet. Der Rest geht teilweise auch noch in langfristige Verwendungen wie Spanplatte. Die Verwendung als Brennholz betrifft halt - Leider, weil wir den Wald unbedingt in diese Richtung umbauen müssen!! - vor allem das Laubholz, insbesondere die Buche. Wenn wir nun die absterbenden Fichten nicht nutzen, dann fehlt zuächst einmal noch mehr Holz, das als Bauholz etc Verwendung finden könnte, solches Holz, das nur noch die Eigenschaft brennbar erfüllt, kann es nicht ersetzen. Es müsste dann halt noch mehr importiert werde, zB aus den Tropen oder aus Sibirien. Denn: Wir sind heute schon ein Nettoimportland für Holz und Holzprodukte, verbrauchen mehr als wir produzieren. Wenn man nun großflächig kurzfristig die Nutzung aufgibt, dann vergrößert sich diese Lücke weiter.

Es sollen auch mehr Waldflächen wieder entstehen, indem der zu hohe Fleischkonsum reduziert wird und somit Tierfutterflächen frei würden.

Selbst wenn das verwirklicht würde, bis auf den neuen Waldflächen hochwertige, starke Bäume stünden, würde es schon einige Jahre brauchen, die Lücke bestünde so lange weiter.

Redet er übrigens von der Produktion (einheimisch) oder vom Gesamtverbrauch an Holz? Zwar gibt es heute schon den Fall, dass Brennholz von weit hergeschafft wird, im stärkern Maße gilt dies aber für hochwertigere Sortimente.

Ja, die alleinige Nutzung als Brennholz halte ich für nicht zielfürend, allerdings, und hier vermute ich, dass Lobbyarbeit im Spiel ist, auch wenn das Gegenteil momentan stark verbreitet wird, für weniger umweltschädlich als das Verbrennen von fossilen Energieträgern. Nichtsdestotrotz müssen wir unbedingt hin zu höheren Prozentsätzen von hochweritgeren, langfristigen Verwendungen unsere einheimischen Holzes.

47tropfen 
Beitragsersteller
 22.09.2022, 20:30
@Pomophilus
Redet er übrigens von der Produktion (einheimisch) oder vom Gesamtverbrauch an Holz? 

Ich meine er redet von Gesamtverbrauch.

Danke für die interessante Konversation 👍🏻

Für mich hat die Natur den höchsten Stellenwert. Das beinhaltet aber auch, dass ich sie zum größten Teil "machen lasse" und mich in den Arbeitspausen gemütlich zurücklehne und mich an ihr erfreue.

Ich arbeite mit der Natur und lerne von ihr. Ich beobachte die Kreisläufe in der Natur und untertütze sie.

Irgendwelche gezüchteten Pflanzen kaufe ich nicht und brauche das auch nicht. Seit ich den Rasenmäher in Rente geschickt habe, ist die Vielfalt der Pflanzen und der Insekten enorm angestiegen. Der Garten verändert sich jedes Jahr etwas und ich passe mich dem an. Und bei allem, was da so wild wächst, sorge ich dafür, dass die Saat sich verteilen kann.

Teilweise wird sie sicher gefressen, teilweise geht sie im kommenden Jahr auf und oft bin ich auch erstaunt, was das nun wieder für eine Pflanze ist und wo die wohl herkommt.

Dann kamen an verschiedenen Stellen irgendwelche Bäumchen hoch und ich hab sie gewähren lassen. Jetzt tragen sie Pfirsiche oder diese besonders leckere Art von kleinen runden Pflaumen.

Als ich vor 10 Jahren hierherzog, hatte ich noch eine andere Einstellung. Da wollte ich noch alles unter Kontrolle haben, aber das habe ich glücklicherweise nicht geschafft. Aus der "Not" habe ich dann eine Tugend gemacht und habe jetzt einen wunderschönen Naturgarten, quasi ein Biotop.

Den vorhandenen Hühnerhof hab ich auch wieder bevölkert und bringe alle Garten"abfälle" dorthin. Die Kollegen auf dem Hühnerhof scharren und picken und zerkleinern so vieles, was dann dort auf dem Hühnerhof kompostiert.

Eigentlich hatte ich das nur gemacht, weil die Hühner soviel Begeisterung gezeigt hatten, wenn ich eine Schubkarre voll dort ausgekippt hatte. Und mit der Zeit erschien es mir, als ob ich der Boden auf dem Hühnerhof nach oben wölbte. Und das war tatächlich so. Über die ganze Fläche haben ich 20-30 cm Humus angesammelt, den ich gut im Garten gebrauchen kann. Und anfangs war dort nur Sand.

Und so habe ich ganz zufällig gelernt, wie man die Erde regenerieren kann.

Ich bin ja fest überzeugt, wenn man überall mit der Natur so umgehen würde, könnte man noch vieles retten, was unweigerlich den Bach runtergeht, wenn wir so weitermachen wie bisher.

Die Natur ist ein Teil meines Lebens und ich behandle die Natur und ihre Bewohner mit Respekt schließlich würde es ohne die Natur niemanden von uns geben.

Mir ist die Natur und Umweltschutz wichtig, weshalb mich auch dementsprechend verhalte.

Ein wesentlicher Teil des Lebens. Ich versuche, ihr viele Möglichkeiten zu geben.