Welchen Sinn macht es Agnostiker zu sein?
Es geht mir nur darum, dass der Agnostiker ja nicht an Gott glaubt, sich aber nicht Atheist nennen möchte, weil er die Nichtexistenz von Gott nicht beweisen kann. Aber das würde ja sowieso kein vernünftiger Mensch behaupten. Schließlich ist es ja quasi ein Grundsatz der Logik, dass man die Nichtexistenz von etwas nie beweisen kann.
Wenn mir also jemand vorwirft vermessen zu sein, weil ich mich Atheist und nicht Agnostiker nenne, dann ist das doch eigentlich nichts anderes als würde ich sagen es wäre vermessen zu sagen: ,, Es gibt keine Einhörner". Da niemand deren Nichtexistenz beweisen kann, muss man sagen ,,Ich glaube nicht an Einhörner, aber theoretisch könnte es doch welche geben".
-> und so idiotisch wie dieser letzte Satz ist, so idiotisch finde ich den Begriff Agnostiker. Ist das nachvollziehbar oder verzapfe ich hier Unsinn?
8 Antworten
Ich bin mir nicht sicher ob ich Atheist oder Agnostiker bin, ich glaube nicht an die Existenz eines Gottes. Aber ich bin der Meinung das man sehr viel aus religiösen Schriften lernen kann, und es ist fraglich inwieweit sich Gott in diesen Schriften überhaupt von dingen wie Schicksal oder Hoffnung usw. unterscheidet. Sicher lassen sich kleine unterschiede feststellen, aber zum großen Teil gibt es auch Übereinstimmungen und eben deshalb kann man von ihnen lernen. Wenn ich also Gott als Metapher sehe dann kann ich vielen Aussagen von gläubigen Menschen zustimmen.
Gott unterscheidet sich in sofern von Schicksal oder Hoffnung, da Gott keine innere Ausrichtung ist, sondern ein ,,Wesen" sein soll, das übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Gott als Metapher zu sehen hat nichts mehr mit Religion oder Theismus zu tun, es kann seinen Nutzen haben und man kann so sicher auch was lernen, aber das macht dich kein Stück religöser als den größten Atheisten.
Den Unterschied zwischen Agnostikern und "gläubigen Atheisten" mit Missionierungsdrang kann man auf GuteFrage schön studieren. Letztere wollen beweisen, dass es keinen Gott gibt und sind auffallend agressiv, wenn man ein Nicht-Wissen-Können reklamiert. Dann wird das gerne noch verwechselt mit der Frage, wonach man sein Leben ausrichtet. Der Gottgläubige richtet sein Leben aus - oder versucht es wenigstens - nach den ethischen Grundlagen seines Gottesbildes. Das kann je nach Gottesbild sehr verschieden ausfallen.
Der Atheist reagiert in der Regel allergisch gegen Theismus, doch sagt schon das "A-", dass für eine positive Ausrichtung außer Orientierung an einem Gottesbild alles mögliche in Frage kommt. Nicht missionarische und fundamental-gläubige Atheisten sind von Agnostikern kaum zu unterscheiden, weil sie in der Regel wie diese nicht agressiv atheistisch sind und auch mit progressiven, aufgeklärten Theisten gut klar kommen. Agnostiker sind da evtl. noch etwas liberaler aber für beide gilt, dass z.B. eine sehr unterschiedliche Lebens- und Moralausrichtung denkbar ist. Anders, als manche Gottgläubigen gern behaupten, bindet sowohl ein liberaler Atheismus wie Agnostizismus niemanden an eine bestimmt Moral, schon gar nicht aus Angst vor ewigen Strafen.
Bei Deiner Frage stellt sich die Frage, warum Du gegenüber Agnostikern keine größere Gelassenheit aufbringen kannst. Ist Dein atheistischer Glaube gefährdet, wenn jemand hinnimmt, dass man weder Gott noch Nicht-Gott beweisen kann? Wenn Du selbst eher zu "Gott existiert nicht" neigst, warum kratzt es Dich an, wenn jemand das nicht für beweisbar hält, aber selbst, weil Gott nicht bewiesen werden kann, so lebt, als ob es keinen gäbe, weil es ihm schnuppe ist, ob man ihn beweisen kann oder nicht.
Also, ich wende mich nicht gegen Leute wie André Comte-Sponville (Woran glaubt ein Atheist?) oder Hans Albert, die sich offen als Atheisten bekennen. Sie sind sich bewusst, dass das ein BEKENNTNIS ist, eine Lebensentscheidung und bei beiden Philosophen steht hintendran eine positive Philosophie. Niemand von beiden behauptet, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein sondern beide betonen, dass es eine absolute Wahrheit nicht gibt, d.h. da gibt es eine Grenze, jenseits von der kann man halt nichts mehr beweisen. Das war schon die Einstellung des alten Epikur, der den Begriff der "Wahrheitswahrscheinlichkeit" schon lange vor R. Popper eingeführt. hat. Ich empfinde das nicht als Manko. Man kann sehr gut damit leben und hat dabei viel Freiheit und Beweglichkeit, weil nicht dogmatisch eingeengt. Es gibt durchaus viele aufgeklärte Christen, die sich dogmatisch nicht einengen lassen wollen. Ich sehe keinen Grund, meine Freundschaft mit ihnen zu beenden. Dogmatiker, ob Theisten oder Atheisten, mit ihrem rechthaberischen Dogmatismus sind mir unangenehm.
falsch.
ein agnostiker behauptet, nicht zu wissen, ob ein gott existiert oder nicht.
jeder mensch ist agnostiker oder er ist wahnsinnig oder er lügt. (die wahnsinnigen und die lügner betrachte ich mal nicht weiter)
man ist also entweder ein theistischer agnostiker oder ein atheistischer agnostiker. denn: wenn es nur zwei mögliche stadien gibt (ich glaube oder ich glaube nicht), muss man in einem der beiden stadien sein.
eine weitere frage ist noch, ob einen die frage überhaupt interessiert oder ob es einem egal ist.
ps: ein grundsatz der logik ist es, dass man etwas nicht definiertes nicht widerlegen kann. gäbe es eine allgemein anerkannte definition von gott, die genau sagt "gott ist dies und das, jenes und welches ist er aber nicht.", könnte man diese hypothese einfach widerlegen.
eigentlich ist der begriff agnostiker unnütz. aber es gibt ja noch immer menschen, die behaupten, zu WISSEN, ob ein gott existiert oder nicht.
gar keinen, da der agnostizismus aus menschlichen selbstgefertigten gedankenketten besteht (und deshalb nicht aus wahrheiten)
- Ja, ich stimme dir zu, dass die praktische Unterscheidung von Agnositiker und Atheist wenig wertvoll ist. Jeder halbwegs gebildete Atheist weiß, dass er genaugenommen agnostischer Atheist ist.
- Ein Agnostiker legt sich halt nicht fest, während ein Atheist überzeugt ist, dass es keinen Gott gibt -- das ist der entscheidende Unterschied. Dass man es nicht wissen kann, ist beiden gemeinsam.
Das Problem ist nicht, dass ich mich in meinem "atheistischen Glauben" gefährdet sehe. Laut Definition bin ich ja nicht mal einer, sondern eben eigentlich Agnostiker, da ich mir der simplen Tatsache bewusst bin, dass man die Nichtexistenz von etwas nie beweisen kann. Laut der Definition von Atheismus kann man also jedem der sich Atheist nennt einen Fehlschluss nachweißen (genau wie Theisten). Aber eben nur wenn man Spitzfindigkeit an den Tag legt, denn natürlich ist der Satz ,,Es gibt keinen Gott" eigentlich nicht unvernünftiger als ,,Es gibt keine Kobolde auf der Erde". Der Begriff des ,,Agnostikers" ist einfach genauso wenig nötig bzw. sinnvoll wie die Aussage ,,Ich glaube es gibt keine Kobolde auf der Erde, aber da ich es nicht beweisen kann, besteht zumindest eine Chance".