Welchen Plattenspieler kaufen?
Hallo,
nachdem ein Freund sich einen Plattenspieler gekauft hat, den ich sehr cool fand, möchte ich mir auch gerne einen kaufen. Ich habe mal gehört, dass die roten Nadeln die Platten mit der Zeit zerstören. Stimmt das? Da fast jeder Anfänger einen Audio-Technica AT-LP60XBT oder einen Sony PS-LX310BT hat (außer vielleicht diesen Crosley Koffern) wollte ich euch fragen, falls ihr so einen habt, welchen ihr mir empfehlen würdet. Falls ihr einen anderen habt, den ihr mir empfehlen könnt, das wäre auch super.
LG
3 Antworten
Ein Plattenspieler sollte folgende Ausstattung haben:
- Die Geschwindigkeiten 33 und 45.
- Die Achse vom Plattenteller sollte sich mitdrehen. Damit wird das Rumpeln auf ein Minimum reduziert.
- Das Auflagegewicht des Tonarms lässt sich einstellen
- Antiskatingeinrichtung
- Tonarm lässt sich justieren
Zum Beispiel diesen: https://www.mediamarkt.de/de/product/_lenco-l-3809bk-2720480.html?storeId=&utm_source=google&utm_medium=cpc&utm_campaign=RT_shopping_na_nsp_na_PLA+-+bluePortal+3+Smart&gclid=Cj0KCQjwlPWgBhDHARIsAH2xdNfXroMxY9jwhZufDEWqLAThtwX9tvdbdCu_rTZXmkjpxMLd1At2J7oaAnIZEALw_wcB&gclsrc=aw.ds Dieser hat diese Ausstattung.
Dann braucht man noch einen Verstärker und Lautsprecher.
Um den Plattenspieler in Betrieb zu nehmen muss man zuerst einmal justieren. Dazu braucht man folgendes:
- Tonarmwaage. Am besten eine digitale.
- kleiner Spiegel
- Uhrmacher Schraubendrehersatz
- Justageschablone. Ich empfehle die Schön-Schablone Typ 2. Mit dieser hat man die geringsten Toleranzen.
Und so geht man vor:
- Zuerst den Tonabnehmer in den Tonarm einbauen. Mit dem Gegengewicht so ausbalancieren das er frei waagerecht schwebt. Die Skala beim Gegengewicht auf 0 stellen.
- Mit der Tonarmwaage das Auflagegewicht nach Anleitung einstellen. Diesen Wert notieren.
- Danach wird der Azimut eingestellt. Dazu den kleinen Spiegel auf den Plattenteller legen und dort die Nadel aufsetzen. Das Spiegelbild muss parallel sein. Falls nicht den Tonabnehmer verdrehen bis es stimmt.
- Jetzt kommt die Schön-Schablone Typ 2 zum Einsatz. Damit wird der Überhang und die Kröpfung eingestellt. Die Vorgehensweise steht auf der Schablone. Es kann sein das man beide Schritte mehrmals wiederholen muss bis es stimmt.
- Als letzten Schritt wird das Antiskating eingestellt. Dazu einfach den Wert des Auflagegewichts nehmen.
Den Plattenspieler an einen Verstärker mit Lautsprecher oder Aktivlautsprecher anschließen. Eine Schallplatte mit Frauenstimme auflegen und eine Seite durchhören. Man sollte möglichst wenig Verzerrungen hören.
Na ja, das hängt von mehreren Faktoren ab...
- Welches Budget bist du bereit dafür auszugeben?
- Was ist dein Ziel? Geht es dir um eine möglichst gute Klangqualität, oder hauptsächlich darum, dass es einfach cool und retro aussieht?
- Was ist bereits an Hifi-Equipment vorhanden? Hifi-Verstärker (mit oder ohne Phono-Eingang)? Passende Lautsprecher? Nichts davon?
Ich habe mal gehört, dass die roten Nadeln die Platten mit der Zeit zerstören. Stimmt das?
Gemeint sind damit die Billigst-Tonabnehmer, die in Crosley und anderen qualitativ minderwertigen Plattenspielern verbaut sind. Es handelt sich dabei um Kristalltonabnehmer mit Saphirnadel (oft auf Plastik-Nadelträger) und einer Auflagekraft jenseits von Gut und Böse. Und ja, abgesehen davon, dass es einfach nur grauenhaft klingt, zerstören diese Nadeln die Platten, oft sogar sehr schnell.
Natürlich gibt es auch qualitativ hochwertige Nadeleinschübe, die rot sind (ein VM540ML ist z.B. auch rot und ein fantastisches Tonabnehmersystem), aber so als Daumenregel kann man sagen, wenn du einen Plattenspieler siehst, der neu weniger als ~200€ kostet und einen roten Nadeleinschub hat, dann einfach ganz schnell weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen.
Da fast jeder Anfänger einen Audio-Technica AT-LP60XBT oder einen Sony PS-LX310BT hat
Das halte ich für ein Gerücht. Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die einen Plattenspieler mehr wegen dem Coolness-Faktor kaufen als wegen den klanglichen Eigenschaften, kaufen wohl eher entweder ein Retrodesign-/Schrottgerät á lá Crosley & Co., oder einen 1210-Billignachbau (DJ-Plattenspieler).
Und so ganz nebenbei sind diese 1210-Nachbauten, die es unter unzähligen Namen gibt, oft gar nicht einmal so schlecht.
Die beiden von dir genannten Plattenspieler würde ich nicht kaufen. Es gibt in dieser Preisklasse bzw. nur geringfügig darüber deutlich bessere Geräte.
Ich möchte dir hier einfach mal ein paar Geräte der Einsteigerklasse aufzählen, die ich für empfehlenswert halte:
- Audio-Technica AT-LP120X
- Pro-Ject Debut III (oder jeder andere Pro-Ject, gibt eine große Auswahl, und sind alle durchwegs anständige Geräte)
- Reloop RP-4000 MK2
- Rega Planar 1 (ist dann schon eine Klasse höher als die anderen genannten)
Und eine riesige Auswahl gibt es natürlich auf dem Gebrauchtmarkt, da bekommst du vergleichbare oder sogar bessere Geräte zu einem Bruchteil des Preises - musst allerdings damit rechnen, dass der Plattenspieler dann erst mal eine Wartung benötigt. Auf dem Gebrauchtmarkt würde ich mir z.B. den Dual CS 505-3 oder 505-4 ansehen.
Muss es zwingend eine Bluetooth-Verbindung sein, oder ist ein Kabel auch akzeptabel?
Bluetooth wäre cool, damit ich erstmal mit meiner Bose S1 Pro hören kann. Falls er kein bluetooth hat, wäre es auch kein Problem, da diese Box auch einen Aux Eingang hat
Mir als Analogliebhaber blutet natürlich das Herz, wenn jemand einen Plattenspieler über eine verlustbehaftet komprimierte digitale Verbindung anschließt, aber ich verstehe, dass der Komfort hier eben im Vordergrund steht.
Also, dann meine klare Empfehlung: Kauf dir einen Audio Technica AT-LP120XBT (darauf achten, dass es der XBT ist, nicht der normale X, letzterer hat nämlich kein Bluetooth).
Liegt minimal über deiner Preisvorstellung (derzeit 326€), ist für den Preis aber schon so im Auslieferungszustand ein wirklich guter Plattenspieler für den Einsteiger, hat Bluetooth eingebaut, und du hast zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit, das Gerät klanglich noch massiv aufzurüsten, mit einem besseren Tonabnehmersystem und einem externen Phono-Preamp.
Ich denke, in dieser Preisklasse, mit deinen Anforderungen, dürfte dieser Dreher momentan ziemlich konkurrenzlos sein auf dem Markt.
Wenn man selber so einfallslos ist und sich von kapitalistischen Gelüste Anderer leiten lässt, wäre es dann nicht sinnvoll sich das gleiche Teil zu holen?
Das hast du glaube ich falsch verstanden. Ich wollte mir schon seit mehreren Jahren einen Plattenspieler holen und habe davon meinem Freund erzählt. Das war dann mein Anreiz, auch wieder darüber nachzudenken mir auch einen zu kaufen. Ich fand schon immer analoge Musik sehr cool.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich würde gerne unter 300 Euro bleiben und den Plattenspieler zum Einstieg erstmal an meinen Bose S1 Pro Lautsprecher anschließen.