Welche Kamera für Judo Turniere?

4 Antworten

Hallo

1.) "Tageszeitungen" arbeiten meist mit "Vollformat" als Eingangsgrösse. Das sind keine "Hochauflösenden" Bilder wie bei Magazinen, Prospekten oder in der Werbung. Im Prinzip reicht den Zeitungen optisch sauber aufgelösste HD Qualität,,, dass was auch die ganzen Medienportale (Facebook, Instagram) als "Bildqualität" fordern (bzw maximal zum Upload zulassen). Das kann man dann per FM/Sublimationsraster auch in 40x60cm ausdrucken. Das ist dann keine "Galeriequalität" sondern eben nur Vollformatqualität für Wegwerfmedien mit ca 50cm Betrachtungsabstand. Vor 120 Jahren brauchte man 24x36mm Kinofilm für Vollformat, vor 90 Jahren reichte 8x11mm und heute reichen 1x1,6mm Sensoren. Das ist der technische Fortschritt. Das Vollformat hat sich die letzten 120 Jahre auch geändert ist aber seit 90 Jahren auf dem Stand der Heidelberger Ultrasuper Tiegel (OHT) mit der man auch Kunstdrucke/Kalenderdruck umsetzen konnte. Die Bildqualität von Vollformat ist an der Grenze zu "Ausreichend" (Gut Genug) Hauptsache billig. Und die Bildqualität einer Zeitung wird von der Werbung in der Zeitung festgelegt wie schlecht man Bilder in Zeitungen abdrucken kann beweisst regelmässig die "Bild" wobei im Sporteil wird etwas besser gedruckt wegen der Werbung

In der Praxis wird aber in Spaltenbreitenraster gedruckt also zwischen 3 bis 8 Spalten. Die Spalten sind zwischen 4,5 bis 12cm breit je nach Layout der Zeitung. Entsprechend den Spalten hat man für Bilder das 4,5er, 6, 7,5 cm Grund Raster. Das typische "Aufmacherfoto" ist in etwa 1/4 (Quart) Format der Zeitung (das Tabloidformat). Das sind meist je nach Satzspiegel um 22x33cm, im linearen 48er Raster ergibt das 1000x1600 Linien Auflösung (1,6MP). Aber nur wenige Zeitungen drucken im 48er Raster, je billiger das Papier und je schneller der Druck um so weniger Linien sind sauber druckbar, viele Zeitungen drucken Bilder nur mit 30 Linien/cm Raster. Es gibt Mantelblätter und Beilagen (Feuilleton) mit besserem Papier und mehr Druckqualität teilweise bis 120er Raster für die Werbung.

Am besten ist du redest mal mit "deiner" Zeitung über deren Layoutstrategie (Cropreserve) und maximale Einreichungsgrössen bzw Einstellgrössen. "Meine" Zeitung nimmt von mir "alles" aber abgerechnet wird nach dem was gedruckt wurde. Es gibt aber viele Zeitungen welche aus Workflowgründen die Eingangsgrösse bei CTP, Direct to Print bzw Computer to Print beschränken. Zudem unterscheiden Zeitungen teilweise zwischen Profis die Direct to Print nach Softproof anliefern und Amateuren wo man erst hausintern einen Sooftproof machen muss. Viele Amateure sitzen Stundenlang an deren Bildern um diese mit Photoshop zu "verbesseren" und erzeugen dabei am Ende nur JPEG Daten-Müll denn man nur aufwändig wieder "zurückbiegen" kann. Viele Zeitungen akzeptieren nur unbearbeitete Bilddaten zumeist JPG und DNG. DNG direkt aus der Kamera können Leica, Hasselblad, Phase One und Pentax (Sowie Kodak und Samsung Oldtimer)

Natürlich macht es wenig Sinn Bilder in nur Vollformatqualität für Zeitungen zu erzeugen für Poster, Kalender, Jahrbücher, Werbung will man 2000x3000 Linien aufwärts, aber optische Auflösung nicht "Sensorauflösung". Für saubere 2000x3000 im Druck braucht man um 3000x4000 RGGB Sensorpixel. Für ein Citylight Werbeposter ist die maximale Eingangsgrösse um 2800x4200 das geht mit Sensoren ab 16MP wenn die Optik davor die 12MP erzeugt. Das geht seit 2012 mit Sensoren ab 1" in Prosumerkameras. Man kann aber "Citylights" auch aus 1000x1600 Vollformat drucken das wird dann hochgerastert.

2.) auf einer Sportveranstaltung gibt es die Bildklassiker also die "Pflicht" und die Kür als "Kreativzone". Die Pflicht sind Gruppenbilder, Siegerehrung, Pokale, Urkunden, Schiedsrichter, Punkterichter, Veranstalter, Sponsorbilder also der "dokumentarische" Teil. Denn Wettbewerb kann man dokumentarisch und/oder Kreativ abarbeiten.

3.) Die Zeitung verwenden bei Lokalsportreportage meist nur 2-3 Bilder das ist das Gruppenbild, das "Siegerbild" und ein "Kreativbild". Mehr muss man für die Zeitung nicht schiessen. Ein Zeitungs Profi erzeugt dazu 20-30 Bilder für die Bilderstrecke bei grösseren Wettbewerben auch mal 50-100. Alles was der Fotograf "mehr" erzeugt wird anderst vermarktet bzw landet im Archiv. Zu digitalen Zeiten kann man ja, wenn man schon da ist, 1000ende Bilder machen kosten nur Cents in der Erzeugung (Strom, Kameraverschleiss). Man muss dann aber für das Archiv die Bildrechte/Persönlichkeitsrechte abklären also der erste Grundsatz ist man ermittelt von jedem den Namen. Bei Vereinen ist man ja mehrmals im Jahr und es gibt Namenslisten der Teilnehmer.

4.) Sportveranstaltungen in Hallen finden in Europa offiziel immer nach der 1000 Lux Mindesthelligkeit statt wenn es auch oft nur Lichtinseln in 800 Lux Umfeld sind. Trainings werden oft mit nur 300 Lux und drunter gemacht. Hallenlicht kostet Strom und Lampenbrenndauer da wird gerne gespart. Als Fotograf kann man die 1000 Lux anmeckern aber viele Veranstalter reagieren nur wenn der Schiedsrichter das durchsetzt. Nitrodamplicht und Neonlicht erzeugen einen "Farbstich" ebenso billige LED Floods die kein Volllicht erzeugen deswegen muss man denn Weissabgleich auf einen Medienkeil machen und vor der Bilderstrecke fotografieren damit man später eine Referenz hat. Mischlicht ist aber oft ein Problem vor allem wenn man die ISO Hochdreht und der Farbraum geringer wird. Zudem gibt es "flickernde" Lichter meist mit 50 hz. Es gibt Kameras mit Flickerkennung/Frequenzsynchronisation. Profikameras für Sportreportage sind für Mischlicht und Flickerlicht ausgerüstet. Nach 2010 kamen die Flickersyncronisationen (EOS 5DII, EOS 7D, D3, D300, D700, a7, a77, a99)

Judo braucht wegen schnellen Wurf Aktionen mit grossen Radien manchmal 1/1000 zum Freeze aber eigentlich kommt man mit 1/250tel bis 1/500tel zurecht. Für Gruppenbilder reicht 1/60tel

Also mal durchrechnen;

  • Lichtwert um 8 (1000 Lux) bei 1/1000tel Sekunde, bei Blende 4 ergibt ISO 6400 für "Vollformatbildqualität" der Zeitungen (Visual Noise 3 Grenze)
  • Lichtwert um 6 (250 Lux) bei 1/1000tel Sekunde bei Blende 4 ergibt ISO 25600 für "Vollformatbildqualität" der Zeitungen (Visual Noise 3 Grenze)

Das 1000 Lux Fenster (Lichtwert 8) ist mit 1" Prosumern wie Sony RX10, Sony RX100, Canon G5X, Lumix LX 15, Lumix TZ101, Lumix FZ1000 "machbar". Das Lichtwert 6 Fenster ist mit mFT/APS-C machbar.

Also es gibt dafür 100erte Kamera bzw Kamera und Objektivkombinationen aus denn letzten 15 Jahren.

Im Prinzip kann man das zb mit einer Lumix FZ 1000 oder Sony RX10 II abdecken.

Wenn es unter 1000 Lux stattfindet rate mal zum Gebrauchtkauf der bewährten Fotoreportageklassiker

  • Nikon D750
  • AFS 24-120/4 VR
  • AFS 35/1.8 (Gruppenfotos, Low Light)

oder

  • Canon EOS 5DIII
  • Canon Speedlite EX 220 (Wegen IR Entfernungsmesser bis ca 8 Meter)
  • EF 24-105/4L IS USM
  • EF 35/2 IS USM (Gruppenfotos, Low Light)

oder

  • Sony a99
  • Minolta A 24-105/3.5-4.5 SSM
  • Minolta A 35/2

oder

  • Sony a7II
  • FE 24-105/4 GM OSS
  • FE 35/1.8 (Gruppenfotos, Low Light)

oder

  • Lumix S5
  • S Pro 24-105/4 OIS
  • S 35/1.8 (Gruppenfotos, Low Light)

bei grossen Veranstaltungen sind evtl 100mm etwas wenig aber man kann ja aus 22/24MP Sensoren die für Vollformat benötigten 2MP rauscropen. Im Zentrum der Profi Zoom Opiken hat man meist genug optische Auflösung für 3 bis 4 fache Crops bei Profi Festbrennweiten das 4 bis 5 Fache und bei Makro Optiken auch das 6 fache.

Das heisst mit den Cropfähigkeiten kann man das 35er Prime für Vollformat leicht abgeblendet bis zum 135er Ausschnitt runtercropen also von 55° Horizontal bis 15° Horizontal und ein 100/2.8 Makro kann man von 20° auf 5° runtercropen also bis 400mm Brennweite.

Tendenziel wird man sich das 70-200/4 oder 70-200/2.8 Profizoom der Hersteller für mehr Tele Reichweite für Indoor anschaffen. Und das 70/80/100-400 für Outdoorsport.

Da es keine speziellen Kameras für Judo Turniere gibt, ist eine konkrete Empfehlung schwierig. Prinzipiell geht jede Kamera. Allerdings hast Du ja schon einen gewissen Anspruch an Qualität. Du hast zwei Möglichkeiten.

Die erste ist, dass Du Dir eine zumindest halbwegs moderne Spiegelreflexkamera- oder auch spiegellose Kamera holst. Wenn Du eine neue Kamera kaufen willst, gehe in einen Laden, nimm sie in die Hand und lasse sie Dir erklären. Über genügend hohe Auflösung für einen Abdruck in einer Zeitung musst Du Dir nicht wirklich Gedanken machen … das reicht sicherlich.
Du brauchst mindestens ein gutes Objektiv. Lichtstärke und Brennweite hängen von den Lichtverhältnissen vor Ort und der Entfernung zu den Kämpfern ab. Und dann lernst Du erstmal, wie man mit der Kamera tatsächlich umgeht, was Brennweite und Blende sind und was man bei so dynamischen Motiven beim Autofokus beachten musst.

Wenn Du Dich damit nicht beschäftigen möchtest … und das ist die zweite Möglichkeit … kannst Du Dir das alles auch sparen und mit dem Handy fotografieren. Sicherlich landest Du damit auch den einen oder anderen Glückstreffer.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Fotografiere seit 2015 (wieder) überwiegend analog

Wenn das Licht nicht grad extrem dürftig ist, reicht für Leute, die weder Ahnung noch Lust auf ernsthafte Auseinandersetzung mit der Materie haben, auch die Handy Cam. Die Handys haben natürlich Nachteile, aber dass die Hersteller diese konsequent mit Software zu erschlagen versuchen, macht sie zu perfekten Knipsen für den Alltag.

Grundsätzlich wäre für Sport je nach gewünschtem Effekt, Lichtstärke der Optik, Empfindlichkeit des Sensors und ggf. die Bildrate im Burst Modus relevant. Grad bei Kampfsport wird man gern mal ne Serie von 30 Bildern schießen wollen und hoffen, dass ein Gewinner dabei ist.

Aber Sportfotographie ist generell eher anspruchsvoll, viel Bewegung (aktive Wahl der Belichtungszeit und Empfindlichkeit), bewusstes Spiel mit der Tiefenschärfe und der schnell zu verpassende richtige Moment. Man kann da beliebig viel Aufwand treiben, aber ich denke ein Handy oder ne Action Cam reichen auch, wenn man die Technik eh nicht ausreizen würde. Wie gesagt: der schnelle Burst sollte gut gehen und min. 5 Bilder/s machen

Eigentlich ist jede Kamera einfach zu bedienen, wenn man die Funktionen kennt und sich dran gewöhnt hat. Wenn man das nicht will ist man mit einer Kamera falsch beraten. Eine Kamera ist nicht dafür da einfach auf den Auslöser zu drücken und alles wird gut. Da siehst du Fotografie viel zu einfach.