Welche dieser Kindheitstraumas würdet ihr am ehesten wählen?

Das Ergebnis basiert auf 26 Abstimmungen

Armut 50%
Elternteil stirbt sehr früh 31%
Kriminelle Eltern/Prostituierte 8%
Extreme Helikoptereltern (Ständige Überwachung+Keine Rechte) 4%
Tragischer Unfall (Behinderung) 4%
Starkes Mobbing+Inakzeptanz 4%
Krieg 0%

6 Antworten

Starkes Mobbing+Inakzeptanz

Aus dieser Auswahl wahrscheinlich Mobbing und Intoleranz weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass man den Ausweg schaffen kann und dann noch stärker wird als man es je gedacht hat - wenn man es nur will. Es ist sehr schwer, aber machbar und man "reift" an Mobbing und Inakzeptanz umso mehr, weil man dadurch viele Dinge eher zu schätzen lernt.

Ich wurde nicht gemobbt, aber es gab viele Diffamierungen, zu denen man heute vielleicht sagen könnte, dass es rassistisch oder ausländerfeindlich wäre, meist gegen meine Familie und in der Realschule oft auch gegen mich persönlich. Ich (Deutsch-Jugoslawe bzw. Janjever - katholische kroatischstämmige Minderheit im Kosovo; bin aber in Deutschland geboren, mein Opa kam in den 50ern nach Deutschland) wuchs in den 90ern als "Ausländerkind" auf und hatte vor allem auf der Realschule Probleme wegen meiner Herkunft und auch wegen meiner nicht gerade unkomplizierten Familiensituation. Ich habe bis ca. Mitte-Ende 20 gebraucht, um das Trauma zu verarbeiten. Bis dahin war es ein weiter Weg, ich hatte z.B. lang ein relativ geringes Selbstbewusstsein und musste das mit großen Autos bis hoch zu einem Siebener-BMW mehr oder weniger kompensieren sowie mit einem oft sehr autoritären Auftritt - wobei ich auch (nicht zu das zu relativieren sondern einfach so) sagen muss, dass ich das in meinem Beruf teilweise so machen muss, damit einem keiner auf der Nase rumtanzt.

Es war nicht einfach, aber ich habe mich dem Ganzen gestellt und es jetzt mit Anfang 30 soweit aufgearbeitet und im Griff. Daher weiß ich, man kann es schaffen. Allerdings: Allein schafft man so was meist nicht, mir haben ein paar liebe Menschen geholfen, allen voran meine Freundin/Frau, meine echten Freunde, mein Onkel und zum Teil ein Psychologe, den ich wegen einer anderen Sache (damals Frust im Job und Unzufriedenheit) um Rat gebeten hatte. Der vollendete Schritt nach vorne zu mir selber war, dass meine Frau und ich die Heimatstadt verlassen haben und dieses Umfeld (meine Frau stammt auch aus einer problematischen Familie, aber ohne Migrationshintergrund) nicht mehr sehen und erleben müssen mitsamt der Leute, die uns oft unfair und böse begegnet sind.

Ich kenne auch Leute, die in jungen Jahren ein Elternteil verloren haben oder Krieg miterlebt haben oder Helikoptereltern hatten (das dürfte am schlimmsten sein, weil solche Kinder oft kaum Selbstbewusstsein entwickeln) oder tragische Unfälle hatten (eine gleichaltrige Bekannte von mir ist beidseitig Oberschenkelamputiert und ohne Prothesen im Rollstuhl - sie geht damit selbstbewusst und cool um, aber ich würde nicht in der Situation sein wollen) oder auch in Armut aufwuchsen - und das stelle ich persönlich mir schlimmer vor, Stichwort Ausgrenzung durch materielle Armut und Existenzsorgen der Eltern sowie ggf. prekäres soziales Umfeld, schlechte Bildung, daraus resultierend schlechte Chancen im Beruf oder Arbeitslosigkeit und so weiter.

armut ist in jungen jahren nicht so schlimm, man fängt dann nur früher an eigenes geld zu verdienen und wird früher selbstständig. außerdem werden eltern erst im lauf der frühen jugend eines kindes reicher, wenn sie jung heiraten. insofern betraf das früher alle. mein stiefvater hat auch erst als ich in der 6. klasse war besser verdient und meine mutter hatte von meinem vater nicht den rechtmäßigen unterhalt gefordert, aber mit unterstützung der verwandtschaft (lebensmittel aus landwirtschaft und garten sowie mietfrei wohnenden großeltern) hat's auch für n bisschen wohlstand gereicht, als ich in der pubertät war. in einem reiheneckhaus hatten wir genug platz für mich als 11,5 jährigen und meine 10 monate jüngeren drillingsschwestern.

mobbing würd ich nicht als schicksalsschlag wählen, weil das kann dazu führen, dass ein rachsüchtiger jugendlicher mord begeht an jugendlichen, die ihn gemobbt haben, auch wenn der jugendliche aus einem guten elternhaus kommt.

krieg ist kein persönlicher schicksalsschlag, das trifft alle in einer gesellschaft gleich. bei aus dem krieg geflüchteten jungen familien ist's was anderes, da müssen die eltern aufpassen, dass die kinder nach der auswanderung gut aufpassen, dass die kinder sich ordentlich integrieren und nicht wegen gewalterfahrungen im heimatland andere kinder nachder auswanderung terrrorisieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Elternteil stirbt sehr früh

Mein Vater ist tatsächlich früh verstorben. Das war schlimm, aber ich glaube dass mein Leben nicht besser wäre, hätte er länger gelebt.

Gespart wurde bei uns schon vorher, obwohl wir nicht arm waren. Gemobbt / nicht akzeptiert wurde ich zeitweise auch. Das möchte ich nicht wieder erleben.

Armut

Ich finde von Armut bekommt man kein psychologisches Trauma, so klar dir geht es wirtschaftlich nicht gut aber seelisch hat dich nichts/niemand verletzt. Außerdem wächst man sehr dankbar auf, man hat später nicht so hohe Erwartungen und wird alles schätzen.


Hacker48  26.04.2022, 20:43
Ich finde von Armut bekommt man kein psychologisches Trauma, so klar dir geht es wirtschaftlich nicht gut aber seelisch hat dich nichts/niemand verletzt.

Schon mal in Armut gelebt?

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MirandalaXO  26.04.2022, 20:48
@Hacker48

Nicht sehr krasse Armut, also da gibt es schon schlimmeres. Aber ärmlich war meine Familie schon.

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Hacker48  26.04.2022, 20:50
@MirandalaXO

Hm, es mag nicht immer traumatisierend sein, aber die Folgen für die Kinder sollte man nicht unterschätzen. Die Einschränkung im sozialen Leben kann schon sehr einschneidend sein...

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MirandalaXO  26.04.2022, 20:56
@Hacker48

Ja das stimmt, Armut sollte man nicht verharmlosen. Aber wenn ich mich entscheiden müsste dann hätte ich eher das gewählt als Krieg, Tod der Eltern, Behinderung oder sonstiges. Und das wichtigste ist dass man kostenlose Bildung hier bekommt.

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Armut

Liebe, Wertschätzung und Rückhalt könnten das kompensieren.

Außer man stirbt an der Armut, also kommt ein wenig auf den Grad der Armut an...


Hacker48  26.04.2022, 20:42
Liebe, Wertschätzung und Rückhalt könnten das kompensieren.

Leider sind Geldprobleme mit großen Vorsprung auf Platz 1 der Ursachen für familiäre Konflikte - unter denen natürlich auch das Kind leidet. So einfach ist es nun wieder nicht...

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Mirarmor  26.04.2022, 21:20
@Hacker48

Dann wären das aber mehr als ein "Trauma".

Von einfach hat keiner geschrieben, dennoch denke ich, dass das bei sonstigen guten Voraussetzungen das am besten kompensierbare wäre.

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