Welche Art von Handlungen und Regungen kann nicht durch die mesoteslehre bestimmt werden?Wie begründet Aristoteles dies?

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Von der Mesoteslehre des Aristoteles können in sich schlechte Handlungen und Regungen nicht bestimmt werden, indem eine richtige Mitte, die sie bilden, gezeigt wird.

Nach der von Aristoteles vertretenen Ethik gibt es Handlungen und Regungen (Leidenschaften/Affekte; griechisch: πάθη [pathe]; Singular: πάθος [pathos]), die keine (richtige) Mitte haben. Ihrer Art nach können sie unmöglich die richtige Mitte annehmen.

Dies sind Handlungen und Regungen (Leidenschaften/Affekte), die in sich schlecht sind. Sie als solche falsch und schlecht, nicht wegen eines Ausmaßes.

Aristoteles, Nikomachische Ethik 2, 6, 1107 a nennt als Beispiele für Regungen (Leidenschaften/Affekte, bei denen keine richtige Mitte möglich ist, Schadenfreude (griechisch: ἐπιχαιρεκακία), Unverschämtheit/Schamlosigkeit (griechisch: ἀναισχυντία) und Neid (griechisch: φθόνος). Als Beispiele für Handlungen, bei denen keine richtige Mitte möglich ist, nennt er Ehebruch (griechisch: μοιχεία), Diebstahl (griechisch: κλοπή) und Mord (griechisch: ἀνδροφονία).

Zu dem, das immer falsch ist und nicht die richtige Mitte darstellen kann, gehören die Extreme des Zuviel (Übermaß/Übertreibung) und des Zuwenig (Mangel/Unzulänglichkeit). Dazu gehören z. B. zuviel Angst/Furcht (griechisch: φόβος) und zuviel Mut/Zuversicht (griechisch: θάρσος) und entsprechend Tollkühnheit/maßlose Verwegenheit/sinnloses Draufgängertum (griechisch: θρασύτης [thrasytes]) und Feigheit (δειλία [deilia]).

Begründung

Was in sich schlecht (negativ) ist, kann nicht gut sein.

Es ist unmöglich, mit in sich schlechten Handlungen und Regungen (Leidenschaften/Affekten) das Richtige zu treffen. Es gibt bei ihnen nur das Falschmachen.

Sie sind tadelnswert, weil sie in sich schlecht sind, nicht nur dann, wenn sie in einer Übersteigerung oder einem unzureichenden Ausmaß auftreten.

Bei der Bewertung, ob sie gut oder nicht gut sind, ist kein Schwanken des Urteils möglich, weil diese Bewertung nicht von den genauen Umständen abhängt, sondern immer die Feststellung trifft, sie seien nicht gut.