Welche Argumente sprechen für und gegen den Paragraph 1619?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Dieses Gesetz, steht übrigens im BGB, hört sich erstmal und oberflächlich betrachtet nach Kinderarbeit an.

Dem ist aber nicht so.

Es dient eher dem Schutz der Familie, sowie den Aufgaben die innerhalb einer Familie erwachsen können. Hierzu ein paar Beispiele:

  1. Beide Elternteile sind berufstätig. Sie bitten das Kind um Hilfe im Haushalt, sei es nun das Einräumen und Leerräumen der Spülmaschine, oder der Besorgung eines Einkaufs.
  2. Die Eltern betreiben einen landwirtschaftlichen Betrieb, und das Kind füttert das Vieh, oder fährt bei dem Einbringen der Ernte mit raus.
  3. Die Eltern betreiben ein Einzalhandelsgeschäft ohne andere Mitarbeiter. Wenn sie nun Besorgungen erledigen müssen, können sie das Kind bitten im Geschäft zu helfen.

Der Gesetzgeber hat diese Hilfeleistungen limitiert, und zwar bei Kindern ab 14 Jahren auf eine Stunde täglich. Erst bei erwachsenen Kindern, die selbst keine Einkünfte haben, sich aber von den Eltern ernähren lassen, kann eine Tätigkeit auch in Vollzeit erfolgen.

Mit dieser Regelung ist die Hilfestellung von Kindern gesetzlich geregelt, womit ein Mißbrauch der Kinderarbeit ausgeschlossen wird. Zudem erhalten die Haushalte mit dem Paragraphen gesetzliche Sicherheit, so dass eine willkürliche Handlung von anderen Behörden, wie zum Beispiel Finanzamt oder städtische Behörden, ausgeschlossen werden.

Der Paragraph schützt somit vor Missbrauch.

Zudem wirkt gerade dieser Paragraph gegen die gewerbliche Kinderarbeit, da hier eindeutig unterschieden wird, ob es sich um eine Tätigkeit im Rahmen der familiären Hilfeleistung oder um gewerbsmäßigen Missbrauch von Kindern zur Erhöhung des Einkommens handelt.

Das Kinder in der Familie mithelfen steht grundsätzlich außer Frage. Was viele hier anscheinend vergessen haben, dass die Herbstferien auch Kartoffelferien genannt werden, weil die Kinder in den ländlich geprägten Ländern den Eltern beim Einbringen der Ernte helfen. Das Mitarbeiten in der Familie ist eine Selbstverständlichkeit.


1988Ritter  29.04.2021, 05:05

Vielen Dank für die Auszeichnung.

1

Es gibt nichts was gegen diesen Paragraphen spricht - er macht nur in sehr altertümlicher Weise deutlich, das Kinder verpflichtet sind im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Kräfte im Haushalt und evtl. auch im elterlichen Geschäft zu helfen. .

Sprich die Eltern haben somit an anderer Stelle mehr Zeit für die Kinder , wie auch für sich selbst.

https://blogs.faz.net/schlaflos/2018/07/10/helft-mit-liebe-kinder-sonst-verklage-ich-euch-es-ist-zu-eurem-besten-192/

Man lese die untere Hälfte..

M.E. ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Kinder mit zunehmendem Alter auch zunehmende Pflichten im Haushalt haben. Das beginnt damit, dass sie am Abend ihre Spielsachen aufräumen. Nach und nach kommen kleine Aufgaben dazu, z.B. mithelfen beim Tischdecken und -abräumen, Müll rausbringen etc. Natürlich muss sich das in einem zeitlich vertretbaren Rahmen halten, grob über den Daumen gepeilt vielleicht 30 Minuten pro Tag im Grundschulalter, also bis 10 J.; aber danach darf es aus meiner Sicht bis zu 1 Stunde gehen.

Kinder müssen lernen, dass eine Familie eine Einheit ist, in der einer den anderen entsprechend seinem Vermögen unterstützen muss. Damit das Zusammenleben in dieser Einheit funktionieren kann, braucht es eine Struktur. Bei einer sehr kleinen Familie (Vater-Mutter-Kind) braucht man keinen großen Plan zu machen, aber wenn 2 oder 3 Kinder da sind, ist es gut, wenn es einen Wochenplan gibt, wer was macht. Und klar ist natürlich, dass beide Eltern ihre Aufgaben im Haushalt haben. Würde der Mann nichts tun und den Pascha spielen, dann wäre es nachzuvollziehen, wenn die Kinder seinem schlechten Beispiel folgen und auch meutern würden.

In einer normal funktionierenden Familie, in der beide Eltern gute Erziehungsarbeit geleistet haben und leisten, braucht es keinen §1619. Leider ist das aber nicht überall so. Manche Jugendliche meinen, sie müssten gar nichts tun; sie halten nicht mal ihr eigenes Zimmer sauber. Da ist wohl irgendwas in der Erziehung schief gelaufen. Ob es dann allerdings etwas bringt, ihnen den §1619 unter die Nase zu halten? Ich wage das zu bezweifeln.

Es sprechen keinerlei Argumente GEGEN diesen Paragraphen, sondern alle dafür.

Warum sollen Kinder nicht auch mithelfen, damit der Haushalt läuft ? Sie leben ja auch schließlich darin.
Es kann nicht sein, daß Eltern das Geld verdienen, und nach Feieraben die Kinder noch betütteln und diese den ganzen Tag nichts beitragen.

Keine, muss aber nicht im Gesetz geregelt werden. Das ist ja wohl selbstverständlich.