Welche Alternative zu Schulnoten gibt/gäbe es und wie findest du diese?

8 Antworten

Die Alternativen zu Schulnoten sind nur andere Bestechung- und Bestrafungssysteme. Wenn man Noten nicht möchte, muss man die Bewertung an sich abschaffen. Aber dann funktioniert das Prinzip heutiger Schulen nicht mehr.

Nach diesem Prinzip bestimmt nicht der Lernende was er wann von wem lernt, sondern eine Belehrender gibt das vor. Mehr noch: Er bestimmt in vielen Fällen auch noch, was richtig und was falsch ist. Und zur Durchsetzung seiner Forderungen, stehen ihm sechs Zahlen zur Verfügung, die für den Schüler Konsequenzen haben.

Zum Lernen sind diese Zahlen nicht erforderlich. Nach der Vergabe einer Zahl - egal welcher - weiß der Schüler nicht mehr und nicht weniger als davor.

Die Alternative zu diesem Gefängnis ist selbstbestimmtes Lernen. Hier ein kurzes Beispiel aus der Sudbury Valley School in den USA, eine so genannte demokratische Schule. In meiner Antwort findest Du ein Foto mit einer kleinen Geschichte über das Angeln.

https://www.gutefrage.net/frage/wie-kann-ich-meine-faulheit-ueberwinden-und-alle-hausaufgaben-machen

Gruß Matti


DERstobbel 
Beitragsersteller
 18.09.2022, 10:16

Sehr gute Anwort wie ich finde.

Du hast Recht.

Es ist fremdbestimmt. Ich bin ein recht großer "Fan" von Motessori. Ich halt von unseren Schulsystem überhaupt gar nichts. Es hat nur keiner - der es ändern/abschaffen könnte keine "Eier dazu".

Ich bin sowieso der Meinung dass man so früh es irgedwie geht sich jedes Kind frei entwickeln darf/kann/muss. Man muss nicht "alles können/wissen" Und was die Geschichte die du verlinkt hast auch meint dass man in/für eine Aufgabe die man selbst machen möchte auch ne ganze Menge lernt bzw. bestimmte Kompentenzen braucht, find ich absolut richtig.

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DERstobbel 
Beitragsersteller
 18.09.2022, 10:37
@Kuhlmann26

Seit langem. Ich kannte die bis eben nicht. ich hab mich grad nur gefragt warum du mal Dort "aktiv" warst und dann aber nicht mehr und eben dann wieder...

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Kuhlmann26  18.09.2022, 10:50
@DERstobbel

Ich beschäftige mich mit dem freien Lernen seit vielen Jahren. Da sind mir die Geschichten vieler Leute begegnet, die sich dem deutschen Schulsystem widersetzt haben. Und dazu zählen auch die Reicherts. Als aller erstes ist mir André Stern begegnet, der nie in der Schule war. Weil er Franzose ist, war er nie von deutschen Schulzwang betroffen. Von ihm habe ich das Meiste über das freie Lernen erfahren.

Es gibt unzählige Interviews und andere Beiträge mit und über ihn. Ein Interview - schon vor Jahren veröffentlicht - hat mich nachhaltig beeinduckt:

https://youtu.be/EQDjOj4q6to

Wenn Du “Futter“ brauchst, dann hier das Video einer ehem. Lehrerin …

https://youtu.be/uOCcr0_Sh2w

… und hier das ihrer Tochter.

https://youtu.be/zNwXZTomztI

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Ich sehe keine Alternative.

Für die Arbeitgeber ist es wichtig, dass sie anhand der Zeugnisse der Bewerber schnell und übersichtlich erkennen können, ob der Bewerber für sie geeignet sein könnte, oder nicht.

Wenn die Arbeitgeber aus Hunderten Bewerbungen erst mal diejenigen rauspicken wollen, die in die engere Wahl kommen, dann ist sehr praktisch, wenn sie nicht erst lange Bewertungstexte lesen müssen, sondern gleich auf den ersten Blick z.B. alle, die in Mathe und Englisch keine guten Noten haben, aussortieren.


Johannax32  18.09.2022, 13:34

Also ich habe noch nie mitbekommen, dass Absolventen aufgrund ihrer Noten aussortiert wurden - bzw. nur dann, wenn es um die Big Five oder ähnliche Unternehmen geht.^^

Meist war das Bewerberprofil deutlich wichtiger.

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Man könnte das gleiche in Worten aussagen. Aber auch diese müssten einheitlich sein, damit jeder erkennen kann was damit gemeint ist.

Ergo kein wesentlicher Unterschied, außer dass sich jeder auf die Worte etwas mehr einbilden könnte als auf nackte Zahlen.

Man macht sich da etwas vor, wenn man glaubt Worte seien eindeutiger.


Johannax32  18.09.2022, 10:32

Eine Schülerin, die sehr gut mitlernt, im Unterricht still aufpasst und schriftlich stets eine 1 schreibt, aber sehr schüchtern und introvertiert, ggf. vielleicht sogar soziale Ängste hat, und daher nur dann mündliche Beiträge (dann kurz, aber inhaltlich sehr gut) liefert, wenn sie aufgerufen wird, wird im Zeugnis eine 3 bekommen.

Ein Schüler, der sich kaum für die Schule interessiert, Hefteinträge hinrotzt, inhaltlich nur das aufschnappt, was mehrfach in der Schulstunde durchgekaut wurde, und schriftlich mit Mühe auf eine 5 (oder ggf. 4) kommt, aber ein sehr großer Schwätzer ist und zwar interessante mündliche Einwände bringt, die aber nur begrenzt zum eigentlich geforderten Wissen passen (d.h. mündlich z.B. eine 2 bekommt), bekommt ebenfalls eine 3 im Zeugnis.

DAS ist die Kritik: Noten sagen nichts darüber aus, wie sie gebildet werden. Wo Stärken und wo Schwächen sind. Nach außen wirken beide Zeugnisnoten gleich, wobei die Leistungen der beiden Schüler nicht im geringsten vergleichbar sind. Eine ausführlichere Analyse wäre besser, wenn es um den Vergleich geht.

Aber sollte es wirklich nur um den Vergleich gehen, oder wäre es nicht sinnvoller, die bestmöglichen Leistungen aus den Schülern herauszukitzeln? ;) Auch dann wäre es sinnvoller in den Diskurs zu gehen, sodass Schüler sofort wissen, wo sie ansetzen müssen. Unter der Note 3 wird leider zu häufig verstanden, dass man einfach mehr lernen müsse.

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GutenTag2003  18.09.2022, 10:48
@Johannax32
DAS ist die Kritik: Noten sagen nichts darüber aus, wie sie gebildet werden

Nun, dann hätte keine Aussage weder in Noten noch in anderer Form einen Sinn / Wert. Dennoch bewerten wir tagtäglich ob für etwas einen Sinn macht oder nicht.

Wir bewerten sogar (nur) emotional mit unabsehbaren Konsequenzen.

Eine ausführlichere Analyse wäre besser, wenn es um den Vergleich geht.

Auch diese würde von - unzulänglichen - Menschen getroffen werden. Wären abhängig/beeinflusst von Sympathie, Verhalten usw.

wäre es nicht sinnvoller, die bestmöglichen Leistungen aus den Schülern herauszukitzeln? ;)

Sollte das denn nicht auch das Ziel bei der derzeitigen Benotung sein?

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Johannax32  18.09.2022, 13:31
@GutenTag2003
Sollte das denn nicht auch das Ziel bei der derzeitigen Benotung sein?

Also ich habe es aufgegeben auf Fragen von Schülern zu antworten, die sich verbessern wollen^^ Wie will man sich verbessern, wenn die Rückmeldung ausschließlich "3" heißt, d.h. man nicht einmal weiß, wo man ansetzen muss? Die meisten verstehen darunter bloß, dass man sich mehr anstrengen müsse. Fleiß allein führt aber nicht immer zu besseren Noten. Gerade in den Sprachen sieht man das Problem sehr häufig^^

Zum Rest habe ich doch eigentlich schon alles geschrieben? Lies dir doch bitte noch einmal meine Antwort durch.

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GutenTag2003  18.09.2022, 13:37
@Johannax32
Wie will man sich verbessern, wenn die Rückmeldung ausschließlich "3"

Ich bin schon sehr lange aus der Schule draußen, aber z.B. nur eine "3" als Rückmeldung habe ich nur nach einer Bewertung erhalten.

heißt, d.h. man nicht einmal weiß, wo man ansetzen muss?

Gehört das nicht zum Lernprozess, dies dem Schüler zu vermitteln? Ich glaube wir verwechseln/vermischen hier etwas. Und zwar ...

... das Lehren und das Bewerten.

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Die einzige Verbesserung, die mir einfallen würde, wäre es Einzelnoten für verschiedene Bereiche zu haben, die auch nicht miteinander verrechnet werden, um eine Gesamtnote zu bilden. Wenn zum Beispiel zwei Schüler ein Referat halten und einer wahnsinnig eloquent ist und ein toller Redner, aber fachlich totalen Müll erzählt, der andere hingegen umgekehrt kaum ein Wort rausbringt, aber fachlich alles perfekt recherchiert hat, dann könnte es sein, dass beide in etwa dieselbe Note bekommen, obwohl sie völlig unterschiedliche "Skillsets" haben. Wenn nun ein Arbeitgeber zum Beispiel einen sehr guten Redner sucht und fachliche Kenntnisse keine Rolle spielen, dann wird er anhand der Note nicht beurteilen können, welcher der beiden besser geeignet ist.


Johannax32  18.09.2022, 10:36

Wie sehr interessieren sich Arbeitgeber überhaupt für Noten? Es wird kurz überflogen, ob alles irgendwie passt (oder ob man einen notorischen Schwänzer mit einem Durchschnitt von 4,0 hat^^). Wichtiger ist doch bei Bewerbungen das gesamte Bewerbungsprofil. Hat man einen Bewerber, der evtl. schon Praktika oder einen Nebenjob in dem Bereich hatte? Oder hat man einen Bewerber, der schon mehrfach die Ausbildung gewechselt hat?

Um die tatsächlichen Skills zu prüfen, gibt es Assessmentcenter. Ich bezweifle, dass sich was an diesem Prinzip ändern wird, weil man Bewerber gerne wirklich vergleichen möchte. Bei der Notenvergabe ist die Vergleichsgruppe schließlich die Schulklasse, sodass ein Vergleich mit Schülern anderer Schulen ggf. schwierig sein kann.

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PhotonX  18.09.2022, 10:49
@Johannax32
Wichtiger ist doch bei Bewerbungen das gesamte Bewerbungsprofil. Hat man einen Bewerber, der evtl. schon Praktika oder einen Nebenjob in dem Bereich hatte? Oder hat man einen Bewerber, der schon mehrfach die Ausbildung gewechselt hat? Um die tatsächlichen Skills zu prüfen, gibt es Assessmentcenter.

Ja, leider ist da so, aber vielleicht liegt das ja unter anderem genau daran, dass die vielen verschiedenen Fähigkeiten eines Bewerbers auf eine einzige Kennzahl reduziert werden, aus der kaum etwas auf sein Profil geschlossen werden kann.

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Johannax32  18.09.2022, 13:27
@PhotonX

Schulen vermitteln Allgemeinwissen. Von den Lehrinhalten von Real- und Mittelschulen habe ich keine Ahnung und Gymnasien bereiten auf ein Studium vor, daher kann ich diese Frage nur begrenzt beantworten. In der Unter- und Mittelstufe wird jedoch so einiges gelehrt, was zwar wichtiges Wissen ist, welches jeder besitzen sollte, aber im Bezug auf mögl. Ausbildungen nur eine begrenzte Relevanz hat. Freunde/Bekannte berichteten mir schon häufiger, dass für ihre Ausbildung eigentlich nur das absolute Grundwissen wichtig war, d.h. sowas wie Dreisatz (der ja an Gymnasien nicht mal gelehrt wird^^).

Falls du auf die Rechtschreibung und Grammatik hinausmöchtest: Mein letztes Diktat habe ich in der Grundschule geschrieben. Am Gymnasium werden diese Kenntnisse vorausgesetzt. Ob ein Schüler gut darin war, Gedichte so zu analysieren, wie es der Lehrer gerne hätte, wird zwar an Schulen bewertet, hat aber für so gut wie keine Ausbildung eine Relevanz^^

Kurz: Die Schnittpunkte sind marginal.

Eine genauere Aufschlüsselung, die für Arbeitgeber interessant sein könnte, würde nur dann sinnvoll sein, wenn man allg. Punkte wie "genaues Arbeiten", "Fleiß" gestalten würde, die aber nicht fachspez. sind. Dann hat man aber immer noch das Problem, dass kein Lerneffekt vorliegen kann. Eine 4 in der Fleißnote würde dann zu dem Fehlschluss führen, dass man sich mehr anstrengen müsse und bleibt somit so diffus wie vorher. Sie sagt schließlich nicht, dass z.B. die Hausaufgaben zwar stets erledigt wurden, aber die Hefteinträge nur schlampig (=/= fehlerhaft!) hingerotzt wurden.

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PhotonX  18.09.2022, 13:52
@Johannax32

Und dennoch würde niemand einen Siebtklässler einstellen, der super fleißig ist, eine fehlerlose Rechtschreibung hat und sehr gut im Kopfrechnen ist, oder? Irgendwas Wichtiges lernt man vielleicht doch auf der weiterführenden Schule, auch wenn es nicht ganz einfach zu fassen ist, was genau es ist. ;)

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