Was würde passieren, wenn ein Kind Selbstmord begehen würde und einen Abschiedsbrief hinterließ, wo er eindeutig einen bestimmten Lehrer die Schuld dafür gibt?

4 Antworten

Offiziell / Rechtlich passiert da nichts.

Was für Schlussfolgerungen die Familie daraus zieht, kommt auf die Familie an. U. U. wird der Lehrer vom Inhalt nicht einmal in Kenntnis gesetzt.

Dann werden die, die den Toten mochten, erst einmal den Tod verarbeiten müssen. Und organisatorischen Krams wird es zu erledigen geben (Sarg aussuchen, Trauerfeier, Abmeldung von Vereinen, usw.)

Das wird ihm aber nichts bringen der Lehrer wird nicht bestraft dafür.Menschen können andere in den Tod treiben solange sie ihn nicht selber töten.

Ich habe so etwas über Umwege mal erlebt - da hat ein Jugendlicher, der 2-3 Jahre älter als ich war, sich umgebracht und in einem Abschiedsbrief, so sagte man, vor allem Erzieherinnen des Kindergartens, den er besucht hatte und seine eigenen Eltern beschuldigt, sein Leben zerstört zu haben. Es hatte einen sehr bitteren Nachgeschmack.

Ich sage mal so: Der Junge/der junge Mann, den ich recht gut kannte und mit dem ich immer gut ausgekommen bin weil es kein Großhals und kein ANgeber gewesen ist, war vom Typ her extrem ruhig und in sich gekehrt, nicht sehr gesellig, für die Erzieherinnen war er wohl zu ernst bzw. nicht "kindlich-verspielt" genug gewesen und musste seither jede denkbare "Therapie" über sich ergehen lassen unter dem Motto, er wird allen eines Tages schon dafür dankbar sein. Das Ganze muss dermaßen ausgeartet sein, dass er sich mit 17-18 das Leben genommen hat - anscheinend hat den keiner je so akzeptiert, wie er war. Schlimm genug in einer Zeit, die immer von Toleranz redet ... das Ganze muss ca. 15 Jahre zurückliegen.

Damals waren viele, die ihn gekannt haben tief betroffen und traurig bzw. viele heuchelten Trauer und "bedauerten es ja so" und fragten sich, was schief gelaufen ist; passiert ist letzten Endes nix. Irgendwer hatte vielleicht ein schlechtes Gewissen bekommen, ich weiß es nicht. So wird es in aller Regel auch sein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

rotesand  07.10.2019, 15:36

Was mir noch gut denkt: Die Trauerpredigt des Pfarrers war schonungslos. Der Geistliche rechnete auf kritische, indirekte aber für jeden der das Schicksal kannte deutlichst hörbare Weise mit Eltern, der Erzieherin, den Lehrern und dem Umfeld des Jungen ab. Das war vielleicht auch nicht die feine Englische, aber ich hielt es in dem Fall für passend.

Die Eltern sagten an jener Trauerfeier noch, dass man "nur gut gemeint habe und ihm ein normales Leben ermöglichen wollte" ... mit dem Leben bezahlt hatte jedoch der seit seiner Kindheit gequälte Mensch.

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scatha  07.10.2019, 17:43
@rotesand

Ich kann es gut nachfühlen. Mich wollte die Umgebung auch oft "normalisieren", gerade so zwischen 5 und 25 Jahren, natürlich auch "zu meinem Besten", bin auch am Selbstmord gerade vorbeigeschrammt. Ich konnte mir eine solche Art Leben, die man mir als "normal" verkaufen wollte, nicht als lebenswert vorstellen. Später erfuhr ich, dass die Bandbreite des "Normalen" trotz allem größer war, als man mir verkauft hat.

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Was sollte da schon passieren?

Das Kind ist tot und man würde denken, dass es psychisch krank war und es leider nicht geschafft hat sich zu beschweren oder sich professionelle Hilfe zu suchen um mit seinen Problemen umzugehen.

Der Lehrer würde weiter als Lehrer arbeiten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – hab Psychologie studiert