Was steckt hinter der Geschichte von Garten Eden?
Ob echt oder nicht, muss es ja irgendeinen Sinn dahinter geben, diese Geschichte niederzuschreiben und zu verbreiten.
Anders gefragt: von welcher Substanz ist diese Geschichte?
Könnte die besagte Furcht eine gewisse Substanz enthalten wie psychoaktive Pflanzen und dadurch die Realität des Konsumenten verändern?
Warum ist die Erkenntnis zwischen Gut und Böse etwas schlechtes? Nur wenn man beides unterscheiden kann, kann man sich für Gut entschieden und Schlecht meiden.
6 Antworten
Es ist gar kein Garten namens Eden, sondern ein Garten in Eden, und dieses „Eden“ ist ein riesiges Gebiet aufgespannt von den Quellen von 4 großen Strömen, eine Region oder genauer eine bestimmte Klima- und Vegetationszone, in der die Pflanzen dieses Gartens gedeihen können, auch und gerade die beiden verbotenen, also der „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ (2:17) und der „Baum des Lebens“ (3:22).
Als dann Eva und auch Adam von dem ersten Baum gegessen haben, werden die beiden aus der Eden-Region verbannt dorthin, wo solche Früchte nicht wachsen können – östlich von Eden. Dort leben sie und ihre Nachkommen dann bis zur Sintflut, weit weg vom Garten und außerhalb von Eden, und sicher abgewehrt durch die Cherubim.
Dann kommt die Flut und trägt die Arche 10 Monate lang - das ist lange genug um mit etwa Schrittgeschwindigkeit jeden beliebigen Ort auf der Erde zu erreichen - um den Globus, bis sie am Ararat landet. Hier fehlt nun der entscheidende Hinweis: der Ararat liegt in Eden! Dies wird zwar nirgends explizit gesagt, aber der Leser kann das wissen und es ist auch notwendigerweise so, sonst macht die Geschichte keinen Sinn:
Die überlebende Nachkommenschaft Adams lebt also nun wieder in Eden – und was macht Noah nun als nächstes ? Er wird (9:18) der erste Winzer, er pflanzt einen Weinberg und kultiviert als erster Mensch alkoholisierten Wein. Ja klar, denn er ist nun endlich zurück in Eden, wo Weinanbau möglich ist – das also war der Baum bzw. die Rebe des Lebens. Die Verbannung ist überwunden, die „Erbsünde“ ist durch die Sintflut getilgt – das sollen die Schäflein aber nicht wissen …
Also kurz gefasst: im Paradiesgarten geht es um Alkohol.
Hallo eliya222,
die Geschichte ist als eine Legende aus der Bronzezeit zu betrachten. Es kann sie in vielen Variationen gegeben haben, doch letztlich fand sie Einzug in die Bibel und hat auch eine theologische Signifikanz.
Wir dürfen aus heutiger Sicht das Paradies als einen "Raum" von aller Fülle und jeglichem Freiraum betrachten, wo auch Einheit herrscht. Sprich: das Paradies symbolisiert die Liebe in universaler Sicht, wie sie heute glaubensfrei darstellbar ist.
Eva und Adam hatte man lange als erste Menschen geglaubt. Das wissen wir heute besser. Doch betrachten wir die beiden als Modellmenschen im Umfeld der Liebe. Sie hatten die Attitude zur Liebe - ich nenne das Göttlich - bis sie erkannt hatten, dass es auch nicht-Göttlichkeit gibt: Vorteile für einen allein, auch unter Nachteilen anderer.
Letzteres dürfen wir menschheitsgeschichtlich als Archaik betrachten. Und diese Archaik ist bis heute sehr weit verbreitet. Eva und Adam "konnten quasi nicht anders" (im Sinne der Modellmenschen).
Das Paradies - meint: die Liebe - war verschlossen. Doch haben wir Menschen ein Bewusstsein, dass uns erlaubt, dies wieder zu eröffnen.
Eine interessante Frage stellt sich: sind wir von Grund auf Göttlich und geben nur bewusst oder unbewusst Göttlichkeit auf? Es gibt Menschen, die waren nie nicht-Göttlich, was Anlass zu der Vermutung, die sich nicht beweisen lässt gibt.
Wir erkennen das aber in unseren beiden Modellmenschen, auch wenn das kein Beweis ist, sondern nur ein Indiz, dass auch schon mal vor Urzeiten jemand gedacht haben könnte.
Häufig wir Göttlichkeit der Nicht-Göttlichkeit gegenüber höher bewertet. Das wäre aber gegen jegliche Liebe, die Freiraum bedeutet, auch den Freiraum, nicht-Göttlich zu sein. Somit steht Nicht-Göttlichkeit neben Göttlichkeit, ohne das eine gegen das andere zu werten.
Gut oder böse, das sind relative Begriffe. Die Liebe aber bietet ein absolutes wie universales Maß: das gleichermaßen für alle Schaffen, Bewahren oder zumindest Achten von Einheit, Fülle und größtmöglichem Freiraum. Daran kann man Dinge unterscheiden, die dann in Liebe oder jenseits jeglicher Liebe sind.
Liebe mag - auch wenn das sehr viele Menschen anders sehen - ihren Charm haben: wenn nur in einer Umgebung hinreichend viele Menschen lieben. Und hinreichend kann schon eine Person sein.
Bekommen wir Eva und Adam wieder zurück ins Paradies? Das Thema Liebe sollte hinreichend bekannt sein, also möglich ist es. Ob es die Gesellschaft eines Tages mal verwirklicht, wissen wir nicht.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
es ja irgendeinen Sinn dahinter geben
der nicht immer verstanden werden muß. Die Autoren der Schriften lebten in einer Umgebung/Zeit, welche uns nur begrenzt verständlich ist. Auch wurde diese Schriften mit vorhergehenden Überlieferung mit gestaltet. Wörtliche Auslegungen (mit unserem Verständnis) gehen wohl daneben.
Grundsätzlich sind aber wohl Phantasien und Wünsche von einer heilen Welt zu jeder Zeit präsent.
Erst Erkenntnis von "Gut und Böse" bedingt ja Verantwortung und Entscheidung und eben die Möglichkeit so oder so zu handeln. Die Metapher mit der verbotenen Frucht soll dies wohl besagen.
Paulus hat in einer ähnlichen Betrachtung gesagt, das erst "DAS Gesetz" die Sünde in die Welt brachte, wobei hier DAS Gesetz die Erkenntnis (Gewissen) ersetzt.
Einen Erklärungsversuch, den ich einmal irgendwo gelesen habe: die Geschichte vom Paradies könnte mit der Entwicklung vom nomadischen zum sesshaften Leben - nach dem Ende der letzten Eiszeit - zusammenhängen.
Die Menschen zogen umher und so lange es genug zum Sammeln und Jagen gab, mussten sie sich nicht um viel anderes kümmern. Auch gab es wohl weniger Streitigkeiten zwischen den "Clans" - wenn es zu wenig zum Jagen/Sammeln gab, zog man halt anderswo hin. Deswegen sich zu Prügeln machte einfach keinen Sinn.
Das wurde alles anders, als die Menschen sesshaft wurden. Plötzlich war es "mein" Land und wenn sich jemand anderes an "meinen" Tieren oder Früchten - um die ich mich lange gekümmert habe - gütlich tun wollte, gab es Stress. Der andere hatte damit aufzuhören - koste es was es wolle. Ich würde jedenfalls nicht mein hart erarbeitetes Eigentum aufgeben und anderswo wieder bei Null anfangen!
Irgendwie so halt. So eine Art "Verlust der Unschuld" - Jäger und Sammler lebten im Paradies und mit Aufkommen der Sesshaftigkeit kam erst "Gut" und "Böse" in die Welt ...
diese Überlegung - dass Ackerbau bedeutet, dass man seinen Acker mit aller Gewalt gegen Tiere und fremde Menschen VERTEIDIGEN muss - ist richtig und wichtig. Die Verknüpfung mit der Sesshaftigkeit stimmt aber nicht, dieser neue Forschungsbericht zeigt dass auch Jäger und Sammler schon in befestigten Siedlungen lebten hinter Wallanlagen: https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2023/fup_23_291-aelteste-siedlung-amnya-nachgewiesen/index.html
Das Paradies hatte also einen Verteidigungswall ...
von welcher Substanz ist diese Geschichte?
Die Paradieserzählung ist der Versuch einer Erklärung der Autoren, wie der Mensch und sein Umfeld zu dem wurde wie die Autoren es vorfanden. Sie ist also ein rückblickender Erklärungsversuch, eine Ätiologie.
Könnte die besagte Furcht eine gewisse Substanz enthalten wie psychoaktive Pflanzen und dadurch die Realität des Konsumenten verändern?
Eher nicht. Es geht da auch gar nicht um die Frucht, sondern mehr um die Symbolik des Baums.
Warum ist die Erkenntnis zwischen Gut und Böse etwas schlechtes?
Sie wird in der Erzählung nirgends als schlecht bewertet, sondern nur als verboten. Denn am Ende sagt Gott: "Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses." Gen 3,22. Spekulationen darüber warum Gott dies verhindern wollte müssen also hier ansetzen.
Ich persönlich sehe da eher wieder die Ätiologie, den Erklärungsversuch der Autoren, weshalb der Mensch als einziges Geschöpf dazu im Stande ist zwischen gut und böse zu unterscheiden.