Was sind vor und Nachteile am Schulleiterjob?
Gibt es eurer Meinung nach mehr PRO oder mehr CONTRA?
*Vor- und Nachteile
3 Antworten
Ganz dickes Kontra.
Zumindest unserer (Berufsbildende Schule, 5 Schulformen, ca. 3500 SchülerInnen, ca. 100-120 LehrerInnen) verzichtet praktisch völlig auf Freizeit, der ist morgens um 7 als erster da, geht mittags zwischen vier und fünf, dann aber oft noch zu weiteren dienstlichen Terminen.
Dazu das ständige Theater mit den vollkommen inkompetenten vorgesetzten Stellen, das los geht bei "äh doch, wir brauchen mehr als 100 Coronatests, wir haben 3000 SchülerInnen" und endet bei "OK, wir machen dann Unterricht im Flur, die Räume sind alle voll. Ach, übrigens dürfen wir eigentlich seit 10 Jahren gar nicht mehr hier unterrichten, weil Sie immer noch nicht dafür gesorgt haben, dass die Brandschutzbestimmungen eingehalten werden."
Jedes beleidigte Elternteil, jeder Betrieb, ALLE Rennen wegen Nichtigkeiten gerne direkt zum Chef.
Und wenn uns im Kollegium was nicht passt, was in aller Regel von besagten stellen kommt, müssen wir dank Dienstweg auch erst mal ihn ankacken, obwohl wir genau wissen, dass er nichts dafür kann.
Das ist eine Position, in der du der Prellbock für alle Seiten bist.
Und das, was eigentlich das schöne am Lehrerberuf ist - Unterrichten - darf er nur noch 4h pro Woche machen.
Ich würde diesen Job nicht für eine Million im Monat übernehmen... Wobei, doch. Und ihn nach zwei Monaten wieder abgeben, das langt zum leben 😁
Vollkommen zu Recht. Ist kein Wunder, dass das heute wenige machen wollen, der Verwaltungskram wird immer und immer mehr.
Unseren haben wir auch mehr oder weniger gedrängt, sich zu bewerben, weil er ein super Organisator und guter Diplomat ist. Weiß nicht, ob er da von sich aus hingewollt hätte.
Ich denke mir oft, der Job an sich wäre geil, wenn eben nicht so viel Bürokram zum Erledigen wäre und man nebenbei noch mehr unterrichten könnte als nur 4h.
Na, den Job gibt's auch. Direktor ohne Bürokram und mit mehr Unterricht nennt sich dann Lehrer 😁
Wobei da die Bürokratie auch immer absurder Züge annimmt.
Aber als Lehrer ist man nicht der Schulboss und kann sich somit nicht wie etwas Extra-Besonderes fühlen. Auch hat man nicht die endgültige Entscheidungsmacht.
Letztere hast Du als Direktor auch nicht. Man würde kaum glauben, WIE eng die an Vorgaben gebunden sind, und vor allem, wie oft sinnvolle Entscheidungen dann eine Ebene höher wieder einkassiert werden.
"Schulboss" stimmt natürlich. Wenn man auf Prestige aus ist, wäre das tatsächlich ein Pro-Argument.
Aber Prestige ohne die Entscheidungsmacht in letzter Instanz zu haben? Ich muss sagen, das klingt jetzt echt wieder nicht gut.
Was nützt mir die Prestige, wenn ich nur ein Zahnrad des Bildungsministeriums bin? Jetzt einmal blöd gesagt.
Ich dachte nicht, dass die so viele Vorgaben haben, an die sie sich halten müssen und dass getroffene Entscheidungen dann möglicherweise gar nicht gelten.
Mal ein Beispiel, von etwas, was wohl alle SchülerInnen betraf:
Als die Pandemie relativ am Anfang war, ging ja durch die Medien, es sei Maskenpflicht an Schulen. Wir wurden darüber erst mal nicht informiert (wie so oft, wir erfahren sehr viele Neuregelungen zuerst durch die Medien und dann, nachdem sie lange gelten, erst offiziell).
Cheffe hat das also so gehandhabt, wie das ein vernünftiger Mensch nach damaligem Kenntnisstand tun musste: Draußen Abstandsgebot, keine Maske. Drinnen Maske. Fertig.
Nach drei Tagen kam die Order vom Ministerium: Draußen ausnahmslos Maske. Drinnen in den Fluren Maske, darf aber zum Essen und Trinken abgenommen werden (nochmal zur Erinnerung: über 3000 Leute im Haus). In den Räumen keinerlei Maßnahmen.
Die Verordnung hat sich zwar mehrfach geändert, mal wurde sie mehr, mal weniger idiotisch, aber das zeigt ganz schön, wie auch mit den Schulleitern umgesprungen wird.
Als dann Vertreter der Stadt (in Rheinland-Pfalz ist die Kommune Schulträger, nicht das Land) zu einem Pressetermin mit dem Fotografen des lokalen Käseblatts da waren, herrschte selbstverständlich drinnen Maskenpflicht, und die Klasse, die besucht wurde, war zuuuuufällig nur halb so groß wie alle anderen. DAS ist dann der Teil, der in der Öffentlichkeit ankommt.
UFF.
Ja, da wird wirklich blöd mit den Schulleitern umgesprungen und blöd ist gar kein Ausdruck. Ich verstehe das überhaupt nicht, man muss doch sehen, dass der Job nicht einfach ist.
Sieht man auch. Unsere drei (wir haben noch zwei Schulen ähnlicher Größe auf dem Gelände) sind schlichtweg Idealisten.
Stimmt ein 7 bist 16 Uhr Job und ein bißchen Verantwortung. Mir kommen die Tränen. Jeder Mensch mit normaler Arbeit lacht sich darüber kaputt
In meiner Erinnerung wirkten Schulleiter auf mich immer etwas gestresst und hatten meist weißes, graues Haar.
Umso früher man Schulleiter/in wird, umso eher wird man grau und altert man?
Scherz beiseite. Du hast Schulleiter also meistens eher unglücklich in Erinnerung?
Unglücklich vom Typ her, nein, aber während der Arbeit schien es mir, als würden sie sich über kurze Gespräche, neben den größtenteils verwalterischen Tätigkeiten , sehr freuen - ist also vermutlich nicht so geeignet für kommunikative Menschen.
Contra
Sehr viel Verantwortung rumgestreite mit den Lehreren. Eltern etc
Geile Antwort!
Nur, dass mir jetzt die Schulleiter leid tun...