Was sind die Folgen der Inflation?

3 Antworten

In Ergänzung zu dem, was hier schon geantwortet wurde:

Inflation als Kaufkraftverlust des Geldes zu beschreiben, ist zwar technisch vollkommen richtig, übersieht dabei aber die viel wesentlicheren Folgen sozio-ökonomischer Art!

Die schleichende Zerstörung der Kaufkraft zerstört zugleich auch das Vertrauen in die Institutionen: 5% Inflation halbieren z.B. in etwa 14 Jahren die Hälfte der Kaufkraft. Wer also als junger Mensch heute zu arbeiten beginnt und damit gut 40++ Jahre bis zur Verrentung vor sich hat, wird sich gut überlegen, wem er seine Ersparnisse anvertrauen kann, wenn sie ohne Inflationsausgleich nur noch ca. 1/8 ihrer heutigen Kaufkraft hätten.
Er wird dem Staat misstrauen, Lebensversicherungen, Bausparkassen und allen anderen Formen des Geldsparens -und letztlich dem Sparen "an sich".

Umgekehrt wird Schuldenmachen und Konsum gefördert: Wer spart ist ja der Dumme, denn wer heute konsumiert hat mehr davon, als wenn er das erst morgen macht und wer gar "auf Pump" lebt profitiert gleich doppelt: Sofortiger Konsum bei zugleich deutlich erleichterter späterer Rückzahlung.

Gesamtgesellschaftlich ist Inflation verheerend; oftmals wird argumentiert, Inflation würde die Wirtschaft ankurbeln. Aber das ist bestenfalls ein Strohfeuer, denn natürlich gilt, dass man das, was man heute verfrühstückt, morgen "nachhungern" muss: Wer heute sein Geld ausgibt, hat es morgen eben nicht mehr. (Dass das Argument "Inflation = gut für die Wirtschaft" falsch ist, kann man übrigens z.B. leicht daran erkennen, dass in den USA die Phase des allerstärksten wirtschaftlichen Wachstums überhaupt in der Zeit von Ende des amerikanischen Bürgerkriegs 1865 bis Anfang des 20 Jahrhunderts stattfand -und dies eine Phase der Deflation war, nicht etwa der Inflation..)

Steigt die Inflation weiter an, kommt die Wirtschaft faktisch zum erliegen, weil mit dem Vertrauensverlust in die Währung auch die Planbarkeit von geschäftlichen Transaktionen verunmöglicht wird. In Venezuela herrscht bspw. aktuell eine Inflationsrate von 60% -pro Monat, wohlgemerkt (siehe z.B. http://www.zerohedge.com/news/2016-11-29/venezuela-simple-arithmetic-inflation )! Verzögert sich die Begleichung einer ausstehenden Rechnung also nur um einen Monat oder kann eine Firma ein Betriebsguthaben nicht innerhalb eines Monats wiederanlegen, dann sind nur dadurch schon 60% ihres cash-flows vernichtet: Der Wirtschaftskreislauf kommt zum Erliegen, weil die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zwar immer schneller wird, seine Effizienz dagegen aber immer noch schneller abnimmt.

Durch den Zinseszinseffekt schliesslich wächst die faktische Geldentwertung exponentiell an, d.h.: Es kommt früher oder später unausweichlich zum kompletten Zusammenbruch der Währung (was wir in Kürze in Venezuela sehen werden). Das führt wiederum zu sozialen Unruhen und oftmals politischer Radikalisierung, weil damit praktisch allen Menschen ihr gesamter monetärer Besitz (Bargeld, Giralgeld, Renten-, Versicherungs-, Pensionskassenansprüche, Anleihen, etc.) verloren gegangen ist.

Kaufkraftverlust des Geldes. Wichtig ist, dass dieser Verlust durch Gehaltserhöhung  auf der Einkommensseite und durch Zinsen auf der Vermögensseite ausgeglichen werden.

Grundsätzlich ist Inflation ein gutes Zeichen, wenn sie im Rahmen bleibt. Denn meist führt eine hohe Nachfrage zu steigenden Preisen. Die Menschen kaufen aber nur viel, wenn es Ihnen gut geht, nicht wenn sie arbeitslos und verarmt sind.

Geld verliert an wert.