Was passiert wenn eine Stromleitung auf ein Auto fällt?

8 Antworten

Gefahr für die Insassen des Autos besteht nicht direkt durch den elektrischen Strom, da die elektrische leitende Karosserie verhindert, dass im Inneren des Autos gefährliche Spannungen entstehen.

Insofern ist es lebensgefährlich, aus dem Auto auszusteigen.

Aber wenn es sich um eine Hochspannungsleitung handelt, fließt Strom auch dort, wo er nicht fließen sollte. Auch die Gummisolierung der Reifen verhindert das nicht. In der Praxis kommt es dann vor, dass das Auto Feuer fängt.

Insofern ist es dann lebensgefährlich, im Auto zu bleiben.

Es gab aber auch Leute, die das überlebt haben.

Strombezogen passiert erst mal relativ wenig. Das auto an sich ist ein Faradyscher käfig. AAAABER! die Türen! sie sind ggf. oder nur unzureichend elektrisch leitend mit der Karosserie verbunden.

ich würde also, wenn mir so was passiert, lieber nicht auf die idee kommen, die Türe bzw. den Türgriff anzufassen. Man sollte auch besser die Finger von Schaltern etc. am Armarurenbrett lassen.

das Beste was man machen kann ist still auf dem Sitz sitzen zu bleiben, die Gliedmaßen möglichst dicht bei sich zu halten, und darauf zu warten, bis die Feuerwehr oder ein Monteur vom Energieversorgungsunternehmen Entwarnung geben.

lg, Anna


EddiR  07.02.2022, 16:37

An den Türen würde ich mir gar keine Sorgen machen. Scharniere und Schlosskasten sind aus Metall und durchaus geeignet, den Käfig als solches zu ergänzen.

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Peppie85  07.02.2022, 18:59
@EddiR

da können aber ganz schön übergangswiderstände drin sein. ich wäre da was diese spannungen angeht, doch eher skeptich.

besser die flossen bei sich halten, als hinterher merken dass da doch was war :-)

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EddiR  07.02.2022, 19:13
@Peppie85

Da hast Du recht. Zumal man den Käfig auch von innen nicht berühren sollte...

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Beim Versuch zum Faraday'schen Käfig im Deutschen Museum in München wird der Proband nicht nur auf einen isolierten Stuhl gesetzt, sondern auch die Arme fest geschnallt. Denn das Problem mit dem Faraday'schen Käfig bleibt, er darf vom Probanden nicht berührt werden.

Fällt aber eine Hochspannungsleitung oder auch eine Leitung der mittleren Verteilebene auf ein Auto, so schlägt zum Potentialausgleich erst einmal ein Funken über. Und was machen die Insassen? Sich irgendwo festhalten, sich irgendwohin ducken/verkriechen/zur Seite rutschen ... Dabei besteht die Gefahr des Kontakts mit der leitenden Außenhülle und eines weiteren Funkenschlags auf den Insassen.

Haben wir diese Gefahr gebannt, erinnern wir uns einmal daran, wie perfekt der Vorführkäfig gebaut ist und müssen erkennen, dass das Auto dies nicht ist. Die Fenster sind relativ groß, die Türen (möglichst noch ein Viertürer) sind durch Gummidichtungen und Gelenkschmierung ggf. teilweise gegen die restlicher Karosserie isoliert. Aus Sicht eines Faraday'schen Käfigs wären Türen und Fenster also als große, "offene" Flächen zu betrachten. Nähert sich hier eine Potentialspitze bspw. einem großen Fenster und liegt auf der anderen Seite auch eine Potentialspitze (Zaun, Ast, ...) so kann auch hier ein Überschlag statt finden.

Gut, dann sagen wir einmal, wir zucken zusammen und sitzen ins Autoinnere zurück gezogen in Embryostellung auf dem Sitz (alle Arme und Beine maximal angezogen, der Kopf geduckt). So überstehen wir die Stromgefahr zunächst.

Zu dumm, dass so eine Hochspannungsleitung jede Menge Energie mit sich führt und diese versucht jetzt in die Erdung abzufließen. Dazwischen liegen Gummireifen mit hübschen Felgen und Radkappen, die alle nicht zum Isolieren konzipiert wurden. Und womöglich hat es vor kurzem geregnet. Hier kann es aufgrund der hohen Spannungen dann doch zu Strömen kommen, die den schlechten Leiter "Gummireifen" oder "Radkappe" dann deutlich überhitzen und ggf. sogar entflammen könnten. Es wäre ein Autobrand zu befürchten und dann bin ich in der Zwickmühle: Ich muss drin bleiben, damit ich beim Erdkontakt nicht durch einen Funken sterbe. Ich muss raus, da das Auto brennt. (Möglichst lange drin bleiben und hoffen, dass die Spannung mittlerweile schon abgeschaltet wurde und die Ladungen gerade durch den ganzen Ruß abfließen konnten.)

Insgesamt scheint ein Auto zwar gegen einen kurzen Spannungsüberschlag zu helfen (Blitz), auf Dauer ist es einfach aber nicht als Schutzkäfig konzipiert. Gegrillt werden muss niemensch, ausprobieren würde ich es aber auch nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik

Den Insassen würde zunächst nichts passieren, weil die Karosserie einen Faraday'schen Käfig bildet. Beim Aussteigen könnte es allerdings gefährlich werden, wenn ein Mensch Karosserie und Erde gleichzeitig berührt. Da überbrückt er eine Potentialdifferenz. Beim LKW könnte man schadlos heraus hüpfen, ohne Fahrzeug und Boden gleichzeitig zu berühren. Beim PKW dürfte das schwerlich gelingen.

Es passiert den Insassen nichts, solange sie nicht aussteigen, während das Auto unter Spannung steht.

Warum ist das so?

Damit ein Stromschlag passiert, muss Strom durch den Körper fließen.

Damit Strom überhaupt fließt, braucht es zwei Sachen:

  • Spannung
  • etwas leitfähiges (Menschen sind leitfähig).

Zum ersten: Spannung entsteht durch Potentialunterschiede (Zwei zusammengehörende Pole mit unterschiedlicher Spannung).

Beispiel Taschenlampenbatterie: Wenn man den Minuspol als 0V betrachtet, sind am Pluspol 1,5V. Zwischen den Polen liegen 1,5V. Es fließt Strom, wenn sie durch was leitfähiges gebrückt werden (geschlossener Stromkreis).

Beispiel Finger in die Steckdose: Das Opfer steht mit seinen Füßen auf der Erde (0V). Fässt er mit dem Finger in die Steckdose, liegen am Finger 230V. Da er leitfähig ist, bildet er einen Stromkreis - BAM

Nun zu deiner Frage: Das Auto hat Gummireifen (Isolator). Fällt eine Oberleitung darauf, hat die Karosserie mitsamt Insassen und allem, was noch so drin ist, dieselbe Spannung aus der Oberleitung. Ein Stromfluss Richtung Erde (0V) kommt nicht zustande, weil die dicken Gummireifen im Weg sind.

Die Insassen haben nun an den Händen und an den Füßen diese Spannung, weil eben alles im Auto diese Spannung hat - Kein Unterschied - Kein Stromfluss - Kein Stromschlag.

Steigen win Insasse aus, tritt er mit den Füßen auf den Erdboden (0V). Jetzt ist eine Spannung vorhanden (die dünnen Gummisohlen der Schuhe sind im Gegensatz der dicken Reifen vernachlässigbar bei der hohen Spannung, haut trotzden durch) und erleidet einen deftigen Stromschlag.

Woher ich das weiß:Hobby