Was meinte Nietzsche genau mit seiner Aussage "Gott ist tot"?
Ich verstehe das einfach nicht...
10 Antworten
Ich habe mich ebenfalls intensiv mit seiner Aussage befasst und denke, dass Tobias87 vollkommen recht hat.
Nietzsche verband zu seiner Zeit viel mit dem evangelischen Glauben, bereits während seiner Jugend wurde er stark davon geprägt, Nietzsche stand fet zu seinem Glauben, aber zweifelte am Christentum.
Ich denke Nietzsche wollte damit aussagen, dass die Menschen allmählich den Glauben an Gott verlieren und ihn deshalb langsam töten. Ein Mensch könnte ansonsten niemals in der Lage sein Gott zu töten, immerhin schuf er laut dem Christentum prinzipiell alles, also wie sollte er dann nicht verhindern können von uns Menschen getötet zu werden? Ganz einfach Gott existiert in unserem Glauben und dementsprechend auch nur Dank unseres Glaubens, würden die Menschen (wie es zu Zeiten Nietzsche's der Fall war) den Glauben verlieren, würde der Einfluss Gottes, seine Macht und letzendlich auch seine Existenz schwinden. Es lässt sich also sagen, dass Nietzsche mit seiner Aussage "Gott ist tot" lediglich meinte, dass der Glaube an Gott langsam verblasst.
Nietzsche wollte mit seiner Aussage die Menschen dazu anregen, sich Gedanken über Gott und die Welt zu machen und deswegen letzendlich auf diesem Weg zu Gott zu gelangen und demensprechend ihren Glauben wieder zu erlangen.
Wie ich bereits erwähnte glaubte Nietzsche an das allgemeine Christentum, er glaubte, dass sich dieser nur die schwachen auswählte und versuchte die stärkeren, frei bzw. anders denkenden zu bekämpfen. Nietzsche meinte weiter, dass das Christentum ihre Gläubigen zu "Haustieren, Herdentieren" heranzüchtete und dementsprechend ihnen die Meinung und den freien Willen nahm.
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Ich möchte nur kurz wegen der "Unterhaltung" zwischen "hoffnungsglueck" und "Indigo" erwähnen, dass ich euer beider Meinungen teile. Meine Meinung:
Indigo hat damit recht, dass die Kirche viele Fehler gemacht hat und sogenannte "Ungläubige" innerhalb der Existenz des Christentums immer wieder umbrachte. Ich denke auch, dass es Gut ist, dass Kirche und Staat inzwischen (fast vollständig) von einander getrennt sind, da sonst jeder an das Christentum glauben müsste. Allerdings möchte ich ausdrücklich betonen, dass ich dies nur denke, weil ich die freie Religionswahl unterstütze. Ich selbst bin als Atheist geboren und zweifle stark an vielen Religionen, da viele meiner Meinung nach die Menschen ausbeuten und auch Gott falsch verstehen. Allerdings zweifle ich keinesfalls an der Existenz eines Gottes, nur habe ich bisher keine Religion gefunden, die lediglich den Glauben als solchen praktiziert.
Ich hab mir jetzt deinen Text schon mehrfach durchgelesen und finde, dass du die Stellung von Nietzsche generell gut dargestellt hast. Jedoch muss man auch im Hinterkopf behalten, dass Nietzsche nicht unbedingt ein Befürworter Gottes war und es daher kein Sinn macht, dass er durch diese Aussage "Gott ist tot" die Menschen wieder zum Glauben anzuregen.
Nietzsche war quasi ein Fan des darwinistischen Prinzips: Der Stärker überlebt. Wie du bereits gesagt hast, hat das Christentum jedoch für die Schwachen Partei ergriffen und vor allem in der Bibel steht häufig, dass den Armen geholfen werden muss. Nietzsche wollte, dass die Herrenmoral bzw. die Starken weiter gestärkt werden, um als Übermensch an die Stelle Gottes zu treten.
Da sind wir auch schon am nächsten Punkt angekommen den ich bereits am Anfang erwähnt habe. Nietzsche wollte die Religion (vor allem das Christentum) auf keinen Fall erhalten und auch nicht seine Werte, da Gott nicht als Subjekt sondern für seine Prädikate (Nächstenliebe usw.) steht und durch den Tod Gottes diese Werte verloren gehen. Für die Schwachen, die sich an Gott und die Religion wendeten, ist der Tod natürlich die Katastrophe, da "Je weniger jemand zu befehlen weiß, desto mehr will er, dass ihm befohlen wird". Für die Starken ist der Tod Gottes natürlich dann ein positives Ereignis. Sie sollen dann laut Nietzsche ohne Rücksicht auf ihre Mitmenschen nich stärker werden und zum Übermenschen werden, der dann an Gottes Stelle tritt.
Ich hoffe, dass das einigermaßen klar geworden ist, was ich sagen wollte. Zu der gestellten Frage:
Meine eigene Interpretation von Nietzsche wäre an dieser Stelle eher unbefriedigend aber sie findet bei vielen Religionskritikern Fuss. Und zwar wird zur Erklärung von Gottes Tod oftmals das Gleichnis des tollen Menschen herangezogen. Wer es nicht kennt, einfach mal googeln. Indem wird deutlich, dass den Gläubigen noch nicht bewusst ist, dass Gott tot ist. Jedoch kommt in ihr die Frage vor: "“Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! W i r h a b e n i h n g e t ö t e t - ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht?"
Im nachfolgenden wird noch bildhaft dargestellt, inwiefern das was verändert, aber anschließend fällt dem tollen Menschen nur auf, das diese Predigt noch zu früh ist und die Menschen das noch nicht begriffen haben und geht. Auf der Grundlage, dass dieses Gleichnis keine einige Antwort zu der Frage "Wie ist Gott getötet worden und warum?" gibt, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass Nietzsche dadurch einfach nur sein Ziel des Übermenschen erreichen will, indem er Gott totredet.
Diese Argumentation bezeichnet man einfach als thetisch und lässt sich bei vielen Religionskritikern wiederfinden, wie z.B. Feuerbach.
LG
tja..es gibt nun einma den Glauben an eine höher MAcht..einfach weil viele Menschen etwas brauchen was ihnen Kraft gibt. Ob man glaubt od nicht ist wohl jedem selber überlassen. SOlange es leid auf der Welt gibt wird es auch immer Religionen und den Glauben an eine Gottheit geben. Trotzdem finde ich Indigo seine Argumentation nich schlecht..aber im endeffekt kann man niemanden vorschreiben was sie tun sollen
p.s hab auch gehört einige essen Nutella und Käse zusammen auf dem Brot?igittigitt das verbietet denen doch auch keine?oder?^^...kritisch wird es erst wenn sie anfangen alle anderen davon überzeugen zu wollen das das lecker ist!lg
Das ist metaphorisch gemeint und daher keinesfalls wörtlich zu nehmen oder i. S. v. "Es gibt keinen Gott" zu interpretieren.
"Gott ist tot" bedeutet, dass der bis zur Neuzeit übliche zweifellose und kollektive Glaube an Gott verschwunden ist - eine empirische Tatsache, der Nietzsche durchaus differenziert gegenübersteht:
Zum einen warnt er vor einem um sich greifenden Nihilismus, da mit dem "Tod" Gottes eine universal gültige ethische Letztbegründung (Gottes Wille) abhanden kommt und Werte, das Gute und das Böse als menschliche Konstruktionen statt als objektive, gottgegebene Phänomene erscheinen bzw. erkannt werden.
Genau dies ist aber nach Nietzsche auch die Voraussetzung für den Übermenschen, der die von Nietzsche scharf kritisierte christliche Ethik des Mitleids und der Nächstenliebe überwindet und neue Werte wie individuelle Selbstbestimmung, Härte, Stärke usw. installiert. Dies werde schließlich dazu führen, dass die Menschheit sich nicht mehr vornehmlich darum kümmere, den Schwächsten ihrer Mitglieder zu helfen, sondern sich ein gnadenloser Wettstreit freier Individuen entfalte, dessen Sieger (die Übermenschen) das Potenzial der Menschheit voll ausschöpfen werden, weil sie ihre Kräfte einzig in ihre Selbstvervollkommnung statt in die Sorge für Schwächere investieren können.
Zu dem Satz „Gott ist tot“: Viele sagen, man dürfe den Satz „Gott ist tot“ nicht wörtlich nehmen. Es sei damit nur gemeint, dass der christliche Gott von den Menschen getötet worden sei; Nietzsche selbst habe aber einen anderen Gott oder ein Jenseits nicht ausgeschlossen. Also wäre er dann ein Agnostiker. Wie immer ist das bei Nietzsche nicht eindeutig: Es gibt in der Tat Aussprüche, welche diese These unterstützen: „Es ist wahr, es könnte eine metaphysische Welt geben; die absolute Möglichkeit davon ist kaum zu bekämpfen....“ (Menschliches, Allzumenschliches I) Oder: „Die Widerlegung Gottes, eigentlich ist nur der moralische Gott widerlegt“. (Bemerkung im Nachlass). Dagegen stehen etliche andere Sätze: „Man sagt nicht ’Nichts’, man sagt dafür ’Jenseits’ oder ’Gott’“; oder: „(Der Atheismus) versteht sich bei mir aus Instinkt“ u.a.. Man sollte deshalb Nietzsche nicht wörtlich und auch nicht Ernst nehmen: Wer es trotzdem tut – sagte schon Thomas Mann – „wer ihm glaubt, ist verloren.“ Nietzsche selbst hat einmal zu erkennen gegeben, dass seine Philosophie eigentlich nur eine Art Gedankenspielerei ist, dass er sie nur als „Diskussionsgrundlage“, auf keinen Fall aber als ideologisches Programm aufgefasst wissen wollte: ‚Es ist durchaus nicht nötig, nicht einmal erwünscht, Partei..... für mich zu nehmen: im Gegenteil, eine Dosis Neugierde, wie von einem fremden Gewächs, mit einem ironischen Widerstande, schiene mir eine unvergleichlich intelligentere Stellung zu mir’ (s. Zitat bei Rüdiger Safranski, S. 310). Dieses Zitat bestätigt auch die Meinung von Gunzelin Schmid Noerr (in „Geschichte der Ethik“), der sagt, man dürfe Nietzsche auf keinen Fall wörtlich nehmen. „Man kommt seinen eigentlichen Intentionen nur dann auf die Spur, wenn man erkennt, dass dort nichts als unmittelbar geltend behauptet wird, vielmehr alles auf ein kritisiertes Gegenüber bezogen ist.“ - Außerdem: wenn man sieht, welche ungeheuerlichen Konsequenzen der Nietzsche-Nihilismus nach sich zieht (von Tobias87 treffend beschrieben), dann müsste jeder halbwegs vernünftige Mensch sagen: das ist nicht Ernst zu nehmen! Erst recht, wenn man sich die folgenden Nietzsche-Sprüche ansieht: „Jene ungeheure Größe zu gewinnen, um, durch Züchtung und andererseits durch Vernichtung von Millionen Missratener, den zukünftigen Menschen zu gestalten und nicht zugrunde zu gehen an dem Leid, das man schafft und dessengleichen noch nie da war“ („Wille zur Macht“, Nr. 964); oder: „Die Schwachen und Missratenen sollen zugrunde gehen, erster Satz unserer Menschenliebe, und man soll ihnen noch dazu helfen“ („Antichrist“, Anfang). In „Jenseits von Gut und Böse“ (Nr. 265) heißt es: „Der Egoismus gehört zum Wesen der vornehmen Seele“. Nicht nur Robert Nachtwey („Der Irrweg des Darwinismus“, Berlin 1959) fragt sich da, wie weit die nervenkranke Phase dieses Philosophen eigentlich zurückreicht. Sicher hat Nietzsche – und dafür ist er berühmt – viel Erhellendes über die Welt und das Leben gesagt; aber wenn er (wieder im „Antichrist“) meint: „Was ist schädlicher als irgendein Laster? Das Mitleiden der Tat mit allen Missratenen und Schwachen – das Christentum“, dann kann man nur (milde) sagen: die Flügel des Wahnsinns flatterten schon bedenklich.
Im alten Testament seht geschrieben das Gott sich überall in das Leben der Menschen aktiv eingemischt hat. Er hat Sodom und Gomorrha vernichtet. Er hat die Sintflut erzeugt und alle ungläubigen Menschen ertrinken lassen. Er hat die Sprachen als Strafe für den Turmbau zu Babel geschaffen, er hat Kinder von Bären zerreissen lassen, weil sie Gott gelästert haben. Und viele andere Taten auch.
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Zur Zeit Nietzsche gab es andere ungeheuerliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen den Gottglauben, die Christliche vorherrschende Moral war fürchterlich für den Philosophen Nietzsche. Nietzsche selber war Soldat im deutschfranzösischem Krieg und hat mitbekommen wie brutal und ungerecht solche Kriege statt finden konnten. All diese ungerechten Aktionen sind von keinem Gott in irgendeiner Weise beachtet worden, weshalb Nietzsche zu dem Schluss gekommen ist, das Gott gestorben sein muss, denn er lässt die Doppelmoral der Christen genauso zu, wie die brutalen Kriege der damaligen Zeit.