Was können Vor- und Nachteile des BIP als wichtigster Wohlstandsindikator sein?
Besonders würden mich die Vorteile interessieren, da die Nachteile ja deutlich überwiegen.
Vorab bedanke ich mich schon mal für die Antworten,
Lux
3 Antworten
Das BIP wirkt erst einmal umgerechnet auf Einwohner. Somit haben Laender mit weniger Einwohner immer einen hoeheren BIP wie bevoelkerungsreiche Staaten.
Da mag alles stimmen, auch der Lebensstandard ist dann so, allerdings sagt der BIP nichts aus wie die Gesamtleistungen aussehen.
China und Indien mit ihren je 1,4 Milliarden Einwohnern mit der Schweiz oder DE zu vergleichen, das muss immer ein verzerrtes Bild ergeben.
https://www.heise.de/tp/features/Die-reichen-Laender-sind-die-Schuldner-der-Welt-3405846.html
Und so sieht die Negativliste aus.
Das BIP misst, was Du genauer in drei Versionen googeln kannst, die Wirtschaftsleistung eines Landes in einer vergangenen Saison. Dieses Maß hinkt a) immer hinterher und b) misst es nur die marktwirtschaftlichen Bewertungen der Aktivitäten, nicht die Verluste. Dieser Nachteil des BIP, dass er nur die positiven Marktaktivitäten einer Saison im Nachhinein misst, ist zweifach: Einmal ist der Prognosewert recht mau, denn letztlich liegen belastbare Zahlen erst vor, wenn die Entscheidungen für die Zukunft längst fällig sind. Zum Zweiten misst das BIP nur die Zunahme, nicht z.B. die Zerstörung von Vermögen, was nur Aussagekraft in Jahren hat, in denen nichts wirklich maßgebend Negatives passiert, also in einer längeren Phase stabiler Wirtschaftsentwicklung.
In einer stabilen Zeit ist der Vorteil des BIP, dass es eine sehr umfassende Datenerfassung ist, oft wichtiger für die Politiker, wenn sie eine erfolgreiche Politik "verkaufen" wollen und das BIP die umfassendsten Vergangenheitsdaten liefert, z.B. auch Aussagen zu Verschiebungen unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche. Für die aktiv Handelnden ist es zumindest eine Im-Nachhinein-Erklärung, warum manche Entscheidungen nicht so gegriffen haben, wie die Gründe, mit denen die Entscheidungen begründet wurden. Da können Entscheidungsparameter korrigiert werden. Bei stabilen Wirtschaftsjahren zeigt das BIP, wie sich die Anteile am BIP als Wohlstandszuwachs einzelner Gruppen entwickelt haben. Ob dann z.B. Politiker den Mut haben, wirtschaftspolitische Entscheidungen (z.B. Steuerpolitik, Förderpolitik) zu ändern, wenn sie sich als Negativtrend zu den ausgegebenen Zielen herausstellen, ist offen. Statt reiner theoretischer Spekulation mit nicht immer wirklichkeitsrelevanten Parametern gibt es dann zumindest eine Datengrundlage, ob Verschiebungen in der Wohlstandsverteilung stattgefunden haben und evtl. auch warum.
Hier in Deutschland hängt der Wohlstand nicht mehr vom BIP ab. Das BIP in diesem Land wächst nur noch durch den Export. Da aufgrund stagnierender Kaufkraft die Menschen nicht die zusätzlichen Waren aufkaufen, welche durch den Prduktivitätsfortschritt dennoch immer mehr hergestellt werden. Das muss dann ohne Importausgleich exportiert werden.
Außerdem hat berkersheim einen entscheidenen Teil vergessen, da er wider einmal einen ellenlangen Aufsatz geschrieben hat, ohne den eigentlichen Kern der Problematik zu tangieren.
Je höher die Profitrate (Anteil der Profite am BIP) umso geringer ist der allgemeine Wohlstand in einem Land. Diese muss man vom BIP abziehen und schon hat man den genauen Wohlstand in einem Land berechnet, wenn man diesen Wert dann durch die Einwohnerzahl dividiert.
Das wusste schon Adam Smith (der berkersheim anscheinend nicht, merkt man jedenfalls wenn man seinen konfusen Text durchliest)
Zitat Adam Smith: "Allein der Gewinnsatz steigt nicht, wie die Rente und der Arbeitslohn, mit dem Gedeihen der Gesellschaft, und sinkt nicht mit ihrem Verfall. Er ist im Gegenteil seiner Natur nach in reichen Ländern niedrig und in armen hoch, in Ländern aber, die am schnellsten ihrem Untergang entgegeneilen, ist er stets am höchsten." Wohlstand der Nationen S. 268
Und rate mal welches Land hier im Euro die meisten Gewinne macht. Deutschland!!!! In diesem Land gibt es da so einige Leute, die den Schuss noch nicht gehört haben. Besonders berkersheim.
Weißt du, was BIP bedeutet? Das ist eine Größe, die die Wirtschaftskraft umschreibt - da gibt es so wenig Vor- und Nachteile wie bei Meter oder Kilogramm.
Als Wohlstandsindikator hat das BIP nur eingeschränkte Aussagekraft, weil dort alles Mögliche einfließt. So sagt es nichts über die Wohlstandsverteilung innerhalb der Bevölkerung aus.
Sieh dir mal an, was alles ins BIP eingerechnet wird, dann hast du die Punkte für die Erörterung. Zinszahlungen beispielsweise - was bedeutet das - steigende Zinsen gehören dazu, aber auch größere Nachfrage nach Krediten. Das eine bedeutet größere Belastung, das andere ist ein Zeichen für anziehende Konjunktur. Man muss die einzelnen Parameter also genau analysieren. Was für eine Seite vorteilhaft ist, hat für andere Wirtschaftsteilnehmer negative Auswirkungen.
Vielleicht habe ich mich da fälschlich ausgedrückt. Ich meine damit das Bruttoinlandsprodukt. Ich schreibe morgen eine Klausur und der Lehrer fragt nach den Vor- und Nachteilen des BIP als wichtigsten Wohlstandsindikator in Form einer Erörterung.