Was kann ich tun, damit mein Hund aufhört zu weinen, wenn ich weg bin?

Ansotica  09.06.2022, 07:22

Wie hast dus denn trainiert?

Tamara713 
Beitragsersteller
 09.06.2022, 11:16

3x täglich kurz raus und bei Stille rein loben. Ab Woche 2 täglich 20 min ins Auto gesetzt. Hund still nach ca. 5 min. Ab Woche 3 war kurz Einkaufen ok. Vorher spazieren.

6 Antworten

Das alleine bleiben ist kein natürliches Verhalten von Hunden, das müssen sie erlernen.

Aber je nach Hund kann es sich auch extrem schwierig gestalten.

Was helfen kann:

Eine konditionierte Melodie, ein konditionierter Duft, sowie eine Sicherheitszone und eventuell zusätzlich noch ein Thundershirt.

Zur Melodie

Eine Melodie aussuchen die Du in Dauerschleife abspielen kannst, den Hund erst aktiv runterstreicheln bevor Du die Melodie einschaltest. D.h. Dich mit dem Hund auf einen Platz (Sicherheitszone, dazu später mehr) hinlegen und ihn etwas fester streicheln nicht mit so starkem Druck das er umfällt aber so, das er es eben merkt, das aktiviert ein wundervolles Hormon (oxytocin und auch Serotonin) welches beruhigend wirkt.

Hand vom Hund nehmen und für einen kurzen Moment die Melodie anspielen. Auch kannst Du diese Melodie zusätzlich laufen lassen wenn er eh schläft oder gerade entspannt.

Duft

Ein Halstuch oder ähnliches mit etwas ätherischen Öl beträufeln am besten ein wenig verdünnen, dazu eignet sich besonders gut Lavendelöl, aber achte bitte auch auf den individuellen Geruchstypen Deines Hundes, so wie wir Menschen mögen auch Hunde nicht jeden Geruch. Des weiteren würden sich auch Zitrone, Kamille oder Vanille eignen.

Das damit behandelte Tuch bekommt er nun immer dann um wenn er schon liegt und ihr kurz vor dem zu Bett gehen seid oder eben wenn er schon einnickt. Für den Anfang kannst Du das Tuch beim schlafen neben ihn legen, morgens direkt wieder entfernen. Wenn Du magst kannst Du auch Tuch und Melodie kombinieren.

Beim einschlafen, die Melodie anmachen, das Tuch dazu legen und nen Timer einstellen, so das die Melodie nicht die ganze Nacht durchläuft, denn es soll eine Verknüpfung zwischen Entspannung und der Melodie/dem Duft im Hundehirn hergestellt werden.

Zur Sicherheitszone

Dazu kannst Du einen Platz wählen den er sowieso schon mag. Das Bett wäre eigentlich toll, aber in dieser Zone bzw. auf diesem Platz soll er nun sein Fressen bekommen, auch Kauartikel sollten nur noch dort gegeben werden. Auch zusätzliches aktives runterstreicheln an diesem Platz ist hilfreich.

Des weiteren wäre ein Pause-Signal eventuell auch sehr hilfreich.

Du suchst Dir ein Wort aus, welches dem Hund signalisieren soll:"Nun hab ich keine Zeit für Dich und Du mußt Dich alleine beschäftigen."

Such Dir ein Wort aus welches Du auch als Ritual zum weggehen benutzen kannst z.B. "Bin gleich wieder da". Das wird dann geübt wenn die Aufmerksamkeit des Hundes auf Dir liegt. Bitte beachten das der Hund nicht während des Trainings frustet oder stresst, das wäre kontraproduktiv. Liegt nun die Aufmerksamkeit des Hundes auf Dir, kurz wegdrehen und sofort wieder zu ihm hindrehen.

Vorhergehend hast Du Dir auch schon etwas ausgedacht um das wieder aufzulösen, das ist sehr wichtig, denn das verschafft Sicherheit, z.B. "Aktion".

Die Zeiträume in denen Du Dich wegdrehst, kleinschrittig verlängern, immer Stück für Stück bis es dann soweit ist, das Du auch mal ein paar Schritte von ihm weggehst und einen Moment wartest, Dich dann umdrehst und den Zeitraum aufhebst durch das dafür ausgedachte Signal.

Wenn Du nach Hause kommst, den Hund nicht ignorieren, das ist nicht sinnvoll denn der Hund erlebt sowieso schon durch das alleine sein Stress, ignorierst Du den Hund dann weiter, stresst er nur noch mehr. Studien beweisen, dass eine verbale Ansprache den Stresspegel um ca. 20 % senkt, eine taktile Begrüßung hebt diesen fast komplett auf und ignorieren erhöht den Stresspegel.

Zum Thundershirt

Das ist eigentlich ein "T-Shirt" für Hunde welches bestimmte Druckpunkte aktiviert und somit schon von Hause aus beruhigend wirken soll, aber man sollte es erfahrungsgemäß trotzdem noch konditionieren, denn dann wirkt es eben schneller und noch effektiver.

Da kannst Du ähnlich vorgehen wie bei er Melodie dem Duft. Nur sollte der Hund es schon anhaben bevor er entspannt, denn das mußt Du anlegen wenn er steht.

Das mit den Kaustangen ist schon einmal eine tolle Idee, aber um diese Zeiträume zu verlängern kann man einen Kong nehmen und darin eine Paste aus Wasser mit Leberwurst füllen, das ganze in den Froster. Das hält länger und wirkt auch beruhigend, denn das muß der Hund rausschlecken. Sowieso hat alles was mit fressen zu tun hat einen beruhigenden Aspekt.

Zur Vorgeschichte

Ja das ist natürlich ein heftiges Los gewesen, was Dein Hund da leider gezogen hat, aber jetzt ja auch nicht mehr änderbar, trotzdem sehr erfreulich, das er nun bei Dir gelandet ist und sich so wie Du ja auch beschreibst, zu solch einem Traumhund (der er sicher auch vorher schon war) entwickelt hat.

Aber gerade mit Hinblick auf diese Vorgeschichte ist sein Verhalten auch verständlich, denn Du stellst nun seine Lebensversicherung da und diese möchte man am besten immer bei sich haben. ;-)

Was im übrigen auch noch helfen kann, ist Selbstvertrauen aufzubauen. D.h. Training welches dem Hund die Sicherheit gibt, selbständig Ziele zu erreichen.

Wenn er gerne Zerrspiele macht, gewinnt er diese immer.

Auch könntest Du im Haus Leckerchen verstecken die er suchen soll, aber natürlich so klein anfangen das er sie anfangs sieht und direkt weiß was zu tun ist, mit der Zeit werden die Verstecke immer schwieriger, aber bis dahin hat er ja auch schon gelernt, was das Signal "such" bedeutet. ;-)

Bezüglich Deiner Anmerkung das Du Dir einen Trainer suchen möchtest, so ist das eigentlich die beste Idee von allem, denn der könnte z.B. das Verhalten während Du nicht da bist aufnehmen und dann könnt ihr gemeinsam überlegen, was man da am besten noch machen kann/könnte.

Aber bitte achte auch einen gewaltfrei arbeitenden Trainer, es gibt gerade im Hundebereich immer noch enorm viele Trainer die nach antiquierten Standards trainieren, wenig individuell sind und zudem auch noch den Kunden erzählen der Hund würde sie kontrollieren oder hätte einen Kontrollzwang.

Deshalb würde ich Dir empfehlen, schau mal bei TSD (trainieren statt dominieren) oder bei gewaltfreies Hundetraining bei beiden findet man per PLZ Suche auch den naheliegendsten Trainer im Umkreis.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Tamara713 
Beitragsersteller
 12.06.2022, 10:38

Hallo Elocin2910,

wow. Vielen Dank für die vielen wertvollen Tipps. Und für meine Fellnase eignet sich das alles sehr gut. Entspannung steht bei bei mir für ihn ganz groß.

Ein Pause-Signal haben wir bereits. Interessant finde ich, dass ich in deutlich kleineren Schritten anfangen soll (z. B. nur Wegdrehen). Generell muss ich wahrscheinlich bei allem das Tempo runternehmen. Er lernt so schnell, dass ich dachte, dass es für ihn passt und mit Wiederholung festigt sich alles. Der Umzug hat aber gezeigt, dass es nicht genug verankert war und ich nun wieder am Anfang stehe.

Auch das Konditionieren auf Melodie und Duft finde ich gut. Seinen Duft gibt es bereits. Seine Sicherheitszone ist mein tatsächlich mein Bett. Mein Kopfkissen mag er hier am meisten. Da ich eine dicke Tagesdecke habe, darf er auf dem Bett auch seine Stangen futtern. Einen Kong hat er bisher nicht angerührt. Aber da er sich nun langsam für Spielzeug und Stöcke begeistert, wird er das sicherlich auch bald für den Kong können. Leckerlis im Haus verstecken, mache ich tatsächlich öfters. Gerade nach dem Umzug habe ich ihn öfters durch das Haus geschickt. Wollte, dass er es positiv verknüpft. "Such" klappt hier toll. Wirklich tolle Tipps. Und was den Hundetrainer angeht, bin ich ganz bei Dir.

Vielen Dank.

Beste Grüße

Tamara

1
Elocin2910  12.06.2022, 21:43
@Tamara713

Hallo Tamara,

das was ich tatsächlich noch vergessen habe zu erwähnen, das auch der Umzug alleine schon einen Neuanfang für das alleine bleiben darstellt.

Neue Umgebung verunsichert auch erst einmal einen Hund und das dieser dort dann nicht direkt weiß das dass das neue Heim ist und man dort nun sicher ist und da bleibt ist ja eigentlich klar, somit muß da sowieso erst einmal neu angefangen werden.

Allerdings ist gerade für unsichere Fellnasen und für Hunde die eh schon viel erlebt haben, das alleine bleiben eine Herausforderung.

Bleib dran, mit Deiner Einstellung und Deiner Lernfreude die Du zeigst, denke ich werdet ihr das gemeinsam hinkriegen! ;-)

Liebe Grüße

1

Hallo Tamara,

Dein Hund ist total auf Dich fixiert. Du hast ihn aus dem Tierheim geholt und ihm nicht nur ein schönes Zuhause, sondern vor Allem Deine Liebe gegeben. Was Du für ihn getan hast, wird er Dir nie vergessen. Da ist es kein Wunder, dass er Dich abgöttisch liebt.

Er ist aber auch von seinem Vorbesitzer einfach ausgesetzt worden. Deshalb hat er große Angst, dass ihm das wieder passiert. – Er hat einen seelischen Knacks.

Du solltest nicht einen Hundetrainer konsultieren, sondern einen Hundepsychologen. Er braucht kein Training, sondern besondere Zuwendung und Du musst versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass Du sicher immer wieder zu ihm zurück kommst. Dass er weint, wenn Du nicht da bist, beweist, dass er Dich liebt und er weiß, dass Du ihn liebst. Aufgrund seiner Vorgeschichte hat er einfach nur Angst, dass er Dich wieder verlieren könnte.

Ich wünsche Dir und Deinem Hund alles Gute.


Tamara713 
Beitragsersteller
 09.06.2022, 10:07

Hallo Gegsoft,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich werde mir Deinen Tipp mit dem Hundepsychologen zu Herzen nehmen.

Du hast absolut Recht, dass er total auf mich fixiert ist. Nur so konnte ich ihm Stück für Stück die Angst nehmen. Wenn er mit einer Situation nicht klar kam oder sie neu war, dann hat er sich immer zu mir/hinter mich gestellt und ich habe ihm gezeigt, dass alles gut ist. Beim zweiten oder dritten Mal, war dann keine Hilfestellung mehr nötig. Der Arme war sehr verängstigt und Vertrauen war verständlicher Weise gleich Null. Kam ihm jemand zu nahe, dann warf er sich gleich auf den Rücken. Anfassen war auch nicht gewollt und er verkroch sich gerne. An der Vertrauensbasis haben wir lange gearbeitet und er wurde auch selbstständiger.

Es wundert mich nur, dass meine Abwesenheit in den ersten 7 Monaten scheinbar kein Problem war und seit dem Umzug beruhigt er sich nicht. Ich werde die Frage mit zum Psychologen nehmen. Danke!

Viele Grüße

Tamara

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Elocin2910  11.06.2022, 13:36
@Tamara713

Wenn Du Dir einen Hundepsychologen suchst, dann bitte einen der was drauf hat, denn leider laufen zu viele rum die eben genau das was Du Dir nun mit Deinem Hund erarbeitet hast, kaputtmachen und das weil sie leider keine Ahnung haben.

Schau mal bei gewaltfreies Hundetraining oder auch bei TSD (Trainieren statt dominieren) bei beidem gibts auch eine PLZ-Suche.

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Tamara713 
Beitragsersteller
 12.06.2022, 10:50
@Elocin2910

Hallo Elocin2910,

bin ganz bei Dir. Ich bin auch nicht ganz unerfahren, auch wenn mein Cody bisher die größte Herausforderung für mich ist. Aber ich achte sehr genau, auf den Umgang für meinen Hund. Und ich kenne meinen Hund am besten und weiß, was ihm gefällt und eher kontraproduktiv ist. Deine Tipps finde ich toll, da sie zum Wesen meines Hundes passen. Sie entspannen und bieten Sicherheit. Andere Methoden vor allem die, die auf Kontrolle und Dominieren abzielen, werde ich nicht bei ihm anwenden. Ich weiß, dass es da viele Trainer gibt, die leider besonders diese Methoden favorisieren. Ich bin da definitiv anders und achte sehr darauf. Spielerisch, belohnen, loben, streicheln und eine ruhige Umgebung sind für mich Schlüsselindikatoren und haben mich bisher bei Cody nicht enttäuscht. Werde auch bei einem Trainer/Psychologen genau darauf achten. Danke für die Tipps mit TSD, werde auch da Mal schauen.

Viele Grüße

Tamara

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Gegsoft  12.06.2022, 11:17
@Tamara713

Stimmt. Manche der Scharlatane haben zwar wahnwitzig hohe Erfolgsquoten, aber sie nehmen keine Rücksicht darauf, wie sich der Hund dabei fühlt.

Beobachte den Trainer/Psychologen bei der Arbeit mit Deinem Cody und greife ein, wenn Du den Eindruck hast, dass es ihm schadet.

Grüße an Dich und Cody <3

1
Elocin2910  12.06.2022, 21:33
@Tamara713

Hallo Tamara,

man muß ja auch nicht unerfahren sein und auch wenn man das wäre, wäre das an sich nicht schlimm, wenn nur nicht durch solche Trainer die guten Trainer in Verruf gebracht werden würden und was mich erst Recht wurmt, das die Hunde dabei so viel Leid erfahren müssen!

Ich finde das sehr beruhigend, das Du solch einen tollen Umgang mit Deinem Hund pflegst, das gibt einem wirklich Kraft hier und auch in der realen Welt täglich für ein gutes Hundetraining weiterzukämpfen!

Danke dafür!

Liebe Grüße

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Elocin2910  12.06.2022, 21:38
@Gegsoft

Das schlimme ist, das viele der Hunde dann in der erlernten Hilflosigkeit stecken und das wieder sehen die Halter nicht, die sehen nur, das Hau-Ruck und Hau-drauf hat in 3 Tagen geholfen bla bla und das ist dann ein guter Trainer.

Jeder den man fragt der bezeugt einem das Hunde nicht so ein hohen Intellekt wie Menschen haben, aber sie sollen am besten innert 3 Tagen im Vergleich gesehen die Grundschule, die weiterführende Schule, nen Abi und am besten noch nen Studium dazu erlernen und was der Hund dabei durchmacht ist vollkommen unwichtig. Das finde ich am schlimmsten an der Sache.

...und wenn man sich doch so sicher ist, das der Hund nicht solch einen hohen Intellekt wie ein Mensch hat, so ist es doch auch nur normal, das er länger braucht für's lernen.

Diese hohen Erfolgsquoten sind realistisch betrachtet nämlich alles andere als Erfolge, viele dieser vermeintlichen Erfolge die z.B. in diesen Erfolgsserien zu sehen sind, werden nicht gezeigt was nach einiger Zeit mit den Tieren passiert, dafür gab es schon etliche Beispiele auch im TV, nur die sieht sich ja dann keiner mehr an.

....und dann ist der Erfolg alles andere als das, insofern man nicht die Abgabe eines Tieres als Erfolg betrachtet.

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Hunde lernen ortsbezogen und dein Hund muss das Alleinsein im Haus neu lernen.

Ich würde die andere Bezugsperson mehr in die Hundebetreuung mit einbeziehen. Also den Hund von der Person füttern lassen, Tricks üben, unterwegs die Leine in die Hand drücken. Manche Hunde fixieren sich mehr auf eine Person, sie können aber lernen auch einer weiteren Bezugsperson zu vertrauen.


Tamara713 
Beitragsersteller
 09.06.2022, 18:11

Hallo Flauschy,

vielen Dank für den Tipp. Er muss das Alleinsein sicherlich neu lernen. Nachdem es beim ersten Mal aber nur einen Monat dauerte, bin ich am rätseln, warum nach 4 Monaten im Haus einfach keine Besserung eintritt. Die andere Bezugsperson mehr einzubinden, ist leider keine Option. Ab und zu eine Begrüßung und ein Leckerli ist drin. Aber mehr ist von ihr nicht gewollt.

Viele Grüße

Tamara

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Vielleicht ein paar Telefonate von dir aufnehmen und im verschlossenen Schlafzimmer abspielen in Endlosschleife. Dann denkt er, du bist nur im Nachbarsraum.


Tamara713 
Beitragsersteller
 09.06.2022, 09:48

Hallo BBsea,

vielen Dank für Deine Antwort. An sowas Ähnliches habe ich auch schon gedacht. Per Dropin via Alexa sehe und höre ich meinen Hund. Bisher hatte ich mich nicht getraut, mit ihm zu sprechen, weil ich dachte, dass das auch ganz schön nach hinten losgehen kann. Was, wenn er mich sucht und dadurch noch unruhiger wird, weil er mich nicht findet. Aber ich werde es Mal probieren.

Danke Dir :)

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BBsea  09.06.2022, 09:50
@Tamara713

Ausprobieren. Spiele es von was anderem ab und höre via alexa was er macht.

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Ausprobieren. Spiele es von was anderem ab und höre via alexa was er macht.