Mit der Stirn auf dem Boden war auch unter den frühen Christen eine Praxis, insbesondere in Momenten von großer Demut, Buße oder tiefem Lobpreis gegenüber Gott. Diese Haltung ist in der Bibel bezeugt und war ein Ausdruck von absoluter Hingabe und Unterwerfung vor Gott. Hier sind einige relevante Punkte:
1. Biblische Belege für die Prostration (Verneigung mit der Stirn auf dem Boden)
• Jesus selbst betete so:
In Matthäus 26:39, während Jesus im Garten Gethsemane betet, heißt es:
„Und er fiel auf sein Angesicht und betete: ‚Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.‘“
Jesus zeigte damit ein Beispiel für Demut und völlige Hingabe im Gebet.
• Andere biblische Figuren beteten so:
• In 1. Mose 17:3 wird berichtet, dass Abraham „auf sein Angesicht fiel“ vor Gott.
• Auch in Nehemia 8:6 wird beschrieben, wie die Menschen „niederknieten und ihr Angesicht zur Erde neigten“, um Gott anzubeten.
2. Frühe Christen und Gebetshaltungen
Die ersten Christen übernahmen diese Haltung aus der jüdischen Tradition, in der das Niederwerfen vor Gott ein Zeichen der völligen Hingabe war. Besonders bei Bußgebeten oder in Zeiten der Verfolgung verwendeten die Christen diese Körperhaltung.
Die Praxis, die Stirn auf den Boden zu legen, drückte Folgendes aus:
• Ehrfurcht vor Gott als dem Allmächtigen,
• Demut als Sünder,
• Anbetung in ihrer reinsten Form.
3. Christliche Mystik und Klöster
In den frühen Klöstern war diese Gebetshaltung (oft „Prostration“ genannt) üblich, besonders bei den Wüstenvätern im 3. und 4. Jahrhundert, die sich für ein Leben in Askese entschieden. Diese Christen warfen sich bei bestimmten Gebeten vollständig auf den Boden, um Gott ihre völlige Hingabe zu zeigen.
4. Vergleich mit anderen Religionen
Das Beten mit der Stirn auf dem Boden erinnert auch an Gebetshaltungen, die im Islam verbreitet sind. Dies ist jedoch kein neues oder einzigartiges Merkmal, sondern war eine Praxis, die sowohl im Judentum als auch im frühen Christentum üblich war.
5. Spätere Veränderungen in der Gebetspraxis
Mit der Zeit änderte sich die Gebetshaltung in vielen christlichen Gemeinschaften, insbesondere nach der Institutionalisierung des Christentums im Römischen Reich. Das Beten im Stehen oder Sitzen wurde üblicher, besonders in Kirchenräumen. Doch in der Orthodoxen Kirche und auch in einigen katholischen und protestantischen Traditionen ist das Niederknien oder sich Niederwerfen (z. B. bei Ordinationen oder Bußritualen) immer noch vorhanden.
Zusammengefasst: Das Beten mit der Stirn auf dem Boden war eine gängige Praxis in der frühen christlichen Tradition, besonders bei Gebeten der Hingabe, Buße oder Demut.