Was ist an dem Regierungssystem des Römisches Reich nicht demokratisch? Und was ist gut im Sinne von demokratisch?

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Das Römische Reich, wenigstens während der Hochphase der Republik, hatte eine sog. Mischverfassung. An ihr war

  • monarchisch -> die prinzipiell unumschränkte Gewalt der beiden Konsuln;
  • aristokratisch -> der Senat als Versammlung des (Amts-)Adels, in dem die Gesetze und die personellen Wahlen vorbereitet sowie die Arbeit der Konsuln und anderen Beamten überwacht bzw. durch Ratschläge unterstützt wurden;
  • demokratisch -> in Volksversammlungen wurden wichtige Staatsbeamte, u.a. die Konsuln, gewählt und auch Gesetze beschlossen.

In der Kaiserzeit verloren die Volksversammlungen erheblich an Bedeutung bzw. wurden später überhaupt nicht mehr berufen, der Einfluss des Senats als Entscheidungsgremium trat immer mehr hinter die militärisch gestützte kaiserliche Gewalt zurück.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das kommt auf die Epoche an, z.B. das Zeitalter der Fremdkönige, die Republik, und die Monarchie der Kaiser.

Die Zeit der Republik war sogar recht basisdemokratisch, wenn ein Feldherr so erfolgreich war wie Cäsar stieg er in der Volksgunst so stark dass der Senat ihm eine Stellung als Konsul geben mußte.

Doch so positiv die Bevölkerung zu Cäsar sah, wie standen die Senatoren in Rom zur dominanten Rolle Julius Cäsars, der nach seinen Siegen in Gallien die Alleinherrschschaft anstrebte und zum römischen Diktator wurde?

Kurz gesagt: nicht gut. Sonst wäre er nicht von einigen Senatoren umgebracht worden!

Gaius Iulius Caesar – Wikipedia

"Gaius Iulius Caesar (deutsch Gaius Julius Cäsar; * 13. Juli[2] 100 v. Chr. in Rom; † 15. März 44 v. Chr. ebenda) war ein römischer Staatsmann, Feldherr und Autor, der maßgeblich zum Ende der Römischen Republik und zu ihrer späteren Umwandlung in eine faktische Monarchie beitrug.!

Zunächst brachte Cäsar viele Gesetze auf den Weg, was man als grundlegende Reform des römischen Staatswesens betrachten kann:

" Bereits vor dem endgültigen Erlangen der Alleinherrschaft in Rom entfaltete Caesar eine umfangreiche Gesetzestätigkeit (Leges Iuliae), um das römische Staatswesen grundlegend zu reformieren. Er plante eine Kodifizierung und Überarbeitung der Gesetze, die Anlage einer umfangreichen Bibliothek, den Bau eines neuen Senatsgebäudes und große Bauvorhaben auf dem Campus Martius sowie die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe. Zudem führte er mit dem nach ihm benannten julianischen Kalender einen verbesserten Kalender ein und hatte durch seine Kolonien die Städte Karthago und Korinth wiederbelebt, die ein Jahrhundert zuvor von den Römern zerstört worden waren.

Caesar brachte in seinem Jahr als Konsul einige Gesetze mit entscheidenden Neuregelungen durch: So ein Gesetz zur Landfrage, das die Ansiedlung von Pompeius’ Veteranen klärte; die Ratifizierung von Pompeius’ Verfügungen in den östlichen Provinzen und den Klientelkönigreichen, die Pompeius vor seiner Rückkehr aus dem Osten geschaffen hatte; die Lösung von Crassus’ Problem bezüglich der Nachlässe für Steuerpächter in Asia und die Reform der Gesetze, die eigentlich den erpresserischen Umtrieben der Statthalter in den Provinzen Einhalt gebieten sollten."

Das Problem waren jedoch Cäsars teil illegale Methoden bei der Durchsetzung dieser Gesetze, die die römischen Senatoren keineswegs akzeptieren konnten:

"Es waren weniger diese Gesetze, die Caesars Gegner vor den Kopf stießen, als vielmehr ihr Zustandekommen: Weil Caesar sich wiederholt mit offenen Rechtsbrüchen über Widerspruch und Obstruktionen eines großen Teils der Senatoren, insbesondere aber über das Veto seines Amtskollegen Marcus Calpurnius Bibulus hinweggesetzt hatte.

Einiges spricht dafür, dass mit Caesars Konsulat 59 v. Chr. und seinen zahllosen Rechtsbrüchen bereits der Weg in den 10 Jahre später ausbrechenden Bürgerkrieg beschritten wurde. Sein Versuch, in Gallien so viel militärischen Ruhm zu erlangen, dass der Senat gezwungen sein würde, ihm zu verzeihen, war aber letztlich zum Scheitern verurteilt."

"Schon nach seiner Rückkehr aus Ägypten im Jahre 46 v. Chr. hatte Caesar sich zum Diktator auf zehn Jahre ernennen lassen. Nach seinem letzten militärischen Erfolg in Spanien wurde er vom Senat zwischen dem 9. und 15. Februar 44 zum dictator perpetuo (Diktator auf Lebenszeit) ernannt.[28] Insbesondere dieser letzte, nicht verfassungskonforme Titel sowie der Auftritt als dictator perpetuo in der alten Königstracht am Lupercalienfest am 15. Februar 44 erweckten den Verdacht, dass Caesar eine Monarchie errichten wolle. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch die Art, wie er sich über die „res publica“ äußerte und mit ihren Institutionen umsprang: Der Staat sei nichts als ein blutloser Schatten, Sulla sei ein politischer Analphabet gewesen, weil er die Diktatur niedergelegt habe. Die Leute müssten allmählich erst nachdenken, wenn sie mit ihm redeten, und seine Worte als Gesetz betrachten.[29]

Die Frage, ob Caesar wirklich den Titel eines Königs anstrebte oder sich mit der Diktatur begnügen wollte, beschäftigt die Historiker bis heute. Sicher ist, dass Caesars Stellung königsgleich war, er aber keinen Weg fand, mit Zustimmung der Römer die Monarchie einzuführen.

Inzwischen hatte sich im Senat unter den Anführern Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus heimlich eine recht große Gruppe gebildet, die entschlossen war, Caesar zu töten. Viele dieser Senatoren, auch Brutus, hatten in den Jahren zuvor zu den Anhängern und Günstlingen Caesars gezählt. Da Caesar sich nun unbestreitbar als Tyrann entpuppt habe, müsse er sterben, um Rom die Freiheit zurückzugeben."

Den Mord an Caesar bezeichnet man deshalb auch als Tyrannenmord."

Zusammenfassung:

Cäsar zeigte neben seinen enormen militärischen Erfolgen wie der Eroberung Galliens, die keinem seiner Vorgänger gelungen war, sehr positive Ansätze bezüglich des zivilen Lebens wie die Reformierung des römischen Rechtssystems.

Die Problematik bei Julius Cäsars Handeln war jedoch seine inakzeptable Selbstherrlichkeit, sich hierbei auf teils illegale Weise über die Senatoren und geschriebene und ungeschriebene Regeln der römischen Republik hinweg zu setzen.

Hätte Cäsar in seinem politischen Handeln größeres diplomatisches Geschick bewiesen, wäre er nicht nur höchstwahrscheinlich am Leben geblieben, sondern hätte vermutlich zu einer nachhaltig positiven Entwicklung der römischen Republik geführt.

So wie er es tat bewirkte er das krasse Gegenteil, denn die politischen Wirren und bürgerkriegsähnlichen Zustände nach seiner Ermordung stürzten Rom ins Chaos und führten zum Ende der Existenz der römischen Republik und wiesen den Weg in die Monarchie, was letztlich der Anfang vom Ende des alten Roms war.

Ausblick

Obwohl hoch spekulativ, kann man Überlegungen anstellen welche möglichen Auswirkungen eine kompromissbereitere Politik Julius Cäsars für unsere heutige Zeit gehabt haben könnte.

Zunähst muss man man die Hintergründe analysieren, die Julius Cäsar seinen kometenhaften Aufstieg zum römischen Diktator überhaupt erst ermöglichten:

Dafür war eindeutig die überwältigende Zustimmung des römischen Plebs (Volk) verantwortlich, die er durch seine militärischen Erfolge und andere Dinge wie prächtige Spiele in den römischen Arenen erreichte.

Eine weniger vorbehaltlosen Zustimmung von Seiten der römischen Bevölkerung hätte Cäsar nicht diese herausragende Position verliehen, die ihm die (scheinbare) Legitimation verlieh sich so schamlos über die römische Republik und ihre Gesetze hinweg zu setzen.

Die römische Republik hätte so vermutlich viele Jahrzehnte weiter bestanden, eine flexiblere und stabilere Option als die bürgerkriegsähnlichen Wirren nach Csars Ermordung und die ihnen folgende Monarchie.

Man kann durchaus annehmen dass Rom nicht auf dieselbe Weise implodiert wäre wie es dann später geschah. Dadurch hätte es dann auch kein Heiliges Römisches Reich gegeben, vielleicht nicht einmal ein dunkles Mittelalter mit seinem Vergessen der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fähigkeiten der Antike.

Vergleich mit weiteren geschichtlichen Personen

Bezüglich des reformatorischen und gesetzgebenden Wirkens Julius Cäsars besteht eine deutliche Parallele zu Napoleon Bonaparte, der neben seinen Erfolgen als Feldherr durch den sog. "Code Napoleon", ein relativ modernes Gesetzbuch einführte, was teils als Vorbild für die heutige moderne Gesetzgebung diente:

Der Code civil bzw. Code Napoléon (napoleon-i.de)

"Am 9. November 1799 wurde Napoleon Bonaparte zum Ersten Konsul von Frankreich. Dies stellte ihn vor die Herausforderung, sich mit den Finanzen, der Wirtschaft, dem Handel sowie der Rechtsprechung des von Krisen geschüttelten Landes zu befassen. Zu Napoleons größten Leistungen zählte der Entwurf des Code civil, der auch als Code Napoléon in die Geschichte einging."

Die römische Republik war nie eine Demokratie. Demokratie heißt, die Macht muss vom Volk ausgehen. Das war in der römischen Republik zu keiner Zeit der Fall. Erst recht nicht in der Zeit bis 90 v. Chr. Hier herrschte der Senat als oberstes Gremium. Zwar gab es mehrere Volksversammlungen mit den Volkstribunen und zwei Konsuln; deren Gesetzesvorschläge mussten aber mit dem Senat abgestimmt werden: Wer unabhängig vom Senat eigene Gesetze, z.B. im Interesse des Volkes, durchsetzen wollte, riskierte sein Leben, z.B. die Brüder Gracchus (um 133 v. Chr.)

Ab 90 v. Chr. begann die Zeit der großen Heerführer, die, gestützt auf ihre Armee, eigene Interessen durchsetzten; als erster Sulla (88 v.Chr.), dann Pompeius, schließlich bildete dieser mit Caesar und Crassus das 1. Triumphirat (60 v. Chr.), das das eigentliche Leitungsorgan des römischen Staates war. Der Senat war ausgeschaltet. Als sich Pompeius wieder dem Senat näherte und die alte Senatsherrschaft wiederherstellen wollte, marschierte Caesar aus Gallien mit seinem Heer nach Rom. Nach einem verheerenden Bürgerkrieg, den Caesar gewann, wurde dieser Diktator der römischen Republik. Die Senatsanhänger unter Führung von Brutus und Cassius ermordeten ihn 44. v. Chr. Darauf bildeten Caesars Neffe Octavian, der General Antonius und Lepidus das zweite Triumvirat (43 v. Chr.), das mit seinen Heeren die Heere der Caesarmörder vernichtete und anschließend die Alleinherrschaft ausübte. Antonius entfremdete sich von Octavian und verbündete sich mit Kleopatra von Ägypten. Ovtavian konnte die römische Plebs davon überzeugen, dass Antonius ein Verräter sei. In einem neuen Bürgerkrieg besiegte die Flotte des Octavian die Seestreitmacht des Antonius und der Kleopatra (Seeschlacht bei Actium 31 v.Ch.); die beiden letzteren begingen Selbstmord.

Anschließend begann die Alleinherrschaft des Octavian, der sich später Augustus nannte und der erste römische Kaiser war.

Woher ich das weiß:Recherche

Das Römische Reich hat viele geschichtliche Entwicklungen durchgemacht: Republik, Prinzipat, Monarchie...

Welche Zeit meinst du?


catkitties 
Beitragsersteller
 08.12.2021, 16:04

Ich meine Republik

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