Was hat Nietzsche nicht an Gott verstanden?


22.10.2022, 03:51

Nietzsche is concerned because it's not clear to him what sort of metaphysical truth we'll replace belief in god with. What sort of morality can we have? What will give our lives purpose and meaning? How will we orient ourselves in this new world where humans replace god as the gatekeepers of right and wrong?

https://badphilosopher.com/nietzsche-god-is-dead/amp/

7 Antworten

eines der billigsten Argumente, wenn jemand etwas anders sieht als man selbst, ist immer, er/sie "hätte das halt nicht verstanden"!


Marco79100 
Beitragsersteller
 21.10.2022, 06:31

Es geht dabei um die christliche Moral. Die hielt er für überflüsstig, weil sie letztlich Gottes Existenz voraussetzt, die aber hat er negiert.

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horribiledictu  21.10.2022, 06:34
@Marco79100

ist doch klar: wenn x nicht existiert, dann ist alles, dessen einziger Existenzgrund x ist, auch hinfällig.

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Hallo,

das ist halt Nietzsche.

Man mag ihn oder man mag ihn nicht.

Viele haben gar nichts von ihm richtig gelesen oder verstanden.

Einen "Gott" muss man halt determinieren, oder eben auch nicht.

Hansi

Wenn Sie es nicht verstehen, wenn viele es denken, wie sollte man es Ihnen erklären ?

Ich würde Ihnen empfehlen, Nietzsche zu lesen. Bspw. den Zarathustra, aber auch ebenso gut andere Werke von ihm.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien

Marco79100 
Beitragsersteller
 21.10.2022, 06:32

Es geht dabei um die christliche Moral. Die hielt er für überflüsstig, weil sie letztlich Gottes Existenz voraussetzt, die aber hat er negiert.

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Von Experte BillyShears bestätigt

Ich frage mich, wo du deine "Kritik" liest. Eigentlich weißt jeder, der sich irgendwo in diesen Sphären dreht, was damit gemeint ist. Es ist ein Metapher.

Damit ist gemeint, dass man als Gesellschaft Gott ermordetete und er deshalb tot ist. Damit müssten sich gar einige Religiöse anfreunden müssen.

Nietzsche hat die Bedeutung von Gott und Religionen sehr wohl verstanden. Aber dies unverblümt. Er kritisiert die von "den Christen" auferlegte Moral, welche er als Sklavenmoral deklariert.

Schau mal HIER:

Friedrich Nietzsche (1844-­1900), einer der schärfsten Kritiker des Christentums, hat dem Christentum und dem Judentum vorgeworfen, sie verträten eine «Sklavenmoral»: Anstatt sich an der natürlichen Stärke der Menschen auszurichten, hätten die biblischen Religionen übertriebenes Mitleid mit Schwachen, aber auch die Ressentiments und den Hass von Unterprivilegierten ins Zentrum gerückt und so einen «Sklavenaufstand in der Moral» (F. N., Genealogie der Moral, Nr. 10) angezettelt. Nietzsche vertritt dabei ein zutiefst sozialdarwinistisches Menschen- und Gesellschaftsbild. Sklaverei oder zumindest Ausbeutung hält er für unvermeidbar: «Leben selbst ist wesentlich Aneignung, Verletzung, Überwältigung des Fremden und Schwächeren, Unterdrückung, Härte, Aufzwängung eigener Formen, Einverleibung und mindestens, mildestens Ausbeutung» (F. N., Jenseits von Gut und Böse, Nr. 259). Für Visionen einer herrschaftsfreien Gesellschaft oder gar Revolutionen hat er deshalb nur Verachtung übrig.

Oder HIER:

Nietzsche kritisiert am Christentum vor allem das Mitleid als den „[K]onservator alles Elenden“ [1]. Indem man Mitleid ausübt, erhält man laut Nietzsche nur das Elend oder „multipliziert“ es noch.
Der Idee des Übermenschen ist das Mitleid ebenfalls nicht dienlich. Denn das Ziel der Menschheit liege darin, den Übermenschen zu wollen und zu bejahen.
"Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch, - ein Seil über einem Abgrunde" [2]
Jeder Mensch kann ein Übermensch werden, aber nicht als solcher zur Welt kommen. Der Übermensch überwindet den Nihilismus, den Zerstörer der Moral. Er schafft seine eigenen moralische Werte und lebt damit die Herrenmoral aus.

Nietzsche war ein sehr individualistischer Philosoph, der jegliche Autorität aber gleichzeitig jenen Kollektivismus ablehnte.

Für ihn sollte eine Welt geschaffen werden, wo der Übermensch sich frei entfalten sollte und nicht kleingehalten werden sollte.


BillyShears  21.10.2022, 10:53

👇

Damit ist gemeint, dass man als Gesellschaft Gott ermordetete und er deshalb tot ist. 
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BillyShears  21.10.2022, 11:09
@Tonis9706

Richtig. Mein Kommentar ist keine Kritik, sondern eine Hervorhebung.

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„Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken: Wohin ist Gott? Rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet, – ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder!“

Grundlegendes Thema:

Der Wandel unserer Gottesvorstellungen: Der Wandel vom sinnlich erfahrbaren Gott zu einem Wert, den wir als Gott verehren; der Übergang von einer Religion des Lebens zu einer der décadence. Das ist der zentrale Nerv seiner Argumentation: Der Kampf gegen die nihilistische, gegen die verneinende Kultur.

„Nicht um sich vom Leben abzuwenden, schaute das Auge des Hellenen gläubig zu ihnen empor. Aus ihnen spricht eine Religion des Lebens, nicht der Pflicht oder der Askese oder der Geistigkeit. Alle diese Gestalten atmen den Triumph des Daseins, ein üppiges Lebensgefühl begleitet ihren Kultus.“

Die Menschen holten zum letzten Schlag gegen Gott aus, als sie Gott zum höchsten Wert herabwürdigten. Als Resultat der Entwicklung erkennt Nietzsche: Das Christentum als sinnenleere, lebensfeindliche Religion.

„Das ist es nicht, was uns abscheidet, dass wir keinen Gott wieder finden, weder in der Geschichte, noch in der Natur, noch hinter der Natur, – sondern dass wir, was als Gott verehrt wurde, nicht als ‚göttlich‘, sondern als erbarmungswürdig, als absurd, als schädlich empfinden, nicht als Irrtum, sondern als Verbrechen am Leben. Wir leugnen Gott als Gott. Wenn man uns diesen Gott der Christen bewiese, wir würden ihn noch weniger zu glauben wissen.“

Der Basler Philosoph wollte niemals zurück zu einem naiven Einverständnis mit Gott. Seine Position ist die einer aufgeklärten Religion. Deswegen kann es für ihn auch keinen allmächtigen, allwissenden Allah geben. Keinen Gott, der all das verkörpert, woran es dem schwachen Menschen gebricht.

Dann bereitet er uns auf das Neue vor:

„Das größte neuere Ereignis, dass Gott tot ist, beginnt bereits seine ersten Schatten über Europa zu werfen. Wir Philosophen und ‚freien Geister‘ fühlen uns bei der Nachricht, dass der ‚alte Gott tot‘ ist, wie von einer neuen Morgenröte angestrahlt, unser Herz strömt dabei über von Dankbarkeit, Erstaunen, Ahnung, Erwartung, – endlich erscheint uns der Horizont wieder frei, endlich dürfen unsere Schiffe wieder auslaufen, auf jede Gefahr hin auslaufen, jedes Wagnis des Erkennenden ist wieder erlaubt, das Meer, unser Meer liegt wieder offen da, vielleicht gab es niemals ein so ‚offenes Meer‘.“

Quelle: Auszüge aus einem Beitrag von Klaus Englert im "Deutschlandfunk", der das m. E. sehr gut analysiert.


Tonis9706  21.10.2022, 11:00

Durchaus eine sehr gute Darstellung.

Hat spaß gemacht beim Lesen.

LG

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