Was haltet ihr von der neuen elektronischen Gesundheitskarte, die kommt ab 2025, pro und kontra oder habt ihr der schon widersprochen und warum dann?

6 Antworten

Moin,

aus ärztlicher Sicht wäre eine funktionierende elektronische Patientenakte ein Segen. Es ist häufig schwierig und sehr zeitaufwändig, eine vollständige Anamnese zu erheben. Wenn der Patient diesen Prozess bereits mehrfach durchlaufen hat, ist es leichter, die Befunde anderer Kollegen durchzugehen; auch wenn eine angemessene Anamnese, je nach Vorstellungsgrund und Fachdisziplin weiterhin unerlässlich bleibt.

Viele Patienten können z.B. auch nur unzureichende Informationen über eingenommene Medikamente geben - häufig kommt nur ein "dann nehme ich noch etwas gegen Blutdruck und wegen Zucker". Mit einer ePA wäre dieses Problem passé. Man würde alle alten Befunde einsehen und wäre in der Medikation und den Diagnosen auf dem aktuellen Stand. So können auch gefährliche Arzneimittelinteraktionen rechtzeitig erkannt werden, die auftreten, wenn verschiedene Ärzte verschiedene Medikamente verordnen, ohne von einander zu wissen - ein Problem, das in der Praxis immer wieder auftritt.

Zudem wird die Zettelwirtschaft überflüssig, Arztbriefe können digital in den Containern hinterlegt werden und der Patient hat u.U. die Möglichkeit, seine Akte vollständig einsehen zu können, ohne jedem einzelnen Arzt hinterherrennen zu müssen. Auch die Kommunikation zwischen den Behandlungsbeteiligten wird dadurch erheblich erleichtert.

Insbesondere in Notfallsituationen ist die ePA auch von Vorteil, wenn der Patient bspw. keine Fragen beantworten kann oder wenn es zeitkritisch ist. Hierzu wurde bereits die Funktion des Notfalldatensatzes eingeführt, aber dies ist nur eine Art ePA light.

Es gibt sicherlich datenschutzrechtliche und -technische Fragen zu beantworten, aber das ist, aus meiner Sicht, ein handhabbares Problem. Wenn wir in Bereichen der Sicherheitsbehörden Computernetzwerke errichten können, dass bundesweit und international sensible Daten abgefragt werden können und es zu vergleichsweise wenigen Datenlecks kommt, dann ist das mit einer ePA sicherlich auch möglich. Man muss eben darauf achten, nicht durch schwachsinnige Ausschreibungsverfahren die billigste aller Lösungen umzusetzen, die entsprechend anfällig ist, sondern stattdessen in eine vernünftige Infrastruktur investieren.

Ein vielschichtiges Thema, das ich jetzt nur kurz und aus der Sicht des Arztes angerissen habe. Insgesamt stehe ich aber sowohl aus beruflicher, als auch aus privater Sicht (auch ich bin ein Mensch, der eine ePA haben wird) diesem Meilenstein sehr positiv gegenüber.

Habe ich deine Frage damit beantwortet? Wie ist deine Meinung dazu?

Lieben Gruß

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

mucki007xyz425 
Beitragsersteller
 16.09.2024, 14:11

Ja, vielen herzlichen Dank, aber es gibt eben nicht nur gute und nette und gründliche Ärzte, sondern auch welche, die Fehler machen und dann zieht sich nachher ein Fehler, eine falsche Diagnose, immer weiter durch, wird wieder von weiteren Ärzten übernommen und eine objektive 2. unbeeinflusste Meinung ist nie mehr zu bekommen, wenn die 1. Meinung des 1. Arztes falsch war und dann immer weiter abgeschrieben wird, weil die 1. falsche Annahme, evtl. falsche Diagnose, Behandlungsfehler in die E-Akte gekommen wäre...Dann folgen weitere falsche Behandlungen oder Misstrauen der Folgeärzte gegen den patienten, wenn in der Akte auch stehen würde, dass man sich schon mal erfolgreich gegen eine Fehlbehandlung wehrte und dann findet man gar keinen Arzt mehr in der eigenen Stadt...

mucki007xyz425 
Beitragsersteller
 16.09.2024, 14:14
@mucki007xyz425

Es ist mir ja früher in den 90 er Jahren im Bereich Urologie leider so passiert. Mit der E-Akte würde einen dann nicht mal mehr der Arzt aus der Nachbarstadt nehmen, haben dann Sorge, wenn man sich schon 1 mal wehrte gegen was,. sogar Recht hatte.

garfield262  16.09.2024, 14:24
@mucki007xyz425

Das ist aber kein Verschulden er ePA, sondern des Arztes selbst. Unabhängig vom Vorliegen der Vorbefunde muss jeder Arzt seiner Sorgfaltspflicht nachkommen. Ich sehe nicht, dass unter Einhaltung dieser Grundsätze die ePA einen Nachteil darstellt. Im Gegenteil: Hierdurch kann bspw. Übertherapie oder die redundante, unnötige Durchführung gesundheitsgefährdender Prozeduren wie wiederholte Röntgenbildgebung vermieden werden. Wenn der Arzt, von dem eine Zweitmeinung eingeholt werden soll, sich den Brief des erstbehandelnden Arztes durchliest und in seiner Untersuchung zu einem anderen Ergebnis kommt, kann er dies auch entsprechend dokumentieren.

Gruß

Ich habe mich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt, aber zunächst einmal finde ich, ist es eine gutes Ziel, das digitalisiert zu bekommen.

Wird man die Gesundheitskarte auf dem Handy haben?
Dann wird es wichtig sein, Zugriffssicherheit zu gewährleisten (welche Personen auf welche Daten) und sichere Backupmöglichkeiten anzubieten, falls das Handy verloren geht.
Der Hoster der Daten muss vertrauenswürdig sein und Datenmissbrauch muss ausgeschlossen werden können.


garfield262  16.09.2024, 14:18
Wird man die Gesundheitskarte auf dem Handy haben?

Es gibt verschiedene Modelle, wie die ePA ausgestaltet sein könnte. Das praktikabelste Modell ist eine einrichtungsunabhängige, patientenbezogene Gesundheitsakte. Hier würde der Datensatz jedes Patienten in einer Datenbank abgelegt werden, die dann nach entsprechender Autorisierung durch verschiedene Einrichtungen eingesehen und ggf. bearbeitet werden kann. Die Autorisierung kann bspw. durch eine Kombination aus (patientenbezogener) Gesundheitskarte zur Autorisierung durch den Patienten, als auch durch digitale Zertifikate (oder was auch immer, ich bin kein Informatiker) der jeweiligen Einrichtung zur Authentifizierung, dass man überhaupt berechtigt ist, Akten auszulesen, erfolgen.

Je nach belieben könnte dieses System noch durch die Eingabe eines Passwortes oder Pins erweitert werden, die der Patient wie bei einer EC-Karte auch leisten muss, um bei einem Verlust der Karte keinem Datenleck ausgeliefert zu sein.

mucki007xyz425 
Beitragsersteller
 16.09.2024, 14:34
@garfield262

ja, das wäre gut. eben vor den datenlecks hätte ich auch angst. stellt euch mal vor, alle eure arbeitgeber und jobcenter bekommen immer alle eure daten...dann werden viele nie mehr eingestellt, weil sie mal früher eine bestimmte krankheit oder depressive phase hatten oder mal eine posttraumatische belastungsstörung hatten. das erhöht die zahl der arbeitslosen ohne chance dann immens auch wenn sie längst wieder gesund sind...

garfield262  16.09.2024, 14:40
@mucki007xyz425

Seit Jahrzehnten funktioniert der Zahlungsverkehr maßgeblich digital. Seit Jahrzehnten nutzen Behörden Datenbanken zum Austausch teils hochsensibler Daten. Seit Jahrzehnten kommunizieren kritische Schnittstellen wie die Kontrollzentren der Deutschen Flugsicherung digital. Anfällig ist alles, aber mit dem entsprechenden Aufwand ist es unzweckmäßig, für verhältnismäßig uninteressante Datensätze, sozusagen eine "kleine Rendite", einen unverhältnismäßig hohen Aufwand zu betreiben, um sie abzugreifen.

Wie viel lukrativer ist es, Bitcoins abzugreifen? Warum wird dies nicht ständig und im großen Stil getan? Ganz einfach, weil der Schutz so effektiv ist, dass man es nicht kann.

Der Schlüssel ist, die digitale Sicherheit entsprechend auszubauen - z.B. durch Mehrfaktorauthentifizierungen, Passwörter, PINs, physisch getrennte Netzwerke oder ähnliches.

Gruß

PS: Ich bitte alle, die hier vom Fach sind, um Entschuldigung, falls ich hier Äpfel mit Birnen vergleiche. Ich bin selbst kein ITler oder Informatiker, ich vergleiche lediglich das, was ich für vergleichbar halte.

mucki007xyz425 
Beitragsersteller
 16.09.2024, 14:51
@garfield262

Ja, danke. Ja, das wäre schon wichtig, die Daten zu schützen und es muss ausgeschlossen werden, dass falsche Diagnose drauf kommen. Bei mir nahmen früher immer die Ärzte irrtümlich an, weil ich schnell sprechen kann wie Gisela Schlüter, dass ich was haben müsste an der Schilddrüse, aber ich habe gar Nichts an der Schildrüse, habe nur unter Stress in der Situation beim Arzt manchmal für die zu schnell gesprochen und meine Schilddrüse wurde aber früher oft deshalb unnötig untersucht. Ich hätte die falsche Annahme auch nicht auf einer E-Card haben wollen. habe nichts am Kopf und nichts an der schilddüse. ich versuche heute langsamer zu reden für die leute.

Die elektronische Patientenakte finde ich gut. Verschiedene Ärzte sollen immerhin wissen, was der jeweils andere festgestellt hat. Vielleicht werden dann auch doppelte Untersuchungen überflüssig.

Das eRezept funktioniert doch auch schon hervorragend.


mucki007xyz425 
Beitragsersteller
 16.09.2024, 13:46

Nein, das funktioniert nicht gut das E-Rezept. Jetzt merkt man erst zu spät in der Apotheke, wenn man weit weg vom Arzt ist, dass ein falsches Medikament auf die Karte gebucht wurde und sieht es nicht sofort mehr auf dem rosa Rezept.

spelman  16.09.2024, 13:58
@mucki007xyz425

Gut, das ist bei mir noch nicht passiert. Nun ist das bei mir auch sehr übersichtlich. Im Zeifel kannst Du Dir eine App der Krankenkasse installieren, mit der Du sehen kannst, welches Medikament da für Dich angelegt wurde. Außerdem kann auf Wunsch nach wie vor ein Papierrezept gedruckt werden.

mucki007xyz425 
Beitragsersteller
 16.09.2024, 14:02
@spelman

ich habe aber kein Smartphone und keine Apps. Habe nur ein altes Nokia und Festnetz-PC. Papierzettel= bzw die rosa Rezepte in Papierform will meine Praxis mir keine mehr drucken.

spelman  16.09.2024, 14:14
@mucki007xyz425

Hm, ich habe in meiner Praxis gesehen, dass die auf Wunsch auf weißem Papier eine Art Rezept drucken. Das ist dann nicht zum Vorlegen in der Apotheke, das geht trozdem mit der Chipkarte. Das Papierrezept dient dann nur der Patienteninformation. Aber gut, vielleicht machen das nicht alle.

garfield262  16.09.2024, 14:32
@mucki007xyz425
Nein, das funktioniert nicht gut das E-Rezept.

Das ist in der absolut überwiegenden Zahl der Fälle ein organisatorisches Problem der Praxen. Nur in seltenen Fällen kommt es zu technischen Problemen der Kommunikation zwischen Praxis, Server und Apotheke.

Wenn der Arzt in der Praxis das eRezept ausstellt, wird es lediglich hinterlegt. Erst wenn der Arzt es (digital) signiert, kann die Apotheke es abrufen. Die Signatur durch den Arzt kann auf verschiedene Arten erfolgen. Zum einen kann der Arzt jedes Rezept einzeln über das Terminal, in das er seinen Arztausweis eingesteckt hat, durch Eingabe seiner PIN signieren. Das ist aber sehr lästig und stört den Praxisalltag. Es gibt daher die Komfortsignaturen, über die der Arzt pro Anmeldung und Eingabe seiner PIN 250 Signaturen ausstellen kann, ohne erneut die PIN eingeben zu müssen.

Viele Ärzte machen dies unmittelbar nach Ausstellung des Rezepts. In der Praxissoftware sind dies nur 2 zusätzliche Klicks. Viele Ärzte wissen dies aber nicht und signieren die Rezepte erst nach Praxisschluss. Deshalb ist das Rezept für viele Patienten erst verspätet abrufbar. Hier ist eher die Schulung der Ärzte in der Nutzung der Software und dem Einbau in den Praxisalltag das Problem, nicht das eRezept an sich.

Das Standard-Papierrezept (das sogenannte Muster 16) hat eindeutig ausgedient. Es ist weder ökonomisch noch ökologisch nachhaltig, für jedes Rezept einen Papierwisch auszustellen, der 5 Minuten später in der Apotheke in einer Ablage landet, von der Krankenkasse abgenickt und dann vernichtet wird.

Gruß

Solange die pharmaindustrie darauf Zugriff hat, lehne ich das ab. Wer stellt sicher, dass nicht auch andere wie z.b. Versicherungen etc. darauf Zugriff haben?

Ich sammle meine Sachen selbst und stelle diese dem Hausarzt zur Verfügung

Die eGK bleibt wie sie ist. Meinst du eventuell die ePA?


mucki007xyz425 
Beitragsersteller
 16.09.2024, 13:51

ja, und ich widerspreche der jetzt. Elektronische Patientenakte kommt jetzt.