Moin,

das kann man nicht pauschal beantworten. Eine Amputation ist per se die letzte Option, wenn alle anderen Möglichkeiten versagen. Vorher gibt es aber eine Reihe von Versorgungsmöglichkeiten, um extremitätenerhaltend zu rekonstruieren.

Im "einfacheren" Fall ist der Knochen in mehreren Fragmenten gebrochen, die Weichteile drum herum allerdings intakt. In dem Fall kann man den Bruch, je nachdem, wo die Fraktur gelegen ist, z.B. mit einer oder mehreren Platten verschrauben. Man kann auch einen Fixateur externe anlegen, insbesondere als ersten Notfalleingriff, um die OP-Zeit unmittelbar nach dem Unfall so kurz wie möglich zu halten. Üblicherweise wird der Fixateur nach einigen Tagen bis Wochen in einer zweiten OP demontiert und eine interne Versorgung, z.B. die o.g. Platten, durchgeführt, man kann den Fixateur aber auch als definitive Therapie bis zur knöchernen Ausheilung belassen.

Bei ausgedehnten Frakturen sind die Weichteile meist mitbetroffen und geschädigt. In diesem Fall müssen die Weichteile unbedingt mitversorgt werden, weil das unmittelbaren Einfluss auf die Frakturheilung hat.

Wenn Fraktur so ausgeprägt ist, dass die ursprüngliche Knochenlänge nicht wieder erreicht werden kann, bieten sich wieder mehrere Optionen. Man kann z.B. eine Verkürzung in Kauf nehmen. Man kann nach Ausheilung eine Korrektur-OP im Sinne einer Verlängerungsosteotomie vornehmen, um die ursprüngliche Länge wiederherzustellen. Man kann Fremdmaterial wie Bioglas oder Knochenzement als Füllmaterial verwenden oder das Masquelet-Verfahren anwenden.

Bei Versagen dieser Therapie bleibt noch der endoprothetische Knochenersatz. Hierbei werden vor allem Tumorprothesen wie die MUTARS-Prothese verwendet. Hiermit können ganze Knochen inkl. der angrenzenden Gelenke ersetzt werden.

Wie du siehst, hat man als Unfallchirurg einige Möglichkeiten im Köcher. Welche der Möglichkeiten gewählt wird, hängt vom Patienten ab. Ein älterer Mensch, der weniger Funktionsanspruch hat, wird eher endoprothetisch versorgt als ein jüngerer Mensch. Hier würde man einen rekonstruktiven Ansatz wählen. Der Patient muss die Operation aber auch gut überstehen und eine entsprechend gute Prognose haben, sonst können solche ausgedehnten Eingriffe auch zu gefährlich sein.

Am Ende kann natürlich auch eine Amputation stehen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Prognose zu ungewiss, der Patient zu instabil und die rekonstruktive Versorgung aussichtslos ist. Am häufigsten wird allerdings aufgrund von Weichteilschäden amputiert. Eine schwere Fraktur führt allein schon aufgrund des Traumamechanismus unweigerlich zu schweren Gewebsverletzungen. Es können Blutgefäße verletzt sein und die Extremität in der Folge mangelhaft durchblutet sein, es kann zum Kompartmentsyndrom kommen, es kann bei ausgedehnten offenen Frakturen zu Weichteilinfektionen kommen und so weiter. Wenn bspw. Infektionen nicht mehr in den Griff zu bekommen sind oder der Gefäßchirurg die Blutversorgung nicht wiederherstellen kann, bleibt u.U. nur noch die Amputation, um das Leben zu retten. Das ist nicht schön, aber manchmal unumgänglich.

Es gibt also keine klare Ja-oder-Nein-Antwort. Am Ende muss man jeden Fall einzeln betrachten und bewerten.

Hast du sonst noch Fragen dazu oder ist damit alles geklärt?

Lieben Gruß

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Moin,

sind die Furunkel zeitgleich aufgetreten? Neigst du dazu, hast du öfter Furunkel? Wie ist der Allgemeinzustand, hast du Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen oder sonst Zeichen eines Infektes? Hast du zuletzt Kontakt zu Erkrankten gehabt? Vorerkrankungen/Medikamente? Irgendwelche Risikofaktoren wie Alkohol- oder Substanzmissbrauch? Was machst du beruflich? Bist du nach den Empfehlungen der STIKO geimpft?

Die Furunkel im Gesicht sind per se nichts Ungewöhnliches oder Bedrohliches. Das Auftreten verschiedener Hauterscheinungen an verschiedenen Körperstellen, insbesondere mit der Möglichkeit einer Gelenkbeteiligung, lässt einen aber hellhörig werden.

Was macht das Knie denn? Äußerlich sieht es eigentlich reizlos aus, bis auf die umgebende Hautrötung. Tut es nur dort weh oder auch an anderen Stellen? Was heißt, du kannst das Knie nicht bewegen? Allgemein gar nicht oder nur unter Belastung?

Entwarnung kann man nur geben, wenn man sich sicher ist, dass nichts vorliegt. Das ist bei dir allerdings nicht der Fall. Bei einem bakteriellen Gelenkinfekt müsstest du dich unverzüglich ärztlich vorstellen, weil dann eine antibiotische Therapie begonnen und im Extremfall das Gelenk gespült werden müsste. Vom ersten Aspekt her sieht es nicht danach aus, aber ich kann es eben vom bloßen Hinsehen nicht ausschließen. Spätestens morgen muss das ärztlich gesehen werden.

Fragen?

Lieben Gruß

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Moin,

um präzise zu sein: Man blutet nicht länger, hat aber ein erhöhtes Risiko für Nachblutungen. Das ist bei Unfällen durchaus entscheidend, weil man unter dieser sogenannten Antikoagulation, die mit Rivaroxaban (Xarelto) erreicht wird, eben nach blutenden Verletzungen mit größerer Wahrscheinlichkeit im Nachgang nochmal blutet, als es eine andere Person.

In der Unfallversorgung bedeutet das, vor allem aus Sicht des Unfallchirurgen, dass vor allem bildgebende Untersuchungen großzügiger durchgeführt werden. Wenn du unter Antikoagulation mit dem Kopf aufschlägst, insbesondere wenn es auch zu einer Kopfplatzwunde geführt hat, wird eher eine CT des Schädels zum Blutungsausschluss durchgeführt. Bei relevanten Verletzungen des Stamms (Brustkorb, vor allem aber Bauch) wird eher eine Überwachung und die Durchführung einer Ultraschall-Verlaufsuntersuchung angeraten.

Die regelmäßige Einnahme des Präparates ist für dich wichtig. Du schreibst zwar nichts von den Gründen (der sog. Indikation), aber sie wird vorliegen und wichtig sein.

Rivaroxaban wird sowohl über die Niere, als auch über die Leber ausgeschieden. Die Ausscheidung über die Leber erfolgt zum Teil nach Inaktivierung durch bestimmte Enzyme. Eines dieser Enzyme wird in seiner Aktivität durch verschiedene, scheinbar unbedeutende Substanzen beeinflusst, z.B. hemmt Grapefruitsaft dessen Aktivität. Die Einnahme z.B. von Grapefruitsaft kann dann dazu führen, dass Rivaroxaban langsamer abgebaut wird und der Wirkstoffgehalt im Blut damit steigt. Das ist bei nierengesunden Menschen selten ein Problem, aber behalte es im Hinterkopf. Sprich auch Einnahmen von scheinbar harmlosen pflanzlichen Mitteln wie Johanniskraut immer erst mit deinem Hausarzt ab. Johanniskraut bspw. beschleunigt den Abbau über dieses Enzym, sodass das Rivaroxaban letztlich zu wenig wirkt. Auch, wenn andere Ärzte, die dir Medikamente verordnen wollen und nichts vom Rivaroxaban wissen, solltest du hierüber informieren, damit sie eventuelle Medikamenteninteraktionen vorhersehen und auf andere Präparate ausweichen können.

So, das war viel Information. Ich hoffe, es hat dir jetzt keine Angst gemacht, aber es ist durchaus wichtig, dies zu wissen. Falls du Fragen dazu hast, stell sie gern.

Lieben Gruß

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Moin,

3 Wochen nach Trauma ist reichlich spät für eine Korrektur oder eine OP, besonders wenn man sich dann erst zur Verlaufskontrolle vorstellt und ein OP-Termin ggf. erst noch später wäre. Wer hat das denn diagnostiziert und vorbehandelt? Wo warst du zur Verlaufskontrolle? Die erste Röntgenkontrolle sollte nach einer Woche erfolgen.

Wenn die Fraktur gut steht, der Finger regelrecht beugt und dabei vor allem keinen Rotationsfehler hat, kann man das ganze konservativ mit einer Unterarmschiene mit Fingerausleger in Funktionsstellung behandeln. Wenn nicht, muss man sehen, dass man das zeitnah operiert und gut einstellt.

Wo am Mittelhandknochen ist der Bruch gelegen und hast du zufällig ein Röntgenbild?

Lieben Gruß

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Moin,

generell ja. Erstmal sagst du es selbst: Es ist Metall im BH, das auf das Bild projiziert wird. Zweitens kann der BH auch ohne Metall, je nach Beschaffenheit, zu Aufhärtungsartefakten führen.

Je nach Fragestellung kann man das in kauf nehmen, z.B. beim Ausschluss eines Pneumothorax oder zum Frakturnachweis. Bei einer Fokussuche, besonders wenn es um die Beurteilung des Lungengewebes geht, sollte aber eine native Darstellung angestrebt werden. Generell sollte aber jedes Fremdmaterial nach Möglichkeit aus dem Strahlengang entfernt sein.

Frage beantwortet?

Lieben Gruß

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Moin,

die Aufgabenbereiche unterscheiden sich durchaus. Der Nephrologe ist ein Internist und beschäftigt sich mit Erkrankungen der Niere, die mit ihrer Aufgabe und Funktionsweise als Filtrationsapparat zusammenhängen. Harnwegsinfektionen kann er zwar sicherlich auch behandeln, das sollte fast jeder Arzt hinbekommen, aber es ist nicht sein primäres Aufgabengebiet.

Harnwegsinfekte fallen in den klassischen Aufgabenbereich eines Urologen. Das ist ein Arzt, der auch chirurgisch tätig ist und sich mit den Erkrankungen der harnleitenden Stukturen und den männlichen Geschlechtsorganen beschäftigt. Auch für die Niere ist er zuständig, allerdings im chirurgischen Bereich.

Sowohl ein Nephrologe als auch ein Urologe sind nicht unbedingt erforderlich, wenn man einen unkomplizierten Harnwegsinfekt hat. Sowas behandelt der Hausarzt i.d.R. in Eigenregie. Wenn die Blasenentzündung eigentlich keine Blasenentzündung ist, sondern z.B. eine Glomerulonephritis, ist der Nephrologe der Ansprechpartner. Ist es ein komplizierter Harnwegsinfekt, weil eine Störung des Harnabflusses besteht, ist das ein Fall für den Urologen. Da du in den Themen auch das Stichwort "Phimose" vermerkt hast, klingt das eher nach einem urologischen Problem.

Für eine genauere Einschätzung musst du das Problem etwas besser beschreiben. Frage sonst beantwortet?

Lieben Gruß

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Moin,

dazu ist nicht viel zu sagen. Im ersten Bild sind zwei laufende Infusionspumpen zu sehen, über die eine reguläre Infusionslösung (ähnlich wie Kochsalzlösung) und eine Aminosäureinfusion, vermutlich als Nährstoffzufuhr, einläuft. Außerdem läuft eine Spritzenpumpe, die den Wirkstoff Clonidin zuführt. Das wird zwar in erster Linie ein Blutdrucksenker, wird aber in der Intensivmedizin häufig als Beruhigungsmittel zur Sedierung eingesetzt.

Im unteren Bild ist, vermutlich, die Bedienkonsole einer Hämodialyse-Maschine zu sehen. Dazu kann ich dir jetzt nicht viel sagen, denn aus diesem bisschen lässt sich nicht viel ableiten.

Über den Zustand deines Vaters kann man anhand dieser Informationen nichts sagen. Dazu müsstest du entweder die zuständige Pflegekraft oder den Stationsarzt mal fragen, je nachdem, wen von beiden du erstmal besser erreichst. Wenn die Pflegekraft dir nicht weiterhelfen kann, wird sie dich an den Arzt verweisen.

Wenn du sonst irgendwelche Fragen hast, stell sie gern.

Lieben Gruß

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Moin,

das ist ein Ding aus Filmen. Einfach vom Hinsehen und zweimal anfassen zu sagen, dass jemand tot sei und das war's ist medizinisch nicht drin. Tritt eine Bewusstlosigkeit bzw. ein Kreislaufstillstand ein, wird erstmal reanimiert (sofern keine Kontraindikation vorliegt, wie eine fortgeschrittene, unheilbare Grunderkrankung oder eine bekannte Patientenverfügung). Im Laufe der Reanimationsmaßnahmen werden Ursachen für den Kreislaufstillstand gesucht und, je nach Möglichkeit, auch behoben. Wenn sich auch unter Therapie kein Kreislauf wiederherstellen lässt, wird der Abbruch der Maßnahmen im Team diskutiert.

Einen Tod sofort zu attestieren, geht vielleicht, wenn jemand aus sehr großer Höhe fällt und man davon ausgehen muss, dass ein Überleben ausgeschlossen ist. So, wie das in Filmen, vor allem in Vorabendkrimis, dargestellt wird, läuft es nicht in der Realität.

Frage beantwortet oder noch etwas unklar?

Lieben Gruß

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Moin,

eine periprothetische Fraktur ist ein Bruch unmittelbar im Bereich einer Prothese, meist eines künstlichen Gelenks. Periprothetische Frakturen können als Unfallfolge auftreten, z.B. wenn man auf das betroffene künstliche Gelenk fällt oder auch im Rahmen der Prothesenimplantation. Im Bereich der Hüftprothese wird der Schaft oft pressfit eingebracht, d.h. dass der Schaft so dick ist, dass er in der Markhöhle des Knochens verklemmt - statt z.B. mit Knochenzement verankert zu werden. Dadurch wird viel Druck im Knochen aufgebaut und der Oberschenkelknochen kann darunter auch mal brechen. Ich vermute, dass es in diesem Fall dazu gekommen ist, denn von einer sekundären Verletzung (z.B. einem Sturz) ist hier nichts zu lesen.

Das muss aber nicht unbedingt schlimm sein. Der Bruch ist, laut CT-Befund, bereits in der Abheilung. Sofern die Prothese weiterhin korrekten Sitz und Halt hat, der Bruch sich nicht vergrößert und regelrecht abheilt, kann man das Ganze konservativ behandeln.

Die Informationen hier sind allerdings sehr dürftig, daher kann ich nur eine erste Einschätzung abgeben. Falls du eine Zeitmeinung einholen willst, müsstest du einen Termin bei einem anderen Orthopäden vereinbaren.

Frage damit beantwortet oder noch etwas offen?

Lieben Gruß

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Moin,

Schlüssel ist das vegetative Nervensystem. Das ist ein Teil des Nervensystems, den wir nicht oder nur gering selbst beeinflussen können und weitestgehend automatisch abläuft. Man unterscheidet zwei Anteile des vegetativen Nervensystems; der eine wird als Sympathikus, der andere als Parasympathikus bezeichnet. Sie wirken in den meisten Fällen jeweils entgegengesetzt, aber nicht ausschließlich. Der Sympathikus ist für Erregung zuständig und macht alles, um sich auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorzubereiten. Dazu gehören z.B. Erhöhung von Herzfrequenz und Blutdruck, Erweiterung der Atemwege, Erweiterung der Pupillen, Energiebereitstellung durch Freisetzung von Glucose aus der Leber ins Blut und vermehrte Schweißproduktion. Der Parasympathikus ist für Entspannung zuständig und vermittelt weitestgehend das Gegenteil. Er kann allerdings die Schweißproduktion nicht aktiv unterdrücken. Schwitzen hört vielmehr auf, weil der Sympathikus weniger aktiv ist. Bei Aufregung wird der Sympathikus aktiviert.

Wie der Sympathikus genau aktiviert wird, ist sehr kompliziert. Daran beteiligt sind u.a. der präfrontale Kortex, der für Planung und Verhalten maßgeblich verantwortlich ist und das limbische System (vor allem Amygdala und Hippocampus), in dem emotionale Bewertung stattfindet. Der Sympathikus wird aber auch als Stressreaktion in Krankheitszuständen aktiviert, z.B. beim Herzinfarkt. Das Gefühl des kalten Schweißes bei Stress ist eine typische Sympathikusreaktion: Die kleinen Blutgefäße der Haut verengen sich, um den Blutdruck zu steigern. Hierdurch wird die Haut weniger durchblutet und dadurch kühler. Die Schweißproduktion wird angeregt und man schwitzt, obwohl die Haut kühl ist.

Für die Experten hier, kleine Detailinfo: Der postsynaptische Neurotransmitter des Sympathikus ist Noradrenalin; alle Reaktionen werden also durch Noradrenalin am Effektororgan ausgelöst. Das gilt aber nicht für das Schwitzen, das wird durch Acetylcholin ausgelöst - wie beim Parasympathikus. Das erklärt, warum Patienten mit z.B. Organophosphatvergiftungen, die die Wirkung des Parasympathikus nachahmen bzw. verstärken, Schweißausbrüche haben.

Frage damit beantwortet?

Lieben Gruß

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Moin,

Emergency Room ist gut recherchiert und die Prozeduren kommen hin, aber natürlich hat man in der Realität nicht die ganze Zeit eine solche Action. Außerdem sind die Gespräche meist sehr gestelzt, es werden viele Fachbegriffe verwendet, die man so nicht nutzen würde - das betrifft aber die meisten Klinikserien. Das dient der Dramaturgie und dass man als Zuschauer denkt "Wow, die wissen aber genau, was sie tun". Wenn man die tatsächliche klinische Alltagssprache verwenden würde, würden die meisten Zuschauer es nicht verstehen, weil das eben eine spezielle Sprache mit "Insidern" etc. ist.

Scrubs ist vom sozialen Aspekt her sehr realistisch. Es wird gezeigt, dass niemand perfekt ist oder der Superstar, der alle anderen in den Schatten stellt (hust Grey's Anatomy). Jeder hat Stärken und Schwächen und man muss zusehen, dass man sich in dieses Gefüge eingliedert. Auch viele andere Aspekte empfinde ich als sehr realistisch, wenn auch überspitzt und satirisch dargestellt. Besonders an Dr. Cox' Monologe findet man sich im echten Klinikalltag sehr schnell zurückerinnert.

Dr. House ist übrigens komplett daneben und unrealistisch. Die Fälle sind nach Lehrbuchwissen recherchiert und sehr künstlich konstruiert. Sehr unrealistisch ist dabei allerdings das Vorgehen, und ich meine nichtmal, dass Ärzte in Patientenwohnungen einbrechen. Es werden die wildesten Untersuchungen für abertausende Dollar durchgeführt und am Ende führt ein einfacher Laborparameter das Team zur Lösung. Etwas, das eigentlich zur Routinediagnostik gehört, wird ganz zum Schluss gemacht. Und auch dieses wilde Cowboy-Therapieren, dass einfach extrem gefährliche und aufwändige Therapien gestartet und wieder abgebrochen werden, ist Schwachsinn. Entweder weiß ich, was der Patient hat (oder zumindest hinreichenden Verdacht), dann starte ich die Therapie, aber ich mache das nicht einfach so, weil mir grad nichts Besseres einfällt. Das ist äußerst fahrlässig und entspricht nicht den Regeln der ärztlichen Kunst. Außerdem sind in diesem Krankenhaus irgendwie nur House, seine Leute, Wilson und die Chefin beschäftigt - jedenfalls muss das Team jede Prozedur, jede Untersuchung, alles ständig selbst machen. Das ist Schwachsinn. Wenn ich ein MRT will, geht der Patient in die Radiologie und da sind Leute, die sich kümmern. Damit habe ich nichts am Hut.

Kurzum: Wirklich realistisch ist keine, auch nicht die am besten recherchierte. Wenn man Realismus will, muss man sich eine Doku angucken.

Was ist denn dein Favorit?

Lieben Gruß

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Moin,

das ist ein Monitor-EKG zur Überwachung. Die sind nur dazu gedacht, den Patienten z.B. im OP oder auf der Intensivstation zu überwachen, zu sehen, in welchem Zustand er ist und um mögliche Komplikationen und Störungen rechtzeitig erkennen und eventuell auch vorhersagen zu können.

Eine Befundung des Monitor-EKGs, um Herzerkrankungen zu diagnostizieren, geht nicht. Dazu ist es zu ungenau.

Frage damit beantwortet?

Lieben Gruß

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Moin,

der Arzt muss sicherstellen, dass du im Behandlungszeitraum nicht schwanger wirst. Selbst wenn er dir aber jetzt die Pille verschreibt, wird er ja kaum deren Einnahme überwachen; mit anderen Worten, ob du sie letztlich nimmst, bleibt dir überlassen.

Du darfst halt auf keinen Fall schwanger werden. Ob du einfach keinen Verkehr hast oder es anderweitig sicherstellst, bleibt dir überlassen. Werde nur nicht schwanger. Isotretinoin ist ein starkes Teratogen. Wenn du schwanger wirst, muss die Schwangerschaft abgebrochen werden.

Frage soweit beantwortet?

Lieben Gruß

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Moin,

erstmal muss der Anästhesist sagen, welche Möglichkeiten überhaupt bestehen. Kleine Kinder sind tendenziell schlechter in Regionalverfahren zu operieren, weil sie weniger gut "mitmachen", d.h. stillhalten, durch den Ablauf an sich eher Angst haben und nicht verstehen, was man von ihnen möchte. Zudem hast du nichts darüber gesagt, welche Operation überhaupt ansteht. Einige Eingriffe können nur in einer Vollnarkose durchgeführt werden.

Was Bekannte sagen, ist erstmal unerheblich. Es geht hier um dein Kind und in allen Fragen beraten dich und den Vater in erster Linie der Kinderchirurg und der Anästhesist. Es ist unsinnig und sogar kontraproduktiv, sich erstmal von Laien beraten und sich bestenfalls noch verunsichern zu lassen. Wenn du vor Gericht musst oder in deiner Wohnung eine neue Heizung installiert werden soll, fragst du auch nicht Brigitte von nebenan, ob sie dir ein paar Tipps geben kann, sondern holst dir einen Anwalt bzw. einen Klempner.

Dass sich jeder Kasper als geeignet ansieht, zu medizinischen Fachfragen seinen Senf beizutragen, wird mir immer ein Rätsel bleiben.

Falls du eine konkrete medizinische Frage hast, stell sie gern.

Lieben Gruß

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Moin,

kann es sein, dass diese Frage hier auch schon von dir stammt?

https://www.gutefrage.net/frage/kann-man-einen-kleinen-darmkrebs-auch-waehrend-einer-darmspiegelung-entfernen-anstatt-einer-op

Wie in diesem Beitrag schon dargelegt, hängen die Therapieoptionen vom Tumorstadium ab. Dieses wird maßgeblich durch die von beamer05 genannte TNM-Klassifikation festgelegt. Sie beschreibt die lokale Tumorausdehnung, die Metastasierung als Lymphknoten- und Fernmetastasen. Aus der jeweiligen Kombination dieser einzelnen Faktoren ergibt sich ein Tumorstadium nach UICC. Für die jeweiligen Tumorstadien gibt es dann Empfehlungen zu den Therapieoptionen. Ein Kolonkarzinom im UICC-Stadium I sollte bspw. primär operiert werden. Eine Operation ist hier die schonendere Therapie im Vergleich z.B. zur Chemotherapie, mit Hinblick auf Sekundärschäden. Eine Chemotherapie birgt Risiken und kann ihrerseits auch zu Tumoren, u.a. zu Leukämien führen.

Fortgeschrittene Tumorstadien werden zunehmend schwerer zu operieren, da der Tumor umgebendes Gewebe infiltriert. Im Stadium II wird es dann sinnvoll, zuvor eine Chemotherapie oder eine kombinierte Radio-Chemotherapie durchzuführen, um die Tumorgröße zu verringern und dadurch die Operation zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. Im Stadium IV, beim Vorliegen von Fernmetastasenist dann eine Operation oft keine sinnvolle Therapieoption mehr und es wird sich auf eine palliative Chemotherapie beschränkt. Beim isolierten Vorliegen von resektablen einzelnen Lebermetastasen kann dagegen weiterhin noch eine Operation in Heilungsintention durchgeführt werden.

Die empfohlenen Therapieoptionen stellen jedoch genau das dar: Eine Option. Es liegt immer am Patienten zu entscheiden, ob er das Therapieangebot annimmt oder nicht. Er kann sich auch frei entscheiden, sich im (durch eine Operation heilbarem) Stadium I auf eine palliative Chemotherapie zu beschränken und in Kauf zu nehmen, dass er dadurch eine bedeutend schlechtere Lebenserwartung haben wird. Das sind dann Fälle, die nach individueller Fallbesprechung im Tumorboard im Einzelgespräch mit dem Patienten erörtert werden müssen. Die letzte Entscheidung, welche aller angebotenen Therapien durchgeführt wird, trägt dann der Patient.

Ist deine Frage damit nun beantwortet oder noch etwas offen?

Lieben Gruß

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Moin,

das ist jetzt eine Frage der Definition. Alle Läsionen werden erstmal in der Koloskopie abgetragen bzw. biopsiert. Hier wird geprüft, was für eine Läsion vorliegt (ein Karzinom oder eine Vorstufe) und wie weit die Eindringtiefe in das Gewebe reicht. Bei einem Carcinoma in situ, d.h. einem Karzinom, das die Basalmembran noch nicht durchbrochen hat, gilt der Patient nach der Abtragung als geheilt. Sobald jedoch das Karzinom die Basalmembran durchbrochen hat, muss zunächst das Staging stattfinden, d.h. es muss die lokale Tumorausdehnung bestimmt und nach Fern- und Lymphknotenmetastasen gesucht werden, um eine Therapieentscheidung treffen zu können. Dazu gehört eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs und eine Ultraschalluntersuchung des Bauches, vor allem der Leber, ggf. auch eine CT von Brustkorb und/oder Bauch. Befindet sich das Karzinom im Enddarm, muss zusätzlich eine MRT des Bauchraums und eine erneute Spiegelung des Enddarms zur genauen Positionsbestimmung des Tumors mit zusätzlicher Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden.

Je nachdem, ob und wo sich Metastasen nachweisen lassen, erfolgt dann entweder eine Operation mit Entfernung des Darmabschnittes (ggf. zuvor eine Chemotherapie +/- Bestrahlung zur Tumorverkleinerung, ggf. eine Chemotherapie nach der OP zur Zerstörung verbliebener Tumorreste) oder eine palliative Chemotherapie.

Letztlich ist es also, wie gesagt, eine Frage der Definition. Zählt man das Carcinoma in situ zu den Karzinomen, dann ja, man wäre dann nach der Abtragung geheilt. Im klinischen Sprachgebrauch meint man aber mit Karzinomen die Tumoren, welche die Basalmembran durchbrochen haben und diese lassen sich dann nicht mehr durch eine endoskopische Abtragung behandeln.

Frage damit beantwortet?

Lieben Gruß

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Moin,

aus ärztlicher Sicht wäre eine funktionierende elektronische Patientenakte ein Segen. Es ist häufig schwierig und sehr zeitaufwändig, eine vollständige Anamnese zu erheben. Wenn der Patient diesen Prozess bereits mehrfach durchlaufen hat, ist es leichter, die Befunde anderer Kollegen durchzugehen; auch wenn eine angemessene Anamnese, je nach Vorstellungsgrund und Fachdisziplin weiterhin unerlässlich bleibt.

Viele Patienten können z.B. auch nur unzureichende Informationen über eingenommene Medikamente geben - häufig kommt nur ein "dann nehme ich noch etwas gegen Blutdruck und wegen Zucker". Mit einer ePA wäre dieses Problem passé. Man würde alle alten Befunde einsehen und wäre in der Medikation und den Diagnosen auf dem aktuellen Stand. So können auch gefährliche Arzneimittelinteraktionen rechtzeitig erkannt werden, die auftreten, wenn verschiedene Ärzte verschiedene Medikamente verordnen, ohne von einander zu wissen - ein Problem, das in der Praxis immer wieder auftritt.

Zudem wird die Zettelwirtschaft überflüssig, Arztbriefe können digital in den Containern hinterlegt werden und der Patient hat u.U. die Möglichkeit, seine Akte vollständig einsehen zu können, ohne jedem einzelnen Arzt hinterherrennen zu müssen. Auch die Kommunikation zwischen den Behandlungsbeteiligten wird dadurch erheblich erleichtert.

Insbesondere in Notfallsituationen ist die ePA auch von Vorteil, wenn der Patient bspw. keine Fragen beantworten kann oder wenn es zeitkritisch ist. Hierzu wurde bereits die Funktion des Notfalldatensatzes eingeführt, aber dies ist nur eine Art ePA light.

Es gibt sicherlich datenschutzrechtliche und -technische Fragen zu beantworten, aber das ist, aus meiner Sicht, ein handhabbares Problem. Wenn wir in Bereichen der Sicherheitsbehörden Computernetzwerke errichten können, dass bundesweit und international sensible Daten abgefragt werden können und es zu vergleichsweise wenigen Datenlecks kommt, dann ist das mit einer ePA sicherlich auch möglich. Man muss eben darauf achten, nicht durch schwachsinnige Ausschreibungsverfahren die billigste aller Lösungen umzusetzen, die entsprechend anfällig ist, sondern stattdessen in eine vernünftige Infrastruktur investieren.

Ein vielschichtiges Thema, das ich jetzt nur kurz und aus der Sicht des Arztes angerissen habe. Insgesamt stehe ich aber sowohl aus beruflicher, als auch aus privater Sicht (auch ich bin ein Mensch, der eine ePA haben wird) diesem Meilenstein sehr positiv gegenüber.

Habe ich deine Frage damit beantwortet? Wie ist deine Meinung dazu?

Lieben Gruß

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Moin,

ich würde mich durchaus festlegen, dass es sich dabei um ventrikuläre Extrasystolen handelt. Ich tue mich zwar etwas schwer damit, weil die EKGs von Smartwatches nicht ganz zuverlässig sind und die Gestalt der vermeintlichen Extrasystolen nach dem ersten und dritten regulären QRS-Komplex sogar für ventrikuläre Extrasystolen sehr grotesk ist - was aber auch dadurch zu erklären wäre, dass es sich eben nur um ein Ein-Kanal-EKG einer Smartwatch handelt. Dafür, dass es sich um eine VES handelt, spricht u.a. die kompensatorische postextrasystolische Pause nach der Extrasystole. Außerdem würde man erwarten, dass sich die Form sich nicht wiederholt, falls es sich nur um Artefakte handelt. Hier sieht man aber ganz gut, dass es sich um die gleiche Morphologie handelt. Hattest du denn auch etwas gespürt, Herzklopfen, eine Pause o.ä.?

Letztlich müsste man diesen Befund allerdings durch ein reguläres EKG, idealerweise ein 12-Kanal-EKG verifizieren. Es ist dann nur schwierig, gute Beispiele "einzufangen", falls die Extrasystolen nur gelegentlich auftreten.

Frage beantwortet?

Lieben Gruß

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Moin,

man kann einen konservativen Therapieversuch machen, z.B. mit Allgemeinmaßnahmen, NSAR-Schmerzmitteln (Ibuprofen etc.) und Kortikoiden (ugs. Kortison) um Schwellung und Entzündungsreaktion zu reduzieren und man kann einen Versuch machen, ein Kortikoid in den Karpaltunnel zu injizieren, aber meist schreitet der Prozess voran und eine operative Karpaltunnelspaltung wird unumgänglich. Das ist insbesondere dann notwendig, wenn es schon zum charakteristischen Abbau der Thenarmuskulatur kommt und wenn die Missempfindungen nicht mehr nachlassen.

Der Eingriff an sich ist nicht schlimm, er wird meist ambulant in einer Regionalanästhesie durchgeführt und dauert nicht lange. Man sollte aber darauf achten, dass man die sog. Guyon-Loge auch spaltet, damit ein Engpasssyndrom des Ulnarisnerven vermieden wird.

Was du beschreibst, ist zugegeben aber untypisch. Für das Karpaltunnelsyndrom ist ein nächtlicher Schmerz sehr charakteristisch. Was genau sind deine Beschwerden, seit wann bestehen sie, was macht es besser, was macht es schlechter?

Lieben Gruß

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