Was erwartet ihr von der christlichen Kirche?

12 Antworten

Ich erwarte von einer christlichen Kirche, dass in deren Lehre das vertreten wird, was Christus gelehrt und vorgelebt hat, ohne dafür etwas in die klaren Aussagen der Bibel hinein zu interpretieren. Allerdings ist das eine Erwartung, die wohl von den wenigsten christlichen Kirchen erfüllt wird. Bei den bekanntesten ist es eher so, dass an den klaren Aussagen so viel interpretiert wird, dass am Ende bezüglich mancher klarer Aussagen der Bibel das Gegenteil in der Lehre der betreffenden Kirche(n) vertreten wird.

Ich bin 39 Jahre alt, männlich und Mitglied der Kirche Jesu Christi - Der Heiligen der letzten Tage. Ferner finde ich auch die Antwort von Szintilator sehr gut, die ich bezüglich der Erwartungen ebenfalls vertrete, was aber irgendwie auch bereits in meiner Antwort steht, wenn man sich mit der christlichen Lehre auskennt.

Grüß Dich herowanted!

Ich persönlich nichts. Das Problem: Sie müsste ihr christliches Dogma aufgeben, damit die Welt besser wird. Das gilt übrigens für alle autoritäre Religionen. Aber das will sie nicht, denn dann wäre das Christentum obsolet. Je hilfloser die Menschen sind, umso abhängiger sind sie und umso mehr blüht die Kirche. Was jetzt so als Christentum verkauft wird, ist selektiert und und beim Humanismus angelkiehen. Christentum original ist nicht humanistisch.


Mit bestem Gruß

Rüdiger



vonGizycki  07.07.2015, 20:45

Fehlerkorrektur: Was jetzt so als Christentum verkauft wird, ist selektiert und beim Humanismus angeliehen.

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martin7812  07.07.2015, 22:31
@vonGizycki

Was bezeichnest du als "original christlich" und was als "humanistisch"?

Ich selbst bezeichne das, was in den frühen christlichen Schriften aus dem 1. Jahrhundert geschrieben ist als "original christlich", da es frühere Formen des Christentums, die man als "noch originaler" bezeichnen könnte, nicht gibt.

Prinzipien wie Feindes- und Nächstenliebe gab es von Anfang an.

Andere Prinzipien, die man heute zum "Humanismus" rechnet, wird es zum Glück im Christentum nie geben.

Das gilt übrigens für alle autoritäre Religionen.

Was verstehst du unter "autoritär"?

Zwang wohl eher nicht, denn die christliche Religion war in den ersten 3 Jahrhunderten zumindest zeitweise staatlich verboten und wenn irgendwer versucht hätte, Zwang auf die Gläubigen auszuüben, wäre die Religionsgemeinschaft in sich zusammengebrochen, da alle Gläubigen sich sofort wieder der offiziellen Staatsreligion zugewandt hätten.

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vonGizycki  08.07.2015, 07:06
@martin7812

Original christlich hat zwar was mit der Bibel zu tun, ist aber in erster Linie im Zusammenhang mit der Kirche zu sehen. Die Bibel ist ein Sammelsurium von Schriften und Erzählungen, die angeblich Gottes Wort darstellen. So wird es heute noch gepredigt. Sie enthält reichlich blutrünstige Inhalte und auf der anderen Seite eben auch Geschichten, die man als menschlich bezeichnen kann. Dadurch passiert es, das sie inhaltlich und historisch widersprüchlich ist und nicht zur ethischen Orientierung taugt

https://de.wikipedia.org/wiki/Kontroversen\_um\_die\_Bibel

Die Bibel bleibt beliebig interpretierbar und die Kirche hält sich da für eine Institition, die das Mononpol diesbezüglich für sich beansprucht. Das ist christlich, wobei das unaufgebbare Dogma den Kern der christlichen Religion ausmacht. Im Mittelpunkt steht der angebliche Wille Gottes, dem sich der Gläubige zu fügen habe. Zwar ist heute im Protestantismus die Strenge der Bibel aufgeweicht, aber das Dogma ist immer noch da und wird eingefordert. Und das ist das Problem.

Im Humanismus ist es so, das nicht ein Gott oder die Heilige Schrift die ethischen Richtlinien vorgibt, sondern der Mensch richtet sich nach sich selbst. Indem er erkennt, das er kein vollkommenes Wesen ist, muss er an sich arbeiten, damit die Menscheit überleben kann. Dabei wird klar, das es die Bedürfnisse des Menschen sind, die in sein ethisches Verhalten einfließen müssen. Das ist ein Prozess, der nicht aufhört und, wie wir beobachten können, sehr mühsam ist, viele blutige Opfer gefordert hat und das gerade gegenüber den autoritären Religionen (Christentum, Judentum, Islam) durchgesetzt werden musste. Ein vorgefertigtes Lehrgebäude, in dem Gehorsam Gott gegenüber gefordert wird, verhindert solche notwendige Entwicklung, denn alles was nach Selbstverwirklichung im positivem Sinne strebt und nicht diesem Lehrgebäude entspricht, wird öffentlich als gegen Gott gerichtet empfunden und auch gepredigt. Auch heute noch.

Diese Züge lassen sich besonders (aber nicht nur) in der katholischen Kirche nachweisen. Die Grundlage dafür ist eine autoritäre Religion und die Kirche, wenn man es drastisch sagt, ihr Vollstrecker. Es wird zwar keiner mehr auf den Scheiterhaufen geworfen, aber die Kirche im Kopf beherrscht die Seelen ihrer Gläubigen und hat gesellschaftliche Auswirkungen auch auf Nichtchristen. Der Humanismus im Sinne der Aufklärung musste blutig gerade gegen die Kirche durchgesetzt werden. Sie fehlt jedoch in der religiösen Entwirklung des Judentums und des Islams und macht die Erscheinungen, die man heute besonders  im nahen Osten beobachten kann.


Mit bestem Gruß

Rüdiger



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martin7812  08.07.2015, 21:34
@vonGizycki

bleibt beliebig interpretierbar

Was sie nicht nur mit allen anderen religiösen Schriften, sondern auch mit allen Ideologien und Weltanschauungen gemeinsam hat.

Wie sonst kann man erklären, dass Diktaturen, in denen die Menschenrechte nicht beachtet werden, sich selbst manchmal als "besonders humanistisch" oder "besonders demokratisch" bezeichnen?

hält sich da für eine Institition, die das Mononpol diesbezüglich für sich beansprucht

Du musst da schon genau sagen, welche Kirche du meinst. Zwischen Katholiken und Protestanten und auch innerhalb der katholischen Kirche gibt es genau in diesem Punkt massive Unterschiede.

Im Mittelpunkt steht der [...] Wille Gottes, dem sich der Gläubige zu fügen haben.

Das ist der Unterschied zwischen einer Religion und einer Ideologie.

Ich sehe nicht, warum dieses Prinzip in irgend einer Weise schlechter sein soll als eine ideologische Weltanschauung - also eine, die davon ausgeht, von Menschen und nicht von einem höhergestellten Wesen zu stammen.

Der Humanismus im Sinne der Aufklärung musste blutig gerade gegen die Kirche durchgesetzt werden.

Bei diesen Worten ist dir schon bewusst, dass bereits eine einzige humanistische Ideologie, nämlich der Kommunismus, etwa vier mal so viele Todesopfer gefordert hat (nämlich 100 Millionen) wie der Nazionalsozialismus (25 Millionen)?

Das zum Thema: Der Humanismus hätte weniger Todesopfer gefordert als das Christentum - von dem selbst Gegner eine Zahl von "nur" 9 Millionen Opfern angeben.

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Davon erwarte ich, dass sie mir den Glauben stärkt und mir Gemeinschaft gibt. Sie soll auch andere Religionen tolerieren, nicht bekämpfen und über sie herziehen. Ich bin Erwachsen und ev.luth.

 


Brighet  09.07.2015, 19:18

dem kann ich mich nur anschließen. Ich bin ev. Christin

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Von einer christlichen Kirche würde ich erwarten, dass sie den Menschen Gottes Wort lehrt und alle Themen und Lehren anhand der Bibel überprüft. Das Vorbild sollten die Beröer sein, über die in Apostelgeschichte 17,11 steht: "Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte."


Schwanengesang  10.07.2015, 08:56

Sehr gute Antwort, chrisbyrd, die ich nur unterstreichen und in allen Punkten teilen kann!

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Welche meinst du denn?

Von der Kirche, die bei solchen Fragen üblicherweise gemeint ist- nämlich der katholischen- erwarte ich, dass sie es zukünftig unterlässt, gegen die Frauen von Frauen, Homosexuellen etc. Stimmung zu machen oder gegen Atheisten zu hetzen.

Außerdem erwarte ich von ihr, dass sie endlich zur Kenntnis nimmt, dass Teile ihrer Lehre mit den Menschenrechte unvereinbar sind, was ja auch von UN kritisiert wurde. Sie muss z.b. endlich aufhören, Homosexualität und Verhütung zu verurteilen.

Das erwarte ich von einer christlichen Kirche. Man könnte es auch unter einem Begriff zusammenfassen: Nächstenliebe.