Was bitteschön sind denn eigentlich "Systemische Rivalen"?
Um aus den Wirtschaftspartnern Deutschland und China ein Gegensatz-Paar zu machen, erfand jüngst die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock den außenpolitischen Kampfbegriff "Systemische Rivalen", eine äußerst verunglückte Begriffswahl für die von ihr überdies herbeigeredete Rivalität. Deutschland war zwar gelegentlich "Exportweltmeister", aber längst ist China "die Werkbank der Welt", und das in einer Dimension, in der Deutschland eine deutlich kleinere Nummer ist. China ist angehende Supermacht, während Deutschland militärisch "blank da steht". Rivalen müssten ungefähr gleich stark sein. Zwischen Deutschland und China war vor Baerbock eigentlich eine starke partnerschaftliche wirtschaftliche Beziehung gewachsen. Kann frau das einfach so wegwischen und durch "Systemische Rivalität" ersetzen. Was könnte eigentlich hinter diesem Fantasiebegriff für ein Sinn, was für ein Körnchen Wahrheit dahinter stecken? Oder gehört der Begriff in die Tonne? Warum spricht Olaf Scholz kein richtlinienkompetentes Basta-Machtwort gegen Baerbocks Wortwahl?
3 Antworten
Ich verzichte mal auf Deinen polemischen Begleittext und beschränke mich auf die fett gedruckte Frage.
Systemische Rivalen deutet auf eine Konkurrenzsituation zwischen zwei Konkurrenten, die mit unterschiedlichen Systemen dasselbe Ziel zu erreichen versuchen.
Freiheitlich demokratische Grundordnung gegen autoritäre Einparteiendiktatur sind rivalisierende politische Systeme.
Innerhalb des großen Ganzen gibt es seit den zweiten Weltkrieg die Rivalität der westlichen und der öffentlichen Systeme. Früher war das (demokratischer) Kapitalismus gegen Kommunismus.
Heute ist das etwas komplexer aber immer noch relevant.
China versucht seinen Einfluss in der Welt zu vergrößern und sein System zu exportieren, während "der Westen" mit seinem systemischen Ansatz das Gegenmodell darstellen will. Insofern kann man die Situation schon als systemische Rivalität sehen.
Der Begriff systemische Rivalen kommt nicht von Baerbock, sondern aus einem strategischen Report der EU waehrend der Pandemie.
Gerade die Pandemie hat in Frage gestellt ob man sich exklusiv auf China verlassen sollte, und der Krieg in der Ukraine hat unterstrichen dass man vielleicht nicht nur auf ein Pferd setzen sollte.
Der Begriff "systemisch" bezieht sich aber auf das Ganze, nicht auf das Kleinklein der Rivalitäten innerhalb des Ganzen. "Systemische Rivalität" müsste aus dem Ganzen begründet sein, nicht aus den politisch-gesellschaftlich gegensätzlichen Teilsystemen des gesamten Systemes Weltwirtschaft. Innerhalb des Großen Ganzen der Weltwirtschaft hat und hatte die Zusammenarbeit Deutschlands mit China spätestens seit Maos Nachfolger Deng Xiao Ping große Bedeutung.