Was bedeutet "Anatomisch- morphologisch Homologie und Anatomisch- morphologische Analogie" einfach erklärt?

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Homologien sind ursprungsgleiche Merkmale. Zwei Merkmale sind also dann homolog, wenn sie sich auf ein Ursprungsmerkmal eines gemeinsamen Vorfahren zurückführen lassen. Homologe Merkmale belegen dadurch, dass zwei Arten miteinander verwandt sind und von einem gemeinsamen Urahnen abstammen.

Analoge Merkmale sind hingegen Merkmale, die sich gleichartig als Anpassung an die gleiche (oder zumindest eine sehr ähnliche) ökoloische Nische entwickelt haben, aber voneinander unabhängig entwickelt wurden. Analogien sind also kein Beleg für eine Verwandtschaft. Beispielsweise hat sich im Tierreich die Fähigkeit fliegen zu können, mehrfach unabhängig voneinander entwickelt: zuerst bei Insekten, dann bei Flugsauriern, bei Vögeln und zuletzt bei Fledertieren. Die Flugfähigkeit ist also kein Indiz dafür, dass diese vier Gruppen nahe miteinander verwandt sind. Tatsächlich gehören sie anz unterschiedlichen Verwandtschaftsgruppen an: Insekten gehören zu den Gliedertieren und sind mit Krebsen nahe verwandt, Flugsaurier und Vögel sind unter den heute noch lebenden Arten am nächsten mit Krokodilen verwandt und Fledertiere sind als Säugetiere mit Insektenfressern, Huftieren, Raubtieren und Schuppentieren am nächsten verwandt.

Um zu überprüfen, ob zwei Merkmale homolog zueinander sind, gilt es, die drei Homologiekriterien zu überprüfen:

  • Kriterium der Lage: Wenn zwei Merkmale im Lagegefüge die gleiche Position einnehmen, sind sie sehr wahrscheinlich zueinander homolog. Ein Beispiel dafür ist z. B. der Grundbauplan der Tetrapodenextremität, der bei allen Landwirbeltiergruppen gleich ist, in den verschiedenen Gruppen aber stark abgewandelt sein kann.
  • Kriterium der spezifischen Qualität: Homologie kann angenommen werden, wenn zwei Merkmale in ihrem Feinbau übereinstimmen. So sind beispielsweise die Placoidschuppen der Haie und unsere Zähne homolog zueinander, da beide den gleichen Schichtaufbau zeigen.
  • Kriterium der Stetigkeit: Zwei Merkmale sind dann zueinander homolog, wenn sie durch (fossile) Zwischenformen miteinander verbunden sind. Als Beispiel sei hier das primäre Kiefergelenk der "Reptilien" genannt, das mit den Gehörknöchelchen Amboss und Hammer der Säugetiere homolog ist. Im Lauf der Säugerevolution wurde das primäre Kiefergelenk ins Mittelohr verlagert und zu den beiden Gehörknochen umgebaut (ein dritter Gehörknochen, der Steigbügel, ist homolog zum Gehörknochen der "Reptilien", der Columella). An die Stelle des primären Kiefergelenks trat bei den Säugetieren dann ein sekundäres Kiefergelenk. Belege dafür finden wir bei frühen Säugetieren wie Morganucodon, die beide Kiefergelenke besaßen.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig