Warum wurden aus Würgeschlangen Giftschlangen, wenn man der Evolutionstheorie glauben mag?
Welchen Vorteil hat es seine Beute zu vergiften, statt sie zu erwürgen? Das Gift muss die Schlange ja auch erst produzieren.
7 Antworten
Der evolutionäre Vorteil liegt doch auf der Hand:
Würgeschlangen müssen groß und muskulös sein, damit sie genug Kraft aufbringen um ihre Beute festzuhalten, oder die Knochen zu brechen. Das bedeutet wiederum, dass sie mehr Energie aufbringen müssen, also mehr fressen und sich selbst aber weniger gut tarnen oder verstecken können. Sich auch langsamer und schwerfälliger fortbewegen können.-
Giftschlangen müssen nur einmal schnell zubeißen um ihre Beute zu lähmen oder direkt zu töten.
Danke für den Stern. Wobei ich glaube das es hier auch fachlich bessere und umfangreichere Antworten auf deine Frage gab:
Das Umschlingen und "Erwürgen" der Beute ist in der Evolution der Schlangen sehr früh entstanden und bei den meisten ihrer Familien heute noch die vorherrschende Jagdmethode. Gift ist nur in der Überfamilie Colubroidea (Nattern- und Vipernartige) vorherrschend. Diese Gruppe umfasst aber 80 - 90 % aller Schlangenarten (von denen viele, speziell Nattern, für den Menschen aber ungefährlich sind), ist also wesentlich erfolgreicher als all die ungiftigen Schlangenarten.
Verglichen mit dem Vergiften der Beute ist das Würgen wesentlich zeit- und energieaufwändiger und bietet dem Beutetier außerdem mehr Möglichkeiten, sich zu wehren und die Schlange zu verletzen. Erwähnenswert sind auch die Erdvipern (Atractapspidiae), die ihre Beute unterirdisch finden, wo sie weder genug Platz zum Würgen noch zum Zubeißen haben. Stattdessen stechen sie geradezu mit ihren Giftzähnen zu, wobei sie sogar das Maul geschlossen halten können.
Innerhalb der Colubroidea hat sich der Giftbiss übrigens mehrfach zurückentwickelt. Manchmal liegt das an einer Anpassung ans Eierfressen, wie bei den Afrikanischen Eierschlangen (Dasypeltis), manchmal wurde auch sekundär das Würgen der Beute wieder entwickelt, wie bei der Kornnatter (Pantherophis guttatus).
Die eine optimale Anpassung gibt es eben nicht, weder bei Schlangen noch sonstwo in der Natur.
Versteh ich nicht, wo sagt die Evolution(stheorie) das aus (hochspezialisierten) Würgeschlangen mit Spezieller Muskulatur, Speziellen Zähnen um sich fest zu beißen, etc. ebenso hoch spezialisierte Giftschlangen (mit ganz anderen Zähnen, usw.) wurden?
http://www.spektrum.de/news/so-sahen-die-ersten-schlangen-aus/1347206
Das Gift haben die Schlangen ja nicht von Heute auf Morgen entwickelt. Es war ein langsamer Prozess. Vermutlich haben die ersten Giftschlangen nur ein sehr schwaches Gift gehabt. Ich könnte mir vorstellen dass es sich aus Speichel entwickelt hat und dass es mit der Zeit immer toxischer wurde. Wenn es sich tatsächlich aus Speichel entwickelt hat, dann war dieses Gift eher ein Abfallprodukt. Als die ersten Schlangen über das Gift verfügten, hat dann die Evolution eingegriffen, weil die Schlangen in diesem Moment einen gewaltigen Vorteil hatten. Sie wurden von ihrer Beute nicht mehr verletzt und sie mussten nur sehr wenig Energie aufbringen sie zu töten. Damit konnten sie kleiner werden und ihr Beutespektrum erweitern. Denn es gibt viel mehr kleine Tiere als Große.
Ob die ersten Schlangen wirklich Würgeschlangen waren, also ihre Beute mit einer kräftigen Umklammerung töteten, ist überhaupt nicht sicher. Die Tötung durch Gift und auch die Umklammerungstötung sind beide sehr hochspezialisierte Jagdmethoden, die sich unabhängig voneinander entwickelt haben.
Schlangen entwickelten sich vermutlich zu Beginn der Oberkreide aus den gleichen Echsen-Vorfahren wie die Warane und auch die im Meer lebenden, aber heute ausgestorbenen Mosasaurier und waren ursprünglich wahrscheinlich halb im Wasser, halb an Land lebende Wühltiere, deren Beine sich zugunsten einer grabenden Lebensweise zurückbildeten. Schön aus dem Jura sind schlangenartige Tiere bekannt, aber ob sie tatsächlich an der Basis der echten Schlangen stehen oder nur eine weitere Gruppe beinloser Echsen sind, ist umstritten.
Eine weitere recht eng mit den Schlangen verwandte Gruppe sind die Gila-Krustenechsen, die auch über einen extrem giftigen Biss verfügten. Da auch Varane giftig sind, könnte der Ursprung des Giftbisses bereits wirklich im Jura liegen und auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgehen. Die Giftigkeit hat sich schrittweise entwickelt: von einer Symbiose mit Bakterien im Speichel über eine Modifikation der Speicheldrüse bis hin zum Giftkanal in den Zähnen waren viele Schritte nötig, um den Giftbiss zu einer effizienten Waffe werden zu lassen. Einige Schlangen haben dann ihre Giftigkeit zugunsten eines größeren Körpers aber auch wieder aufgegeben, wahrscheinlich bereits im Paläozän, also kurz nach dem verschwinden der Dinosaurier.
Die Schlangen gehörten nämlich zu den großen Gewinnern nach einem gewaltigen Massenaussterben, das am Ende der Kreidezeit alle gleichwarmen Wirbeltiere stark dezimiert hatte. Die großen Dinosaurier waren ausgestorben, die Säugetiere und Vögel winzig klein, sodass für kurze Zeit Schlangen, Schildkröten und Krokodile die Welt beherrschten. Einige Schlangen jener Zeit wie Titanoboa wurden mehr als 13m lang und brachten über eine Tonne Gewicht auf die Waage - und so ein Monster braucht keinen Giftbiss mehr, um seine Beute zu erlegen.
Als es sich im Eozän dann allmählich abkühlte, passten sich die Monsterschlangen an und wurden wieder kleiner. Je nach Beschaffenheit ihres Lebensraums und der Art ihrer Beute entwickelten einige Schlangen ihre Giftigkeit weiter oder eben andere Methoden, um ihre Opfer zu töten. Heute sind etwas mehr als 630 Giftschlangen bekannt. Die Familien der Giftnattern, der Vipern und der Erdvipern sind allesamt giftig, unter anderen Familien wie den Nattern sind einige giftige Exemplare die Ausnahme.