Warum wollen viele Menschen lieber eine IV Befruchtung anstatt einer Adoption?

5 Antworten

Weil es schwierig ist, ein gesundes Neugeborenes zu adoptieren und weil es dann doch für manche nicht das "eigene" Kind ist. Auch muss man das immer wieder zur Sprache bringen: Kinder haben heutzutage meines Wissens ein Recht darauf, ihre Herkunft zu kennen. Ebenfalls bekommt dadurch das Umfeld mit, dass es sich um eine Adoption handelt. Manche Frauen empfinden es immer noch als Makel, nicht schwanger zu werden.

Bei einer Befruchtung ist es eben das eigene Kind (ist oft auch für den Vater wichtig), man war auch noch schwanger (auch das ist für viele Frauen wichtig, es erlebt zu haben), und man kann es dem Umfeld verschweigen.


Apokalypse2020 
Beitragsersteller
 20.06.2024, 18:24

Also, man adoptiert nicht, weil man nur kranke Babies adoptieren kann? Aber ein leibliches Kind kann auch krank sein oder werden.

annie80  20.06.2024, 18:57
@Apokalypse2020

Es ist schwierig, einen gesunden Säugling aus der eigenen Kultur adoptieren zu können. In Deutschland werden Kinder eher zu Pflegefamilien gegeben anstatt sie zur Adoption freizugeben und dadurch das Recht auf sie komplett abzugeben.

Apokalypse2020 
Beitragsersteller
 20.06.2024, 18:59
@annie80

Also, könnte man sagen, wenn das Adoptionsgesetz verbessert würde, gäbe es weniger IV Befruchtungen?

annie80  20.06.2024, 19:16
@Apokalypse2020

Selbst wenn, es würde an den anderen Punkten nichts ändern. Die Zahl der IV-Befruchtungen würde m. E. kaum zurückgehen.

Zwar ist die Diskussion schon paar Wochen alt, aber ich schreibe trotzdem nochmal dazu.

Aus meiner Sicht kommt das Thema Adoption aufgrund des aufwendigen Prozesses in Kombination mit geringer Erfolgsaussicht für wenige infrage. Man muss sich um sehr viele Organisatorische Dinge kümmern, sich komplett nackig machen, Seminare besuchen und den typischen bürokratischen Kram über sich ergehen lassen.

Hinzu kommt, dass das Thema der eigenen Gene für viele auch sehr wichtig ist.

Wir haben den Prozess ebenfalls mitgemacht und ich war erstaunt, dass doch so viele Menschen auf diesem Weg ein Kind bekommen wollen. Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Kinder ist sehr gering. Falls es wen interessiert, es gibt auf Statista ganz spannende Statistiken dazu.

Eine Adoption ist viel, VIEL, VIEL aufwendiger, als eine IV Befruchtung.

Es fängt schon damit an, dass nicht jeder adoptieren darf. Man muss sich beim Jugendamt bewerben. Daraufhin wird man sehr genau überprüft. Die Bewerber dürfen nicht zu jung oder zu alt sein. Zudem muss man sich im Prinzip komplett nackt machen. Dinge wie Lebenslauf, die eigene Kindheit, Zukunftspläne, die gesundheitliche Lage, finanzielle Situation, Wohnsituation, polizeiliches Führungszeugnis, etc. Manche wollen das nicht, oder sie glauben, sie würden diese Überprüfung eh nicht bestehen.

Aber mal angenommen, man besteht diese Prüfung und erweist sich als geeignet - dann hat man noch längst kein Kind. Es gibt viel mehr Paare, die ein Kind adoptieren wollen, als Kinder, die man adoptieren kann. In meinem Landkreis gibt es beispielsweise aktuell ca. 10 Paare. Aber in den letzten paar Jahren wurde hier kein einziges Kind zur Adoption freigegeben. Also, selbst wenn mal ein Kind zur Adoption freigegeben, hat das Jugendamt 10 Paare, die in Frage kommen würden. Und in den anderen Landkreisen in Deutschland ist es ähnlich. Viele Paare warten jahrelang. Manche werden dadurch auch zu alt, um noch ein Kind zu adoptieren. Diese Wartezeit ohne zu wissen, ob man wirklich ein Kind bekommt, kann sehr belastend sein.

Es gibt auch noch die Möglichkeit einer Auslandsadoption. In vielen armen Ländern gibt es Kinderheime, die voll sind von Kindern ohne Eltern (nicht alle davon sind Waisen, viele davon wurden von den Eltern freigegeben). Aber bei einer Auslandsadoption sind die Kinder bereits älter (ab ca. 2-3 Jahren). Dazu kommt noch, dass man mehrmals ins entsprechende Land reisen muss und diverse Gebühren zahlen muss. Da kommen schnell 20.000-30.000 € zusammen. Und auch hier gibt es Wartezeiten - von sehr lang bis extrem lang. Meine Frau haben uns 2016 für eine Auslandsadoption entschieden und gerade mal 8 Jahre später, also dieses Jahr bekamen wir endlich unser Adoptivkind.

Und egal ob Inlands- oder Auslandsadoption - wenn man das Kind mal hat, dann ist noch längst nicht alles in Butter. Adoptivkinder sind oft traumatisiert, weil der wichtigste Mensch in ihrem Leben, die Mutter, sie verlassen hat. Selbst bei Säuglingen, die direkt nach der Geburt adoptiert wurden, hinterlässt das Spuren. Die Bindung zur Mutter beginnt bereits während der Schwangerschaft. Diese Grundbindung fehlt der Adoptivmutter, die muss mühsam aufgebaut werden. Oft stellt sich ein Adoptivkind auch die Frage nach dem "warum", also warum es abgegeben wurde.

So, und dann vergleich das mal mit einer IV Befruchtung. Da gibt es eine Hormonbehandlung, Eizellen werden entnommen, im Labor befruchtet und der Frau wieder eingesetzt. Wenn alles gut läuft kommt es zur Schwangerschaft und man bekommt das eigene Kind.

Eine IV Befruchtung ist auch nicht ohne - aber verglichen mit einer Adoption ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Adoptivvater mit mehrjähriger Erfahrung.

Apokalypse2020 
Beitragsersteller
 20.06.2024, 23:11

Naja, so würde ich das nicht sehen. Vor allem für die Frau ist es ein schwieriger Weg. Die Hormone haben Nebenwirkungen und können Langzeitfolgen haben wie z.B. Brust- und Eierstockkrebs. Dazu die Narkose. Da ist bei uns in Ö. vor ca. 3 Jahren eine junge Frau bei IV gestorben und eine weitere wurde schwer verletzt. Viele Frauen erleiden während des Prozess Fehlgeburten, manche bekommen nie ein Kind oder es dauert ebenfalls sehr lange. Und selbst, wenn es klappt, heißt das noch nicht, dass alles gut ist. Habe eine Bekannte, die hat auf diesem Weg Drillinge bekommen. Eines starb ein paar Tage nach der Geburt, eines hat eine Lernbehinderung und einem fehlen etliche Zähne. Und die Kosten sind mitunter auch recht hoch. Also, einfach ist etwas anderes.

Aber man könnte die Regularien für die Adoption verbessern. In Ö. gibt es zum Beispiel nur ein Mindestalter.

Saturnknight  20.06.2024, 23:36
@Apokalypse2020
Aber man könnte die Regularien für die Adoption verbessern. In Ö. gibt es zum Beispiel nur ein Mindestalter.

Und wie wolltest du die verbessern? Was hat das mit dem Mindestalter zu tun? In Deutschland muss man auch ein gewisses Alter haben - und man darf auch ein gewisses Alter nicht überschreiten. Es macht ja auch keinen Sinn, einer 60 jährigen ein Adoptivkind zu geben.

Apokalypse2020 
Beitragsersteller
 20.06.2024, 23:49
@Saturnknight

Es gibt in Ö. kein Höchstalter. Mit IV bekommen Frauen sogar mit Mitte 60 ein Kind. Das ist aber nicht verboten.

Saturnknight  21.06.2024, 00:01
@Apokalypse2020

Also geht es dir jetzt um das Höchstalter für IV oder für eine Adoption?

Was die IV angeht - Wie viele Frauen versuchen denn überhaupt noch, mit Mitte 60 Mutter zu werden? Selbst mit der Hormonbehandlung ist es für die meisten in diesem Alter nicht mehr möglich.

Und zu deinem vorherigen Kommentar: wie groß ist den die Gefahr von Brust- oder Eierstockkrebs? Darüber würde ich gerne mal belegbare Zahlen angeht.

Was IV und Adoptionen angeht - meine Frau und ich haben es auch mit IV probiert, inklusive mehrfacher Fehlgeburten, Hormonbehandlungen etc. Wir wurden auch im Vorfeld ausführlich informiert. Ich steh dazu, was ich geschrieben habe: eine Adoption ist viel heftiger als eine IV Befruchtung.

Weil es eben dann dein eigenes Fleisch und Blut ist?

Für mich macht das schon sinn.

Was nicht heißt das man ein Adoptivkind nicht auch lieben kann. Aber Blut ist bekanntlich dicker als wasser.

Hallo,

es geht doch um das ganze Drum und Dran.

Es soll doch nicht ein z.B. Autokauf werden.

Gruß

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Im gesamten Leben aufgepasst

Apokalypse2020 
Beitragsersteller
 20.06.2024, 18:26

Autokauf? Das ist eine Adoption sicher nicht. Aber ein Kind von einer Leihmutter kann man kaufen.