Warum wollen viele Leute den D-Mark zurück?

21 Antworten

Der Euro verhindert, dass EU-Länder mit schwacher Wirtschaft ihre Währung abwerten können, somit bleiben sie ohne Finanzhilfen nicht überlebensfähig.

Andererseits verhindert der Euro, dass die Währung bei wirtschaftlich starken EU-Staaten, entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit aufwertet, was zu ungerechtfertigten wirtschaftlichen Vorteilen führt, dadurch dass sie ihre Waren dann billiger anbieten können. Und wenn jemand Vorteile auf Kosten anderer zieht steigt zurecht der Unmut.

Der Euro macht also die Südstaaten arm und starken Staaten arrogant.

Es folgt im Prinzip dem alten kapitalistisch-volkswirtschaftlichen Grundsatz: Wer viel hat bekommt mehr, und wer wenig hat muss das bezahlen.

In meinem Umkreis wollen das nur einige Wenige der Gattung "Ewiggestrig".

Deren Problem ist, dass sie keine Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen haben und die deswegen die Vergangenheit verklären.

Ein kleiunes Erlebnis.

Meine Lieblingseidiele, ein Eiskaffee, vor der Umstellung 3,90 DM, danach unglaublich günstige 3,80 EUR.

Und es gibt Leute die meinen, wenn man das wieder umdreht, wpürde alles wieder nur die Hälfte kosten......

...... was nicht der Fall sen wird. Du kannst Dir sicher sein, dann kostet der Eiskaffee satte 7,60 DM.


DenweisenSchaff  11.12.2019, 11:35

Gehst du denn dort den Eiskaffee für den neuen Preis trinken? Da gäbe es doch bestimmt günstige Alternativen.

0
feinerle  11.12.2019, 11:48
@DenweisenSchaff

Ja gibts die, die allerdings den Nachteil haben, ich muss bis zum nächsten weiter weg fahren und das Ding ist zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar. Alleine die Fahrtkosten, Parkplatz, etc sind dann teurer als die Preisschraube, die die angewendet haben.

Und dort isses auch nich soooo viel günstiger, das haben schließlich alle gemacht.

Das war der Preis, den man uns für die Weidervereinigung von Seiten der anderen um uns herum angeknöpft hat, die Zustimmung zur Eurowährung.

Auch wenn sie nach langer Zeit vorteilhaft ist, erst einmal hat man unsere Vermögen halbiert und nein, diese Hälfte gibts nicht mehr zurück, wnen man wieder auf Nationalwährung umstellt.

0
DenweisenSchaff  11.12.2019, 11:50
@feinerle

Du willst doch jetzt aber nicht ernsthaft behaupten, die Wiedervereinigung habe deinen Kaffeepreis verdoppelt?

0
feinerle  11.12.2019, 12:01
@DenweisenSchaff

Über 100000 Ecken, doch.

Als sich die Gelegenheit der Vereinigung nach dem Mauerfall bot, musste man natürlich die Aliierten besänftigen und mit ihnen verhandeln.

Jeder hatte so seinen Preis.

Die Amis wollten den Ostteuil in der Nato und einiges an Militärgerät, an das sie anderweitig nicht rangekommen sind bis dazu. MiG 29 und solch Zeugs.

Den Preis der Engländer weiß ich gerade nicht, die Russen wollten ihren Truppenabzug bezahlt bekommen und zudem einen riesigen Kredit von Deutschland zu ungeheuerlich günstigen Konditionen.

Frankreich wollte eine Europawährung, aber Deutschland damals nicht, weil die D-Mark extrem stark war. Nur kurz davor war gar in der Diskussion, ob man diese nicht neben dem US-Dollar als Weltverrechnungswährung nehmen sollte, weil sie damals extrem stark war.

Um jedoch sich wieder vereinigen zu können, stimmte man dann Frankreichs Idee einer Europawährung zu, gab den Amis die Bündnisverpflichtung und den Russen ihr Geld.

Und das hat viele viele Jahre später meinen Eiskaffee verteuert.

0
DenweisenSchaff  13.12.2019, 00:00
@feinerle

Komisch - mein Kaffee kostet nicht mehr als vor 40 Jahren. Damals 8 Mark das Pfund.

0
Es mag ja sein das früher einiges billiger war, aber dafür hat man bestimmt nicht so viel verdient wie heute.

Wie meinen?

Die Preise haben sich seit Einführung des Euro praktisch verdoppelt (du bezahlst in Euro mehr als das, was du früher im DM bezahlt hast). Die Gehälter haben sich aber nicht verdoppelt, sondern stiegen nach der Halbierung durch den Euro nur im gleichen Maße wie vorher weiter an.


Apfelkind86  11.12.2019, 11:29
Die Preise haben sich seit Einführung des Euro praktisch verdoppelt 

Das ist nachweislich falsch und einer der Hauptgründe für diese dümmliche Sehnsucht nach der D-Mark....

3
joangf  11.12.2019, 11:36
@Apfelkind86

Und wo genau findet sich der Nachweis, dass das falsch ist? Objektiv betrachtet bezahle ich für die gleichen Waren heute das in Euro (oder mehr), was ich damals in DM bezahlt habe.

1

Es gibt natürlich Nostalgiker, die den alten Zeiten mit dem D-Mark nachtrauern, das ist dann aber eher gefühlsbetont und nicht intellektuell begründet.

Gegen den € sprechen aber schon, wie ich finde, gewichte Argumente, denn die Handelsbilanzungleichgewichte der EU-Länder können nicht mehr einfach über die Wechselkurse ausgeglichen werden, was aber zu starken Verwerfungen führt. Dazu gehören u.a. ein niedriges EZB-Leitzinssatz, hohe Arbeitslosigkeit in Italien, Spanien und Griechenland usw.. Der niedrige Leitzinssatz befeuert aber geradezu die Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken und nun wollen die Sozen auch noch zusätzlich Öl ins Feuer giessen, indem sie für Deutschland ein auf Pump finanziertes Investitionsprogramm in Höhe von 400 Mrd. fordern. Die begründen das aber gerade auch noch mit dem niedrigen Leitzins. Da stehen einem doch die Haare zu Berge!!

Am besten aber befragen die erst mal Herrn Sinn zu dem Thema? LOL!


Katze446  11.12.2019, 12:01

Ganz genau.

Die Frage ist auch, wie lange sich die Menschen in Südeuropa und auch in Frankreich das noch gefallen lassen. Sollte einer von beiden aus dem Euro austreten, Frankreich oder Italien, gibt es ein Desaster:

Würde Italien zurück zur Lira gehen, würden die Bankguthaben genauso wie die Schulden von Euro auf Lira umgestellt werden. Die Lira würde abwerten, aber die Schulden würden in Euro bestehen bleiben und müssten in Euro getilgt werden, wären also viel höher wie zuvor. Italien wäre nicht imstande, diese Schulden zu tilgen und das würde große Löcher in das Eigenkapital aller europäischen Banken fressen, denen Italien Geld schuldet. Genauso wie es allen Unternehmen schadet, denen Italien das Geld nicht mehr zurückzahlen kann. Das würde ein Kollaps des Finanzsystems bedeuten.

Genauso würde Italien darunter leiden, denn es müsste immer mehr Lira drucken, um die Schulden bezahlen zu können, die Lira würde immer weiter abwerten und der Teufelskreislauf ist da. Das wären Zustände wie in der Weimarer Republik mit sehr hoher Inflation in Italien.

Deshalb wünschte ich, es hätte den Euro niemals gegeben. Aber ich kann die Zeit nicht zurückdrehen.

0
Joshua18  11.12.2019, 12:12
@Katze446

Ich denke, das mit den Schulden spielt keine grosse Rolle, denn man muss Italien ohnehin, so oder so, einen Schuldenschnitt gewähren. Könnte Italien aber abwerten, so wäre es am Weltmarkt deutlich konkurrenzfähiger mit seinen Exportgütern wie z.B. Mode, landwirschaftlichen Produkten oder Fahrzeugen. Dann könnte man sich dort evtl. schon mittelfristig aus dem Dreck ziehen und einen ausgeglichenen Haushalt anstreben.

Das alles ginge natürlich deutlich zu unseren Lasten. Aber ich finde, man muss das schon aus einer gewissen Meta-Sicht sehen und auch die Belange der anderen Staaten mitberücksichtigen.

Eine Lösung mit dem Erhalt des € wäre mir zwar viel lieber, aber wie soll die ohne den niedrigen EBZ-Leitzinsatz aussehen? Die Lösung wäre nobelpreiswürdig!

1
Katze446  11.12.2019, 12:21
@Joshua18

Schulden erlassen kann man nur, indem man Guthaben streicht. Denn überall, wo Schulden sind, gibt es auch Gläubiger. Das wären im Fall von Italien hauptsächlich Banken. Die müssten das Geld dann abschreiben, was große Löcher in ihr Eigenkapital frisst. Kann sehr gefährlich werden, wenn Banken pleite gehen, hat man an der Pleite von Lehman Brothers gesehen.

Eine Lösung hätte es gegeben, und zwar die schrittweise Einführung einer Zweitwährung in Italien. Also dass neben dem Euro auch Lira ausgegeben werden, im 1. Jahr 10%, im zweiten Jahr 20%, im dritten Jahr 30% usw. bis es irgendwann nur noch Lira gibt. Auch die Schulden wären dann teilweise in Lira gezahlt bzw. verrechnet worden. Das hätte natürlich auch zu Einbußen der Banken geführt, aber nicht so schlimm wie es ein plötzlicher Austritt aus dem Euro sein würde.

Aber diesen Weg wollten die Politiker und Zentralbanker nicht gehen, denn dann hätten sie ja zugeben müssen, dass der Euro gescheitert ist.

0
Joshua18  11.12.2019, 12:31
@Katze446

Derzeit kauft die italienischen Staatsanleihen doch fast nur die EZB in Frankfurt und wenn die Titel fällig werden, legt Italien halt wieder neue Anleihen auf, und so geht das Spiel immer weiter.

Wenn man das ganz hart sieht, könnte man auch sagen, die EZB druckt das Geld für die italienischen Schulen. Die werden quasi per aufgeblähter Geldmenge bezahlt. Das kann aber leider so nicht ewig funktionieren!

Leider sind aber die Sachverhalte offenbar für viele Politiker schon viel zu komplex und die warnenden Ökonomen sind für die nur spinnende Theoretiker im Elfenbeinturm. Das ist eben typische "Trump-Mentalität".

1
Katze446  11.12.2019, 12:48
@Joshua18

Stimmt, da hast du Recht. Die EZB könnte sich diese Schulden ja quasi selbst bezahlen, oder?

Eine weitere Gefahr sehe ich in dem Aufpumpen der Assetklassen wie Aktien, Immobilen und Anleihen. Durch den Nullzins sind viele Investoren und auch ganz normale Bürger in "Betongold" und Aktien geflohen. Die Preise steigen immer weiter und ich habe die Befürchtung, dass irgendwann der Punkt kommt , an dem diese Blasen platzen. Möglicherweise ausgelöst durch eine Rezession, bei der viele Menschen arbeitslos werden und ihre Hauskredite nicht mehr tilgen können. Genauso brauchen Menschen in einer Rezession Geld, um fehlendes Einkommen auszugleichen, d.h. die liquiden Werte werden veräußert. Aktien sind sehr liquide, da könnte es auch zum Zusammenbruch kommen.

Interessant sind auch folgende Anzeichen:

  • Schiller-KGV der amerikanischen Aktienmärkte zu hoch, sogar höher als vor Dotcom-Blase
  • inverse Zinskurve bei den Staatsanleihen in den USA
  • Stress am RePo-Markt (Interbankenmarkt), die Banken leihen sich untereinander nicht mehr genug Geld, weil sie sich nicht mehr vertrauen. Deshalb schießt die Fed jeden Tag Geld in dieses System

Der jetzige Zustand des Finanzmarktes ähnelt dem Zustand vor der letzten Finanzkrise 2007 und vor dem Platzen der Dotcomblase 2000...

0
Joshua18  11.12.2019, 12:59
@Katze446

Das ist halt wie bei einem Patienten mit drastischen Bluthochdruck, dem man noch fleissig was gibt, um den Hochdruck noch weiter zu steigern. Da muss es einfach eines Tages zum Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen und ein Tod wegen Altersschwäche ist sehr unwahrscheinlich.

1